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Interview-Archiv

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SLOMIND
 
Unmöglicher Hummelflug
Slomind
Bereits die EP "Grown Against The Grain" der Düsseldorfer Slomind hatte letztes Jahr mit exzellentem Stoner Rock und Desert Metal aufhorchen lassen. Darum baten wir Sänger Patrick Pagliaro gerne zu einer Plauderstunde zum Nachfolger und Full Length-Debüt "Solar Plexus". Um ihn unter anderem das Folgende fragen zu können: Du triffst jemand wirklich sehr Nettes in einer Kneipe, ihr erzählt euch, was ihr so macht, was erklärst du ihr?
"Also meine Freundin habe ich vor ein paar Monaten ziemlich abgeschädelt bei einem Truckfighters-Konzert kennengelernt. Ich habe ihr ca. 100 Mal erklärt, dass ich bei einer Stonerband ins Micro lalle, weil sie mich ca. 100 Mal gefragt hat, was ich so mache, da sie selbst ziemlich gar war. Letztendlich haben wir die Truckfighters verpasst, um in der gegenüberliegenden Kneipe schonmal mit der Aftershowparty zu starten... Von daher war es wohl ein super Gespräch."

Merkwürdigerweise finden die meisten Leute auf der Interviewcouch ja just ihr jeweils letztes Album immer am wundertollsten - und dass es die Welt grad am meisten rettet... Zur Abwechslung mal also vom Fragensteller: Der Sprung von der ebenfalls schon aufhorchen lassenden "Against The Grain" zu "Solar Plexus" scheint beachtlich - was Songwriting, Produktion, vor allem aber was das Gebrüll angeht. Wie konnte es dazu kommen?

"Für mich ist 'Solar Plexus' vom Anteil her nicht härter ausgefallen als 'Grown Against The Grain' und Letzteres hat auch textlich eher einen düstereren Touch. Was das Gebrüll angeht, geht es immer darum, was die Songs brauchen bzw. was den Inhalt am Besten transportiert, das ist einfach ein natürlicher Prozess."

Ist es korrekt, dass das Material von "Grown" noch ohne dich geschrieben, aber von dir eingeschrien wurde?

"Soweit korrekt, ich habe lediglich die Vocals und die Texte komponiert, da die EP instrumental schon komplett eingespielt war, als ich zur Band gestoßen bin. Übrigens gibt es auf 'Solar Plexus' einen Song, der noch genau so entstanden ist, heißt: Diesen Track haben wir live schon eine Weile als Instrumentalsong gespielt und die Vocals kamen erst später dazu... Ich verrate aber nicht welcher Song."

Der Gesang ist überwiegend erheblich aggressiver geraten - und erinnert so noch viel mehr als beim Erstling an Robb Flynn oder in manchen kostbaren Momenten bisweilen sogar an Phil Anselmo - was hat Pat nur SO wütend gemacht?

"Du hättest mich früher mal kennenlernen sollen, ich war schon mal wütender - da gab es zur Begrüßung im Proberaum für jeden erstmal pauschal eins in die Essecke" (lacht) "Nein, ganz so schlimm war es dann doch nicht. Im harten Bereich liegen meine Wurzeln, dagegen ist es bei Slomind eher wohl dosiert und für mich recht ausgewogen."

Wer sind Pats gesanglichen Vorbilder und was hat er so getrieben, bevor er in den Probenkeller von Slomind gestolpert ist?

"Ich weiß nicht ob ich das heute 'Vorbilder' nennen würde, es gibt auf jeden Fall etliche Einflüsse... Der Schnurrbart von Freddie Mercury, Axl Roses Bandana und Phil Anselmos Unterlippe gehören mit Sicherheit dazu. Ich mache seit meinem fünfzehnten Lebensjahr Musik und habe in mehreren Bands und Projekten mein Unwesen getrieben. Von Punk bis Thrash Metal und Modern Metal war so einiges dabei."

Das Booklet bleibt bei den Credits unspezifisch: "All songs written & published by Slomind" - wie kann man sich das konkret vorstellen?

"Die Albumsongs sind fast alle durch gemeinsame Jams im Proberaum entstanden, meistens kam Tott mit einem coolen Gitarrenriff in den Proberaum. Manchmal pfeife ich aber auch spontan ein mir in den Sinn kommendes Riff in mein Handy. Was die Credits betrifft, war es uns wichtig, das wir alle zu gleichen Teilen als Songwriter genannt werden ohne großes Hin und Her, wir sind ja nicht bei den Beatles!"

Warum überhaupt "Solar Plexus" - und was will uns die Pummel-Hummel auf dem Frontcover sagen?

"Der Solarplexus wird auch als die Sonne des Körpers bezeichnet und er gilt als Energiegenerator und Kraftquelle des Menschen. Zudem ist er der zentrale Verbindungspunkt zwischen dem Individuum und dem Universellen, der zentrale Punkt des Unterbewusstseins wo Gedanken zu Dingen werden. Über die Hummel sagt man, dass ihre Flügel eigentlich zu klein für ihren moppeligen Körper wären, um damit fliegen zu können, die Hummel weiß das aber nicht und fliegt trotzdem... Das fand ich recht passend. Das komplette Artwork stammt übrigens von meiner Freundin, checkt mal www.menschenskinder-design.de."

Die Promo-Agentur schubladisiert "Stoner/Fuzz/Rock/Metal": Wie wichtig sind Slomind Genre-Kategorisierungen?

"Ich finde Genre Schubladen eher irreführend und mehr als Packungsbeilage zu betrachten, für all jene, die sich kein eigenständiges Bild machen können. Für mich ist letztlich alles Rock bzw. Metal - Punkt."

Hm. "Against The Grain" schien noch relativ gut in die "Stoner/Desert Rock"-Ecke zu passen - "Solar Plexus" ist dafür zu vielseitig - und zu heftig. Seht ihr die Gefahr, Fans der allerersten Stunde zu verlieren - oder ist es für solche Überlegungen noch zu früh in eurer Karriere?

"Solche Überlegungen sind eigentlich zu jedem Zeitpunkt fehl am Platz und eher hinderlich für die Entwicklung der Musik. In erster Linie sollte man sich treiben lassen, unterschwellig spielt es natürlich eine Rolle, wie das Ganze beim Hörer ankommt, die treibende Kraft sollte jedoch eine Momentaufnahme seiner eigenen Gefühle sein. Entweder man trifft beim Gegenüber ins Schwarze oder eben nicht. Wenn wir uns darauf konzentrieren würden, ein lupenreines Stoner-Album zu machen, würden wir uns limitieren und es würde eben nicht nach uns klingen. Und außerdem gibt es das schon zur Genüge."

Ein Highlight der Scheibe ist das wuchtige, langsamere "Thru The Eyes Of God", das auch Alice In Chains-Fans gut eingehen könnte. Ist das ebenfalls ein Einfluss? Wie gefällt euch deren Reunion und das aktuelle Material? Kennt ihr die Bands Dwellers oder Gozu und Scott Hamiltons Label Small Stone Records, auf denen sie erschienen sind?

"Alice In Chains ist ein großer Einfluss, natürlich alles mit Lane! Was die Reunion betrifft, finde ich 'Black Gives Way To Blue' killer, auch wenn das Düstere der ersten Stunde natürlich etwas gewichen ist... Das neue Album habe ich bis jetzt nur einmal gehört, es hat mir nicht wirklich zugesagt. Aber vielleicht muss ich der Scheibe noch eine zweite Chance geben. Small Stone Records ist mir ein Begriff, die genannten Bands kenne ich aber nicht."

Mit wem würdet ihr gern mal die Düsseldorfer Altstadt unsicher machen - und mit wem mal die Bühnen der Republik?

"Wenn ich frei Schnauze zusammen würfeln dürfte, würde ich mir zusammen mit Jack Black und Dave Grohl in der Altstadt das Licht ausknipsen und am nächsten Tag mit Anselmo und Down on stage die Sau von der Kette lassen... mmh ok, das mit der Sau von der Kette wohl besser eine Woche drauf, sonst wird's eher n Meerschweinchen..."

Und gibt es auch ein Lieblings-Festival, das ihr erobern wollen würdet?

"Eins der coolsten Festivals hier in der Ecke war für mich das Area 4, aber das gibt es leider nicht mehr... um auch hier auf die Kacke zu hauen, darf es für mich dann gerne das Download oder das Graspop sein, jedes Jahr ein Mörder Line-Up!"

Aus dem Label-Info: "Doch bevor Harmonie gefunden werden kann, gilt es die eigenen oder suggerierten Dämonen zu finden oder zu finden, um letztendlich völlig frei zu sein" - wieviel hat das mit dem Album zu tun? Gibt es ein textliches, alle Stücke überlagerndes Konzept? Von wem stammt das? Glaubt ihr an Dämonen? An die Möglichkeit "völlig frei" zu sein? Wodurch - reicht das Finden wirklich aus? Welchen Stellenwert hat Musik(machen) dabei?

"Ja es gibt bei den Texten ein übergeordnetes Thema. Die Idee stammt von mir. Wie schon erwähnt, bezeichnet man den Solarplexus als die Sonne des Körpers. Ebenso ist bekannt, dass ein Schlag in den Solarplexus zu einem plötzlichen Nerventod führen kann... Kurz gesagt, befasse ich mich in meinen Texten mit der Überwindung von absoluten Tiefpunkten des menschlichen Seins oder wie man in einer stressigen profitgesteuerten Gesellschaft immer noch man selbst bleiben kann, ohne direkt in die Wüste ziehen zu wollen - Selbstfindung und Befreiung wenn man so will. Alles in allem bildet der Titel eine perfekte Klammer für die Thematik des Albums. Ich glaube an Dämonen nicht als Phantasiewesen, weiß aber, dass man seine eigenen Dämonen züchten und sogar pflegen kann, ohne dass es einem wirklich bewusst ist. Ständig ereignen sich die selben fuck ups und man hat keinen Schimmer warum und fühlt sich scheinbar noch wohl dabei, weil man dran gewöhnt ist. Nun, das alles entsteht nur im Inneren, genauso wie das Gefühl frei zu sein. Und das ist letztendlich das entscheidende, wie man sich fühlt! Von daher würde ich sagen ja, das 'richtige' zu finden, reicht aus. Und Musik beinhaltet das Ganze für mich in Perfektion. Mit Musik drückt man Gefühle aus, die man anders nicht beschreiben kann! Der Satz ist nicht von mir, trifft es aber auf den Punkt!"

Warum enthält das hübsche Digipak keine Texte?

"Wir haben uns für Textauszüge entschieden um es knackiger und offener zu halten."

Was könnt und mögt ihr uns über euer Label Eternal Sound erzählen?

"Super Leute! Sie sind immer gut und fair zu uns, lassen uns unser Ding machen und glauben an uns. Und was mir sehr gut gefällt ist, dass sie es von den Signings her sehr offen halten. Die musikalische Bandbreite steht im Vordergrund, da ist von Death Metal bis hin zu Bands wie Boy Hits Car oder Bonz (ehem. Stuck Mojo Sänger) einiges dabei! Und das trauen sich viele Labels nicht. Alleine deswegen Thumbs up!"

Der Vertrieb hat sich seit 2013 von NMD zu Membran verändert - irgendeine Idee, warum?

"Soweit ich das weiß, haben die zwei Vertriebe einfach fusioniert. Und wenn das Ganze von der Platzierung her noch mehr Durchschlagskraft hat, soll es mir recht sein."

Ihr kommt aus Düsseldorf, habt in den Rock Or Die & Stereolabs in DüDo aufgenommen und das Album wurde auch in der Landeshauptstadt gemastert (Bionicaudio Studio, Rainer Kremer). Wie verwurzelt seid ihr in der Rheinland-Metropole?

"Also, ich bin letztens noch auf einen Bericht gestoßen, in dem es hieß, wir kämen aus Österreich... Da war wohl die Lederhose zu eng! Wir sind in Düsseldorf aufgewachsen und die Jungs von Stereolabs bzw. Rock or Die kenne ich schon sehr lange. Von daher wusste ich, dass sie einen guten Job machen."

Weitere Infos:
www.facebook.com/slowmindband
slomind.bandcamp.com
de.buckaneermerch.com/bands/slomind
eternalsoundrecordsshop.bigcartel.com
plus.google.com/103992380936638407216
www.youtube.com/channel/UCMdUmBHheMX_cUDZS4sY1TA
www.youtube.com/watch?v=ZpTgT6i4Qh0
www.eternalsound.de/slomind/
www.facebook.com/EternalSoundRecords
www.backstagepro.de/slomind
Interview: -Klaus Reckert-
Foto: -Pressefreigabe-
Slomind
Aktueller Tonträger:
Solar Plexus
(Eternal Sound/Membran)
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