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EMA
 
Weggespült
EMA
Als Popstar ist Erika M. Anderson - die sich kurz und bündig EMA nennt, seit sie mit ihrem Bandprojekt Gowns abgeschlossen hat - denkbar ungeeignet. Zum einen, weil sie deutlich größer ist als alle amtierenden Pop Stars, zum anderen, weil sie sich aus Popmusik auch gar nicht so viel macht (auch wenn ihr auch auf dem nun vorliegenden, dritten Album der eine oder andere Hit in dieser Richtung gelingt) und letztlich auch, weil sie sich nicht gerne fotografieren lässt. Aber darum geht es ja auch gar nicht. Das neue Album "Exile In The Outer Ring" ist der Abschluss einer Trilogie, die 2011 mit "Past Life Martyred Saints" begann und 2014 mit "The Future's Void" erfolgreich fortgesetzt wurde. Es ist dies also auch ein musikalischer Zirkelschluss, in den alles einfließt, was Erika musikalisch interessiert - und das ist eben mehr, als Popmusik. Rauschen zum Beispiel.
Wie wichtig ist denn Rauschen für Erika? "Das hängt doch ganz von der Frequenz ab", meint sie sehr bestimmt - hält dann aber kurz inne, "warum willst du denn das wissen?" Nun - weil alle drei ihrer Scheiben mit einer Art von Rauschgeräusch beginnen. Das ist doch sicher ein Statement. Wie auch die Inhalte von Erikas Songs, die sich auf eine prophetische Art mit dem fast dystopischen Zustand von Smalltown-USA after Trump beschäftigen - obwohl die Songs VOR den Wahlen entstanden. Hätten sie denn anders geklungen, wenn sie NACHHER entstanden wären? "Oh Gosh", seufzt Erika, "als ich mit der Scheibe anfing, fühlte sich das alles eher persönlich an. Damit meine ich, dass ich über das schrieb, was mich interessierte oder über das, was ich fühlte. Ich hatte damals aber keine Ahnung, was passieren würde. Ich hätte mir es ja denken können, weil ich schon mitbekommen habe, was gerade abging - aber ich hätte nie gedacht, dass es mal so enden würde." Es geht also gar nicht um ein Portrait des amerikanischen "Heartlands", wie es in der Bio propagiert wird? "Das dachten manche", erklärt Erika, "für mich ist es aber eher ein Portrait des 'äußeren Rings' - was zugegebenermaßen keine gebräuchliche Formulierung ist. Für mich bedeutet das den Mündungsbereich zwischen dem städtischen und dem ländlichen Amerika." Wie funktioniert denn das Ganze musikalisch? Wenn man Erikas CDs vergleicht, stellt man fest, dass es da eine gewisse Konsistenz gibt. Strebt Erika eine Idealvision an - oder macht sie einfach das, was sie für gut und richtig hält? "Ja", meint sie ohne zu zögern, "das war bei Gowns auch so. Die Sache kommt langsam wieder auf das zurück, was ich mit dem Gowns-Album 'Red State' gemacht habe - was auf seine Art auch ein politisches Album war. Was du hier wie da hörst, ist meine klangliche Sprache. Da hast du dann dein Rauschen, den Krach, Synthesizer, Erzählstränge - es ist einfach meine Sprache, die du hier hörst. Und ich glaube, ich habe das jetzt auch ganz gut raus."
Wie viele Persönlichkeiten oder Seelen wirken denn in Erikas Brust? "Also ich finde, dass das neue Album wie Erika M. Anderson klingt", erklärt sie, "und es drückt das aus, was ich praktisch schon als Teenager gemacht und gefühlt habe." Also doch nur eine Seele - trotz aller Stile und Geräusche? "Ja, ich fühle mich auch so, dass ich denke, mal ein ganzes Nashville-Album machen zu können", überlegt Erika, "ich würde das dann aber vielleicht nicht unter meinem Namen machen." Was ist denn die Kraft, die Erika bislang dazu treibt, alles mischen zu wollen? "Das ist einfach das, was ich mag", erklärt sie, "wenn ich etwas miteinander mische, dann fühlt sich das für mich verspielt an und irgendwie komisch... nein, das ist nicht das richtige Wort. Was denkst du denn?" Nun ja - "überraschend" wäre doch ein richtiges Wort, oder? Schließlich weiß man ja nie, wohin die Reise mit Erika geht. "Ja, genau - das mag ich aber", pflichtet Erika bei, "es geht auch darum, alles auf den Kopf zu stellen. 'LSD' ist in meinem Kopf-Filter zum Beispiel ein Arena-Rock-Song - aber nur in meinem Kopf." Wie entstehen denn Songs wie diese? "Beim Spülen, zum Beispiel", meint Erika, "weil ich es nämlich hasse, zu spülen - dann kommen mir gute Ideen. Viele der Songs entstehen dann über Improvisationen - und bleiben dann manchmal auch welche, wie z.B. 'Where The Darkness Began'." Letzteres ist übrigens ein Spoken-Word Track. "Vieles passiert auch einfach in meinem Kopf", ergänzt Erika noch, "wenn ich Glück habe, bin ich dann zu Hause und kann es irgendwie festhalten. Ich muss dann versuchen, die Sounds, die ich in meinem Kopf höre, auf dem Computer oder sonstwo zu finden. Ich spiele auch gerne einfach mit Instrumenten herum. Die Idee für 'Breathalyzer' kam mir zum Beispiel beim Einkaufen. Es ist kein bewusster Prozess. Ich denke, der Schlüssel liegt darin, sich eben nicht hinzusetzen, um einen Song zu schreiben, sondern etwas anderes zu tun. Wie eben zu spülen - da kam mir dann zum Beispiel die Idee zu 'Down And Out'." Weil das spülen so fürchterlich ist? "Ja, an dem Tag fühlte ich mich aber auch wirklich scheiße." Und dann werden die Songs aufgenommen? "Ja, dabei mache ich am Ende alles selbst - außer vielleicht zu produzieren, weil ich dafür nicht das Equipment habe." Wonach sucht Erika dabei? "Ich mag so viele verschiedene Arten von Musik, dass es schwer ist, das zu sagen. Es muss schon irgendwie originell sein. Ich mag Sounds - aber ich bin nicht so an Rhythmen interessiert." Das heißt, die Inspiration muss dann die Regie übernehmen? "Vielleicht", überlegt Erika, "ich gehöre zu den Leuten, die niemals etwas proben. Manchmal fühlt sich das alles gar nicht so unausweichlich an, sondern verändert sich gehörig - wie ein Krabbelsack, aus dem man sich was raussucht. Das heißt nicht, dass ich keine Pläne mache, denn für '33 Nihilistic And Female' brauchte ich mehrere Sessions - aber ich brauche auch den Moment, in dem alles stimmt und ich kann mich nicht gut hinsetzen und etwas erzwingen. Man muss einfach sein Leben leben - und irgendwann klappt das dann auch mit der Magie."
EMA
Was hat Erika denn gemacht, als sie "I Wanna Destroy" schrieb? Das muss ja furchtbar gewesen sein. "Ich habe gespült - was denkst du denn?" Gibt es denn noch andere Inspirationsquellen, außer dem Spülen? "Für diese Scheibe habe ich mir längere Zeitungsartikel durchgelesen", überlegt Erika, "Musik hingegen höre ich mir nicht so viel an, wenn ich selber Musik mache." Zu welchem Zweck macht Erika ihre Musik? Als Therapie gegen das Spülen? "Ja, ja", stimmt sie zu, "das hilft mir, mit meinem Leben zurecht zu kommen. Es heilt irgendwie, wenn man Musik macht. Deswegen würde ich auch sagen, dass ich Musik für eher für mich mache - auch wenn ich zuweilen für Performances und Museumsausstellungen zum Beispiel für das MoMa arbeite." Wie geht es denn weiter für EMA - bleibt es bei dem eingeschlagenen Weg? "Das muss nicht unbedingt bei dieser Solo-Sache bleiben - aber ich habe doch irgendwie diese Persönlichkeit, die alles unter Kontrolle haben möchte. Das hat was Gutes und was Schlechtes, denn so brauche ich länger, um etwas fertig zu bekommen. Für diese Scheibe habe ich mit einigen Leuten an Videomaterial zusammengearbeitet - und vielleicht ist das ja was, was ich in Zukunft mehr machen werde. Es kann auch sein, dass ich auch mal ein Nebenprojekt mache. Vielleicht nicht wirklich eine ganze Country-Scheibe - aber mal eine EP mit vier Country Titeln - oder vier Pop-Titeln, oder mal eine 20-minütige Ambient-Noise-Piano-Version. Wenn ich aber eine Scheibe mache, dann sollte sie - wie zum Beispiel in japanischen Landschaftsbildern - alle notwendigen Elemente enthalten, damit sie sich ausbalanciert anfühlt. Und dann noch was: Wenn ich einen Pop-Song zwischen den ganzen Krach platziere, dann macht das diesen doch auch irgendwie schöner." Das ist doch mal eine klare Ansage. Im Herbst wird Erika auf eine kurze Deutschland-Tour kommen.
Weitere Infos:
www.iwannadestroy.com
www.facebook.com/cameouttanowhere
twitter.com/the_EMA_
www.instagram.com/_ema_usa_/
www.youtube.com/watch?v=v4eAd9yZoio
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
EMA
Aktueller Tonträger:
Exile In The Outer Ring
(City Slang/Universal)
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