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DOUG KEITH
 
Zum Glück nicht festgelegt
Doug Keith
Zugegeben, in Deutschland ist Doug Keith bislang noch ein unbeschriebenes Blatt. In seiner amerikanischen Heimat ist das bereits etwas anders. Dort hat er in den letzten Jahren bereits viel Lob für seine Alben unter eigenem Namen eingeheimst. NPR sieht in ihm einen "modernen Troubadour", Spin Magazine nennt ihn "Sharon Van Ettens rechte Hand", und Purge ist davon überzeugt, dass er "den Geist von Dylan, Young und Waits heraufbeschwört". Dieser Tage veröffentlicht der aus dem Mittelwesten stammende und inzwischen in New York lebende Singer/Songwriter sein exzellentes drittes Soloalbum namens "Pony", das er letztes Jahr mit ein wenig Hilfe seiner Freunde (darunter J Mascis sowie Musiker von Megafaun und The War On Drugs) fertiggestellt hat, nachdem er den Großteil des Jahres 2012 als Leadgitarrist/Multiinstrumentalist in Sharon Van Ettens großartiger Band auf Welttournee war. Auf "Pony" tauscht er den heimeligen, handgemachten 70s-Country-Rock-Sound des wunderbaren Vorgängers "The Lucky Ones" (2010) gegen einen dezent moderneren, eklektischen Mix aus ruhigem Folk und ansteckendem Pop sowie akustischen und elektrischen Gitarren und rückt Keyboards und Synthesizer mehr in den Mittelpunkt. Gaesteliste.de wollte wissen, wie es dazu kam.
"Pony" ist zwar erst die dritte Album unter seinem eigenen Namen, doch "Here's To Outliving You" aus dem Jahre 2008 war keinesfalls Dougs erste Platte. Er hatte bereits einige inzwischen vergriffene Werke unter dem Pseudonym The First Person To See An Elephant veröffentlicht, die durch eine freigeistige Herangehensweise und liebevolle handgemachte Cover bestachen, bevor er sich in den letzten Jahren neben seinen Soloveröffentlichungen vor allem auf seine Rolle in Sharon Van Ettens Band konzentrierte. Beeinflusst von seinem Bruder hatte er in seiner Jugend in Minnesota Hüsker Dü, The Replacements, Pixies, Sonic Youth und Camper Van Beethoven für sich entdeckt, entwickelte gleichzeitig aber auch ein Faible für John Fogerty, Tom Petty und Paul Simons "Graceland"-Album. Sein Bruder war es auch, der ihm The Feelies, Uncle Tupelo, The Descendents, Operation Ivy, The Ramones, Dinosaur Jr, R.E.M. und viele Weitere näherbrachte und ihn im Alter von 14 zu seinem ersten Konzert (The Feelies) mitnahm - ein Abend, der bei Doug bleibenden Eindruck hinterließ. Gleichzeitig brachte ihm sein damaliger Gitarrenlehrer Dana Klipp, der zuvor Gitarre für die Folk-Gigantin Elizabeth Cotten gespielt hatte, als ihre Arthritis sie daran hinderte, selbst zu spielen, ein ganz anderes musikalisches Universum näher. "Ich stürzte mich in den Blues und all diese uralten Aufnahmen. Das ging sogar so weit, dass ich mir eine Victrola-Musikbox kaufte, um die Platten in ihrer natürlichen Umgebung knistern zu hören", erinnert er sich bei unserem Interview. In der Highschool begann er dann an eigenen Gitarren-Instrumentals zu arbeiten, die einen Mitschüler an John Fahey erinnerten. "Ich hatte noch nie von ihm gehört, also beschaffte ich mir eine seiner Platten, 'The Voice Of The Turtle', die ich nicht richtig verstanden, aber dennoch geliebt habe", verrät er. "Ich habe mich danach wirklich eingehend mit John Faheys Werk beschäftigt und ich kann seinen Einfluss in vielen meiner Sachen hören, auch wenn das vielleicht nicht so offensichtlich ist."

Wie breit gefächert die Einflüsse Dougs sind, zeigt auch die Tatsache, dass er, bevor er sich in New York niederließ, in San Francisco in der Punk-Szene mitmischte. "Anstatt aufs College zu gehen, schloss ich mich einer Punk-Band an, die unentwegt auf Tour war. Am Punk gefiel mir nicht nur die Musik, sondern auch die sehr organische und frei Natur der Szene", erklärt er. "Alles ist DIY und das Ziel ist gewissermaßen das Ding selbst. Das ist eine Maxime, der ich bis heute mit all meinem Tun folge." Trotzdem sieht sich Doug nicht als ein Hansdampf in allen Gassen. "Ich betrachte mich eher als Wirrkopf", sagt er bescheiden. "Ich liebe alle möglichen Genres: Folk und Blues, Punk, Classic Rock, Country, Jazz, Metal, Hip-Hop und Pop. An manchen Tagen würde ich am liebsten eine Metal-Band à la Slayer gründen, doch dann gibt es auch Phasen, in denen ich lieber in einer traurigen Folk-Band wäre, und manchmal schreibe ich einfach nur Drones. Ich denke, den meisten Musikern geht es so. Vielleicht bin ich auch einfach zu wenig fokussiert, um mich auf eine Sache festzulegen."

Das gerade Gesagte spiegelt sich auch ein Stück weit in seinen Solowerken wider. Die sämzlich auf Dougs eigenem Village Label veröffentlichten Platten passen zwar alle in die Überkategorie "Singer/Songwriter", haben aber dennoch eine eigene Note. "Ich denke, das liegt daran, dass ich mir mehr und mehr selbst vertraue", erklärt er, auf den Grund dafür angesprochen. "So stolz ich auch auf die ersten beiden bin: In 'Pony' steckt doch am meisten von mir. Bei den ersten beiden Platten habe ich Dinge zurückgehalten, ohne dass ich heute weiß, warum. Dieses Mal war es anders. Wenn ich eine Idee oder einen Gedanken hatte, habe ich mich nicht mehr davon abbringen lassen. Das ist auch der Grund dafür, dass ich mit all den Leuten aufnehmen konnte, die mich bei der neuen Platte unterstützt haben. Ich setze mich nicht hin und schmiede vor den Aufnahmen den Klang betreffende Pläne, allerdings hab ich 20 Songs geschrieben und Demos aufgenommen, aus denen ich letztlich die Lieder für die Platte ausgewählt habe. Ich bin also mit einem recht detaillierten Plan ins Studio gegangen." Trotzdem blieb noch viel Raum für Dougs Mitstreiter, den Aufnahmen ihren Stempel aufzudrücken. "Das stimmt. Der Kern der Band auf 'Pony' sind Brad und Phil Cook und Megafaun sowie Zeke Hutchins, mit dem ich auch bei Sharon zusammenspiele. Ich bin gut mit ihnen befreundet und ich habe sie speziell ausgewählt, weil ich ihrer Intuition vertraue und die höchste Meinung von ihrem musikalischen Können habe. Es war großartig zu sehen, in welche Richtung sie die Musik getragen haben. Ich hätte ihnen einen Wegweiser geben können, aber es war viel spannender, ihnen nicht zu sagen, wo es hingehen soll. Es gefällt mir, wenn andere ihre eigene Vision einbringen, und wenn nötig, feile ich anschließend noch ein wenig daran."

Neben den drei genannten Musikern lud Doug allerdings auch noch einige Special Guests für bestimmte Nummern ein. "Während der Aufnahmen kamen mir Dinge in den Sinn, an die ich zuvor nicht gedacht hatte, wie zum Beispiel das tobende Gitarrensolo bei 'Pure Gold Of The 70's", und als ich versuchte, diesen Part zu schreiben, bemerkte ich, dass ich J Mascis imitierte. Also dachte ich mir, es würde nicht schaden, ihn zumindest zu fragen, ob er es selbst spielen würde. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er zugesagt hat! Ich bin ein Fan von ihm, solange ich denken kann! Bei Adam Granduciel von The War On Drugs war es ähnlich. Mir gefiel die Stimmung des Songs 'Black Metal Black', aber mit seiner speziellen Art, Gitarre zu spielen, hat er das Stück an einen anderen Ort verfrachtet. Ich habe größten Respekt vor dem Typen, er ist etwas ganz Besonderes. Bei Heather Woods Broderick war es so, dass ich sie ursprünglich nur gebeten hatte, ein bisschen Gesang und einen Cello-Part beizusteuern, aber plötzlich kamen mir ganz viele Stellen in den Sinn, an denen sie sich ganz ausgezeichnet machen würde, und sie hatte auch ganz viele Ideen und wir haben uns einfach treiben lassen. Sie ist phänomenal - als Musikerin und als Mensch."

Geholfen hat sicherlich auch, dass Dougs neues Album nicht einfach nur zu Hause aufgenommen wurde, sondern in einem renommierten Studio in North Carolina, wo ihm mit Jon Ashley zudem noch ein talentierter Tontechniker zur Seite stand. "Ich glaube fest an die Fähigkeiten eines guten Technikers im Studio", unterstreicht Doug. "Ich besitze einige gute Mikros sowie einen prima Vorverstärker und habe ein wenig Ahnung von Mikrofonpositionierung, EQs, Kompression und solchen Dingen, gleichzeitig bin ich aber auch klug genug, um zu wissen, dass ich nicht in der Lage bin, eine Platte genauso gut klingen zu lassen wie ein ausgebildeter Tontechniker. Das ist ein Job, der genauso erlernt sein will wie das Spielen eines Instruments. Die Art und Weise, wie ein Song aufgenommen wurde, hat dramatischen Einfluss darauf, wie ein Mensch ein Lied wahrnimmt, auch wenn ihm das beim Hören vielleicht gar nicht bewusst ist. Es sind subtilste Dinge, die Riesenunterschiede machen, und das fasziniert mich sehr. Jon Ashley, der 'Pony' aufgenommen und gemischt hat, ist ein Genie. Seine Ahnung und darüber hinaus die Stimmung, die er verbreitet hat, waren unglaublich inspirierend, und ich kann guten Gewissens sagen, dass die Platte nicht die gleiche ohne ihn wäre. Dass wir in einem richtigen Studio außerhalb von New York aufgenommen haben, war zudem darin begründet, dass ich es mag, mit Deadlines und unter Druck zu arbeiten. Dann arbeite ich besser, während ich bei Homerecordings oft kein Ende finde, weil die Möglichkeiten so unbegrenzt sind."

Doug Keith
Das Ergebnis ist eine Platte, die anders als "The Lucky Ones" stärker im Hier und Jetzt verankert ist. Statt knisternder alter Country-Platten scheint dieses Mal eher die modernen Indierocker Pate gestanden zu haben, die Doug nicht zuletzt auf der ausgiebigen Tournee mit Sharon 2012 immer wieder über den Weg gelaufen sind. "Für 'The Lucky Ones' wollte ich diesen locker-leichten 70s-Sound haben. Ich hatte damals einen sehr anstrengenden Alltagsjob und deshalb nur sehr wenig Zeit, die Platte zu schreiben und zu formen", erinnert er sich. "Für 'Pony' konnte ich mich stärker auf die Arbeit fokussieren. Wenn ich nicht mit Sharon auf Tour war, saß ich zu Hause, schrieb Songs und nahm Demos auf, und unterwegs machte ich mir Gedanken über den Mix oder Midi-Sounds, die später durch echte Instrumente ersetzt werden würden. Ich habe mir für diese Platte wirklich Zeit gelassen, und das ist etwas, was ich noch nie zuvor getan habe. Ich fühle mich jetzt viel wohler in meiner Haut als zu der Zeit, als 'The Lucky Ones' entstand, und ich denke, das hört man 'Pony' auch an."
Weitere Infos:
www.dougkeith.com
www.facebook.com/pages/Doug-Keith/7479080769
dougkeith.bandcamp.com
www.thevillagelabel.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigabe-
Doug Keith
Aktueller Tonträger:
Pony
(The Village Label/Import)
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