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SUZAN KÖCHER'S SUPRAFON
 
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Suzan Köcher's Suprafon
Eine schöne Überraschung bescherte uns Suzan Köcher aus Solingen 2017 mit ihrer Debüt-LP "Moon Bordeaux". Erdreistete sich die energische Person doch, eine klassische, psychedelische Folkpop-Scheibe hinzulegen, wie sie selbst eingeborene Altvordere selten ein Mal in der gebotenen Qualität hinbekommen hatten. Dass es sich bei diesem Werk um keinen Zufallstreffer handelte, machte Suzan im Folgenden deutlich, als sie - von Anfang an übrigens mit Band - das Album intensiv live präsentierte; und sich dabei schon bald neue Songs in die Setlist schlichen (allen voran die Single "Peaky Blinders"), die sich nun natürlich auch auf der zweiten Scheibe "Suprafon" wiederfinden. "Suprafon" ist dabei übrigens kein obskures Musikinstrument, sondern (in der Schreibweise "Supraphon") der Name des ältesten tschechischen Plattenlabels. Aber lassen wir das Suzan selbst ein Mal auseinander dividieren...
"'Supraphon' ist ein tschechisches Label, das es seit dem 30er Jahren gibt", erklärt Suzan, "dort sind unter anderem in den 60ern viele tolle Platten erschienen. Neben klassischer Musik auch Beat und Rock-Sachen. Das Label kannten wir daher schon, mochten den Klang des Namens und uns gefielen auch die Designs - der Schriftzug und die ganze Ästhetik. Als wir die Idee zu der Song-Suite über Prag hatten, lag dafür sehr schnell der Namen 'Supraphon-Suite' in der Luft. Als wir dann überlegt haben, wie wir unsere Band nennen können, ohne den Namen Suzan Köcher aufzugeben, kam uns auch dafür der Namen 'Supraphon' in den Sinn. Wir haben uns dann für eine etwas andere Schreibweise entschieden und auch das Label um Erlaubnis gebeten, die wir dann in Form einer sehr netten Email bekommen haben." Ja gut - aber wie kommt denn eine Band aus Solingen, die sich musikalisch eher amerikanisch orientierter psychedelischer Rockmusik verschrieben hat (und die neue Scheibe sogar auch in Texas eingespielt hat), auf die Idee, einen Songzyklus über Prag zu verfassen? "Bis zu einem gewissen Grad spiegelt Prag unsere Musik sehr gut wider - schön, melancholisch und etwas verwittert", erläutert Suzan, die die Stadt im Rahmen eines Konzertauftrittes und dem Besuch bei Freunden kennen und schätzen gelernt hat, "überall stehen noch diese wahnsinnig schönen alten Häuser und gleichzeitig ist es aber auch nicht zu protzig und hip. Diese Stimmung wollten wir musikalisch einfangen und in einem Song-Zyklus verewigen, der unseren Prag-Trip - komprimiert auf einen Tag - abbildet. Es beginnt mit der Nacht und dem anschließenden Morgen. Wir stehen auf, begeben uns in Richtung Stadt, kommen am Hauptbahnhof vorbei, verbringen den Tag in der Stadt und spielen Abends ein Konzert." Dabei haben die betreffenden Songs sogar tschechische Titel. "Die Songs mit den tschechischen Titeln sind Teil der Suprafon-Suite auf der zweiten Seite der Platte", erklärt Suzan, (die wie selbstverständlich über ihre Scheibe analog denkt), "es ist auf den ersten Blick vielleicht etwas verwirrend, wenn man - wie wir ja auch - kein Tschechisch kann, aber es trägt zur Stimmung der Musik bei. Außerdem mögen wir den Sound und Look der Worte. 'Zítra'' heißt 'morgen', 'Pešky Do Mesta' ist der Gang hinunter in die Stadt, 'Hlavní Nádrazí' heißt Hauptbahnhof und 'Písen Dne' ist der Song des Tages. Als letzter Song der Suite handelt der Song 'Suprafon' von unserem Auftritt in einem kleinen Prager Kellerclub. Die Songs auf Seite eins sind nicht Teil der Suite und haben deswegen auch 'normale' englische Titel."

Sind Suzan und ihre Musikanten demzufolge auch von tschechischer Beat- und Popmusik inspiriert - wie zum Beispiel von Marta Kubisová? "Von Marta Kubisová gibt es einen tollen Sampler - der heißt 'Ne! The Soul of Marta Kubisová’ und enthält ihre tougheren, garagigen, psychedelischen und souligen Songs", erläutert Suzan, "generell sind 60s und 70s Künstler und Bands aus dem Osten wie 'Niemen' aus Polen oder 'Illés' aus Ungarn gerade für Julian Müller eine große Inspiration, die sich natürlich auch auf uns überträgt. Diese Bands hatten alle eine ganz eigene Art, sich von den britischen und amerikanischen Vorbildern inspirieren zu lassen und haben daraus einen eigenen Sound zu entwickeln." Julian Müller, der ja auch mit seiner Band Blackberries als großer Psychedeliker tätig ist, ist seit Anbeginn der musikalische Partner von Suzan Köcher und selbstverständlich auch in ihrer Band Suprafon tätig. Damit sind wir auch wieder beim "Band-Thema". Das neue Werk klingt deutlich weniger wie ein Singer-Songwriter-Album, sondern wie ein Band-Projekt. Entstehen die Songs heutzutage auch im Band-Gefüge? "Die Songs sind diesmal auf verschiedenste Weisen entstanden", überlegt Suzan, "es gibt Stücke, wie 'Pešky Do Mesta' oder 'Texan Sun', die ihren Ursprung im gemeinsamen Spielen und Improvisieren haben. Andere Songs sind aber auch durch einen klassischeren Songwriting-Ansatz entstanden und dann von uns zusammen arrangiert - in diese Kategorie passen etwa 'Night By The Sea' oder 'Hlavni Nadrazi'. Auch 'Poisonous Ivy' war eigentlich ein Folk-Song, den wir dann erst im Bandkontext komplett umgedreht haben. 'Peaky Blinders' ist auf einer Synthie-Idee von Jens basiert, aus der sich dann ein mehrteiliger Song entwickelt hat. Jeder von uns ist dieses Mal an verschiedenen Ecken und Enden am Songwriting beteiligt." Das führt dann sicher auch dazu, dass die neue Scheibe mehr nach den Live-Konzerten und weniger songorientiert klingt, oder? "Die neue Platte empfinde ich schon auch als sehr songorientiert", schränkt Suzan ein, "allerdings gehen die Stücke - gerade auf der zweiten Seite - ineinander über und auch die erste Seite hat einen ganzheitlicheren Flow, als das etwas buntere 'Moon Bordeaux'. Auf Debüt-Alben probiert man sich ja häufig noch in viele verschiedene Richtungen aus - ein paar Songs haben wir aber auch da schon von der finalen Trackliste aus Kohärenz-Gründen gestrichen. Durch das viele Live-Spielen haben wir dann aber immer mehr zu unserem eigenen Sound gefunden, der dann auch das klangliche Gewand der neuen Platte geprägt hat."

Suzan Köcher's Suprafon
Bei einem Auftritt auf dem texanischen SXSW-Festival lernten Suzan und Julian den amerikanischen Produzenten Matt Parmenter kennen, der die Musiker in sein Ice Cream Factory Studio einlud. Dort entstand dann gewiss auch die Idee, das Material in Texas einzuspielen, oder? "Ja, wir sind dann am letzten Abend zu ihm in die Ice Cream Factory Studios gefahren", erinnert sich Suzan, "dort haben zuerst die Blackberries live in wenigen Stunden die EP 'The Texas Tapes' aufgenommen und im Anschluss habe ich zusammen mit Julian und dem Blackberries-Keyboarder Joscha noch 'When The Night Comes', einen Song von 'Moon Bordeaux' in einer alternativen Fassung aufgenommen. Diese Erfahrung, die lockere Art von Matt, das tolle Equipment, das in dem Studio rumstand und natürlich auch der dort entstandene Sound der 'Texas Tapes' hat uns so inspiriert, dass die Idee dort eine ganze Platte zu machen, langsam aber sicher in unseren Köpfen gewachsen ist. So einfach ist das natürlich alles nicht und wir mussten noch einige Hürden und Hindernisse überwinden, aber letztendlich hat alles geklappt und Matt hat uns gut unter die Arme gegriffen und bei der Organisation geholfen. So kam es dann, dass wir unter anderem eine Song-Suite über Prag in texanischem Sommer aufgenommen haben." Wo ist bei all dem eigentlich Suzans Vorliebe für französische "Ye Ye"-Sounds geblieben? Immerhin hat sie ja immer wieder französische Titel im Live-Programm. "Französische Musik ist nach wie vor ein wichtiger Einfluss für mich", bestätigt Suzan - schränkt dann aber ein: "Weniger die knallbunten früh-60er Ye Ye Sounds von France Gall, als vielmehr der gelassene, fließendere Stil von Françoise Hardy oder die rauen Songs von Jacques Dutronc, von dem wir aktuell 'Mini Mini Mini' in unserem Live Set haben."

Wonach sucht Suzan Köcher denn heutzutage, wenn sie Musik macht? "Schönheit", meint sie bestimmt, "ob düster oder hell - Schönheit kann man in vielen Dingen finden. Ich höre viel unterschiedliche Musik und lasse mich von den aller kleinsten Dingen inspirieren. Es ist nicht mehr zwingend so, dass ich mich mit meiner Gitarre aufs Bett setze und einfach niederschreibe - in letzter Zeit sind für mich persönlich auch Sounds und das ganze Konstrukt drumherum viel bedeutender geworden." Sounds - oder Klangkonzepte - sind für Suzan - auch auf der Bühne überhaupt immer wichtiger geworden, oder? "Für mich waren in meinen Songs schon immer Stimmungen sehr wichtig - vielleicht sogar beim Komponieren vordergründiger als konkrete Melodien - die kommen dann von ganz alleine, wenn ich in einer bestimmten Stimmung bin. Bei Julian ist es oft eher andersrum - er hat eine Melodie im Kopf und erzeugt daraus eine Stimmung. Jens sucht zuerst nach einem Sound, aus dem dann eine Song-Idee entsteht. So haben wir drei leicht verschiedene Ansätze, die sich sehr gut ergänzen und dafür sorgen, dass keiner davon zu kurz kommt. Aber auch bei mir ist mittlerweile der Sound-Aspekt auch beim Komponieren wichtiger, als er es noch bei 'Moon Bordeaux' war. Das ist jetzt auch bei den Songs so, die ich bereits fürs nächste Album schreibe."

Doch so weit sind wir ja noch nicht: "Fürs kommende Jahr ist viel geplant", verrät Suzan, "wir werden auf eigene Headliner-Tour gehen, auch wieder ein paar Support-Shows spielen und hoffentlich auch auf ein paar Festivals zu sehen sein. Eine Jahresabschlussshow in Solingen wird es dieses Jahr nicht geben, weil uns diesmal für die Organisation einfach die Zeit fehlt. Aber wir sind ja trotzdem oft in der Gegend zu sehen und freuen uns, wenn uns die Leute besuchen."
Weitere Infos:
suzankoecher.com
www.facebook.com/suzankoecher
www.instagram.com/suzankoecher
www.youtube.com/channel/UCTHq5XGnsM3fTXlNiyvrApg?
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Suzan Köcher's Suprafon
Aktueller Tonträger:
Suprafon
(Unique/Groove Attack)
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