Kann man denn soweit gehen zu sagen, daß auf dem neuen Album weniger Songs, als vielmehr Soundspektren zu hören sind?
"In gewisser Weise ja", räumt Thomas ein, "allerdings möchte ich das so nicht unterschreiben. Die Songs sind immer noch das Wichtigste bei uns. Und auch wenn es kaum zu glauben ist: Die entstehen immer noch wie früher, indem wir uns alle zusammenhocken und auf der akustischen Gitarre anfangen. Wir kennen uns jetzt schon so lange, daß wir genau wissen, worauf es ankommt, und so entstehen die Songs dann im Zusammenspiel. Und hinzu kommt, daß die Texte für mich immer wichtiger werden."
Warum kann man sie dann immer schlechter verstehen? Da entsteht eher der Eindruck, daß die Stimme als weiteres Instrument eingesetzt wird.
"Nun ja, wir haben immer gemacht, was am besten zum Song paßte. Natürlich hätten wir die Stimme ganz trocken und klar produzieren können, aber das hätte dann nicht gepaßt. Und natürlich ist die Stimme eine Art Instrument, aber der Inhalt ist auch wichtig. Und: Die Leute bekommen die Texte ja dazu."
Ist diese neue Betonung des Sounds vielleicht irgendwie psychedelisch zu interpretieren. Thomas grinst.
"Meinst Du jetzt den letzten Song ('Music, mind expanding')? Das sollte ursprünglich unser Drogen-Song sein. Dann haben wir uns aber überlegt, daß das doch zu hart wäre und ihn umbenannt. Aber psychedelisch haut schon hin."
"Wir hatten diese Diskussion darüber, was eigentlich einen Song psychedelisch macht", beschreibt Torsten, "ist es ein Wall of Sound? Sind es Effekte? Das ist ganz verschieden. Bei "Music" war es meines Erachtens die monotone Bass-Drum..."
"Ich hatte eher den Eindruck es war die Baßlinie", wirft Bassist Holger Schmidt ein.
"Nun ja, die Gitarre war auch nicht ganz unwichtig", begehrt Mathias auf. (Thomas ist derweil rausgegangen. Aber vermutlich lag es seiner Meinung nach am Gesang.)
Wie wird denn der ganze Schlampf live umgesetzt? Um ehrlich zusein, suchte man ja auch bisher schon immer nach irgendwelchen Leuten hinter dem Vorhang...
"Das mache ich", erklärt Torsten, "ich habe einen Minidisc-Player mit verschiedenen Platten, die ich dann beim Spielen ein- und ausschalte."
Deswegen trägt der Mann auch immer Kopfhörer. Wie geht es denn jetzt weiter? Wäre es interessant mit der gewonnenen neuen Erfahrung und dem eigenen Studio nicht vielleicht mal andere Bands zu produzieren?
"Das wäre schon interessant", meint Mathias, "aber die Settings in unserem Studio sind ziemlich auf uns eingestellt. Da läßt man dann nicht so gerne andere Leute rein. Außerdem haben wir einfach keine Zeit dafür."
Nun ja, eine Kollaboration hat es ja bereits gegeben. Für die Beangrowers aus Malta, die man bei der Produktion der Debut-Scheibe kennenlernte, schrieb Thomas ein Stück (das dann sogar noch auf dem Soundtrack des letzten Detlev Buck Films, "Liebe Deine Nächste" geriet). Wie Vivid vor zwei Jahren, werden die Beangrowers übrigens dieses Jahr die Popkomm im Kölner E-Werk eröffnen. Für sowas sind Vivid ja mittlerweile zu groß. Nun ja, andererseits geben sie ja auch noch Interviews und unterschreiben Autogrammkarten...
Ein Gruß per MP3-Datei von Vivid (136KB, gezipped)