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Interview-Archiv

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LILY KERSHAW
 
Parallele Klangwelten
Lily Kershaw
Lily Kershaw gehört zu jener Spezies von Künstlerinnen, die von der Muse so hinreichend gesegnet sind, dass sie sich gar nicht entscheiden können, was sie zuerst machen sollen. So arbeitete die junge Dame aus Los Angeles zuerst als Schauspielerin noch bevor sie auf die Idee kam, ihre Vorliebe für selbstgeschriebene Gedichte dafür zu nutzen, sich auch als Songwriterin zu versuchen. Als einer ihrer Tracks ("As It Seems") dann in der Fernsehserie "Criminal Minds" (in der sie einen Bit-Part hatte) eingesetzt wurde und wodurch weitere Stücke aus ihrer Feder im Soundtrack der Serie landeten, führte dies schließlich zu jenem Plattenvertrag, mittels dessen sie ihre Debüt-LP "Midnight In The Garden" veröffentlichen konnte. Zunächst orientierte sich Lily dabei am Folkpop-Genre - zeigte jedoch schnell Interesse an allen möglichen Stilrichtungen, die sie zunächst auf der EP "Lost Angels" auslotete, bevor sie nun, auf dem neuen Album "Arcadia", jegliche stilistische Beschränkungen abschüttelte und jedem Song ein geeignetes musikalisches Mäntelchen verpasste.
Was war Lilys eigentliches Ziel bei diesem Album? "Ich wollte zunächst mal eine Sammlung von Songs, die inhaltlich zusammen passten und dann auch einen erzählerischen Bogen darstellten", beschreibt Lily das Prozedere, "aber auf der anderen Seite sollten die Songs ihren individuellen Charakter haben. Tatsächlich denke ich in Bezug auf einen Song sogar an eine Persönlichkeit, wenn ich diesen schreibe. Die Produktion ist dann die Welt, in die ich diesen Charakter dann hineinpflanze. Ich denke demzufolge, dass nicht jeder Song in derselben Welt angesiedelt sein sollte, weil ja nicht jeder Song dieselbe Persönlichkeit hat. Also haben Ben Cooper - mit dem zusammen ich das Album produzierte - und ich uns überlegt, jedem Song sein eigenes Gewand zu verpassen. Es gab sicherlich Klänge und Elemente, die die Sachen miteinander verbanden, die sozusagen das klangliche Universum darstellten, aber wir wollten sicherstellen, dass jeder Song seine eigene Mini-Welt innerhalb dieses Universums einnahm." Da Lily ja den erzählerischen Bogen ihres Songzyklus erwähnte: Ist der Titel des Albums - "Arcadia" - denn auch als Bogen zu betrachten, durch den der Hörer etwa das Universum der verschiedenen Song-Welten betritt? "Oh ich mag, wie du das siehst", freut sich Lily, "denn die Scheibe fühlt sich tatsächlich wie ein neuer Zugangsweg zu meinem Werk und sogar meinem Leben an. Ich muss aber einräumen, dass ich einfach von dem Klang des Wortes 'Arcadia' besessen war. Ich bin ein großer Fan von Worten und deren Klängen und ich denke viel darüber nach. Ich habe mir dann vorgestellt, wie wohl eine Scheibe mit dem Namen 'Arcadia' klänge - und diese Scheibe wollte ich dann auch machen und meine Geschichten in dieser Welt ansiedeln." Gibt es demzufolge ein Sammelthema für die Scheibe? "Ich schreibe gerne über Gegensätze wie 'Liebe' und 'Verlust' - natürliche Lebenszyklen also", erläutert Lily, "auf der neuen Scheibe geht es um Zyklen wie 'berühren' und 'nicht berühren' - Welten, die parallel zueinander laufen, sich aber auf ursächliche Weise alleine durch ihre Existenz beeinflussen. Und das Album selbst ist eine Art Möbius-Schleife, denn die letzten Noten des letzten Songs gehen in die ersten Noten des ersten Songs über, so dass die Scheibe wieder von vorne anfängt, wenn du sie beispielsweise auf Autoplay auf Spotify hörst. Die Scheibe zeichnet also einen Kreis."
Die Sache mit parallelen Existenzen ist insofern interessant, als dass sich diese ja niemals treffen werden - egal wie sie sich beeinflussen mögen. Welche Schlussfolgerung zieht Lily Kershaw denn aus dieser Erkenntnis? "Nun - auf der Scheibe manifestiert sich das so, dass gewisse Songs Partner untereinander sind", überlegt Lily, "beispielsweise 'Always & Forever' und 'Now & Then'. Ersterer nimmt eine Makro-Perspektive ein und betrachtet die Unendlichkeit und das ewige Leben und letzterer eine Mikro-Perspektive, bei der es um die Endlichkeit und den Tod geht. Ich schaue mir gerne beide Ende des Spektrums an und sehe, wie alles zusammenhängt." Hat Lily Kershaw für diese Scheibe ihre Perspektive das Songwriting betreffend geändert? Schließlich hatte sie schon ein Mal konkretere, politische Themen auf dem Tableau - wie z.B. ihre Songs "Miss America" oder "Party Meds" - während sie sich auf der neuen Scheibe eher mit Allegorien und Metaphern ausdrückt. "Also ich denke, dass ich immer die ganze Skala der Möglichkeiten bediene", zögert Lily, "ich arbeite eigentlich immer mit vielen Allegorien. Die Art zu schreiben, hat sich nicht grundlegend geändert, auch wenn ich heute Dinge etwas anders sehe als damals, als ich angefangen habe. Ich schreibe ständig Songs, spiele auf der Gitarre herum, singe vor mich hin und ich fühle mich von dem Alltag um mich herum inspiriert und versuche, die Gegenwart zu genießen, um bestimmte Momente einfangen zu können. Schreiben ist meine Weise, die Welt um mich herum zu verarbeiten."

Was hat Lily musikalisch inspiriert? Bislang galt sie ja als Folkpop-Künstlerin - auf der neuen Scheibe gibt es aber deutlich mehr Experimente - etwa in Bezug auf die Nutzung von elektronischen Elementen und im Falle des Openers sogar Minimalmusik wie bei Philip Glass. "Das gefällt mir. Das ist eine schöne Referenz", meint Lily, "ich wollte den Hörer mit dem ersten Stück in eine eigene Welt mitnehmen - eine Szene aufbauen und eine Geschichte erzählen. Im Folgenden sollte das Echo einer anderen Welt dem Hörer entgegen klingen." Wie hat sich Lily denn musikalisch entwickelt? "Nun ich habe eine Menge Simon & Garfunkel gehört als ich aufgewachsen bin", erklärt Lily, "sie waren definitiv mein Lieblings-Act. Wenn ich meine Songs auf der Gitarre schreibe, dann klingen sie zunächst immer folky - aber sie werden auf der Scheibe nicht immer zu Folksongs." Was betrachtet Lily Kershaw denn als größte Herausforderung einer Songwriterin? "Das ist für mich eine schwierige Frage, weil ich sowieso die ganze Zeit wie eine Besessene schreibe", überlegt Lily, "das ist vielleicht dann von Bedeutung, wenn du aus deiner Kunst ein Geschäft machen willst. Was den künstlerischen Prozess betrifft, so bleibt man halt bei dem, was man weiß und was funktioniert. Eine Herausforderung könnte höchstens sein, die richtigen Songs für ein Projekt zu finden. Ich schreibe immer mehr als ich brauche. Das Coole dabei ist aber, dass ich immer in Themenzyklen schreibe - gerade weil ich so viel schreibe. Dann kann ich immer sehen, welche Songs wie zusammenpassen. Das habe ich mir in der letzten Zeit angewöhnt, um meine Arbeit besser organisieren zu können."

Lily Kershaw
Und wie schreibt Lily ihre Songs? "Nun - wenn ich einen Song schreibe, dann höre ich immer schon die Phrasierung der Worte in meinem Kopf und die Emotionen, die ich vermitteln möchte", führt Lily aus, "die Luft, die ich durch meine Lungen drücke - oder der Mangel an Luft - ist dabei beispielsweise genauso wichtig, wie die Worte, die ich verwende. Der Klang dessen, was ich singe, ist dabei als Farbe genauso wichtig wie die Gitarre oder die Akkorde, die ich spiele." Hm - es geht also eher darum, die Songs zu atmen? "Nun ja - man könnte das ja so sehen, dass ich meinen Songs Leben einhauche", schlussfolgert Lily. Und dem ist ja eigentlich nichts hinzuzufügen.
Weitere Infos:
www.lilykershaw.com
www.facebook.com/lilykershawmusic
www.youtube.com/watch?v=PJ-K9r776-w
www.youtube.com/watch?v=C5I0PmVL46A
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Lindsey Byrnes-
Lily Kershaw
Aktueller Tonträger:
Arcadia
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