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COLD WAR KIDS
 
Vom Touren und Eheleben - Eine Bestandsaufnahme.
Cold War Kids
Sich als Künstler selbst zu finden, aber dabei auf der Suche nicht womöglich verloren zu gehen, dieses Schicksal hat schon einige Musiker um den Verstand gebracht und in Krisen gestürzt. Ebenso wie das leidige Thema Persönliches nicht allzu sehr mit dem kreativen Schaffen in Verbindung zu bringen. Ausschließen lässt sich beides nicht, aber die Cold War Kids haben auf ihrem nunmehr dritten Album "Mine Is Yours" scheinbar die passende Balance gefunden, bei der sie sich in der Entstehungsphase durchaus musikalisch verlieren und dabei trotzdem einige persönliche Umbrüche in ihrem Leben sinnvoll für das neue Material nutzen konnten. Um welche Erfahrungen es sich dabei genau handelt, das haben uns Nathan Willett und Matt Maust, ohne Blatt vor dem Mund, in offenherziger Manier verraten.
Als erfolgreiche Band haben die Cold War Kids das Leben auf Tour in und auswendig kennen gelernt, aber fanden sich nach dem Ende der letzten Weltumrundung und den zahlreichen Stationen auf mehreren Kontinenten plötzlich im heimischen Kalifornien wieder. Sahen sie sich vielleicht nicht zwangsläufig mit dem Alltag konfrontiert, weil sie den durch allerhand Abwechslung als stets beschäftigte Musiker ohnehin kaum ins Gesicht blicken, so wurden sie doch von einer ganz anderen Realität getroffen, die ihnen völlig neue Einblicke gewährten, vor allem was die Bedeutung der Beziehung angeht. Nathan Willett misst der Zeit zu Hause abseits jeglicher Clubs der Welt eine besonders hohe Bedeutung zu: "In der Zeit, in der wir zu Hause waren, wurden wir auf so vielen verschiedenen Ebenen mit dem echten Leben konfrontiert, wozu natürlich auch Beziehungen gehören. Plötzlich bekommst du von allen Seiten diese Eindrücke, auch wie es gerade bei Freunden beziehungsmäßig so läuft. Wenn man auf Tour ist, entgeht man dieser Realität sehr schnell oder blendet sie teilweise auch aus, weil man jeden Tag praktisch ein neues leben an einem anderen Ort führt und die Beständigkeit, die dir zum Beispiel eine Beziehung gibt, fehlt."

Innerhalb dieses Kontextes, sah sich die Band gezwungen über das eigene Leben zu reflektieren und tat dies bei den Aufnahmen zu "Mine Is Yours" auf eine viel persönlichere Art und Weise als noch bei den Vorgängern, wofür Nathan eine schlüssige Erklärung abgibt: "Ich fand es interessant, das Album thematisch von diesem Aspekt ausgehend aufzubauen. Vieles davon hat ursprünglich seine Wurzeln in dem, was wir in unseren eigenen, aber auch in den Leben unserer Freunde mitbekommen haben. Das ist eine spannende Phase, die künstlerisch gesehen viel zu bieten hat. Man ist Ende zwanzig, um einen herum werden alle plötzlich so seriös, erwachsen, schließen den Bund für's Leben und es findet im Allgemeinen eine Art Umbruch statt, der zum Teil große persönliche Veränderungen mit sich bringen kann. Das alles war sehr lohnenswert auch einmal musikalisch und lyrisch näher betrachtet zu werden."

Ebenfalls hilfreich für das Entstehen des neuen Tonmaterials war auch die Tatsache, dass der private Rückhalt so stark und die persönliche Ausgeglichenheit vorhanden war. Die Ehe ist für Nathan demnach der persönliche Schlüssel zum kreativen Glück geworden? "Ich glaube schon, dass es einen Unterschied macht. Wenn man in einer festen Beziehung ist, dann kann diese Tatsache es einem als Künstler einfacher machen, sich völlig in der Kunst zu verlieren. Es ist unglaublich gut zu wissen, dass in solchen Situationen jemand da ist, der dich vollkommen versteht und weiß, was gerade mit dir passiert. Im Gegensatz dazu bietet dir eine instabile oder chaotische Beziehung nicht diesen Rückhalt und es ist viel schwieriger sich in einer Sache, wie zum Beispiel der Musik, auf dieselbe tiefgründige Art zu verlieren." Matt Maust, der am Bass aufopferungsvoll den Ton angibt, hält sich bei diesem Thema jedoch lieber vornehm zurück und verkündet mit einem Augenzwinkern: "Ich bin gar nicht verheiratet und kann da nicht mitreden!"

Das andauernde gemeinsame Touren und die langjährige Freundschaft der Bandmitglieder lässt aber doch teilweise auch gewisse Parallelen zum Eheleben erkennen, wie Nathan unverblümt zugibt: "Ich glaube, wir lernen in diesem Bandgefüge mehr über das Verheiratet sein als in unseren jeweiligen Ehen", wobei die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme den Wahrhaftigkeitsgehalt unterstreicht. Eine gewisse Intimität ist bei einer so innigen Freundschaft unter Bandkollegen sicherlich nicht von der Hand zu weisen, da man neben kreativen Entscheidungen, die die Musik betreffen, auch für das Private ein offenes Ohr haben muss. Umgehend stellt sich die Frage, wie weit beides miteinander verknüpft ist und überhaupt sein darf, wenn man auf so engem Raum zusammenarbeitet und sich vermutlich in und auswendig kennt? Ist es ratsam, das Eine deutlich vom Anderen zu trennen oder kommen sich Privates und Geschäftliches doch häufiger in die Quere? Für Nathan gibt es hinsichtlich dieser Hürde nur eine mögliche Form der Bewältigung: "Wir sind zwar miteinander befreundet und passen gut auf uns auf, aber gleichzeitig sind wir auch wie ein Team, das funktionieren muss. Manchmal muss man dabei abwägen, inwiefern zum Beispiel eigene Probleme und Sorgen einen Platz in der Band haben und bis zu welchem Grad man diese auf den Tisch legt. Als Freunde nehmen wir natürlich immer Anteil am Wohl des jeweils Anderen, aber gleichzeitig haben wir auch künstlerisch gesehen eine Verantwortung für einander und da muss man manchmal Grenzen setzen, weil man unter Umständen eventuell Persönliches und Geschäftliches zu sehr miteinander vermischt. Wir sind zwar enge Freunde und wie eine Familie, aber wir wollen auch als Band erfolgreich sein und nicht nur existieren, um gegenseitig in menschlicher Hinsicht auf uns aufzupassen. Wir brauchen beides, schätze ich."

Was das Geschäftliche angeht, so scheinen die Cold War Kids schon lange den richtigen Riecher zu haben und können musikalisch mit ihrem Eifer und ihrer Produktivität vermehrt punkten. Dabei sehen sie die ständige Weiterentwicklung in kreativer Hinsicht als viel versprechend und für ihr eigenes Schaffen als unausweichlich an und können mit dem musikalischen Stillstand nichts anfangen, der allein darauf abzielt sich in künstlerischer Hinsicht auf sicherem Terrain zu bewegen und die Zuhörerschaft mit dem zu bedienrn, was sie erwartet. Matt Maust schwebt bezüglich dieses Aspektes etwas ganz anderes vor: "Wir wollen genau das Gegenteil erreichen, denn unsere Fans sollen mit uns wachsen. Wenn ich mir Radiohead ansehe, dann habe ich das Gefühl, dass sie unglaublich gut darin sind, mit jedem neuen Album zum Teil völlig neue Wege einzuschlagen, ohne jemals langweilig zu werden. Sie sind als Band sehr wandelbar und das schätze ich an ihnen. Ich brauche jedes Mal eine Weile, bis ich mich an ihr neues Material gewöhne, aber ich mag es, dass ihr ganzes kreatives Schaffen so vorwärts gerichtet ist. Wir machen keine so großen Sprünge wie sie, aber tendenziell wollen wir ebenfalls Veränderungen zulassen und nicht auf der Stelle treten."
Weitere Infos:
www.coldwarkids.com
www.myspace.com/coldwarkids
Interview: -Annett Bonkowski-
Foto: -Pressefreigabe-
Cold War Kids
Aktueller Tonträger:
Mine Is Yours
(Downtown/Cooperative Music/Universal)
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