Deutlich eutlich
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Der erste Eindruck, der sich dem geneigten Interessenten vermittelt, der unvorbereitet auf das Amsterdamer Musiker-Kollektiv mit dem seltsamen Namen Eut trifft, ist der einer bunt zusammengewürfelten Truppe, die in typischer BeNeLux-Manier alle möglichen Ideen in einen Topf wirft, um damit einen gutgelaunten, kunterbunten und hochenergischen Powerpop-Stilmix anzurühren. "Dieser Eindruck stimmt auch", räumt Tessa Raadman, die Gitarristin der Band umumwunden ein, "denn genauso entstehen unsere Stücke auch." Das Ganze versinkt dann aber keineswegs im unorganisierten Chaos. Stattdessen stellen Eut einfach den kollaborativen Aspekt ihres Tuns in den Vordergrund und präsentieren sich tatsächlich als "echte" Band (und nicht etwa als Frontfrau mit Musikern). "Wir schreiben unsere Songs zusammen", meint zum Beispiel Drummer Jim Geurts, "und jeder trägt seine Ideen zu den Songs bei." Es fällt dann auch auf, dass sich zum Beispiel alle Bandmitglieder mit ihren Meinungen am gemeinsamen Gespräch beteiligen - was ja durchaus nicht selbstverständlich ist. "Wir haben alle ziemlich unterschiedliche musikalische Hintergründe", erläutert Tessa etwa, "und mögen demzufolge auch unterschiedliche Musik. Wenn wir proben hat jeder seine eigenen Parts beigetragen - und das ist dann am Ende der Eut-Sound."
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In einem Punkt sind Eut allerdings wenig auskunftsfreudig - dann nämlich, wenn es daran geht, den eigenartigen Bandnamen zu erklären. Warum eigentlich nicht? "Das ist eine wirklich gute Frage", meint Tessa, während Sergio Escoda, der Keyboarder und Bassist der Band - und ihr inoffizielles Sprachrohr - die Sache dann aber doch erläutert: "Das ist vor allen Dingen ein lustiger Spitzname für uns als Band. 'Eut' hat natürlich eine Bedeutung, die wir auch alle kennen, die wir aber deshalb nicht erklären möchten, weil es auch als Schimpfwort verstanden werden kann." Das heißt also, dass sich jeder selbst denken soll, was "Eut" bedeutet? "Ja" meint die ganze Band unisono. Das ist insofern aber eine Fangfrage, als dass ausgrechnet die Lyrics der Band, die von der emsigen Frontfrau und Sängerin Megan de Klerk geschrieben wurden, dann ziemlich konkrete Geschichten erzählen. Das klingt fast so, als sei hier eine klassische Singer/Songwriterin mit einer Vorliebe für poppige Rockmusik am Werk, die die Songs zu therapeutischen Zwecken verwendet. "Das könnte vielleicht auch so sein", überlegt Megan, "es handelt sich meist um kleine Details oder Geschichten aus dem täglichen Leben, die ich dann ein wenig aufblase. Wie sagt man so schön - aus einer Mücke einen Elefanten machen." Heißt das, dass die Musik auch größer als das Leben sein muss? "Musik muss gar nichts sein", wirft Megan ein. "Sie muss nur Spaß machen", ergänzt Sergio, "und zwar sie zu schreiben und zu spielen. Ich meine, die Songs bedeuten uns schon viel - weil wir sie ja erschaffen haben - aber es geht darum, zu unterhalten. Wir messen den Inhalten der Songs selbst gar keine so große Bedeutung bei." Es gibt also keine Botschaften, die Eut vermitteln möchten? "Nun, es könnte Botschaften geben", zögert Megan, "ich glaube sogar, dass es Botschaften gibt - aber das ist nicht von Bedeutung. Ich denke, dass alles zur Interpretation freigegeben ist." Dabei denkt sich Megan sicherlich auch so einiges aus, oder? "Ja, nimm zum Beispiel 'Tygo Dex'", erklört sie mit Bezug auf den eigenartig betitelten Sog, "ich habe einfach diesen Typen namens Tygo Dex erfunden, über den ich dann diesen Song geschrieben habe. Dieser Typ ist wirklich fett und alleine und trinkt die ganze Zeit. Alle raten ihm, daran etwas zu ändern, er ist aber einer von diesen Typen, die sich nichts sagen lassen und meint, sie sollen ihn in Ruhe lassen, weil er tun könne, was er wolle. Und der heißt Tygo Dex - obwohl das in dem Song nicht gesagt wird."
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Wie sehen sich Eut denn selbst musikalisch? Der Versuch, Eut mit anderen Acts zu vergleichen, führt unweigerlich zu einer endlosen Liste höchst unterschiedlicher Referenzen. "Also wir machen das alles nicht absichtlich so", erklärt Sergio, "wir versuchen nur immer alle gleichzeitig dem Song gerecht zu werden und schauen dann, was passiert." Ja schon - aber wie stimmt man sich dann untereinander ab? "Das tun wir gar nicht", meint Sergio, "ich bin eigentlich sogar der Meinung, dass es ohne eine gewisse Reibung innerhalb der Band sogar zu einfach wäre, Songs zu schreiben. Wenn wir uns also nicht auf irgendetwas bestimmtes einigen können, dann ist das am Ende sogar besser für den Song, weil uns das alle Möglichkeiten eröffnet, unsere verschiedenen Meinungen einbringen zu können." "Also ohne Diskussionen wäre das alles nicht so 'eutisch'", wirft Gitarrist Emil de Nennie ein, "die Reibung macht die Band ja erst zu dem, was sie ist." Ist das vielleicht auch ein Grund, warum die Eut-Songs vergleichsweise schwer sterben? Schließlich kehren gleich mehre Songs nach einem eigentlich logischen Ende noch ein Mal zum Thema zurück. "Das hat vielleicht mehr mit mir zu tun", räumt Megan ein, "kennst du das Spiel Twister - wo sich die Spieler auf der Spielfläche verrenken müssen? Meine Demos sind auch immer ein bisschen so wie ein Twister-Spiel und gehen mal hierhin und mal dorthin." "Wenn man das einbringt und beibehält, macht es alles noch größer", erklärt Tessa, "die ganzen Richtungsänderungen in den Demos betonen so das Auf und Ab der Geschichten." Gibt es denn irgendetwas, auf das sich Eut einigen können - zum Beispiel darauf, was einen guten Song auszeichnet? "Das kommt drauf an", meint Jim Geurts, "das kann ein guter Refrain oder ein guter Snaredrum-Sound sein." "Klar, dass du das als Drummer sagst", meint Tessa, "mir geht es gar nicht um den Sound. Für mich ist ein Song dann gut, wenn er auch auf der akustischen Gitarre oder dem Piano gut funktioniert und wenn die Melodie hängen bleibt, die ich dann den ganzen Tag im Kopf habe." "Ein Song der funktioniert, führt uns ohne uns zu langweilen zum Refrain", ergänzt Sergio, "ich finde, ein Song muss vor allen Dingen leichtfüßig und verspielt sein", überlegt Megan, "und ich muss definitiv auch etwas dabei fühlen, wenn ich ihn singe. Es mag ja wie ein Klischee klingen, aber ein guter Song sollte dich an einen bestimmten Ort transportieren können."
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Gibt es denn ein Rezept, wie man dabei am besten vorgeht? "Ich versuche immer noch, einen kompletten Hit-Song von unter zwei Minuten zu schreiben - was mir bislang nicht gelungen ist", erklärt Sergio, "ein gutes Beispiel dafür ist der Track 'The Buggs (Part 1)'. Der war ganz einfach, als ich ihn den anderen vorspielte. Die waren allerdings nicht damit einverstanden und jeder hat dann noch etwas dazu beigetragen. Auch wenn ich anderer Meinung war, habe ich dann diese Meinung zurückgestellt und jetzt ist der Song regelrecht seltsam. Ich denke, es geht darum, zu versuchen, die Dinge zu vereinfachen - aber dann mit kleinen, seltsamen Momenten zu überraschen. Das ist dann typisch 'Eut'." Das hört sich ja alles organisch und selbstverständlich an. Was betrachten Eut denn als Herausforderung in der Rockmusik? "To make rock great again", scherzt Sergio. "Na ja, sagen wir mal besser cool", schränkt Tessa das ein, "gerade in den Niederlanden ist HipHop-Musik gerade ziemlich angesagt. Dem möchten wir etwas entgegen setzen - auch wenn sich das jetzt blöde anhört." "Weißt du, zwischen Ed Sheeran und Beyoncé gibt es so viele Pop-Genres, bei denen es nur um die Produktion geht", meint Sergio sehr empathisch, "und wir wollen Songs wie diese machen - nur auf eine seltsame, verrückte, wilde und leichtfüßige Art." Was hätten Eut denn in der Zukunft noch so vor? "Ich denke, wir wollen einfach weiter Songs schreiben, diese Spielen und dann mal sehen, was passiert", erklärt Sergio, "wir haben weder ein Konzept für die Zukunft, noch eine bevorzugte Kunstform, die wir gerne verkörpern möchten." "Also ich hätte da schon eine Idee", meint dann allerdings Tess, "wir möchten gerne mehr außerhalb der Niederlande spielen und in ganz Europa auftreten." Das macht, Sinn, denn Eut sind ja eine klassische europäische Band, nicht wahr? "Absolut", pflichtet Tess bei, "wir lieben zum Beispiel alle Abba." "Und wir haben ja auch keinen spezifisch amerikanischen oder englischen Sound", fügt Sergio hinzu. Gibt es denn irgendetwas, auf das sich alle Eut-Musiker einigen können? "Ich denke, wir haben uns alle über die Musik von Beck kennengelernt", überlegt Emiel de Nennie, "oder St. Vincent. Ich denke aber, dass Beck sogar für uns zu seltsam ist." "Ach ich weiß gar nicht, wie man diese Frage beantworten soll - sie ist einfach zu seltsam", lacht Jim Geurts und Sergio erklärt schließlich: "Ich würde sagen, wir mögen alle Songs mit einem einfachen Beat mit wilden Gitarrensounds aber einer simplen Akkordfolge mit einer verrückten Story oben drauf." Einfacher wäre es vielleicht gewesen, einfach "nein" auf die Frage zu antworten, ob es etwas gibt, auf das sich alle einigen können. Muss man eigentlich ein bisschen verrückt sein, um Musik wie die von Eut machen zu können? "Ja, schon ein wenig", bestätigt Megan, "aber sind wir nicht alle ein wenig verrückt?"
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Weitere Infos:
www.thewordiseut.com
www.facebook.com/EUTBAND
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Interview: -Ullrich Maurer- Fotos: -Ullrich Maurer-
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Aktueller Tonträger: Fool For The Vibes (V2/H'art)
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