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CATT
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Klangliche Entdeckungsreise
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Die COVID-19-Pandemie hat Catharina Schorling alias CATT viele Steine in den Weg gelegt, doch auch wenn es nicht immer leicht war, hat die in Berlin heimische Singer/Songwriterin ihren Weg und ihr Ziel nie aus den Augen verloren. Vor Jahresfrist veröffentlichte sie ihr famoses Debütalbum "Why, Why", auf dem sich die 25-jährige Musikerin mit der hellen, klaren Stimme mit beachtlicher spielerischer Leichtigkeit gängigen Genreschubladen entzog und mit berührenden Piano-Songs im Dunstkreis von Pop, Jazz und Soul eindrucksvoll unterstrich, wie schön es klingen kann, wenn man der eigenen Intuition mehr Beachtung schenkt als den Gesetzen des musikalischen Zeitgeistes. Jetzt erscheinen fünf Songs des Albums auf der "Why, Why (Acoustic EP)" in zusammen mit Co-Produzent Tim Tautorat (Provinz, Faber, AnnenMayKantereit) umgesetzten facettenreichen Neuinterpretationen, die Rückschau und Ausblick auf die Zukunft zugleich sind. Beim Treffen mit Gaesteliste.de vor ihrem restlos ausverkauften Auftritt in der Münsteraner Pension Schmidt verriet uns Catharina, wie es dazu kam.
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Zugegeben, ein Jahr nach der Veröffentlichung eines Albums noch mal einen kleinen Reminder hinterherzuschicken, ist heute oft nicht mehr als kommerzielle Strategie, um sich während endloser Tourneen - oder derzeit: wegen mehrfach verschobener Gastspielreisen - im Gespräch zu halten. Da werden dann eilig ein paar Unplugged-Radiosessions, ein paar Demos oder irgendwelche unsinnigen Remixe auf den Markt geworfen, nur damit das Rauschen im Blätterwald nicht aufhört. Auch für CATT hat das sicherlich eine Rolle gespielt - ihre aktuelle Tournee läuft noch bis Ende Oktober, ab März 2022 sind weitere Auftritte geplant -, doch wie schon das Album ist sie auch die neue EP mit deutlich mehr Fantasie angegangen, als das die meisten anderen Künstler in ähnlicher Lage getan hätten.
Anstatt sich auf eine musikalische Idee zu beschränken, wählte sie für jeden der fünf Songs einen ganz eigenen musikalischen Ansatz. Für "Again" reicht ihr allein ihre Stimme als Instrument, und auch "Shades" wird heruntergebrochen auf Klavier und Gesang, während bei "Surface" die Bläser in den Vordergrund rücken, die sich CATT bei ihren Auftritten als One-Woman-Show auf der Bühne selbst live zusammenloopt, und sie bei "We Could Have Been" Unterstützung von den Musikern ihrer Band an Gitarre und Geige erhält, die sie nach langem pandemiebedingten Warten beim ersten Tourneeabschnitt im September nun endlich auch auf der Bühne begleiten durften. Ausgangspunkt für diese kleine klangliche Entdeckungsreise allerdings war "How Can I Become", das auf dem Album wie auf der EP den Schlusspunkt bildet und nun mit einem schwelgerischen Streicherarrangement glänzt, das letzten Winter im Lockdown entstand und aufgenommen wurde. "Eines meiner Lieder für Streicher zu arrangieren, war schon lange ein Wunsch von mir", sagt Catharina dazu. "Das dann auch noch mit Tim Tautorat und wunderbaren Musikerinnen und Musikern in den Berliner Hansa Studios umsetzen zu dürfen, hatte gerade in dieser Zeit eine ganz besondere Energie!"
Ursprünglich als One-off geplant, brachte die Aufnahme schnell die Idee für die EP ins Rollen. "Es fing tatsächlich alles mit der 'How Can I Become'-Streicherversion an", verrät Catharina. "Durch diese Idee und weil es so viel Spaß gemacht hat, das umzusetzen, und wie besonders das wurde, habe ich erst gecheckt: Oh, ich möchte das auf jeden Fall auch noch für andere Songs machen! Dann dachte ich mir: Wenn ich jetzt schon mal was mit Streichern gemacht habe, kann ich ja noch viel mehr ausprobieren mit Sachen, die man konventionell jetzt nicht auf das reguläre Album gepackt hätte." Doch auch wenn die EP nicht von langer Hand geplant war, wurde CATT schnell klar, dass dieses Format die perfekte Möglichkeit war, die Besonderheiten ihres Sounds in den neuen Versionen in den Mittelpunkt zu rücken und somit gewissermaßen auch die Texte der Lieder - die fragende Suche nach einem Sinn in unsicheren Zeiten, die Hoffnung auf Veränderung, die immer mit einem Hauch von Zuversicht verbunden ist -, musikalisch auszudrücken: "Ich habe relativ schnell gedacht: Wenn ich eins mit Streichern habe, will ich auf jeden Fall auch eine Solo-Klaviernummer haben - das ist natürlich wieder zurück zum Ursprung, denn 'Shades' ist am Klavier entstanden - und alles andere war dann die konsequente Weiterführung: Dann will ich auch etwas mit Stimme machen und etwas mit Bläsern, und dann habe ich es einfach nur laufen lassen."
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Dabei bildet sie aber nicht nur das ab, was ihren Sound auf "Why,Why", dem Album, und der vorangegangenen Mini-LP "Moon" ungewöhnlich, wenn nicht einzigartig gemacht hat, sondern wirft gerade mit "We Could Have Been" auch schon mal vorsichtig einen Blick in die Zukunft, die CATT gerne kollaborativer angehen möchte. "Ich merke doch schon, dass es mir wieder in den Füßen/Beinen kribbelt", gesteht sie. "Das ist die Band-Euphorie! Wir haben so richtig Bock, jetzt was zu machen. Natürlich freue ich mich, jetzt noch Solo-Konzerte zu spielen - bei einigen davon wird auch mein Gitarrist Felix Remm dabeisein -, aber dann freue ich mich auch darauf, im November wieder in Berlin anzukommen und ein bisschen was aufzunehmen. Ich habe schon wieder richtig Bock, zu schreiben und in meinem neuen Musikraum zu sein, den ich noch gar nicht richtig bewohnen konnte, weil ich so viel unterwegs war. Ich würde auch gerne eine Live-Platte aufzunehmen, um das mit der Band weiterzuführen und zu gucken, wohin sich der Sound entwickelt, aber das ist ferne Zukunftsmusik."
Die Freude an der Zusammenarbeit mit ihrer Band bedeutet allerdings nicht, dass CATT rückblickend schon das "Why, Why"-Album lieber mit mehr Input von anderen angegangen wäre. Tatsächlich schätzt sie sich glücklich, dass sie die Gelegenheit hatte, den Songs und dem Projekt erst einmal allein ihren Stempel aufzudrücken. "Ich würde bei der Platte auch im Nachhinein gar nichts anders machen", sagt sie bestimmt. "Es war ganz, ganz wichtig, diese Zeit für mich, um mich selbst auszudrücken und auf die Suche zu gehen, um herauszufinden, wie das klingen soll. Aber ich glaube ab jetzt, wo wir uns auch beim Spielen zusammenfinden, bekomme ich schon Lust, die Musikerinnen und Musiker, denen ich vertraue, Stück für Stück mehr einzuladen. Es ist aber wichtig, dass das aus einem geerdeten Projekt passiert, das ich bin, und nicht in einer Phase, in der ich noch auf der Suche bin. Mit dem Album als Basis darf es sich jetzt überall hin entwickeln."
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Weitere Infos:
www.catt-music.com
www.facebook.com/musicbycatt www.instagram.com/catt
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Interview: -Carsten Wohlfeld- Foto: -Massimiliano Corteselli-
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Aktueller Tonträger: Why, Why Acoustic EP (Listenrecords/Broken Silence)
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