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BITUME
 
Untrendy
Bitume
Es war Anfang des Jahres, als Bitume ihr neues Album "Zeichen" veröffentlichten. Und was war und ist das Ding doch gut. "Weil es voller schroffem, meist herrlichen schnellen Punkrock ist, der hier mit den wunderbarsten Melodien und liebevollen deutschen Texten um die Ecke kommt", schrieben wir in unserer Rezension. "Der gerne gut nach vorne geht, aber auch weiß, wann es mal Zeit für eine Pause, für einen ruhigen Gedanken ist. Der von butterweicher Flanke ("Auf dem Weg ans Meer") über den lässigen No-Look-Pass ("Maulhelden") bis zum strammen Vollspannschuss ("Santiago") und Fallrückzieher in den Winkel ("Bier in Richtung Kleinensiel") sämtliche Disziplinen beherrscht und auch deshalb über die volle Distanz mitreißt und beschäftigt." Da mussten wir natürlich mal nachfragen. Bei Sänger Chrischan und Gitarrist Philip.
GL.de: Was denkt ihr, wenn ihr euch "Zeichen" anhört?

Chrischan: Ich freue mich über das Ergebnis! Da steckt ja ne Menge Zeit und ne Menge Herzblut drin. Und wenn das dann am Ende alles gut zusammenpasst und alle zufrieden sind. Das ist top!

Philip: Ich denke mir: Wow, so ausgereift und druckvoll haben wir bislang nicht geklungen! Ich finde man merkt der Platte an, dass wir auf der einen Seite wieder etwas ruhiger und lockerer an das Musik machen herangehen. Auf der anderen Seite ist die Platte am Ende im ziemlichen Zeitdruck entstanden, was ihr sehr gut getan hat, um einige Dinge einfach abzuschließen, an denen wir andernfalls vielleicht noch länger unnötigerweise herumgewerkelt hätten. Vielleicht tragen auch genau diese Feinheiten, die wir nicht mehr ausgebessert haben, ihren Teil dazu bei, dass die Platte klingt wie sie klingt.

GL.de: Warum ist "Zeichen" besser als eure fünf Platten davor?

Philip: Ich finde wir haben eine schicke Mischung aus druckvollen, aggressiven aber auch melodiösen, verspielten und experimentellen Songs hinbekommen und das Ganze in ein absolut dazu passendes Soundgewand gehüllt. Die Gitarren, Bass und Schlagzeug klingen genauso wie ich es gern gehabt hätte. Also interessantere Songs, besserer Sound!

Chrischan: Wahnsinn!! Schon die 6te Platte. Kann ich selber kaum glauben. Was ist besser dieses Mal? Mich überzeugt dieses Mal das klangliche Gesamtbild. Mit diesem Sound würde ich gerne mal ein paar Songs der alten Platten hören.

GL.de: Wir finden das Album super. Welche Leute aber werden "Zeichen" wohl richtig scheiße finden?

Philip: Bislang haben wir zwar hauptsächlich gute Kritiken bekommen, allerdings gab es auch ein paar Zerrisse. Z.B. schreibt das Visions, wir wären gerne wie Slime oder Toxoplasma. Andere schreiben, wir würden klingen wie alte Queens Of The Stone Age und wieder andere sagen wir klingen wie die Toten Hosen. Vielleicht ist es nicht einfach, uns einordnen zu können, weil wir manchen Leuten zu sehr zwischen den Stühlen sitzen. Wir machen weder old-school Deutschpunk, noch machen wir neu-modernen deutschsprachigen Punkrock, sondern mal so und mal so und mal auch irgendwie beides. Wir haben da selber keine eindeutige Orientierung, weil wir alle sehr vielfältige Musikstile mögen und keinen Anspruch haben, ein bestimmtes Genre zu treffen. Ich denke, diejenigen, die da irgendeine eine Orientierung suchen, könnten Probleme mit der Platte haben.

Chrischan: Naja - da kann man ja ein paar Hinweise aus den vereinzelten negativen Reviews rauslesen. "Das entspricht halt nicht dem gerade vorhandenen Trend - klingt wie aus den 1990 Jahren - wo ist der Post-Punk - ist zu herbstlich usw. usw." Ist halt keine Partymusik der Neuzeit und trifft halt auch mal auf die melancholische Seite des Hörers. Das können wohl manche nicht ertragen (lacht). Was an den 1990er Jahren so schlimm ist - bezogen auf das musikalische Genre Punkrock/Punk - das kann ich nicht verstehen.

GL.de: Was macht einen Song zu einem Bitume-Song?

Philip: Ein Bitume-Song ist es in der Regel erst, wenn jeder von uns vieren da seinen Senf zu abgegeben hat. Häufig kommt einer von uns mit einem Riff oder Chrischan mit einer Gesangsidee, aber zu einem Bitume-Song wird es erst, wenn wir vier daran über mehrere Proben rumgeschraubt und viel diskutiert und ausprobiert haben. Allerdings gibt es da auch immer ein paar Ausnahmen.

Chrischan: Philip hat schon Recht. Alle tragen ihren Part dazu bei und am Ende klingt es – egal wie die eigentliche Idee mal anfing – im Zusammenspiel nach Bitume. Ein wichtiger Bestandteil ist wohl der Fokus auf eingängige Refrains. Das passiert uns immer wieder (lacht). Plötzlich ist da ein Refrain. Den Rest erledigen dann die Melodien der Gitarren.

Philip: Es wird geschraubt und ausprobiert und am Ende kommt meistens was ganz anderes raus, als man sich ursprünglich gedacht hat. Jedes Album ist bisher auf ganz andere Art entstanden. Für "Wahlwiederholung" und "Punkrock Motorcity" haben wir uns zwei bis drei Wochen ins Studio eingemietet. Danach war das Album dann aber auch fertig. Bei "Gut im Trend" hat sich das über ein dreiviertel Jahr hingezogen, weil wir erst nur die Musik aufgenommen haben und später erst den Gesang und dann auch noch sehr perfektionistisch da rangegangen sind. "Lolch" haben wir komplett alleine im Proberaum gemacht und ich hab's im Büro auf der Arbeit gemischt. Bei "Zeichen" sind wir nur für die Drums ins Studio gegangen und haben den Rest in zehn Tagen selber im Proberaum aufgenommen, haben es dann zum Mischen aber glücklicherweise wieder weggegeben. Also jedes Mal lief es irgendwie anders, beim nächsten Mal wird es vermutlich wieder anders werden.

GL.de: Jetzt klingt "Zeichen" nicht wie "Lolch" und "Lolch" nicht wie "Gut im Trend" und "Gut im Trend" nicht wie... und so weiter. Wann wisst ihr, was am Ende rauskommen soll und wann wisst ihr, was am Ende rauskommt?

Chrischan: Wenn man die Frage jetzt auf die Songs bezieht, dann gibt es da keinen Plan, wie das nun klingen soll. Deswegen klingt das ja auch so "untrendy" (lacht). Es muss uns halt Spaß machen und dann ist das für uns gut. Wenn man die Frage auf den Sound bezieht, dann ist schon so, dass wir darauf achten, dass die Instrumente gut klingen. Will heißen, da probieren wir viel aus – leihen uns aus dem Musikerfreundeskreis alle möglichen gut klingenden Sachen, um da am Ende auch was Brauchbares zu haben. Den Mix vom "Zeichen" haben wir vertrauensvoll in die Hände von Role von Die Tonmeisterei gelegt und ihn einfach machen lassen. Das Ergebnis hat mich persönlich richtig positiv überrascht. Da gab es nicht viel zu maulen. Danke Role!

GL.de: Und wieso klingt "Zeichen" wie es klingt? Bzw: Wie klingt es denn eigentlich?

Chrischan: Klingt super – ich finde es irgendwie dick und groß und auf charmante Weise unperfekt und kantig. Wie klingt das denn jetzt nun? Ja – ich denke das ist der Soundtrack, um abends mit guten alten Freunden und fein angetrunken am Hafen zu sitzen und zu schauen, wie auf der anderen Seite des Flusses die Sonne untergeht. So mein Verständnis des Zeichens.

GL.de: Wieso kommt "Zeichen" nur auf Vinyl raus?

Chrischan: Finde ich einfach stilvoller und in Kombination mit einer Download-Möglichkeit finde ich das ganz stimmig. Und liegt einfach besser in der Hand. Unterstützend für eine Entscheidung ausschließlich fürs Vinyl ist jedoch auch das liebe Geld. Da wir ja die Studio- und Produktionskosten aus eigener Tasche zahlen, ist da auch nicht für jedes Format am Ende das Geld vorhanden und dann entscheidet man sich für das, was einem persönlich lieber und die wertvollere Verpackung der Musik darstellt.

GL.de: Und wieso sollte jeder Mensch auf der Welt "Zeichen" besitzen?

Chrischan: Wir haben ja nur ne 500er Auflage – wenn die mal weg ist, dann gehen alle anderen leer aus. Reicht also leider nicht für die Welt (lacht). Aber ich denke, irgendein Zeichen besitzt jeder doch irgendwie.

GL.de: Wenn ihr – ohne euch jetzt mit ihnen vergleichen zu wollen - Kollegen wie Findus, ZSK, die Broilers oder so und ihre "Erfolge" so seht - denkt man da "Ach Mensch, das wäre was, das möchten wir auch" oder interessiert euch das eher weniger?

Philip: Also ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich würde nicht gerne viel viel mehr Musik machen, was wiederum nur ginge, wenn man weniger arbeiten müsste. Und das wiederum ginge nur mit mehr Erfolg, der uns ermöglichen würde, mehr Zeit in die Musik zu stecken. Da wir aber auch noch Familien haben, mit denen wir gerne sehr viel Zeit verbringen, müsste der Erfolg so groß sein, dass die Musik die Arbeit erstens komplett ersetzen und zweitens auch noch einen großen Beitrag zur Ernährung der Familie leisten könnte. Das halte ich für ungefähr so realistisch wie ein Campingurlaub auf dem Mond, deshalb interessiert mich das weniger zur Zeit. Träumereien gibt es dennoch immer mal wieder. Wir fühlen uns aber alle mit der Musik als Hobby sehr, sehr wohl, insofern nehmen diese Träume auch nicht überhand.

Chrischan: Ich möchte das und zwar sofort!!! Ich halte Campen auf dem Mond auch für eine echt gute Idee und bestimmt bald machbar. Das wird es bald geben. Bestimmt!

GL.de: Wo seht ihr euch in Deutschlands Punkrock-Szene? Und wie fühlt ihr euch dabei?

Chrischan: Was ist Deutschlands Punkrock-Szene? Wenn ich darunter all die Menschen verstehe, die in Bands spielen, darüber schreiben, Konzerte organisieren, sich für einander stark machen, die Musik hören oder die sich für textliche Inhalte verpackt in Gitarrenmusik interessieren oder auch nur für drei Akkorde an sich und die sich davon bewegt fühlen – dann sehe ich uns da mittendrin und das fühlt sich super an.

GL.de: Warum macht ihr Bitume?

Chrischan: Für mich mein musikalisches Tagebuch, mein Sportersatz, mein Ventil – Teil meines Lebens. Deswegen.

Philip: Ich nicke...

GL.de: Und was macht ihr neben Bitume so?

Chrischan: Arbeiten gehen, mit der Familie rumtüdeln und in einer anderen Band Bass spielen...

Philip: Sieht bei mir genauso aus: Viel arbeiten, auf dem Spielplatz Kinder schaukeln, ab und zu mach ich auch noch was mit einer anderen Band, und so weiter.

GL.de: Wie oft am Tag denkt ihr an Bitume? Und wie oft am Tag macht ihr was für Bitume?

Chrischan: Ich habe so ein NIE*AUS*GEHIRN – also irgendwie fast jeden Tag. Jetzt zum Release vom "Zeichen" war da auch jeden Tag was zu tun. Wir machen ja soweit alles selber und haben in jedem Prozess unsere Hände im Spiel. Da wird es einem nicht langweilig. Und jetzt geht es schon weiter mit neuen Songs.

Weitere Infos:
www.bitume.de
www.facebook.com/Bitume99
www.die-tonmeisterei.de
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Bitume
Aktueller Tonträger:
Zeichen
(Rookie Records)
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