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STAATSPUNKROTT
 
Verlorene Herzen
Staatspunkrott
Ende August erschien das neue Album von Staatspunkrott und damit ihr erstes Album auf People Like You. "Staatspunkrott sind Punkrock, zu 100 Prozent. Denn Punkrock ist das zu machen, was man will und was man für richtig hält. In diesem Fall bedeutet das, manchen Songs eine gesunde (Hardcore-)Härte zu verpassen, die der Sache ganz schön Dampf gibt, und anderen eine gewisse Poppigkeit zu erlauben, die hier und da für entspannt-schöne Momente sorgt. Und dazwischen: Melodie, Tempo, Konsequenz und ein klassisches Pennywise-Schlagzeug", schrieben wir in unserer Rezension. Oder anders: Starkes Album, bitte mal hören und kaufen. Und dann live gucken, im Oktober gehen die Herren auf Tour. Sänger Jänz Jensen stand uns zuvor Rede und Antwort.
GL.de: Wie sind die Reaktionen von Freunden, Fans und Kollegen?

Jänz: Klasse! Wir sind sehr, sehr zufrieden. Von Freunden kam tatsächlich das Feedback, dass die “Nordost” unsere bisher beste Platte ist. Einer meiner Freunde sagte dazu mal: “Das ist die CD, die ich Leuten zeigen würde, um zu erklären, welche Art von Punkrock man mit Ende 20 hört.” Das fand ich sehr schmeichelhaft. Wirklich baff waren wir vom Pressefeedback. Nicht nur, dass wir dieses Mal in den großen Magazinen wie die Visions, Rockhard, Slam oder OX stattfinden, sondern auch, welch überschwängliche Töne dort angeschlagen werden - man schreibt die Musik ja nicht für die Reviews, aber wenn so ein Feedback kommt, schmeichelt einen das schon! Allem voran ist das schönste aber, dass die CD dieses Mal so viel weggeht, gehört wird und Anklang bei unserer Hörerschaft findet!

GL.de: Was denkt ihr über das Album, wie viel von dem, was ihr euch vorher vorgenommen habt, habt ihr geschafft?

Jänz: Unser Ziel war es ja, an den Weg, den wir mit der "Phoenix Effekt" beschritten haben, anzuknüpfen. Es ging uns vor allem darum, bei dieser Scheibe wirklich unsere Vision zu verwirklichen, weshalb wir mit einem ausgewählten Team ohne Produzenten gearbeitet haben, um unsere Vorstellungen umzusetzen, ohne dass uns jemand reinredet. Das konnten wir umsetzen. Klar, wenn so eine Scheibe dann eine Weile rumliegt, fallen dir an dieser und jener Ecke schon wieder Sachen auf, die du vielleicht etwas anders gemacht hättest, weshalb es gut ist, dass so eine Aufnahme dann irgendwann mal einen Endpunkt hat! Aber ich würde definitiv sagen, dass in der “Nordost” so viel Staatspunkrott steckt, wie das 2015 möglich ist. Nun sind wir in der schönen Situation, dass sich unsere Wünsche und Pläne gleichermaßen erfüllen, wenn nicht sogar übertroffen haben: Wir sind bei einem klasse Label, fühlen uns wohl, die Platte hat viel Aufmerksamkeit erfahren und wir selbst und unsere Hörerschaft ist sehr zufrieden mit dem neuen Werk. Was will man mehr?

GL.de: Mein Gefühl: Ihr habt euch keine Grenzen gesetzt. Wenn ein Song ein bisschen mehr Härte oder ein bisschen mehr Pop braucht, dann soll er das bekommen. Stimmt's oder habt ihr schon genau gewusst, wie weit ihr gehen könnt?

Jänz: Wir haben uns vorab weder lyrisch noch musikalisch einengen wollen. Klar, die Fahrtrichtung einer Staatspunkrott-Scheibe ist melodischer Punkrock! Wenn ein Song allerdings ruhigere Töne braucht, scheuen wir uns nicht davor, diese anzuschlagen. Auch von den Gesanglinien her haben wir kein Problem damit, Hooks einzubauen, die gut hängen bleiben und dadurch Richtung Pop ankratzen und Elemente aus dem Hardcore oder Alternative-Rock einzubauen, was ja bei uns schon seit der letzten Platte Plan war. Wie man jetzt gelesen hat, ist das ja auch etwas, was bei uns gern hervorgehoben wird - war also insofern vielleicht nicht der verkehrteste Plan.

GL.de: Was sind denn eure Lieblingsmomente auf dem Album?

Jänz: Das ist sehr, sehr schwer zu sagen, gerade weil die Scheibe ja seit einem knappen Jahr bei uns herumliegt. Ich selbst habe sie, nachdem sie frisch aus dem Studio kam, sehr viel gehört, dann eine Weile gar nicht mehr und jetzt seit Release wieder einige Male. Als ich sie letztens nach einer Weile Abstand auf einer Autofahrt mal wieder komplett hörte, hab ich mich schon sehr darüber gefreut, was für eine runde Platte wir da gemacht haben. Auf der "Nordost" finde ich immer wieder neue Momente, die mich begeistern und dabei auch variieren, dementsprechend kann ich "den Lieblingsmoment" gar nicht festmachen. Momentan ist der C-Teil von "Flucht ohne Refugium", die Melodieparts in "C4H10" und das Ende von "Satelliten" bei mir persönlich vorn dabei. Das kann kommende Woche schon wieder anders aussehen!

GL.de: Ihr seid jetzt bei PLY - wie kam es dazu und wie fühlt es sich an, auf einem solchen besonderen Label zu sein?

Jänz: Wie schon erwähnt, haben wir die Platte ja durch und durch selbst gestemmt, weil wir erst mit dem fertigen Werk mit Leuten über dieses sprechen wollten. Als wir das dann getan haben, gab es überraschend viel Feedback und einige Angebote. Ein Musiker einer befreundeten größeren Band, die uns immer mit Rat und Tat zur Seite stehen, meinte vorab, nachdem er die Platte gehört hatte: "Eigentlich müsste doch People Like You genau euer Label sein!” Witzigerweise waren die dann auch recht schnell bei den Angeboten dabei. Dann triffst du dich und redest. Bereits beim Kennenlernen bei einer Show im Januar zeichnete sich, als wir uns Backstage stundenlang über Gott und die Welt festgequatscht hatten, recht schnell ab, dass hier die Chemie stimmt. Es bedurfte nur weniger weiterer Treffen, bis klar war, dass darüber hinaus auch die Vorstellungen von der Zukunft der Band übereinstimmen und bald stand fest, dass wir zu ihnen stoßen werden. Im Moment fühlt sich das ganz klasse an! Jenseits davon, da zu sein, wo auch Bands wie unter anderem die Broilers ihre Heimat haben, hatten wir noch nie ein derart tolles Team hinter uns. Sowohl von der Arbeit, die für uns geleistet wird, als auch vom menschlichen Aspekt kann ich derzeit nur Loblieder auf unsere Dortmunder singen!

GL.de: Was nehmen sie und andere euch denn inzwischen ab und was - neben der Musik - macht ihr noch selbst?

Jänz: Abgenommen wird uns einfach das ganze Drumherum einer CD-Veröffentlichung - von der Pressung über die Promotion bis hin zu dem Zeitpunkt, wo sie in den Regalen liegt. Darüber hinaus natürlich auch noch solche Dinge wie die Videoclips. Das alles findet in enger Abstimmung mit uns statt, wo wir zu jeder Zeit Einfluss nehmen können und gehört werden. Aber es ist dann schon einfach cool, wenn irgendwann die Clips klar sind und dir jemand einen Teil des ganzen Drumherums abnimmt und du letzten Endes nur noch die Story abnickst und dich zum Drehen hinstellst. Nach elf Jahren, wo das alles in unserer Hand lag und du dir über jedes Detail den Kopf zerbrechen und alles organisieren musstest, empfinden wir das gerade als großen Luxus! Darüber hinaus haben wir mit PLY auch einfach einen klasse Partner, der uns stets bei allem mit Rat und Tat zur Seite steht, uns aber trotzdem unsere Freiheit lässt. Selbst machen wir nach wie vor einen Großteil von allem weiteren, was nicht unter Albumveröffentlichung fällt. Sprich unsere Homepages, den Kontakt, die gesamte Orga bei den Touren und auch unser Tourbooking, da für uns ja nach wie vor das Wichtigste ist, so viel wie möglich auf der Straße und auf der Bühne zu sein!

GL.de: Rogers, Schmutzki, Montreal, ihr, natürlich ZSK und viele mehr - was geht grad ab im deutschen Punkrock? Wen findet ihr besonders super und wie ist der Kontakt zwischen den Bands?

Jänz: Man hat derzeit schon irgendwie das Gefühl, dass im deutschen Punkrock ordentlich was geht und er immer relevanter wird. Die Liste oben lässt sich ja mit Adam Angst, KMPFSPRT, Massendefekt, neuerdings den Donots und einigen mehr noch ewig fortführen. Besonders super finden wir musikalisch auf jeden Fall Adam Angst, KMFPSPRT und natürlich auch Montreal, mit denen wir ja auch mal ein Label geteilt haben, die für uns dankenswerterweise hin und wieder Berater sind und wo jedes Wiedersehen durchaus freundlich zelebriert wird. Generell ist der Kontakt unter allen Bands immer ein sehr unkomplizierter und freundschaftlicher. Wir haben ja auch noch engen Kontakt zu vielen Bands aus unserem alten Deutschpunkumfeld. Letzten Endes ist die Punkrock-Musiker-Szene in Deutschland ja schönerweise schon ein großes Dorf - jeder kennt jeden und bei den Dorffesten, wir nennen es Festivals, feiert man immer wieder mit den selben Leuten.

GL.de: Im Oktober geht's auf Tour. Wer kommt mit, was erwartet ihr, was können wir erwarten?

Jänz: Wir erwarten das gleiche wie bei jeder Tour: Eine supergute Zeit mit vielen großartigen Leuten zu haben! Die letzte Pre-Listening-Tour zur "Nordost" war die beste, die wir bisher als Headliner gefahren sind - sowohl von den Besucherzahlen als auch von den Umständen her, die langsam tatsächlich angenehm werden. Wir haben wieder viele Städte auf dem Tourplan, in denen wir schon oft gespielt haben - da trifft man natürlich auch immer wieder bekannte Leute, auf die man sich sehr freut und die solche Abende zu echten Highlights machen. Allem voran können wir es aber kaum erwarten, endlich das neue Material auf den Bühnen abzuzünden. Live spielen und auf Tour unterwegs sein ist für uns als Band nach wie vor immer noch das Geilste, was es gibt - deshalb ist der Tourkalender auch so voll!

GL.de: Ihr habt schon mit vielen großen Bands getourt - was habt ihr euch abgeschaut, was habt ihr gelernt und was wollt ihr vielleicht bewusst vermeiden?

Jänz: Man kann eigentlich jedes Mal dazu lernen, wenn man mit großen Bands spielt, manchmal im Positiven, manchmal im Negativen. Das geht vom Verhalten über den Aufbau bis hin zu den Shows an sich. Es gibt schon viele Sachen, die wir ganz bewusst vermeiden: Beispielsweise nicht dann anzufangen, wenn deine Spielzeit ist, den Aufbau unnötig in die Länge oder bei der Show zu überziehen. Das sind aber witzigerweise genau die Dinge, die man nicht bei den großen Bands sieht, sondern eher umgekehrt. Mit solch nervigen nervigen Egosachen schadet man den Bands, die nach einem dran sind, kann ganze Abende versauen und sowas sollte man eigentlich immer aus Solidarität untereinander vermeiden! Ganz schlimm finde ich auch, dass es sich immer mehr einbürgert, seine eigene Show abzufeuern und sonst nur Backstage zu sitzen. Klar gelingt das auch uns nicht immer, aber wir versuchen stets, zumindest ein wenig der Shows von den anderen Bands mit anzusehen, auch das ist irgendwie eine Sache des Respekts!

GL.de: Vier Jahre sind seit "Phoenix Effekt" vergangen - was habt ihr gemacht, was habt ihr gelernt?

Jänz: Ich denke, wir haben in dieser Zeit in vielerlei Hinsicht dazu gelernt - gerade auch von unseren neuen Mitgliedern. Von Oliver beispielsweise haben wir in Sachen Professionalität im Umgang und der Orga mit Liveequipment und Bühnenaufbau enorm viel gelernt, da ist er einfach ein echter Crack. Peter und ich haben voneinander viel in Sachen Feinheiten bei Lyrics lernen können und uns gegenseitig gepusht. Ygor hingegen bringt krasses Musikverständnis und Affinität aus anderen Musikstilen mit, die der Band gut tut. Auch unser Musikstil an sich ist in dieser Zeit nochmal gereift. Irgendwie lernt man ja das ganze Leben lang dazu - ich denke auch, wenn man als Musiker an dem Punkt ist, wo man ausgelernt hat, ist man am Ende, weil man sich ab da nur noch Wiederholen kann.

GL.de: Was macht ihr abseits der Band, wer seid ihr eigentlich so? Stellt euch doch bitte einmal ein bisschen vor. Danke!

Jänz: Nebenher sind wir in unterschiedlichen Bereichen tätig, das reicht von musikaffinen Berufen über Computerkram bis hin zu Sozialberufen. Wer wir so sind? Schwierige Frage... kurz gesagt fünf Typen, die ihr Herz irgendwann mal an den Punkrock verloren haben und nichts lieber tun, als Musik zu machen und auf Tour zu sein.

Weitere Infos:
www.staatspunkrott.de
www.facebook.com/staatspunkrott
Interview: -Mathias Frank-
Foto: -Pressefreigabe-
Staatspunkrott
Aktueller Tonträger:
Nordost
(People Like You/Universal)
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