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MARIA SOLHEIM
 
Vom Schrottplatz in den Ozean
Maria Solheim
Als die norwegische Songwriterin Maria Solheim 2006 ihr Album "Will There Be Spring" veröffentlichte, schien sie sich mit dem üblichen Album/Promo/Tour-Rhythmus arrangiert zu haben. Nichts deutete darauf hin, dass sich das ändern würde und so war es dann überraschend, dass sie nach der Tour zum Album sozusagen von der Bildfläche verschwand. Umso erfreulicher, dass sie nun, mit dem neuen Album "In The Deep" (das in Skandinavien schon seit einiger Zeit erhältlich ist) - auch musikalisch - einen Neuanfang wagt. Die Frage stellt sich indes, was denn zu der langen Pause geführt hatte.
"Bereits während der Aufnahmen zu 'Will There Be Spring' sagte mir mein Körper eigentlich, dass ich mal eine Pause einlegen müsste", erzählt Maria, "aber mein Kopf wollte da nicht drauf hören. Am Ende wurde ich sehr krank und mein Arzt verbot mir sogar weitere Auftritte. Ich verbrachte das folgende Jahr damit, darüber nachzudenken, wer ich ohne Musik eigentlich bin. Ich nahm 2008 einen Job auf einem Schrottplatz an, der auch eine Kompostieranlage hatte. Den Müll anderer Leute zu sortieren, half mit sprichwörtlich auch, meinen eigenen Müll zu sortieren. Und zu beobachten, wie aus welken Blumenresten guter Dünger wurde, half mir zu erkennen, dass es immer auch eine neue Chance gibt - auch wenn ich mich selbst ziemlich kaputt fühlte. Ich bin ja sowieso eine Person, die sich zuviel Sorgen macht und ich fühlte den Druck, dem ich als Vorbild für jene, die meiner Musik zuhörten, ausgesetzt war. Als ich mir schließlich eingestand, niemals perfekt sein zu können, fielen mir auch wieder neue Songs ein und ich spürte die Sehnsucht, wieder Konzerte zu geben. Das war entscheidend für meinen Weg zurück in die Musik-Welt." Inwiefern hat das denn den kreativen Prozess beeinflusst? "Nun, der Prozess, den ich selbst durchlief generierte eine Menge neuer Texte", erinnert sich Maria, "einige basieren auf Erinnerungen aus der Vergangenheit - gute und schlechte. Einige Stücke sind eine Art Erinnerung an mich selbst, einfach nicht aufzugeben und wieder andere sind ein Ergebnis spontaner Kreativität und einer gewissen Gelassenheit."
Was ist denn Marias Haupt-Anliegen der neuen Scheibe? "Meine Mission mit dieser Scheibe ist es, Hoffnung, Trost und Freude mit meiner Musik zu verbreiten. Das ist jedenfalls das, was Musik mit mir macht. Und ich hoffe auch, dass sich die Leute auf 'In The Deep' in den Texten wiedererkennen können. Und ich habe mir selbst die Aufgabe gestellt, wenigstens einen Song ohne düstere Untertöne zu schreiben. Das ist 'Dance With Me' und das ist ein Song, der mich happy macht." Inwieweit sind die Texte autobiographisch? "Nun ja, alle Texte kommen ja über Erfahrungen zustande, aber sie sind nicht alle direkt autobiographisch" schränkt Maria ein, "Leute, die ich treffe und die Gefühle, die diese Treffen begleiten, sind meine Inspiration. Mit der Ausnahme von 'Grace', denn dieses Stück schrieb ich, nachdem ich über die Russische Revolution gelesen hatte. Es geht in diesem Song darum, wegen deines Glaubens verfolgt zu werden. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch keine Ahnung, wie aktuell dieser Song werden würde, denn kurz danach passierte das Massaker in Utøya in der Nähe von Oslo, wo über 70 norwegische jugendliche wegen politischer Meinungen getötet wurden." Neben besagter Grace gibt es noch einen Charakter auf der Scheibe - nämlich Sally. "Nun, das ist ein Pseudonym für meine Tochter Selma. Das Stück habe ich geschrieben habe, als ich mit ihr schwanger war und mir klar wurde, dass ich weiter Musik machen wollte. Das war der Wendepunkt für mich." Hat sich eigentlich Marias spirituelle Einstellung im Laufe der Zeit geändert? "Sagen wir mal so: Meine Naivität hat sich in den letzten sieben Jahren geändert. Aber man sagt ja, dass Gott sich niemals ändert und das ist immer noch ein Felsen, an dem ich mich festklammere."
Maria Solheim
Maria scheint auf jedem Song mit einer anderen Stimme zu singen. War das eine Absicht? "Nun, die Aufnahmen des Albums waren nicht besonders strukturiert", räumt sie ein, "und ich denke, dass die Stimmung des Augenblicks sich in meiner Stimme widerspiegelte, denn wir haben an dem Album über ein Jahr lang gearbeitet. Es wurde mit Lachen und Weinen geboren!" Wie schafft Maria es dabei, im selben Song zugleich glücklich wie auch melancholisch zu erscheinen? "Ich denke, das ist einfach meine Natur", überlegt sie, "ich glaube, dass meine Gefühle meine Stimme und die Art, in der ich die Worte betone, beeinflussen. Ich versuche immer, mit dem, was ich singe eins zu werden. Wenn es mich selbst nicht berührt, werden andere erst recht keinen Bezug zu dem Song aufbauen können. Einen Song zu singen bedeutet nicht einfach eine schöne Stimme zu haben, sondern es geht darum, eine Geschichte oder Emotionen zu vermitteln. Ich sehe mich als sehr offene Person und versuche beim Singen so ehrlich wie möglich zu sein." Was war dieses Mal die größte Herausforderung? "Die größte Herausforderung war, bei klarem Verstand und gesund zu bleiben. Und daran zu glauben, dass man andere erreichen kann. Was das Album selbst betrifft, so war dieses Mal die Produktion die größte Herausforderung. Es dauerte einige Zeit, den richtigen Ansatz für die Arrangements zu finden - wobei mir meine Musiker sehr geholfen haben. Ich war zwar ziemlich erschöpft, aber auch glücklich, als das Album in Norwegen herauskam."

Warum heißt das Album "In The Deep"? "Weil Musik mein Ozean ist", führt Maria aus, "meine Vorfahren - sowohl auf der väterlichen, wie auch der mütterlichen Seite waren Fischer. Ich war diesbezüglich aber ein wenig eingerostet. Ich war lange Zeit nicht an der See gewesen als ich das Album veröffentlichte. Ich befand mich sozusagen im tiefen Wasser und wusste nicht, ob ich schwimmen oder sinken würde." Was ist Maria - insgesamt gesehen - denn am Wichtigsten beim neuen Album? "Ich denke der Umstand, dass es überhaupt gemacht wurde", meint sie, "dass es mir möglich war, es zu beenden und dass jemand es herausbringen wollte. Es hat mich daran glauben lassen, dass ich noch etwas zur Musiklandschaft beitragen könnte, und dass ich noch Zuhörer habe- was für eine Musikerin das größte Geschenk überhaupt ist. Es ist eine Ehre." Auf der anstehenden Tour wird Maria die Songs des neuen Albums und auch älteres Material mit zwei Begleitmusikern in akustischen Versionen vorstellen.

Weitere Infos:
www.facebook.com/mariasolheimpop
www.mariasolheim.no
twitter.com/maria_solheim
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Maria Solheim
Aktueller Tonträger:
In The Deep
(Membran)
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