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FLORA CASH
 
Glück durch Veränderung
Flora Cash
Früher, als es noch feste Regeln im Musik Business gab, waren die Möglichkeiten, sich als Musiker zu präsentieren, ja gewissermaßen eingeschränkt. Heute, in Zeiten von YouTube, Spotify, Soundcloud oder iTunes ist da alles schon ein wenig unübersichtlicher geworden. Obwohl die Möglichkeiten durch die heute üblichen Kanäle zwar mannigfach sind, heißt das aber keineswegs, dass man als Musiker so automatisch mehr Leute erreichen kann. Schon alleine wegen der unüberschaubaren Masse an Kollegen, die sich heutzutage präsentieren, spielt der Zufall dabei eine gewisse Rolle. So auch im Falle des Duos Flora Cash.
Das aus der Schwedin Shpresa Lleshaj und dem Amerikaner Cole Randall bestehende transkontinentale Duo traf sich nämlich zunächst mal rein virtuell, wie Shpresa berichtet: "Ich habe eines Tages auf Soundcloud nach neuer Musik gesucht", erzählt sie, "Ich war dessen, was ich die ganze Zeit hörte, nämlich ziemlich müde und suchte nach etwas anderem. Ich fand Coles Profil und entschied mich mal reinzuhören - und habe mich dabei gewissermaßen sofort in seine Musik verliebt. Ich habe dann seine Songs kommentiert und schätze, dass er das gesehen hat, denn er kommentierte dann auch meine. Schließlich haben wir uns als Freunde auf Facebook verlinkt und diskutiert, wie wir über das Internet zusammen arbeiten könnten. Allmählich wurden unsere Unterhaltungen persönlicher und bezogen sich weniger auf die Musik. Das führte dann zu fünf Monaten Skype-Unterhaltungen, in denen wir uns jeden Tag so lange wie möglich unterhielten. Schließlich trafen wir uns persönlich als ich nach Minneapolis flog und seither waren wir eigentlich auch nicht mehr getrennt." Mehr noch: Inzwischen sind Shpresa und Cole auch ein Ehepaar. Was bedeutet denn "Flora Cash"? "Sorry - aber das ist ein gut gehütetes Geheimnis", meint Cole.
Vielleicht könnten die beiden aber mal erklären, wie sich ihre Musik zusammensetzt. Denn Flora Cash arbeiten mit Elementen aus klassischen Folk-Songs und elektronischen Elementen, die auf dem Papier gar nicht zusammen passen, aber am Ende wunderbar miteinander harmonieren. "Wir haben viele verschiedene Einflüsse", führt Cole aus, "ich bin zum Beispiel von meiner Mom, die sehr jung war, als ich geboren wurde, mit 80er Jahre Heavy Metal erzogen worden, denn sie war zu der Zeit eine typische 80er-Jahre-Frau. Später interessierte ich mich für Popmusik, dann Grunge und danach englische Bands wie Radiohead oder Verve. Zu dieser entwickelte ich mich in Richtung Singer-Songwriter-Material und akustische Sachen. Meine musikalischen Wurzeln sind aber überall zu finden. Da ich in einem kleinen Ort in Minnesota aufwuchs, wo es nur Country-Musik im Radio zu hören gab, denke ich, dass das auch als Einfluss gelten könnte - haha!" - "Ich wuchs eher mit Whitney Houston und Michael Jackson auf, die eine sehr große Inspiration für mich waren", gesteht Shpresa, "erst später interessierte ich mich für weniger poppige Sachen wie Antony And The Johnsons, My Mortal Coil oder Damien Rice. Wir mögen zwar verschiedene musikalische Wurzeln haben, aber es gibt auch eine Menge Gemeinsamkeiten. Ich denke, dass das, was uns verbindet, die Bereitschaft ist, ein wenig zu experimentieren und unseren Sound weiterzuentwickeln. Man muss da kompromissbereit sein, aber wir bekommen so immer Songs, die wir beide mögen." Wie entstehen denn die Songs? Ist die Elektronik ein Teil des Prozesses? "Wir schreiben eigentlich - abhängig von unserer Stimmung - immer auf unterschiedliche Arten. Als wir anfingen, begannen wir typischerweise mit einem meiner Gitarrenriffs und dann versuchten wir beide, Melodien und Texte dazu zu schreiben. Nun ist es jedes Mal anders. Oft nehme ich ein Riff auf und wir fügen dann ein wenig Produktion hinzu, bevor wir es dann aus Vogelperspektive angehen - es ändert sich aber alles. Manchmal beginnen wir zum Beispiel auch mit einem 'Melodie zuerst'-Ansatz nach der Max Martin-Schule - ganz ohne Akkorde oder Instrumente." Gehört dabei auch die Atmosphäre als Element dazu? "Wir finden, dass die Atmosphäre die Wirkung eines Songs verstärken kann - aber nicht ausschlaggebend für den Song an sich ist", meint Shpresa. Worüber singen Flora Cash eigentlich? Damit ist jetzt nicht gemeint, dass man die Worte nicht verstehen könnte, sondern dass man sich niemals so ganz sicher sein kann, was sich hinter den blumigen Metaphern des Duos verbirgt. "Also manchmal wissen wir selbst nicht, worüber wir singen", lacht Shpresa, "oft lassen wir unser Unterbewusstsein unsere Texte diktieren und wir dekodieren sie dann erst später. Manchmal haben wir aber auch eine bestimmte Absicht. Aber selbst dann kann es da eine Botschaft geben, die wir selbst gar nicht erkennen. Das ist aber gerade das schöne an Liedern: Sie sind offen für Interpretationen." Ist denn die Umgebung wichtig für den Songwriting-Prozess? "Sehr sogar", meint Cole, "das Wetter, die Stadt, die Umstände, in denen wir uns befinden und warum wir sind, wo wir sind - alle diese Dinge spielen ihren Teil in dem kreativen Prozess."
Flora Cash
Die Musik von Shpresa und Cole ist tendenziell eher melancholisch - wenn auch nicht wirklich depressiv. Vorausgesetzt, dass sie in ihrer Beziehung dennoch glücklich sind: Was mag denn der Grund für diese tonale Grundhaltung sein? "Jede Beziehung hat ihre Hochs und Tiefs", erklärt Shpresa, "wir verbringen tatsächlich mehr Zeit miteinander als die meisten Paare: Musik ist unser Job und wir sind Partner sowohl bei unserer Arbeit, wie auch im Leben. Die Tatsache, dass wir uns dennoch so gut verstehen, ist da fast schon erstaunlich. Aber natürlich gibt es da auch raue Momente - und gerade aus denen heraus entstehen aber die interessantesten Songs. Wir haben eine Menge 'Happy Songs' geschrieben als wir uns zuerst getroffen haben - aber wir haben festgestellt, dass wir es mehr mögen, die dunkleren Seiten zu erforschen. Aber im großen und ganzen sind wir schon glücklich zusammen." Welches ist denn generell die erstrebenswerteste Tugend im Leben? "Ich denke, dass die wichtigste Tugend im Leben die Aufrichtigkeit ist", überlegt Cole, "damit meine ich, seinen Prinzipien treu zu bleiben, auch wenn es einen gewissen Druck gibt, anders zu denken. Aber ein Teil der Aufrichtigkeit ist auch der Wille, sich zu verändern und zu wachsen, indem man an Einsicht und Erfahrung gewinnt." "Für mich ist das grundsätzlicher", fügt Shpresa hinzu, "behandele andere mit Respekt! Lebe - aber lasse auch leben!" Der Titel des Albums von Flora Cash heißt "Nothing Lasts Forever (And It’s Fine)". Worum geht es denn dabei? Stoizismus? Resignation? "Nein - dabei geht es um die Idee, dass Wachstum und Veränderung okay sind", erläutert Shpresa, "schließlich bleiben wir nicht immer dieselben. Die Dinge verändern sich, aber das ist nicht notwendigerweise eine schlechte Sache. Für gewöhnlich führen Veränderungen und das Ende einer Sache oft zur Geburt von etwas anderem, was dann sogar besser ist." Was macht eigentlich einen guten Song aus? "Ich liebe interessante Texte - weil ich sehr textorientiert bin", verrät Shpresa, "wenn ein Song zwar eingängig ist, aber einen schrecklichen Text hat, dann funktioniert das für mich nicht." "Ich möchte, dass mich etwas emotional packt", ergänzt Cole, "auch wenn es nur etwas Instrumentales oder nur eine Melodie ist. Wenn es solche Elemente gibt, dann ist das für mich ein guter Song." Wie sehen sich Flora Cash denn als Performer? Immerhin sind ihre Stimmen sehr unterschiedlich. "Wir lieben es, zusammen zu singen", meint Shpresa, "und was wir anstreben, ist uns selbst ständig zu verbessern (also was unsere eigenen Ansprüche betrifft) und neue Dinge auszuprobieren. Wir möchten, dass es für die Zuschauer ein unvergessliches Erlebnis wird, wenn wir irgendwo auftreten und wir möchten natürlich auch gerne wiederkommen." Wie geht es denn weiter für Flora Cash? "Wir möchten, dass die Leute unsere Musik hören", überlegt Shpresa, "wir versuchen ernsthaft Musik zu machen, die einen Eindruck im Leben der Leute hinterlässt - also wollen wir natürlich auch, dass so viele Menschen wie möglich unsere Musik hören. Wir werden das so lange fortsetzen, wie wir nur irgend können!" Nun, dazu gehörte ja auch mal eine ordentliche Headliner Tour in unseren Breiten. Nach diversen Einzelterminen in europäischen Gefilden (Shpresa und Cole teilen ihre Zeit zwischen Stockholm und Minnesota auf), soll es im Spätsommer oder im Herbst nun endlich auch bei uns so weit sein...
Weitere Infos:
floracash.com
www.facebook.com/flora.cash.band/
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Flora Cash
Aktueller Tonträger:
Nothing Lasts Forever (And It's Fine)
(Icons Creating Evil Art/Rough Trade)
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