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SOPHIE AUSTER
 
Ohne Druck geht es besser
Sophie Auster
Als Sophie Auster 2006 ihr selbst betiteltes Debütalbum herausbrachte, sah das zunächst nach einer ganz normalen Karriere als Musikerin aus. Aufgrund der Kontakte ihres Vaters - des US Autors Paul Auster - mit New Yorker Musikern hatte sich die junge Sophie entschlossen, ein Album mit eigenen und vertonten Texten diverser romantischer Poeten einzuspielen, zu dem die Musiker Joshua Camp und Michael Hearst a.k.a. One Ring Zero dann die Musik beisteuerten. Damals stand Sophie indes noch am Anfang ihrer kreativen Laufbahn. Nachdem sie zunächst ein Mal ihre Schulausbildung abschloss, probierte sie sich dann auch in anderen Bereichen und arbeitete etwa erfolgreich als Model und gelegentlich auch als Schauspielerin. Nebenher übte sie sich insbesondere als Songwriterin und begann, sich ein eigenes Repertoire zuzulegen. Erst 2012 gab es ein neues musikalisches Lebenszeichen von Sophie - die EP "Red Weather", auf der sie dann auch in Eigenregie als Musikerin verantwortlich zeichnete. Es folgte dann 2016 ein zweites Album namens "Dogs & Men", das allerdings nur digital verfügbar war. Während sie in den USA eigentlich ständig auf der Bühne steht, tauchte Sophie währenddessen in unseren Breiten nur sporadisch zu Stippvisiten auf - und dann aufgrund ihren Beziehungen zur Modebranche auch eher in Frankreich, Italien oder Spanien. Nun steht mit "Next Time" ein neues Album in den Startlöchern - und dieses Mal wird es auch physikalisch erhältlich sein und eine eigene Headliner-Tour für den Mai ist ebenfalls geplant.
Hat Sophie es eigentlich bereut, das letzte Album "Dogs & Men" nur digital vertrieben zu haben? "Nun, man konnte es ja auch als CD kaufen - zum Beispiel auf meiner Website oder bei meinen Konzerten - aber ehrlich gesagt spielen CD-Verkäufe in den USA heutzutage keine Rolle mehr und wir müssen alle versuchen, nach neuen Wegen zu finden, unser Geld zu verdienen. Ich habe aber inzwischen erfahren, dass insbesondere in Deutschland der CD-Verkauf noch einigermaßen läuft und deswegen wird es das neue Album auch physikalisch geben." Die Aufnahmen zu dem neuen Album gestalteten sich ja vergleichsweise abenteuerlich, denn bereits im letzten Jahr erzählte Sophie davon, dass sie im Studio sei und an neuen Songs arbeitete. Und einige der Songs, die jetzt auf "Next Time" auftauchen - wie z.B. "Mary Janes" und "Tom Collins" gehören schon seit längerer Zeit zu ihrem Live-Repertoire. "Ja, das stimmt, ich begann mit einem anderen Produzenten hier in New York zu arbeiten - das funktionierte aber nicht so richtig, weil die Chemie nicht stimmte. Ich behielt davon nur 'Mary Janes' und einen Song namens 'Rising Sun' - der Rest wurde beiseite gelegt. Ich arbeitete aber nach diesen Sessions weiter, suchte Songs aus und schrieb auch neue. Es ergab sich daraus für mich ein vollkommen neues Projekt. Ich fühlte, dass es notwendig war, noch mal zurück zum Reißbrett zu kehren, weil auch die Songs nicht stark genug waren." Wie kam dann der Produzent Tore Johannsson ins Spiel, mit dem zusammen Sophie dann letztlich die neuen Songs produzierte? "Tore kam ins Spiel als mir Nicole Atkins diesen empfahl und mir einen eMail-Kontakt vermittelte. Ich habe ihm dann ein paar meiner Demos zugeschickt und da haben wir dann drauf aufgebaut. Erst mal mit einem Versuch mit zwei Songs, zu denen er mir Arrangements vorschlug, über die wir uns zuvor unterhalten hatten. Das fühlte sich gut an und dann bin ich nach Schweden geflogen, wir haben uns getroffen und ich mochte ihn sehr und wir haben uns entschlossen die Scheibe zusammen zu machen." Eine der Sachen, die Sophie bewogen hatte, mit einem anderen Produzenten zusammenzuarbeiten war ihr Wunsch, in eine etwas poppigere Richtung zu gehen. Bei den Arrangements der neuen Songs fällt nun auf, dass kaum noch Gitarren zu hören sind. War das eine bewusste Entscheidung? "Nun ja, ich spiele schon noch Gitarre - auf einem Song zumindest", erklärt Sophie, "aber ich denke, dass die Stimmung des Albums besser zu einem Klavier-Sound passte. Für mich ist die Gitarre nur ein Werkzeug, auf dem ich meine Songs schreibe - weil das das Instrument ist, das ich spielen kann. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Songs nicht auf für andere Arrangements übersetzen lassen" Was war denn dann Tores Aufgabe bei den Aufnahmen? "Tore hat einen Partner namens Martin, der ein Pianist ist. Wir haben also mit ihm zusammen die Arrangements auf das Klavier übertragen. Ich denke, dass das auch sehr schön funktioniert hat. Was wir bei den Aufnahmen dann gemacht haben, war die Stimme und das Klavier aufzunehmen und dann den Rest darum herum zu arrangieren. Wir haben die Arrangements dann zusammen gemacht, zum Beispiel was die Bläser-Sätze betraf. Ich hatte mir zunächst nur Bläser für einige Songs vorgestellt, es stellte sich dann aber heraus, dass die Bläser das waren, was alles zusammen hielt." War die Idee dabei, die Arrangements besonders üppig auszugestalten? "Nein", meint Sophie. Wir wollten zwar die Klangpalette erweitern, aber im Kern sind die Songs um relativ einfache Arrangements herum aufgebaut und können auch auf diesen Kern heruntergebrochen werden. Es ist ja auch eine Menge Raum in den fertigen Arrangements."
Was ist für Sophie bei dem neuen Album denn der wichtigste Aspekt? "Der Unterschied zu letzten Album war der, dass ich dort die Songs zusammen mit anderen Leuten geschrieben habe, während auf dem neuen Album nun alles von mir stammt." Hat sich das auch auf die Darbietung ausgewirkt - die auf dem neuen Album deutlich intensiver rüberkommt. "Ich weiß nicht", zögert Sophie, "aber vielleicht habe ich aufgrund dessen mehr Selbstbewusstsein gewonnen, das es mir ermöglicht, mich selbst mehr im Zentrum zu sehen? Die Erfahrung lehrt dich schließlich, was du an dem, was du zuletzt gemacht hast, mochtest - oder auch nicht - und darauf kann man aufbauen." Schreibt Sophie auch andere Sachen als Songs? "Ich habe ein paar Kurzgeschichten geschrieben als ich jünger war und eine Menge Gedichte", berichtet Sophie, "und ich habe einen Deal mit Vanity Fair in Spanien für eine Kolumne über feministische Themen, die mich interessieren." Die Frage ging eher dahin, inwiefern es sich bei den neuen Songs um vertonte Kurzgeschichten handeln könnte. "Ach so", pflichtet Sophie bei, "ja, das ist sicherlich richtig." Da ist aber kein Plan dahinter, oder? "Nein - denn manchmal weiß ich auch nicht, woher die Ideen alle kommen", führt Sophie aus, "nimm z.B. 'Medication'. Hier kam die Melodie zuerst und ich komponierte den Song zunächst ohne Text. Und als ich mich dann hinsetzte, um den Text zu schreiben, war da auf ein Mal dieses Bild in meinem Kopf. Einen bestimmten Hintergrund hatte das gar nicht." Dann gibt es aber doch Songs wie "Mexico", in denen Sophie dann tatsächlich eigene Erlebnisse verarbeitet? "Nicht vollständig", schränkt sie ein, "ich bin zwar nach Mexico gereist - habe dort aber nur Urlaub gemacht. Ich hatte damals diese Hookline im Kopf - M-M-M-Mexico, aber die Geschichte zu dem Song habe ich mir dann in Stile eines Hollywood-Noir-Filmes ausgedacht. Die Verführerin die einen Mann an einem exotischen Ort in die Falle lockt, weißt du? Wie in diesem Orson Welles-Film 'Out Of The Past'." Welche Funktion haben denn die Texte für Sophie? "Das hängt von den Umständen ab und wie ich mich an dem Tag fühle, an dem ich sie schreibe. Manchmal sind sie halt ein wenig autobiographisch und manchmal erzähle ich lieber eine Geschichte. Das kann viele Formen annehmen. Ich denke nicht, dass man sich auf ein Format festlegen sollte. Das wäre ja auch langweilig." Und was ist für Sophie dann die größte Herausforderung als Songwriterin? "Die Balance zu finden", erläutert sie, "man sollte einen Song nicht verkomplizieren und dann geht es auch darum, diesen Moment zwischen ehrlicher Simplizität und bloßem Klischee zu finden. Man muss sich dann einfach auch selber vertrauen, was funktioniert und was nicht. Ich kann mich durchaus hinsetzen und einen Song in drei Minuten schreiben - das ist ganz einfach. Ob ich den Song dann selbst aber mag oder nicht - das ist dabei die eigentliche Herausforderung." Das kann man dann aber doch nicht wirklich planen? "Nein", bestätigt Sophie, "das Witzige bei dem Song 'Mexico' ist zum Beispiel, dass den jeder gerne mag - ich ihn aber in ein paar Minuten geschrieben habe. Ich habe das nicht mal als Song ins Auge gefasst. Ich mochte es einfach, weil es so einfach ist und finde es jetzt eher erstaunlich, dass alle das Stück mögen." Was zeichnet einen guten Song denn dann überhaupt aus? "Das ist eine wirklich gute Frage", überlegt Sophie, "einfach weil es da keine Formel für mich gibt. Ich mag so viele Arten von Songs. Auch wirklich einfache und wirklich dumme Songs. Aber natürlich auch wunderschöne oder seltsame Songs. Es ist aber immer nett, wenn etwas frisch und unverbraucht klingt - oder auf eine Weise interpretiert wird, die ich so noch nicht gehört habe. Und dann gibt es einfach Sachen, die mich packen - wie zum Beispiel Tom Waits' Liebeslieder, die ja einfach so simpel, aber effektiv sind. Sie sind zwar auch sentimental, aber ich mag sie einfach. Das funktioniert halt irgendwie, während mich anderes kalt lässt - warum auch immer."
Sophie Auster
Was hat Sophie musikalisch bei "Next Time" inspiriert? Es gab ja sicher keine Vorgaben - außer vielleicht der, dass es poppig sein sollte, oder? "Genau", pflichtet sie bei, "es ist nämlich so, dass ich überhaupt nicht darüber nachdenke, ob ein Song zu anderen passen könnte oder nicht, wenn ich ihn schreibe." Das heißt also, dass es im den Stil oder das Genre gar nicht so sehr geht? "Nein", bestätigt Sophie. "ich meine, es muss schon etwas geben, das das Ganze auf gewisse Weise zusammenhält, aber da reicht dann ein gewisser Rahmen. Ich persönlich mag Scheiben nicht, die sich sicher auf einem gewissen Level bewegen - ohne Höhen und Tiefen. Das gilt auch für Romane. Ich lese gerade einen, der nicht schlecht ist - aber es ist einfach langweilig, weil sich alles auf einem Level bewegt. Ich höre da niemanden zu mir sprechen, weißt du? Es zieht mich alles nicht hin und her, sondern es bremst und geht dann weiter." Sophie gehört zu ja zu der seltenen Sorte von Musikerinnen, die ohne Druck besser arbeiten. "Oh ja", pflichtet sie bei, "und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Ich arbeite sowieso immer sehr diszipliniert. Diese Eigenschaft hatte ich schon immer. Da brauche ich keinen Druck von außen wie vielleicht Leute, die diese Disziplin nicht haben. Ich schreibe sowieso immer Songs und arbeite an mir - aber nimm zum Beispiel den Gesang: Gesang ist sehr physisch und wenn ich nicht bei Stimme bin und nicht die Klänge herausbekomme, die ich herausbekommen möchte, wenn ich ins Studio gehe, dann hilft mir auch kein Termindruck. Was also ganz toll war, war der Umstand, dass Tore dieses Live-In-Studio in seinem Haus hat, wo es möglich war, einfach ins Studio zu gehen, wenn man sich danach fühlte." Tore hatte auch vorgeschlagen, dass Sophie bei den Aufnahmen in einer tieferen Tonlage singen solle. Ist das nicht auch das, was sie auf der Bühne für gewöhnlich macht? "Ja - aber da ging es um etwas anderes", führt sie aus, "wir haben viel mit Tonlagen herumgespielt. Ich habe zum Beispiel viele Passagen eigentlich in höheren Tonlagen geschrieben und er hat dann angeregt, tiefer zu singen, was in der Tat dann viel besser geklungen hat. Das hört sich im Nachhinein offensichtlich an - aber ich hatte im Zusammenhang mit meinen eigenen Songs über so etwa noch nicht nachgedacht."

Eine Sache, die noch kurz angesprochen werden sollte ist der Umstand, dass Sophie gelegentlich auch als Schauspielerin tätig ist. Ein konkretes Spielfilmprojekt ist aktuell bereits in der Pipeline - lauft aber noch unter vertraglichen Geheimhaltungsaspekten. Die Frage ist aber, wie sich ihre Arbeit vor der Kamera mit jener hinter dem Mikrophon in Einklang zu bringen ist. "Ich mag es, auf dem Set mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten. Ich mag es, andere Sachen auszuprobieren. Das macht sicherlich Spaß. Was mir am Schauspielern aber nicht so gut gefällt, ist der Umstand, dass man keine Kontrolle über das Projekt hat. Man weiß nicht, wie das Endergebnis sein wird und muss einfach hoffen, dass man nicht wie ein Depp aussieht. Und dann noch was: Wenn du heutzutage als Schauspieler arbeiten willst, dann darfst du wirklich nicht zu wählerisch sein, denn das meiste, was angeboten wird, ist doch ziemlich mittelmäßig - um nicht zu sagen schrecklich. Ich gehe sehr gerne ins Kino und es gibt da nun wirklich nicht viel, was mich wirklich begeistert." Nun, die Schauspielerei ist ja auch nur eines der Talente, das Sophie Auster auszeichnet. Wie geht es denn auf der musikalischen Ebene weiter? "Nachdem ich für diese Scheibe ja ziemlich lange gebraucht habe, geht jetzt alles ganz schnell", berichtet Sophie, "ich gehe jetzt auf große Tour - auch durch Europa und arbeite auch schon wieder an neuen Stücken. Ich meine, nachdem ich mit der LP fertig war, brauchte es eine gewisse Zeit, um da wieder reinzukommen, weil es da diesen ganzen Stress gab, ein Label zu finden und die Promotion anzuleiern aber ich habe dann irgendwann wieder angefangen zu schreiben und bis jetzt ca. 35 Entwürfe für neue Songs und auch Material, wovon ich momentan nicht denke, dass es so gut ist. Ich werde das aber noch mal durchkämmen und das behalten, was mir gefällt. Es ist immer das Beste, viel Material zur Auswahl zu haben. Meine Idee für diese neuen Sachen ist die, vor allen Dingen mit Arrangements zu experimentieren - vielleicht in Richtung Elektronik als Platzhalter. Das ist alles noch nicht konkret, ich möchte aber auf jeden Fall meine nächste Scheibe schneller machen als dieses Mal.

Weitere Infos:
www.facebook.com/SophieAusterMusic
www.sophieaustermusic.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Sophie Auster
Aktueller Tonträger:
Next Time
(BMG Rights Management/Warner Music)
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