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THE LOW ANTHEM
 
Einmal ungewöhnlich aufnehmen und zurück
The Low Anthem
Die Vorteile eines richtigen Studios liegen klar auf der Hand. Dennoch scheint der dort spürbare Komfort nicht immer unbedingt das zu sein, was das Musikerherz verlangt oder die Songs hinsichtlich ihrer Umsetzung am meisten benötigen. The Low Anthem haben beim Schreiben der Songs für ihr neues Album "Smart Flesh" einen kleinen Sinneswandel erfahren und infolgedessen das sichere Studio-Territorium für die Aufnahmen ihrer zahlreichen Ideen verlassen. Ein altes, verlassenes Fabrikgebäude war der Schauplatz des Geschehens und gleichzeitig Ort von kleineren Kämpfen gegen die Akustik sowie ungebetene tierische Besucher. Im Gespräch mit uns haben Ben Knox Miller und Jeff Prystowsky von den Schwierigkeiten, aber auch schönen Seiten des Aufnahmeprozesses berichtet.
GL.de: Ihr habt euch für die Aufnahmen zum neuen Album "Smart Flesh" in einer ehemaligen Nudelsoßen-Fabrik eingenistet. Ein nicht gerade alltäglicher Ort, um Songs aufzunehmen. Was hat euch zu diesem Schritt bewegt?

Ben: Es war hauptsächlich eine Entscheidung, die wir hinsichtlich des Klangs getroffen haben, der uns für das neue Album vorschwebte. Wir hatten es uns in den Kopf gesetzt, die Songs in einer Art Fabrik oder dergleichen aufzunehmen und wollten nicht in ein normales Studio gehen. Davor haben wir in einem relativ kleinen Raum aufgenommen und wir haben dieses Mal nach etwas größerem gesucht. Einem Ort mit viel Platz, einem spezifischen Sound und einer eigenen Atmosphäre.

Jeff: Wir sind dann einfach herumgelaufen und haben uns verschiedene Räumlichkeiten angesehen.

Ben: Unsere Apartments sind ziemlich klein und unser Equipment hat sich darin gestapelt. Wir wollten deswegen an einem Ort aufnehmen, der uns mehr Platz bot. Bei dieser bestimmten Fabrik, für die wir uns dann entschieden haben, war der Klang sehr weiträumig und dennoch völlig ungewohnt, was uns sehr gefallen hat. Manchmal kann es sehr künstlich wirken, wenn man in einem so großen Raum aufnimmt, aber dort war das nicht der Fall. Der Besitzer hat uns die Fläche für $1.000 im Monat zur Verfügung gestellt, wobei wir mehr oder weniger nur die eigentlichen Heizkosten gedeckt haben. Es war traumhaft, sich in einem so enormen Gebäude auszubreiten und Musik zu machen.

GL.de: Habt ihr während der Aufnahmen auch dort gewohnt?

Ben: Das kann man so sagen, obwohl wir es eigentlich nicht hätten tun sollen. Wir mussten vorher ein paar Papiere unterschreiben, falls wir uns zum Beispiel verletzt oder uns die Ratten vergiftet hätten. Wir haben ungefähr drei Monate dort verbracht. Ben und ich hatten auch gleich die Straße runter eine Wohnung, aber die anderen in der Band haben die meiste Zeit direkt vor Ort in der Fabrik verbracht. Ein paar Nächte sind wir auch dort geblieben. Es war ziemlich cool. Wir hatten Frachtenaufzüge und konnten somit Möbel und Equipment ständig umher bewegen wie es uns beliebte. Wir hatten sogar einen Kühlschrank, obwohl das Gebäude an sich schon fast so kalt wie ein Kühlschrank selbst war (lacht).

GL.de: Wie seid ihr vorgegangen, als ihr diese Fabrik in einen Aufnahmebereich umgewandelt habt? Ihr wart wahrscheinlich die ersten Leute überhaupt, die auf die Idee gekommen sind, dort zu arbeiten, oder?

Jeff: Ja, das ist wahr. Es hat uns über einen Monat gekostet, alles so herzurichten wie wir es vor unserem inneren Auge geplant hatten. Wir haben lange gebracht, um den Sound so hinzubekommen bis er uns geeignet für die Aufnahmen erschien.

Ben: Es war zum Teil eine knifflige Angelegenheit, weil wir sowohl die Abgeschiedenheit als auch die Weite des Raumes einfangen wollten. Das waren zwei sehr unterschiedliche Arten, mit den gegebenen Mitteln umzugehen. Die Interaktion zwischen den Instrumenten war manchmal so unterschiedlich. Wir konnten die Anordnung der Instrumente und Mikrofone jeweils völlig unterschiedlich gestalten. Je nachdem, was uns klanglich vorschwebte, veränderte sich auch das Set-Up. Manchmal standen die Mikrofone bei den Aufnahmen ganz weit hinten im Raum verstreut, weil wir so den besten Klang bekamen. Man musste etwas aufpassen, weil das Innere des Aufnahmeorts wie eine Art Tunnel funktionierte, bei dem der Klang sich schnell verlaufen oder undurchsichtig wirken konnte. Statt Hall als Effekt einzusetzen, haben wir lieber diese Eigenschaft für uns genutzt. Es war ein richtiges Experiment für uns, bei dem wir unterschiedliche Räume auf ihren Klang getestet haben. Wir werden beim nächsten Album sicherlich wieder etwas neues ausprobieren und nicht wieder in die Fabrik zurückkehren. Wir wollen neue Ideen und neue Strukturen.

GL.de: Das ganze Austesten eurer Möglichkeiten und gleichzeitig das Ausschalten potenzieller Fehlerquellen erinnert ein wenig an ein Kontrollspiel. Wie habt ihr dieses am Ende für euch gewinnen können?

Jeff: Es war mitunter wirklich ein Spiel, bei dem es viel um Kontrolle ging. Wir haben am Ende die Oberhand gewonnen, indem wir uns mehr oder weniger den vorhandenen Gegebenheiten untergeordnet und diese bestmöglich für uns genutzt haben. Zum Beispiel konnten wir bei den Aufnahmen nur bestimmte Ecken im Raum verwenden, weil es ohne die dortigen Heizkörper gar nicht möglich gewesen wäre, anständig zu arbeiten. Es gab insgesamt drei große Heizgeräte und wir haben uns so organisiert, dass jedem eine andere Funktion zugeschrieben wurde. Unter einem von ihnen war unser ganzes Equipment aufgestellt, unter dem zweiten befand sich das Control Board und unter dem letzten war etwas Wohnfläche zum kochen und rumsitzen. Wir hatten sogar zwei Pflanzen (lacht).

Ben: Ja, das stimmt. Wir brauchten ja irgendetwas um uns herum, damit wir uns lebendig fühlen konnten an einem Ort, der eher nach Tod und Verfall aussah.

GL.de: Das klingt, als ob ein paar tierische Besucher auch nicht weit entfernt waren...

Jeff: Oh, es gab dort einige Fledermäuse...

Ben: Und Wäschbären! Hunde, Katzen...(lacht) Nicht die Kolonie an Marienkäfern zu vergessen, die wir in einem Türpfosten entdeckt haben. Ich habe sie zufällig entdeckt, als ich eine Tür öffnete, die zum Turm des Hauses herauf führte. Mir sind vor Schreck gleich fünfundzwanzig von den kleinen Dingern auf die Füße gefallen. So viel Glück auf einmal!

The Low Anthem
GL.de: Ihr habt angesprochen, dass mehrere Wochen nötig waren, um die örtlichen Verhältnisse nach euren Wünschen zu formen und anschließend für eure Pläne zu nutzen. Was wäre gewesen, wenn all die investierte Zeit umsonst gewesen wäre und ihr nicht diesen besonderen Klang aus dem Gebäude heraus gekitzelt hättet?

Ben: Das wäre schrecklich gewesen. Das erste Mal, als wir uns ein paar Aufnahmen außerhalb des Gebäudes angehört haben, waren wir ziemlich enttäuscht vom Ergebnis. Es war weniger eine Aufnahme als ein Exempel für Resonanz, weil es davon so unheimlich viel in den Räumen gab. Wir konnten damit zunächst nur sehr wenig anfangen. Dann mussten wir uns etwas einfallen lassen, um nicht frustriert alles stehen und liegen zu lassen und uns von dieser Idee, dort aufzunehmen, zu verabschieden. Wir haben also eine kleine Wand hinter den Sofas aufgebaut und noch ein paar Decken aufgehangen, so dass der Klang besser isoliert war. Das daraus resultierende Ergebnis entsprach schon eher unseren Vorstellungen. Folglich haben wir uns nach Alternativen umgesehen, die das aufnehmen in solch einer Umgebung doch möglich machen würden und haben im Laufe dieses Prozesses vieles verändert.

Die Songs "Matter Of Time", "Fool's Repent" und "Hey, All You Hippies!" haben wir wiederum in einer nahe gelegenen Garage aufgenommen. Dafür mussten wir das ganze Studio dorthin verlegen. Es herrschte eine ganz andere Stimmung und das Tempo war ebenfalls unterschiedlich. Diese Songs verleihen dem Album den nötigen Kontrast. Hätten wir sie durch drei Songs ersetzt, die ebenfalls in der Fabrik entstanden sind, dann würde es wahrscheinlich so wirken, als ob das Album sieben Stunden lang wäre (lacht). Wir sind einige Male an den Punkt gekommen, wo wir nicht mehr weiter wussten, aber das war trotzdem eine hilfreiche Erfahrung für uns, aus der wir gestärkt hervor gegangen sind. Der ganze Aufnahmeprozess hat auch lange genug gedauert. Ich bin der Meinung, dass solche kleinen Rückschläge nicht ohne Grund passieren.

Weitere Infos:
www.lowanthem.com
www.myspace.com/lowanthem
Interview: -Annett Bonkowski-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Low Anthem
Aktueller Tonträger:
Smart Flesh
(Bella Union/Cooperative Music/Universal)
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