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ELDA
 
Intuition ist Trumpf
Elda
Zwischen allen Stühlen, da wo sich im Indie-Universum Eigensinn und Zeitgeist gute Nacht sagen, da sind Elda zu Hause. Mit seiner freigeistigen Herangehensweise schwimmt das in Frankfurt am Main, Darmstadt und Heidelberg heimische Quartett um Alessa Stupka und Leila Antary in einer immer stärker auf klar abgesteckte Formate fixierten Musikwelt gegen den Strom, trotzdem ist dieser Weg für die Band alternativlos. Für ihre aktuelle, inzwischen dritte EP "Golden Bowl" schieben Elda nun den Düster-Wave-Touch ihrer ersten beiden EPs ein Stück weit beiseite und richten stattdessen ihr Hauptaugenmerk auf abwechslungsreiche, spürbar rhythmusbetontere Lieder, die mit spielerischer Leichtigkeit und anspruchsvollen Texten glänzen. Außerdem darf sich die Band nach der lähmenden Lockdownzeit jetzt auf einen ereignisreichen Sommer freuen, denn die Vinyl-Veröffentlichung von "Golden Bowl" steht genauso an wie viele Konzerte quer durch Deutschland. Höchste Zeit also für ein Gespräch mit Alessa und Leila.
Mit ihrer neuen EP gehen Elda neue Wege, und das nicht nur, weil die Band spürbar an ihrer klanglichen Ausrichtung gefeilt und ihren Sound mit viel Fantasie in spannende neue Richtungen bugsiert hat. "Golden Bowl" ist auch die erste Veröffentlichung von Elda, die in einer kleinen, liebevoll gestalteten Vinyl-Edition erscheint. Die Gründe dafür waren ästhetischer, aber auch pragmatischer Natur, wie wir im Gaesteliste.de-Interview mit den beiden Vordenkerinnen der Band erfahren. "Die CDs, das haben wir in den letzten Jahren gemerkt, sind jetzt einfach durch", sagt Alessa lachend. "Wer hat schon noch einen CD-Player? Das führte auf jeden Fall zu der Entscheidung, keine CDs mehr pressen zu lassen. Gleichzeitig hatten wir sehr viel Zeit in das Cover der neuen EP investiert, damit das richtig schön wird, und dann bekamen wir durch die Initiative Musik die Möglichkeit, noch etwas physisch rauszubringen. Da haben wir uns gedacht: Wenn wir schon so ein cooles Cover haben, warum nicht eine kleine Vinylauflage?"

Genau, warum nicht? Schließlich ist "Golden Bowl" der vorläufige Höhepunkt einer Bandkarriere, die bereits vor mehr als zehn Jahren noch zu Schulzeiten von Alessa und Leila angestoßen wurde und 2018/19 in den beiden EPs "Trees And Birds" und "Hideout" führte. Zunächst zu zweit nur mit Gitarre, Bass und ihren oft wunderbar verschmelzenden Stimmen, dann in wechselnden Viererkonstellationen und heute mit Schlagzeugerin Annelie Schwarz und Gitarrist Daniel Hertel als echtes Quartett, haben die beiden eine ganze Weile gebraucht, bis sie ihr Hobby im vergangenen Jahr endgültig zum Beruf gemacht haben. "Mit dem Gedanken haben wir schon seit Jahren gespielt", verrät Alessa. "Weil wir aber beide noch studiert haben, waren wir eine Zeitlang nicht sicher, ob wir das wirklich durchziehen sollten." Zunächst, das geben die beiden zu, überwogen noch die Selbstzweifel und die bange Frage, ob eine Karriere im Musikbusiness auch tatsächlich für den nötigen Lebensunterhalt sorgen kann. "Wir haben ja beide kein musikalisches Studium absolviert, und wenn man dann mit anderen zusammenarbeitet und anfängt, sich zu vergleichen..." Alessa hält kurz inne. "Wir haben einfach lange gebraucht, um zu merken: Ja, wir können das!"

Dass Alessa und Leila zu dieser Erkenntnis gekommen sind, kurz bevor die COVID-19-Pandemie die Kulturszene monatelang fast vollständig lahmlegte, brachte den Bandmotor verständlicherweise etwas ins Stottern, doch rückblickend versuchen die beiden, sich auf die positiven Aspekte des zurückliegenden Jahres zu konzentrieren: "In den Lockdownzeiten letztes Jahr haben wir angefangen, aus der Isolation, aus der Not heraus andere Künstlerinnen und Künstler anzuschreiben", verrät Leila. "Daraus ist eine Reihe kleiner Kollaborationen entstanden, bei denen wir uns nicht sicher sind, ob die sonst auch zustande gekommen wären. So war einfach viel Zeit und diese gemeinsame Notlage da, und deshalb haben wir begonnen, über den digitalen Raum mit anderen Leuten Songs zu schreiben, und daraus sind kleine Projekte entstanden."

Zumindest eine dieser Kollaborationen, "Coming Back To My Mind" mit den Soundtrack-Spezialisten Dürbeck & Dohmen, ist inzwischen auch veröffentlicht, ein weiterer Song hat es zudem ins Elda-Live-Set geschafft. Doch nicht nur bei Zusammenarbeiten mit anderen Musikerinnen und Musikern nutzen Elda die digitalen Hilfsmittel, um Distanz zu überbrücken, schließlich leben die vier Bandmitglieder in drei verschiedenen Städten. Trotzdem heißt das nicht, dass sie am liebsten ganz auf die altmodische Proberaumerfahrung verzichten wollen. "Manchmal ist es schon ganz cool, allein zu Hause zu arbeiten und sich die Ergebnisse schicken zu können, damit jede Person die Möglichkeit hat, sich das in Ruhe anzuhören und mal zu Hause dazu zu jammen", sagt Leila. "Allerdings halte ich es für genauso wichtig, dass man im Proberaum zusammen rumprobiert und sich beim Musikmachen erlebt. Man kann beides gut nutzen."

Wie das klingt, wenn beides zusammenkommt, das kann man auf der neuen EP hören, auf der ein gutes Gespür für klug ausgetüftelte Details auf die unverzichtbare menschliche Note trifft, die heute oft glattpolierter Perfektion geopfert wird. Damit setzen Elda auf konstante Weiterentwicklung, anstatt wie so viele andere Acts derzeit der Versuchung zu erliegen, sich soundtechnisch komplett neu zu erfinden. "Ich denke, der größte Unterschied ist, dass die neuen Songs in den perkussiven Elementen noch einmal viel mehr nach vorne gehen, was auch mit der engen Zusammenarbeit mit Annelie an den Drums zu tun hat", erklärt Leila die veränderte Herangehensweise, "und natürlich entwickelt sich auch das Songwriting immer weiter." In der Tat fallen Bass und Schlagzeug nun viel stärker ins Gewicht, was sich natürlich auch auf die anderen "Zutaten" der Songs auswirkt. Mutiger, freigeistiger klingen die Lieder nun. "Ich denke, wir sind auf jeden Fall experimentierfreudiger geworden", pflichtet Leila bei. "Zum Beispiel haben wir begonnen, selbst Sounds aufzunehmen und mehr mit dem (Drum) Pad zu arbeiten. Früher haben wir die technischen Komponenten im Songwriting viel weniger genutzt."
Mit der "Golden Bowl"-EP entwickeln sich Elda aber nicht nur klanglich, sondern auch inhaltlich beeindruckend weiter und wagen dabei den Schritt vom Persönlichen zum Politischen. Wenn sie in "What If" augenzwinkernd über Entscheidungsfreiheit und Autonomie sinnieren oder in "Follow" existenzielle Zukunftsfragen zwischen Resignation und Aufbruch anschneiden, wird klar, dass den beiden Songschreiberinnen inzwischen wichtiger ist, Haltung zu zeigen, anstatt sich nur die eigenen Sorgen von der Seele zu schreiben. "Als wir begonnen haben, Songs zu schreiben, ging es vor allem darum, Emotionen zu verarbeiten, es ging vor allem um sehr persönliche Themen, und das hat sich jetzt auf jeden Fall gewandelt", bestätigt Alessa, und auch Leila sieht das ähnlich: "Am Ende sind es natürlich immer noch Emotionen, Gedanken oder Befindlichkeiten, aber ich denke, die Themen haben sich mit der Zeit gewandelt und sind auf der neuen EP vielleicht auch mal eher philosophischer Natur oder beziehen sich auf die Gesellschaft bzw. das, was wir gesellschaftlich beobachten. Ganz private Themen aus dem persönlichen Umfeld standen dafür weniger im Vordergrund, auch wenn sich das in Zukunft durchaus wieder ändern kann."

Unterstützt wurden sie bei der Arbeit an den neuen Liedern von Manuel Renner, der schon die Vorgänger-EP produziert hatte, und erstmals auch von Tobias Siebert, der in den letzten Jahren Platten für so unterschiedliche Künstler wie Enno Bunger, Woods Of Birnan, Slut und Phillip Boa in Szene gesetzt hatte und nun auch Elda ein ebenso effekt- wie detailverliebtes Sounddesign verpasste, mit dem die Band vorgefertigte Pop-Strukturen ausblendet und sich gängigen Genre-Schubladen entzieht.

Auch in der Zukunft möchten die zwei stilistisch so offen wie möglich sein und eigentlich nichts von vornherein kategorisch ausschließen - "außer Schlager", wie sie lachend zugeben. "Wir selbst fühlen uns total wohl damit, dass wir uns nicht auf etwas festgelegt haben und das auch nicht müssen, weil das nicht das ist, was die Musik für uns leisten soll", erklärt Alessa. "Das verschließt sicher auch einige Türen, aber das ist kein Kriterium für uns." Doch obwohl Elda sich derzeit viele der Freiheiten zunutze machen, die die moderne Independent-Welt jungen Künstlerinnen und Künstlern zu bieten hat - Pop ist kein böses Wort für sie. Eingängigkeit ist durchaus erlaubt, aber kein unbedingtes Ziel. Gibt es denn etwas anderes, auf das Elda mit ihrer Musik abzielen? "Nicht so richtig", sagt Alessa und muss lachen, als sei ihr diese Antwort selbst nicht ganz geheuer. "Natürlich sind wir in unserer Jugend von Popkünstlern genauso beeinflusst worden wie von Indiemusik, und das führt automatisch dazu, dass man am Ende eine einigermaßen klassische Songstruktur und wiederkehrende Teile hat, aber sonst überlegen wir uns vorher nicht, wie der Song genau zu sein hat." Man könnte auch sagen: Intuition ist Trumpf, und ganz genau das macht Elda besonders, nein, außergewöhnlich.
Weitere Infos:
www.elda-band.de
www.facebook.com/eldaofficial
www.instagram.com/eldaband
elda2.bandcamp.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Katharina Dubno-
Elda
Aktueller Tonträger:
Goden Bowl EP
(recordJet)
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