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Interview-Archiv

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ROCKY VOTOLATO
 
Der Dämonenmanager
Rocky Votolato
Bereits seit 15 Jahren betätigt sich Rocky Votolato als Songwriter in eigener Sache, nachdem er die mit seinem Bruder weiland gegründete Band Waxwing endgültig auf Eis gelegt hatte. Kein Wunder also, dass sich da eine gewisse Routine eingestellt hatte - ein Verfahren, nach dem Votolato seine Songs schrieb, seine Scheiben einspielte und tourte. Man kann sich also ungefähr vorstellen, was in Votolato vorgegangen sein mag, als das Rezept nach der Tour zu seinem siebten Album "Television Of The Saints" auf ein Mal nicht mehr funktionierte. Die Quelle, aus der Votolato als Songwriter zehrte, war versiegt und die Inspirationen für neue Songs blieben aus. Ein klassischer Writers-Block machte sich breit - und damit auch der Weg in die persönliche Sinnkrise.
"Ja, das ist absolut richtig", bestätigt Votolato, "das begann zunächst mit ersten Zweifeln, die dazu führten, dass mir das Schreiben schwer fiel. Ich beschloss, eine Pause einzulegen und mit dem Touren aufzuhören. Ich musste sehr mit mir selber kämpfen. Mir war schon klar, dass das zum Teil daran lag, dass ich mir selbst gegenüber zu kritisch eingestellt war und mein Drang, alles perfekt und richtig machen zu wollen, dazu führte, dass ich eine allgemein negative Einstellung zur Kunst und dem Leben im Allgemeinen entwickelte. Das machte wirklich keinen Spaß mehr. Bis dann im letzten Jahr der Damm brach und die Songs wieder aus mir hervorquollen." Gab es denn einen bestimmten Punkt, an dem sich der Knoten dann wieder löste? "Das ist eine gute Frage und ich habe versucht, das herauszufinden, denn ich werde genau danach öfters gefragt", überlegt Rocky, "die Frage ist aber so schwer zu beantworten, weil ich einfach nicht weiß, was den Knoten zum Platzen brachte. Ich denke, ich hatte einfach eine Bruchstelle erreicht, an der es für mich darum ging, ob ich es überhaupt schaffen könnte. Um es so zu sagen: Wenn ich es damals nicht gepackt hätte, wäre ich heute nicht mehr hier. Ich habe dann alles in die Waagschale geworfen, Therapien gemacht, in meinem Unterbewusstsein geforscht - im übertragenen Sinne in alten Kisten gekramt; was dann auch zu einem Thema der neuen Songs wurde, und am Ende hatte es dann irgendwie geklappt."

In einem von Rockys neuen Songs, "White Knuckles", singt er davon, dass man sich mit seinen Dämonen arrangieren müsse - das hört sich doch nach einem Lösungsvorschlag für Situationen wie jene, in der er sich augenscheinlich befand, an. "Ja, ich denke, dass das Teil der Philosophie war, die ich annahm, um aus dieser düsteren Zeit auszubrechen", bestätigt Rocky, "ich habe ja immer schon mit Depressionen gekämpft und Selbstmordgedanken. In der Vergangenheit hatte ich mich in den Glauben hineingesteigert, alles unter Kontrolle zu haben - wobei ich dann aber ein wenig zu zuversichtlich war. Heutzutage denke ich, dass man seine Probleme managen muss, wachsam sein muss, sich mit seinen Dämonen beschäftigen muss - anstatt darauf zu vertrauen, dass man schon alles im Griff habe." Ein Song, der sich direkt mit dem Thema Selbstmord beschäftigt, ist der Schlusstrack des Albums "The Finish Line". "Ja, den schrieb ich an dem Tag, als Robin Williams starb", berichtet Rocky, "ich wusste das damals noch gar nicht - aber ich habe mich Robin Williams immer verbunden gefühlt. Der Song ist auch inspiriert von dem Film 'Shawshank Redemption', an dem der Titelcharakter am Ende auch Selbstmord begeht. Für mich geht es in dem Song darum, dass Selbstmord kein Ausweg zur Lösung irgendwelcher Probleme ist. Letztlich geht es auch in diesem Song um die Hoffnung."

Ein interessanter Titel auf der neuen Scheibe ist "Royal", in dem Rocky über die "Royal Tennenbaums" aus dem gleichnamigen Film von Wes Anderson singt. "Nun, ich singe hier eigentlich über meine eigene Familie", führt Rocky aus, "ich sah aber in dem Film, der immer schon zu meinen Lieblingsfilmen gehörte, auch meine eigene Familie irgendwie widergespiegelt. Die Details sind auch schon sehr unterschiedlich, aber ich fühle mich zum Beispiel Royal Tennenbaum, der in dem Film von Gene Hackman gespielt wird, sehr verbunden. Er ist das perfekte Arschloch und das erinnerte mich an meinen eigenen Vater und so kam alles zusammen. Der Film hat für mich eine geradezu kathartische Wirkung in Bezug auf die Disfunktionalitäten. Diese hat ja jede Familie irgendwie, aber für mich war es wirklich wichtig, mal herauszufinden, was mit meiner eigenen Familie eigentlich nicht stimmte, und da half dieser Film bei." Und ist nicht Royal Tennenbaum auch ein komplexer Charakter, der glaubt alles unter Kontrolle zu haben - wie Rocky Votolato? "Ja, das ist eine weitere Parallele - das ist eine ziemlich gute Erkenntnis."

Letztlich schreibt Rocky aber doch immer über sich selbst, oder? "Ja, ich wollte immer, dass meine Songs sich auf mein Leben beziehen", bestätigt Rocky, "man kann sowieso nur über seine eigenen Erfahrungen schreiben, wenn dies etwas bedeuten soll - ansonsten verschleiert man als Songwriter etwas, worüber man nicht wirklich etwas weiß. Das hat schon mein Professor an der Universität in Washington gesagt, woher ich mein Diplom in englischer Literatur habe." Musikalisch hat sich das Erlebte dergestalt ausgewirkt, dass die neuen Songs im Prinzip zu den kraftvollsten und positivsten gehören, die der ansonsten eher für melancholische Ansätze bekannte Rocky Votolato bislang zu Gehör brachte. War der ganze Schmäh für Rocky vielleicht sogar notwendig? "Das könnte man so sehen", pflichtet Rocky bei, "die Scheibe ist für mich zu einer Art Bejahung der Hoffnung geworden und mit Abstand das Positivste, was ich je erschaffen habe. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass meine Erfahrungen ein notwendiger, schmerzlicher Prozess gewesen sind, der mich dazu brachte, alte Kisten auszuräumen - womit wir wieder beim Thema der Scheibe wären. Vielleicht müssen wir alle so etwas erleben, um zu erkennen wie schön das Leben eigentlich ist. Das wollte ich auf jeden Fall durch den Sound des Albums ausdrücken."

Rocky Votolato
Genau genommen ist das neue Album sogar wieder eine regelgerechte Rock-Scheibe. "Das hat wohl mit dem Kontrollgedanken zu tun", erläutert Rocky, "sich auf etwas einzulassen, um Musik kreativ einzufangen ist das, worum es geht. Mir war es nicht mehr wichtig, alles kontrollieren zu müssen, als wir das Album einspielten. Ich wollte einfach Spaß haben und die Dinge laufen zu lassen. Was ich tat, war eine Gruppe von Leuten zusammenzubringen, denen ich vertraute - meinen Bruder Cody, Chris Walla oder auch Emily Kokal von Warpaint - und denen dann auch Freiheiten einzuräumen. Das war genau das Gegenteil von dem, was ich früher gemacht habe. Am Ende war ich auch wirklich glücklich mit dem Ergebnis - auch wenn mir etwas nicht auf Anhieb gefallen ist. Es geht einfach darum, zu vertrauen." Das heißt also: Auch für Rocky Votolato hat Musik am Ende ein Eigenleben? "Definitiv - das ist meine Erkenntnis aus dem ganzen Prozess. Es geht nicht darum, Musik kontrollieren zu müssen, sondern man muss sie fließen lassen."
Weitere Infos:
www.rockyvotolato.com
www.facebook.com/rockyvotolato
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Rocky Votolato
Aktueller Tonträger:
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(Glitterhouse/Indigo)
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