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LARKIN POE
 
Reine Männersache?
Larkin Poe
Nachdem sich Rebecca und Megan Lovell 2017 entschlossen, sich anlässlich der Veröffentlichung ihres Albums "Peach" mit voller Hingabe jenen Spielarten elektrischer Südstaaten-Blues-Musik hinzugeben, die sie im Laufe ihrer Karriere als geeignetes Mittel der Wahl auserkoren hatten, gelang ihnen damit auch der lang ersehnte Durchbruch. Denn das Folgealbum "Venom & Faith" brachte ihnen nicht nur eine Grammy-Nominierung ein, sondern auch die gewünschte Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit - inklusive Heerscharen neuer Fans aus dem klassischen Blues-Lager, die sich zuvor gar nicht für Larkin Poe interessiert hatten. Dabei ist es Rebecca und Megan durchaus bis heute ein Anliegen, nicht bloß den Blues zu kuratieren, sondern diesen mit eigenen Impulsen und zeitgemäßen Produktionstechniken auch für ihre jüngeren Fans interessant zu gestalten - etwa indem sie die letzten drei Scheiben - inklusive des jüngsten Albums "Self Made Man" - ohne Band, aber mit vielen interessanten Ideen und durchaus spannenden Soundkonzepten selbst im Studio produzierten.
Dass sich Rebecca und Megan auf diese Weise in vielerlei Hinsicht von allem möglichen emanzipierten, steht dabei außer Frage. Warum allerdings nannten sie die neue Scheibe denn "Self Made Man" und nicht "Self Made Woman"? "Hah!", meint Rebecca, "unsere Eltern haben uns von frühester Jugend an mit dem Gedanken geimpft, dass wir alles erreichen könnten, was wir uns vorgenommen haben. Und das hat sich in unser professionelles Leben und alles, was wir mit Larkin Poe gemacht haben, übertragen. 2017 haben wir zum Beispiel unser eigenes Plattenlabel Tricky-Woo-Records gegründet und haben die letzten drei Scheiben 'Peach', 'Venom & Faith' und auch 'Self Made Man' selber produziert. Wir leben ja gerade auch in Zeiten, die uns als Musikerinnen und Mitglieder einer weiblich geprägten Rockband bestärken. Und das hat uns dazu veranlasst, die Scheibe dann (augenzwinkernd) 'Self Made Man' zu nennen - unabhängig vom Geschlecht und alleine darauf begründet, wie viel Arbeit wir da hineingesteckt haben, um etwas zu machen, was uns am Herzen lag." Okay - es geht da also eher um die amerikanische Abart des generischen Maskulinum als um eine geschlechtsrelevante Positionsbestimmungen. Nach langem Herumprobieren haben sich Larkin Poe ca. 2017 dann ja auch entschlossen, den Blues ins Zentrum ihrer Bemühungen zu stellen. Freilich nicht im Sinne reiner Traditionsverwaltung, sondern angereichert mit kontemporären Elementen und einer entsprechend zeitgemäßen Attitüde. "Ja, gewiss", bestätigt Megan, "zum Beispiel haben wir auf der neuen Scheibe den Song 'God Moves On The Water' gecovert, den ursprünglich Blind Willie McTell über den Untergang der Titanic schrieb. Rebecca hatte dann die Idee, den Text mit Bezug auf unsere Zeiten umzuschreiben. So etwas ist übrigens ganz in der ursprünglichen Blues-Tradition, weil die Leute damals Songs bereitwillig mit anderen teilten. Dazu gehört dann auch, Songs zu verändern, um sie für die eigene Persönlichkeit passend zu machen." Wie schon Robert Cray sagte: Es ist ja ganz schön, die alten Vorreiter zu studieren - aber man sollte schon die eigene Kreativität ins Spiel bringen, wenn man sich entscheidet, den Blues zu spielen. "Weißt du, Menschen schreiben Songs aus den unterschiedlichsten Gründen", überlegt Rebecca, "vielleicht weil sie sich mit ihren Dämonen auseinandersetzen müssen, vielleicht, weil sie gar nicht anders können, oder weil sie Geld verdienen wollen oder weil sie eine politische Botschaft haben. Es gibt viele Gründe, warum sich Menschen zur Kreativität gedrängt sehen. Für uns ging es immer darum, die Aufmerksamkeit auf diese Kreativität zu richten und Menschen zu ermuntern, selbst etwas zu machen."
Rebecca spricht dabei ja auch die Inhalte der Songs an. Larkin Poe haben von Anfang an deutlich gemacht, dass es in ihrer Musik nicht um das Vermitteln politischer Botschaften geht. Dennoch sind die neuen Songs nicht mehr ganz so persönlich, wie bisher. Was auch daran liegen mag, dass die Songs aus mehreren Perspektiven geschrieben wurden. "Bis zu einem gewissen Grad stimmt das", zögert Rebecca, "wie du weißt, verbringen wir den größten Teil unserer Zeit auf Tour. 2018 und 2019 sind wir so viel unterwegs gewesen, dass Megan und ich so viele neue interessante Situationen - auch mit dem Publikum in Asien und Europa - erlebt haben; an Orten, an denen wir zuvor noch nicht gewesen waren, dass uns da eine ganz andere Energie aufgefallen ist, als die, die wir zuvor auf Tour erlebt hatten. Ich denke, dass diese Erfahrungen auch eine Veränderung der Perspektive mit sich gebracht haben. Ich habe das Gefühl, dass wir als Songwriterinnen, die langsam älter werden, nun in der Lage sind, mehr Empathie für andere auszudrücken und nicht nur persönliche Songs über unser Liebesleben oder Gedanken in unserem Kopf schreiben müssen. Wir wollten also Songs schreiben, die von mehr Leuten geschätzt werden könnten. Hoffentlich ergeben sich dadurch auch Gelegenheiten, neue Freunde zu gewinnen." Gab es denn eine Art Thema für die neue Scheibe? Es gibt ja eine Menge klassischer Blues-Gospel-Referenzen - oft aus dem spirituellen Sektor, aber auch Folklore-Mythen betreffend. "Das stimmt schon", räumt Rebecca ein, "da wir im Süden aufgewachsen sind, hat die Kirche eine größere Rolle für uns gespielt und wir haben das eine oder andere gelernt. Der Gospel-Gedanke hat uns dabei immer am Herzen gelegen. In der Bluegrass-Gemeinde, in der wir aufgewachsen sind, haben Gospel-Harmonien stets die Basis dargestellt. Es gibt da ganze Familien, die in dieser Richtung tätig sind, und die Harmonien direkt der Kirchenmusik entnehmen. Auf diese Weise haben wir auch gelernt, Harmonien zu singen. Das ist eine Tradition, die wir beibehalten haben. Es gibt einige Songs auf dem neuen Album, die direkt in dieser Richtung angelegt sind." Geht es dabei auch um religiöse Inhalte - oder nur um die Ästhetik oder die Mechanismen dieses Genres? "Ich denke, dass die Blues- und Bluegrass-Traditionen sich sehr direkt auf religiöse Themen beziehen", erläutert Rebecca, "nimm z.B. Robert Johnson, der an der Kreuzung dem Teufel seine Seele verkauft. Während wir selbst nun nicht besonders religiöse Menschen sind, sind wir halt doch in dieser Tradition aufgewachsen. Wir haben natürlich auch von früher Jugend an eine gewisse Neugier für diese ganzen Geschichten aus der Bibel entwickelt. Und diese Neugier ist dann eher noch stärker geworden, je tiefer wir uns mit der Politik des Blues auseinandergesetzt haben." Dabei werden ja die großen Fragen gestellt - nach dem Sinn des Lebens etwa oder nach Himmel und Hölle. "Genau, es ist wichtig, die richtigen Fragen zu stellen", pflichtet Rebecca bei. Antworten müssen aber nicht unbedingt, gegeben oder gefunden werden, oder? "Das ist eine gute Frage", überlegt Megan, "ich denke aber tatsächlich nicht, dass es wichtig ist, Antworten zu finden. Es geht eher um Neugier und Sachen für sich selbst im Kopf zu verarbeiten. Es gibt so viel, was wir niemals beantworten werden können. Ich denke, es wäre sogar ungesund, auf Antworten angewiesen zu sein - weil diese Antworten niemals kommen werden. Jedenfalls nicht in unserer Lebenszeit - und vielleicht könnten ja auch nur Tote solche Fragen beantworten."
Larkin Poe
Eine andere Frage: In einem Genre wie dem Blues - und auch der Rockmusik - gibt es ja gewisse Konventionen, an die man musikalisch gebunden ist. Larkin Poe haben - nicht zuletzt Dank Megans querliegender, im Stehen gespielter Slide-Gitarre schon mal einen ungewöhnlichen Ansatzpunkt. Was tun Megan und Rebecca dann aber als Instrumentalistinnen und Musikerinnen eine eigene Identität zu entwickeln? "Also weißt du - wir machen ja diese Videos mit Coverversionen", erläutert Megan mit Bezug auf die Videos, die Larkin Poe fast täglich auf ihrer Facebook-Seite einstellen, "das ist wirklich eine tolle Art zu üben, kann ich dir sagen. Jedes Mal, wenn wir ein solches Video aufnehmen, muss ich ja jemandes anderen Beitrag übernehmen, und den zu meinem eigenen machen. Das ist eine Herausforderung - aber es ist eine großartige Herausforderung. Oft muss ich dabei ja elektrische Gitarren-Parts lernen und diese dann auf der Lapsteel spielen. Das ist eine gute Möglichkeit, mein Hirn neu zu konfigurieren, um diese Partien dann auf der Lapsteel spielen zu können."

Seit einigen Jahren leben Rebecca und Megan ja nun schon in Nashville. Ist da die Versuchung nicht groß, auch mal "richtige" Country-Musik zu machen? "Also wir mögen schon Country-Musik und es gibt ja auch gewisse Country-Elemente in unserer Musik", zögert Rebecca, "aber die Art von Country Musik, die in Nashville typischerweise gemacht wird, ist ja eher Pop-Musik. Das ist eine Art von Musik, die man nur hier im Radio hört. Das ist nicht notwendigerweise etwas, mit dem wir uns identifizieren. Die Versuchung, klassische Country-Musik zu machen - speziell mit Megans Lapsteel Ansatz -, ist hingegen absolut gegeben. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Vielleicht gibt es ja irgendwann auch mal eine richtige Larkin Poe-Country-Scheibe." Warum auch nicht? Schließlich ist originäre Country-Musik auch irgendwie eine Art von Blues.

Weitere Infos:
www.larkinpoe.com
www.facebook.com/larkinpoe
instagram.com/larkinpoe
twitter.com/larkinpoe
www.youtube.com/user/LarkinPoe
www.facebook.com/pg/larkinpoe/videos/
www.youtube.com/watch?v=e5-NxtiP0_k
www.youtube.com/watch?v=ebTp_Zmskpo
www.youtube.com/watch?v=rQgnpQEHzPk
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Larkin Poe
Aktueller Tonträger:
Self Made Man
(Tricki-Woo/H'art)
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