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Interview-Archiv

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JONATHAN BREE
 
"Ich empfinde es als großes Glück, dass es Menschen gibt, die meine Arbeit schätzen"
Jonathan Bree
Jonathan Bree ist ein alter Hase. Schon vor knapp 20 Jahren kratzte der charismatische Neuseeländer mit den Twee-Hymnen seiner Band The Brunettes am Indie-Pop-Thron, wenngleich es trotz vier neuen Platten auf Sub Pop und Brees eigenem viel beachteten Label Lil Chief Records nie zu mehr als Kultstatus reichte. Desillusioniert von der Musikindustrie zog er sich nach dem Ende der Band vor fast zehn Jahren in seine neuseeländische Heimat zurück und bastelte an einer ganz neuen Vision für seine Solowerke, die auf seinem nun erscheinenden vierten Alleingang, "After The Curtains Close", heller erstrahlt denn je. Ohne Angst vor einem gewissen Kitschfaktor entwirft der Mann mit der sonoren Baritonstimme, der schon lange vor COVID-19-Zeiten ausschließlich maskiert aufgetreten ist, hier barocken Orchester-Pop in cineastischer Tiefe und Breite, der von Melancholie durchtränkt ist, aber nicht zuletzt ob gesanglicher Kontrapunkte der Gastsängerinnen Britta Phillips (Luna) und Princess Chelsea trotzdem nicht niederschmetternd klingt, obwohl sie ganz offensichtlich vom Ende einer großen Liebe handelt. Vor einigen Wochen stand er Gaesteliste.de Rede und Antwort.
GL.de: Jonathan, wo bist du, während du diese Fragen beantwortest, und wie ist die Stimmung?

Jonathan Bree: Ich lebe derzeit auf einer kleinen Insel im Norden Neuseelands. Sie ist normalerweise ein Touristenmagnet, aber jetzt ist es natürlich viel ruhiger.

GL.de: Wie geht es dir in diesen verrückten Zeiten, und was sind abseits von COVID-19 die größten Veränderungen, seitdem du vor sieben Jahren mit "Primrose Path" als Solist durchgestartet bist?

Jonathan Bree: Mir geht es nicht schlecht. Trotz der aktuellen Schrecken und einiger Rückschläge auf persönlicher Ebene hatte ich zumindest Zeit, zur Ruhe zu kommen und mit Menschen, die mir nah sind, schöne neue Erinnerungen zu sammeln. Gleichzeitig waren die vergangenen Wochen auch eine sehr kreative Zeit für mich: Ich habe ein weiteres Album geschrieben und aufgenommen! Der größte Unterschied zu den "Primrose Path"-Zeiten ist, dass ich jetzt wieder auftrete. Damals wollte ich von Tourneen und der Musikindustrie nichts wissen. Ich war einfach übersättigt. Heute freue ich mich wieder auf Konzerte und Tourneen.

GL.de: Um kurz auf die Pandemie-Situation einzugehen, die dich ja auch zur Verschiebung der Veröffentlichung des Albums und der anschließenden Tournee gezwungen hat. Es ist schon ganz schön ironisch, dass ausgerechnet eine maskierte Band nicht auftreten kann, oder? Wie gehst du mit der Situation um?

Jonathan Bree: Die Pläne haben sich geändert, aber wir haben sie nicht aufgegeben. Noch in diesem Jahr auf Tournee zu gehen, scheint ausgeschlossen, aber das Positive ist, dass ich dadurch wahrscheinlich das nächste Album fertig kriege. Wir haben auch eine Tanzakademie für angehende Tänzer gegründet, und diese Arbeit macht mir viel Spaß. Ich mache auch gerne Musikvideos, sodass ich selbst die Zeit abseits des Live-Auftretens in mein Musikprojekt investiere.

GL.de: Mit dem neuen Album setzt du den auf der LP "Sleepwalking" und mit deinem Single-Hit "You're So Cool" begonnenen Weg konsequent fort. Statt nach komplett neuen Zielen zu suchen, scheinst du dieses Mal den mit den Vorgängern abgesteckten Rahmen stärker ausreizen zu wollen?

Jonathan Bree: Ich habe mit dem Album keinen klar umrissenen Plan verfolgt - und letztlich auch nicht mit den vorherigen. Ich gehe immer nach dem Trial-and-Error-Prinzip vor und entwickele im Studio viele Ideen. Sobald ich eine Reihe Lieder habe, die meiner Meinung nach ein stimmiges Ganzes ergeben, ist das das Album. Der Unterschied zu "Sleepwalking" ist in der Tat nicht allzu groß. Ich habe eine Vorliebe für bestimmte Instrumente und Produktionstechniken, die für einen vertrauten Sound sorgen, der meine Visitenkarte ist.

GL.de: In einem anderen Interview erwähntest du unlängst, dass du in letzter Zeit mehr Songs mit Keyboards anstatt mit der Gitarre schreibst. Ist das ein Versuch, zu der Naivität zurückzukehren, die für gewöhnlich die Frühwerke von Künstlern umgibt, die noch nicht recht wissen, was sie da eigentlich tun?

Jonathan Bree: Das Komponieren von Melodien mit Instrumenten auf Keyboard-Basis ist für mich nun schon seit Langem die Norm. Ich sollte wahrscheinlich aufhören, "in letzter Zeit" zu sagen. Der Grund bleibt der gleiche: Ich bin immer noch ein Anfänger am Klavier. Als Pianist bin ich eine Niete, aber genau das Geheimnisvolle ist ein Ort, an dem ich mich gerne verliere.

GL.de: Worin besteht für dich der größte Unterscheid zwischen einem mit Gitarre bzw. am Klavier geschriebenen Song?

Jonathan Bree: Die mit Gitarre oder Bass konzipierten Kompositionen sind im Allgemeinen Riff- / Groove-gesteuert wie "Say You Love Me Too" oder "Until We're Done". Der Rest ist zumeist mehr auf die Akkorde ausgerichtet und melodisch fokussierter.

GL.de: Du greifst bei den neuen Liedern vermehrt auf Frauenstimmen zurück. Wie kam es dazu?

Jonathan Bree: Ich schreibe gerne für andere Sänger. Manchmal wurde mir nach dem Schreiben eines Songs einfach klar, dass ich ihn aus welchem Grund auch immer nicht singen sollte. Ich stellte mir vor, wie viel größer das Lied mit einer anderen Sängerin sein könnte. Britta Philips und Princess Chelsea leihen zwei Stücken des Albums ihre einzigartigen Stimmen, und ich bin wirklich begeistert vom Resultat.

GL.de: Du hast das Schreiben der Texte zu diesem Album "kathartisch" genannt. Was war dieses Mal anders? Vermutlich geht es dir ja darum, die Direktheit und die emotionale Wirkung der Texte zu betonen, ohne dass die Songs klingen, als seien sie ohne Umwege aus deinem tränengetränkten Tagebuch gepflückt?

Jonathan Bree: Ha, 'mein tränengetränktes Tagebuch', das gefällt mir! Ja, es ist ein ziemlich ehrliches Album, da ich schwierige Zeiten durchzustehen hatte, wie wir sie alle hin und wieder erleben. Aber selbst in den schlimmsten Zeiten gibt es immer noch Momente des Spaßes und der Flucht, und ich scheue mich nicht, auch darüber zu schreiben.

GL.de: In Anbetracht der theatralischen Aspekte deiner Live-Shows und der persönlichen Natur der Songs: Wie groß ist der Abstand zwischen Jonathan, dem Künstler, und Jonathan, der Person?

Jonathan Bree: Alle Künstler haben sich eine Art Bühnenpersönlichkeit zugelegt, sogar der Typ "Ehrliche Haut". Im Performancemodus stellt sich eine seltsame Art Behaglichkeit und Ehrlichkeit ein, trotz des äußeren Erscheinungsbildes. Darüber hinaus betreibe ich allerdings keine Selbstanalyse.

GL.de: Letzte Frage: Was macht dich gerade als Musiker besonders glücklich?

Jonathan Bree: Als Musiker? Sichtbarkeit - und das ist kein Scherz! Ich denke zwar, dass ein Künstler seine Werke in erster Linie für sich selbst kreieren sollte, aber es ist nur menschlich, dafür auch beachtet und anerkannt werden zu wollen. In meiner Karriere habe ich verschiedene Stufen der Obskurität durchlaufen, und ich empfinde es als großes Glück, dass es nun Menschen gibt, die meine Arbeit schätzen.

Weitere Infos:
www.jonathanbreemusic.com
www.facebook.com/jonathanbree666
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
Jonathan Bree
Aktueller Tonträger:
After The Curtains Close
(Sub Pop/Cargo)
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