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CHRIS ROBINSON BROTHERHOOD
 
Band ohne Boss
Chris Robinson Brotherhood
"Well, man, the vibes are good!", sagt Chris Robinson gleich zu Beginn des Gesprächs mit Gaesteliste.de. "Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich nach all den Jahren immer noch Musik machen kann und all die herrlichen und schönen Dinge erleben kann, die damit einhergehen. Überhaupt bin ich von vielen wundervollen Dingen umgeben, meiner Familie, meinen Kindern, meiner Musik, meiner Band, unseren Fans. Ganz abgesehen davon lebe ich in Kalifornien. Es gibt keinen schöneren Ort auf Erden!" Kein Zweifel: Als Sänger und Frontmann der Rock'n'Roll-Offenbarung Black Crowes wurde er berühmt, aber so richtig musikalisch glücklich ist Chris Robinson erst jetzt, mit seiner Band Brotherhood. Weniger bluesig als seine alte Band, dafür aber deutlich psychedelischer und ausufernder ist auch das nun erscheinende dritte CRB-Album, "Phosphorescent Harvest", ausgefallen.
Dass Robinson auch mit dem neuen Album seiner Band eigene Wege geht und sich betont vom Sound der Black Crowes absetzt, gehört zu seiner Lebensphilosophie. "Auch wenn in unserer Welt vielerorts das Chaos regiert, bin ich überzeugt davon, dass man sich mit wachen Augen ein bisschen vom Trend des Konsumismus, der Konzerngier, dem Statusdenken und dem politischem Selbstnutzen fernhalten kann", ist der 47-Jährige überzeugt. "Man kann seine Freiräume finden, egal ob das Musik, Bücher und Filme sind oder die Menschen, die man kennt, oder das Essen, das man mag. Man muss ich nur trauen, selbstständig zu denken und ein Individuum zu sein."

Das hat Robinson mit der CRB in den letzten drei Jahren erfolgreich in die Tat umgesetzt. Dass dies bislang vor allem in den USA geschah, ist nicht nur der musikalischen Ausrichtung der durch Neal Casal (Gitarre), Adam MacDougall (Tasten), Mark "Muddy" Dutton (Bass) und George Sluppick (Drums) komplettierten Band geschuldet. Während in Europa das Musikgeschäft noch größtenteils nach alten Regeln funktioniert, genießen Robinson und die Seinen in Amerika größere Freiheiten, die Herangehensweise betreffend. "Im Showbiz ist es für gewöhnlich so, dass du immer etwas beweisen musst, wenn du auf der Bühne stehst. Du gehst raus und ziehst deine Show durch. Du rufst: 'I love you Düsseldorf!', oder wo zur Hölle du auch gerade bist, und so geht das jede Nacht. Bei der CRB ist das anders: Wir haben nichts mehr zu beweisen. Wir wollen einfach unsere Musik mit den Menschen teilen. Deshalb haben wir, als wir anfingen, nicht einen Plattenvertrag unterschrieben, eine Platte gemacht und sind dann auf große Promotournee gegangen, wie sich das eigentlich gehört. Bevor wir ins Studio gegangen sind, haben wir erst mal 118 Shows gespielt. Es gab nicht ein Interview, keine Promofotos, nichts. Angefangen haben wir mit 40 Shows in neun Wochen allein in Kalifornien. 15500 Meilen sind wir mit einem uralten Van rumgegurkt, nur wir fünf Musiker und unser Tourmanager. Wir haben unser Zeug selbst in die Schuppen reingetragen, alles selbst aufgebaut und drei Stunden jeden Abend gespielt. Zwischendurch haben wir Songs geschrieben, Musik 'gelernt' und viel experimentiert. Danach war klar: Wir machen weiter."

Als weiteren Baustein des Erfolgsrezepts der CRB sieht der Namensgeber der Gruppe das fortgeschrittene Alter der Protagonisten. "Ich denke, das Besondere an der Energie, die wir in der CRB als Band gemeinsam entwickeln, ist, dass wir alle schon ein wenig älter sind", bestätigt er. "Mit Ausnahme von Adam sind wir alle längst jenseits der 40, einige von uns haben sogar die 40er schon so gut wie hinter sich. Wir haben all die üblichen Sachen bereits gemacht und all das, was wir zuvor erlebt haben, hat uns den Weg zur CRB geebnet." Weil es ihm um das Miteinander geht, lässt Robinson seinen Mitstreitern alle erdenklichen Freiheiten im kreativen Prozess. Es geht ihm um das gemeinschaftliche Erschaffen von Musik in einer Band, in der er sich "auch wenn mein Scheißname in unserem Logo vorkommt" nicht als Chef aufspielt, sondern lediglich dafür sorgt, die Ideen seiner Mitstreiter auszubalancieren. "Das ist so wie bei den Grateful Dead", erklärt er. "Alle haben Jerry Garcia als den Vordenker betrachtet, aber wenn du ihn gefragt hast, hieß es immer: 'Bei uns gibt's keinen Boss!' Das gefällt mir sehr!" Schließlich machen in Robinsons Augen inzwischen zu viele Künstler gerade bei ihren "Solo"-Platten den Fehler, auf Studiocracks zurückzugreifen, die perfekt, aber ohne Feuer spielen. "Die meisten heuern Musiker an, die vom Blatt spielen, und wenn der Song auf der LP 3 Minuten und 48 Sekunden lang ist, kannst du deinen Arsch darauf verwetten, dass er beim Konzert haargenau so lang sein wird. So funktioniert mein Verstand einfach nicht! Bei uns ist jeder Tag, jeder Auftritt anders."

Anders war auch der Aufnahmeprozess von "Phosphorescent Harvest". Neu war dieses Mal allerdings nicht nur die enge Zusammenarbeit von Chris und Gitarrist Neal Casal, die den Löwenanteil der Songs gemeinsam verfassten. Während Chris ansonsten seine Platten am liebsten schnell und in einem Rutsch einspielt, musste das neueste CRB-Werk wegen der letztjährigen Black Crowes-Reunion stückweise aufgenommen werden. "Wir haben innerhalb von zwei Wochen so viel wie möglich aufgenommen, dann sind Adam und ich mit den Black Crowes auf Tour gegangen und alle anderen haben auch andere Dinge verfolgt. Wann immer jemand von uns Zeit hatte, ist er zu unserem Produzenten Thom Monahan ins Studio gefahren und hat den Songs etwas Neues hinzugefügt", verrät der Sänger. "Die Lieder sind also praktisch das ganze letzte Jahr über gewachsen, bevor wir uns dann am Ende noch einmal gemeinsam hingesetzt haben und den Stücken den letzten Schliff gegeben haben. Ich hatte zuvor noch nie eine Platte so aufgenommen, aber letztlich war es ein unglaublich cooles Experiment."

Weitere Infos:
chrisrobinsonbrotherhood.com
www.facebook.com/CRBrotherhood
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Alissa Anderson-
Chris Robinson Brotherhood
Aktueller Tonträger:
Phosphorescent Harvest
(Silverbird/Soulfood)
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