Gästeliste: Ihr steht ja nun auch nicht gerade wie die Messdiener auf der Bühne, aber würdet ihr eine so körperbetonte Show, wie wir sie gerade von Soundtracks Of Our Lives gesehen haben, auch hinlegen? Oder könnt oder wollt ihr das gar nicht? Wo sind eure Grenzen?
Florian: Ich bin heute an meine Grenze gegangen. Ich hab alles rausgeholt!
Gästeliste: Es gibt also eine rein physische Grenze, aber keine konzeptionelle, dass ihr sagen würdet: Das ist uns zu übertrieben, zu aufgesetzt?
Peter: Solange es nicht übertrieben ist und ehrlich wirkt - und bei Soundtracks Of Our Lives wirkt es so - dann ist es cool. Die Grenze bei uns ist dann erreicht, wenn ich nicht mehr Gitarre spielen kann, weil ich zuviel herumspringe.
Rüdiger: Es gehört einfach auch dazu, dass man sich körperlich wirklich reinhängt. Aber nicht, weil man denkt: Die Leute finden mich dann cool, es macht einfach mehr Spaß.
Gästeliste: Drei Leute sind ja nun die absolute Minimalbesetzung. Ihr spielt teilweise gleich mehrere Instrumente gleichzeitig - auch auf der Bühne. Habt ihr jemals darüber nachgedacht, weitere Musiker in die Band zu holen?
Florian: Nee, zu keiner Zeit. Sonst verdient man ja auch weniger Geld! (lacht) Ich glaube, wir haben das ganz gut gelöst. Ich denke, das reicht. Man könnte natürlich noch mehr unterlegen, wenn man einen vierten Mann hätte, aber wir sind so auch sehr zufrieden.
Rüdiger: Jetzt kann man ja auch soviel mit Elektronik machen, da gibt es ja einen Riesenraum, um sich zu entwickeln, wenn man erst mal einen Sampler oder einen Synthesizer in der Hand hat.
Gästeliste: Nun habt ihr aber ziemlich sicher nicht wenige Fans genau deshalb, weil ihr gerade nichts mit Elektronik am Hut habt.
Rüdiger: Wir werden keinen Stilbruch machen und man wird uns in dem Sound immer wiederfinden, aber es ist für jede Band wichtig, dass sie auch nach vorne schaut. Uns gibt es ja inzwischen auch immerhin schon drei Jahre.
Peter: Das Wichtigste ist immer die Energie, die rüberkommt.
Gästeliste: Wo du gerade von Energie sprichst - ist das Livespielen wichtiger für euch als beispielsweise die Studioarbeit?
Peter: Man sollte natürlich versuchen, die Energie bei der Aufnahme rüberzubringen, aber auf der Bühne zu stehen macht wesentlich mehr Spaß.
Gästeliste: Die Stücke eurer neuen Single "Wellenreiten '54" habt ihr in gleich drei Studios gemacht - in eurer Heimatstadt München, in den derzeit sehr beliebten Uphon Studios in Weilheim und interessanterweise auch im Skyline Düsseldorf, das in letzter Zeit ein wenig in Vergessenheit geraten ist.
Peter: Wir wollten halt nicht direkt beim ersten Studio sagen: Ja, das ist es. Wir wollten uns schon ein bisschen umschauen und das Optimale finden.
Gästeliste: Das heißt, auf der Single wird ausprobiert, das Album dann aber in einem Rutsch im selben Studio eingespielt?
Peter: Eigentlich schon. Andererseits kann es auch sinnvoller sein, sich ein Studio für die gitarrenlastigeren Stücke zu suchen und eins für die eher groovigen Sachen. Das steht aber alles noch nicht fest.
Gästeliste: Ihr habt ja nun nach langem Warten endlich einen Major-Vertrag bei Motor Music unterschrieben. Gibt es da, gerade was die erste LP angeht, in irgendeiner Weise Druck von Seiten des Labels?
Peter: Den Druck machen wir uns höchstens selber, denn wir wollten eigentlich schon viel früher mit dem Album rauskommen. Es ist eher die Plattenfirma, die dann sagt: Bleibt mal locker! Wir selbst sind ziemlich heiß darauf, endlich was zu veröffentlichen. Im September werden wir die zweite Single aufnehmen, im November dann das Album.
Gästeliste: War das ein großer Schritt für euch, diesen Vertrag zu unterschreiben? Ihr wart ja sehr lange unabhängig und selbständig. So lange sogar, dass es schon fast zum Kult wurde.
Rüdiger: Unsere Plattenfirma funktioniert nicht nach dem gängigen Klischee: Du unterschreibst da und die sagen dir, dass du so und so sein musst, damit das und das passiert. So läuft das nicht. Wir hatten unsere eigenen Strukturen schon vorher aufgebaut, und das wusste die Plattenfirma auch von vorne herein. Wir hätten auch keinen Vertrag unterschrieben, der mit unserer Vergangenheit gebrochen hätte. Das Label sieht sich eher als Verstärker.
Gästeliste: Die wenigsten Bands, schon gar nicht ähnlich erfolgreiche wie ihr, bleiben drei Jahre ohne größeres Label. Es muss ja nicht gleich ein Major sein, aber die meisten Bands verdingen sich nach sehr kurzer Zeit bei irgendeiner möglichst renommierten Firma. War das eine bewusste Entscheidung von euch, diesen Weg nicht zu gehen?
Peter: Es waren schon Angebote da, aber es hat nie richtig gepasst. Jetzt mit Motor ist es echt gut. Obwohl man das natürlich auch erst rückblickend in ein paar Jahren wirklich beurteilen kann. Bisher verstehen wir uns prächtig.
Gästeliste: Inwieweit spielt eure Heimatstadt eine Rolle? München ist nicht gerade das Popmusik-Mekka Deutschlands. Außer den Merricks hat es in den letzten Jahren auf dem Gitarrensektor nicht viel Umwerfendes von der Isar gegeben. Deutschsprachige Popmusik wird ja weiterhin vorwiegend in Hamburg produziert. Dort ist "die Szene".