Eigentlich waren Phantastic Ferniture zunächst nicht mehr als eine Schnapsidee, das Resultat einer feuchtfröhlichen Geburtstagsparty vor vier Jahren, bei der Jacklin und Hughes spontan beschlossen, dem Stress ihrer Solokarrieren ein Rundum-sorglos-Projekt entgegenzusetzen, bei dem alles kann und nichts muss. Als Realitätsflucht möchte Hughes die Band, deren augenzwinkernder Name von einer australischen Möbelhauskette inspiriert wurde, jedoch nicht verstanden wissen. "Das ist nicht unsere Absicht", sagt sie bestimmt. "Ich finde es allerdings wichtig, sich einen gewissen kindlichen Enthusiasmus, eine kindliche Energie zu bewahren, wenn man älter wird. Es wird erwartet, dass wir in einem gewissen Alter alle reifer und gemäßigter sind, aber davon ein wenig abzuweichen, kann sehr befreiend wirken."
Für ihr erstes Konzert hatte die Band der Legende nach nicht mehr als zwei eigene Songs, eine Coverversion und ein in Microsoft Paint erstelltes Poster vorzuweisen. Doch auch wenn die Vorstellung davon, was Phantastic Ferniture sein können, damals womöglich selbst bei den Bandmitgliedern noch recht vage war, kristallisierte sich schon bei den frühesten Konzerten ein Vibe heraus, mit dem sich die vier sehr wohlfühlten. "Einen unserer ersten Auftritte hatten wir in einer schmuddeligen Bar in Enmore", erinnert sich Hughes. "Die Bühne war sehr niedrig und das Publikum ganz nah dran. Alle sangen und tanzten und fielen dabei fast auf die Bühne. Die Beleuchtung war schummerig, die Verstärker laut und Julia ist einfach ins Publikum gegangen. Das Ganze hatte die Stimmung eines Hauskonzertes oder einer Probe - als seien wir Teil einer großen Party und sorgten zufällig auch noch für den Soundtrack."
Der größte Unterschied zu damals ist heute die Besetzung, denn inzwischen ergänzt neben Drummer/Multiinstrumentalist Ryan K. Brennan ein neuer Bassist die Band. "Angefangen haben wir mit Tom Capell", erzählt Hughes. "Er ist ein fantastischer Sänger und Songwriter und er war es, der die Bassline für [die erste Single] 'Fuckin 'n' Rollin' schrieb. Er entschied sich, kurz nach dem Beginn der Band nach Melbourne zu ziehen, und so kam Tom Stephens zu uns. Er ist auch ein wirklich talentierter Songwriter und denkt wie ein Produzent - er hat viel mit uns geschrieben und hatte starken Einfluss auf die Songs 'Parks', 'Gap Year', 'Dark Corner Dance Floor' und 'Bad Timing'. Auf dem Album sind beide am Bass zu hören."
Doch auch durch den personellen Wechsel hat sich die Ausrichtung der Band nicht grundlegend verändert. "Überleg nicht zu viel", lautet auch heute noch das bemerkenswerte Motto des Quartetts, ein Leitsatz, der letztlich aus der Not geboren wurde. "Unsere unbekümmerte Grundhaltung ist zweifelsohne dem Zeitmangel geschuldet, dem wir praktisch ständig ausgesetzt sind", bestätigt Jacklin. Glücklicherweise haben Phantastic Ferniture aber äußerst flexible Freunde und Kollaborateure, denn gerade Fotoshootings und die Drehs ihrer herrlich schrägen Videos müssen mit Blick auf volle Terminkalender schon mal spontan umorganisiert werden. "Nick Mckk, der unsere Clips inszeniert hat, war großartig", erinnert sich Hughes. "Er ist immer mit einem Grinsen im Gesicht und Enthusiasmus ohne Ende aufgelaufen, auch wenn wir oft Konzept, Location und Mitwirkende noch um 2.00 Uhr morgens vor dem geplanten Dreh geändert haben!" Die Unbekümmertheit, die daraus spricht, ist auch musikalisch praktisch allgegenwärtig.
Weil alle Beteiligten Phantastic Ferniture explizit als Nebenbeschäftigung verstehen, ist es nicht verwunderlich, dass die Einflüsse hier stärker durchscheinen, als das bei den Solowerken von Jacklin und Hughes der Fall ist. Auch im Interview müssen die beiden nicht lange nachdenken, wenn es um die Frage geht, welche Acts ihnen bei der Entstehung der Songs im Hinterkopf herumgeisterten. "Es gibt eine ganze Reihe Künstler, die wir gehört haben, bevor wir uns an die Aufnahmen gemacht haben", verrät Hughes. "In den frühen Tagen der Band waren es vor allem Warpaint, Julia und ich lieben beide aber auch Grimes." - "Ja, Grimes wende ich mich immer zu, wenn ich mich bei meiner Musik unsicher fühle", ergänzt Jacklin. "Sie läuft gerade im Hintergrund, während ich die Fragen beantworte!"
Noch wichtiger als äußere Einflüsse war allerdings auch in puncto Klangbild die Zeitnot der vielbeschäftigten Musiker. "Dass wir sehr schnell gearbeitet haben, hat fraglos zum Sound beigetragen", bestätigt Jacklin. "Was du auf der Platte hörst, ist ziemlich genau das, was wir uns im Proberaum ausgedacht haben, als wir die Songs schrieben. Große Revisionen hat es nicht gegeben." Letztlich spiegelt das Debütalbum des Quartetts so vor allem das gemeinsame kreative Potenzial der Band wider. Die Leichtigkeit, mit der die neun Songs der LP entstanden sind, überraschte bisweilen sogar die Protagonisten selbst. "In einer Band zu sein, ist aus vielen verschiedenen Gründen ziemlich kompliziert", glaubt Jacklin. "Jeder hat seinen eigenen Geschmack und du musst sicherstellen, dass jeder gehört wird. Glücklicherweise hatten wir damit nie ein Problem, was vielleicht daran liegt, dass wird vom ersten Tag an sehr demokratisch agiert haben."