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DONNA BLUE
 
Zwischen Bild und Ton
Donna Blue
Es hat zwar eine ganze Weile gedauert, bis sich Danique van Kesteren und Bart van Dalen soweit sortiert hatten, dass sie daran gehen konnten, sich ein Mal an eine ganze LP heranzuwagen. Das hatte ausnahmsweise aber mal nichts mit der Pandemie zu tun, sondern damit, dass sich das Paar aus Rotterdam besonders gut auf die Karriere als angesagtes Dreampop-Duo Donna Blue vorbereitet hat. Denn schon seit 2017 arbeiten Danique und Bart - die auch privat ein Paar sind - gemeinsam an ihrem Noir-Vintage-Retro-Sound und haben sich dafür nicht nur eine unendlich lange Referenzliste aus den Bereichen Film, Photographie, Fashion und natürlich klassischen 60s Pop und Chansons zurechtgelegt, sondern über eine Reihe von Single- und EP-Testballons und nicht zuletzt ihre umjubelten Live-Auftritte - durchaus auch auf unseren Bühnen - bereits zu ihrem ureigenen Stil gefunden, lange bevor sie die nun vorliegende Debüt-LP "Dark Roses" ernsthaft in Erwägung zogen. Sogar das Thema der LP - die "dunklen Rosen" - sind als Emblem seit längerem Bestandteil ihrer Live-Shows.
Lassen wir sie doch mal selbst erklären, warum sie sich für "Dark Roses" so ungewöhnlich viel Zeit gelassen haben. "Das hängt damit zusammen, dass wir erst mal mit verschiedenen Stilen und Sounds herumspielen wollten", erklärt Danique, "und wir wollten herausfinden, was davon am besten zu unserem Projekt passen könnte. Bis zu diesem Jahr ging es darum, das mit Singles und EPs auszutesten. Deswegen brauchten wir einfach eine gewisse Zeit, bevor wir uns der LP widmen konnten." Dazu muss man sagen, dass auf den besagten Singles dann auch tatsächlich alle Elemente zum Tragen kamen, die Donna Blue auch bei ihren Live-Shows anboten - und das war vom französischsprachigem Ye Ye Pop über Dreampop britischer Prägung bis zum US-Psychedelia-Pop so Einiges. Für die LP haben sich Donna Blue dann dazu entschieden, endgültig in eine balladeske Noir-Richtung mit einer starken visuellen Komponente zu gehen. Was hat denn diese Entscheidung beeinflusst? "Also wir haben uns viele Filme angeschaut", räumt Bart ein, "hauptsächlich solche aus den 60s und 70s. In der letzten Zeit haben wir uns besonders für die klassischen italienische Filme aus dieser Zeit interessiert. Und dazu gehören natürlich auch die Filmmusiken von Ennio Morricone und Piero Piccioni. Das sind ja klassische Filmkomponisten mit einem interessanten Stil, den wir in gewisser Weise für unser Material zu adaptieren suchten. Aber natürlich haben uns aus Nancy Sinatra. Lee Hazelwood und Serge Gainsbourg sehr inspiriert." Wie kam es denn eigentlich zu dem Projekt Donna Blue? "Also wir haben uns schon vor langer Zeit getroffen", berichtet Danique, "wir sind seit 15 Jahren schon ein Paar. Tatsächlich haben wir uns bei einer Show kennengelernt. Bart hat in einer Band gespielt und ich habe Bühnentechnik gemacht. Wir haben eine Beziehung angefangen. Damals hat er Musik gemacht und ich als Fotografin hinter der Musik-Szene gearbeitet. Nach zehn Jahren beschloss ich, am Valentinstag einen Song für Bart zu schreiben. Er meinte dann, dass das doch ein netter Song sei und das wir versuchen sollten, daraus gemeinsam etwas zu machen. Der erste Song, den wir dann gemeinsam gemacht haben, wurde inspiriert von einer Szene aus 'Twin Peaks', in der die Charaktere einen Song zusammen aufführten. Das war etwas, was wir dann auch machen wollten. Zunächst war das nur Spaß, aber da ist dann mehr draus geworden." "Das war übrigens der Song 'Baby' - und das dazugehörige Video", ergänzt Bart. Das könnte ja darauf hindeuten, dass sich Donna Blue auch ihren Namen von "Twin Peaks" entliehen haben, oder? "Ja, es gibt da einen Charakter namens Donna in dieser Szene aus 'Twin Peaks'", bestätigt Danique diese Vermutung, "und wir mochten diese Figur sehr." (Für die Nerds: Donna Marie Haywards wurde in der TV-Serie von Lara Flynn Boyle gespielt und in dem Film "Twin Peaks - Fire Walk With Me" von Moira Kelly.)

Bei den Live-Shows von Donna Blue geht es zwar auch immer recht dunkel (und psychedelisch) zu und es gibt eine Menge Schatten und Nebel - aber auch intensive, grelle Farbspielereien. Die Videos und Covermotive von Donna Blue sind hingegen meist in Schwarzweiß gehalten. Warum? "Vielleicht machen wir das, weil schwarzweiße Fotos eine zeitlose Qualität haben", überlegt Danique, "ich habe immer schon schwarzweiß geliebt. Es geht dabei gar nicht so so sehr um die Filme selbst, sondern um die Fotos von Filmsets, die immer in schwarzweiß sind und diese fast schon romantische Qualität haben." "Es hat sich auch gut angefühlt, als wir die Videos geschnitten haben", ergänzt Bart, "wir hatten all diese Props in verschiedenen Farben, die man in schwarzweiß nicht sehen kann. Wir haben uns gefragt, ob wir die Farb- oder schwarzweiß-Version nehmen sollten - und schwarzweiß fühlte sich einfach besser an, denn so wirkte alles klassisch und zeitlos." Inzwischen gibt es mit "Solitaire" aber auch ein Donna Blue-Video in Farbe.
Donna Blue
Die Musik von Donna Blue ist ja nicht nur von Filmen beeinflusst, sondern hat auch immer eine traumähnliche Qualität. Träume scheinen also eine gewisse Rolle für Donna Blue zu haben, oder? "Definitiv", gesteht Danique, "ich habe eine Menge seltsamer Träume, denen ich gerne etwas Raum in unserer Musik einräume." "Oh ja", ergänzt Bart, "sie erzählt mir jeden Morgen diese Träume - und jedes mal ist es eine andere verrückte Welt, in der sie in dieser Nacht gelebt hat." Die Frage zielte auch in die Richtung, dass Donna Blue auf gewisse Weise vielleicht auch eine eskapistische Note mit ihrer Musik anstreben könnten? "Ja, ich denke schon, dass das in gewisser Weise der Fall ist", meint Danique, "schon alleine eine Scheibe anzuhören oder eine Live-Show zu besuchen, ist ja eine kleine Realitätsflucht, wo man dem entfliehen kann, was man im alltäglichen Leben gerade so macht. Wir mögen die Idee, dass man der Welt für eine gewisse Zeit entfliehen und alles andere vergessen kann." "Speziell in diesen Zeiten", ergänzt Bart. Okay - wie finden denn Donna Blue dann den Bezug zur Realität? "Das ist bei David Lynch sehr schön", erläutert Bart, "in seiner Kunst geht es ja immer sehr düster und gewalttätig zu. Dahin tendieren wir per se auch, denn das sind die Dinge, die mich selbst auch inspirieren und das sind ja Sachen, die in der Realität verwurzelt sind." "Es geht also nicht nur um Romantik", ergänzt Danique. Bei einem anderen Interview erklärten Donna Blue ja ein Mal, dass sie den Hörer gerne in ihre Traumwelten mitnehmen wollen. Die Frage, die sich dann stellt, ist die, was der Hörer dann in den Traumwelten machen soll - denn er wird ja nicht zum Beispiel durch konkrete, beschreibende Texte geleitet. "Das ist eine gute Frage", lacht Danique, "Du hast schon recht, es ist recht schwierig. Wir legen ja auf gewisse Weise ein Setting als Leitfaden und eine Atmosphäre fest - aber dann muss jeder Hörer seine eigenen Ressourcen nutzen, um sich in unserer Welt zu Hause zu fühlen, sich stimulieren zu lassen oder sich anregen zu lassen. Wir möchten auf jeden Fall, dass die Leute ihre eigenen Erfahrungen machen können. Ich mag es nicht, wenn Musik oder Filme ihre eigene Geschichte zu sehr erklären. Ich möchte immer, dass es Raum für eigene Geschichten gibt, die man sich zusammenreimen kann. Das versuchen wir zu erreichen."

Wie sind Donna Blue das Album musikalisch angegangen? Es gibt zum Beispiel erstmals echte Streicher auf dem Album. "Das hatten wir von Anfang an vor", berichtet Bart, "speziell für Songs, die mit Streicher-Sounds am besten funktionieren. Wir haben dann Skizzen für die Melodien gemacht und sind damit zu einem bekannten niederländischen Arrangeur namens Jonas Bap gegangen, der unsere Ideen für eine Partitur transkribiert hat. Er spielt auch selber Cello und wir haben noch eine Geigerin engagiert." "Aber wir haben alle musikalischen Ideen vorher selber ausgearbeitet", fügt Danique hinzu. "Genau - es beginnt meistens mit einer Idee, die ich auf der Gitarre ausarbeite", beschreibt Bart den Prozess, "das mache ich natürlich zu Hause und Danique hört das dann." "Ja und dann habe ich vielleicht auch eine Idee, die ich beitragen könnte", ergänzt Danique, "es ist aber nicht so, dass wir unsere Sachen separat ausarbeiten. Wir führen unsere Ideen immer zusammen, wenn es daran geht Songs zu schreiben." "Man muss aber manchmal auch alleine an einer Idee arbeiten, um sie schlüssiger zu machen", erklärt Bart, "es ist aber am Ende notwendig, zusammen zu einer Entscheidung zu kommen." Wieso sind die Songs auf dem Album eigentlich wesentlich getragener angelegt, als so manche der vorangegangenen, flotten Pop-Singles? War das eine bewusste Entscheidung? "Das war keine bewusste Entscheidung - ich denke das hat sich einfach aus dem Flow so ergeben", zögert Danique. "Es hängt wohl auch damit zusammen, was uns gerade zu dem Zeitpunkt, an dem wir an den Songs arbeiteten, inspirierte", verrät Bart, "und das waren dann die Soundtracks, die wir uns damals anhörten. Wir geben uns dann auch dem Flow hin, denke ich." Gab es denn ein klangliches Ziel, bevor Donna Blue ins Studio gingen? "Ich denke, dass immer, wenn du etwas Kreatives machst, es sich auf gewisse Weise selber formt", gibt Danique zu Protokoll, "auch wenn wir mit einer bestimmten Idee gestartet sind, wurde es dann zu etwas ganz anderem, eigenen und hat sich selbst geformt."
Wie kommen denn da die französischen Texte ins Spiel? "Nun, es spricht ja nicht jedermann Französische", überlegt Danique, "es gibt da also eine gewisse Barriere. Man müsste sich dann also die Texte übersetzen, wenn man genau wissen will, was gesagt wird. Oder man kann sich einfach auf den Flow einlassen und dann schauen, wie diese Erfahrung sich auswirkt. Es ist Teil unserer Idee, den Zuhörer zu beteiligen und eigene Interpretationen zuzulassen." Vielleicht klingt Französisch ja auch einfach schöner? "Natürlich", bestätigt Danique, "es geht ja als erstes darum, dass etwas schön ist. Wenn es sich gut anfühlt, dann ist es auch gut. Die französischen Songs könnte es aus diesem Grund gar nicht auf Englisch geben." Und dann ist da ja noch die Sache mit dem romantischen Aspekt der französischen Sprache. "Genau", bestätigt Danique, "in fast jedem unserer Songs geht es um Romantik und Düsternis. Das kommt aus unserer eigenen Erfahrungswelt." Das heißt vermutlich, dass sich Danique und Bart von ihrer eigenen Musik leiten lassen müssen? "Es ist immer etwas Besonderes, wenn man Musik macht", meint Bart, "der ganze kreative Prozess ist ein Mysterium. Und was ich noch sagen möchte ist, dass es etwas ganz anderes ist, wenn man gemeinsam an der Musik arbeitet, als wenn man alleine vor sich hin werkelt. Wenn man die Ideen von zwei Menschen zusammenführt, entsteht etwas Einzigartiges - selbst dann, wenn ein Song nicht gut genug für eine LP ist, ist er etwas Besonderes, weil wir ihn gemeinsam gemacht haben." "Und ich finde, dass es tatsächlich ein Element der Überraschung in diesem Prozess gibt, weil wir nie wissen können, wie sich die Sache entwickelt", fügt Danique hinzu, "wenn wir uns beide an das, was wir gemacht haben, erinnern können, dann wird es konkret - und das ist dann die Überraschung." Was ist denn die größte Herausforderung dabei? "Der Zweifel an sich selbst", räumt Bart ein, "es gibt ja so viel Musik da draußen und wenn man sich im Studio einschließt und niemanden an sich heranlässt, dann zweifelt man in seiner Blase immer daran, ob das, was man macht, gut genug ist. Es ist dann immer ein bisschen furchteinflößend, wenn man seine Sachen in die Welt entlässt, denn man möchte ja schon, dass die Leute deine Sachen mögen." "Gerade auch, weil wir alles selber machen und total independent arbeiten und alles selbst machen müssen", meint Danique abschließend.

Getourt sind Danique und Bart in unseren Breiten ja bereits im letzten Herbst. Es folgt jetzt erst mal eine Tour durch die Niederlande, bis es dann im September auch wieder durch die Republik geht.
Weitere Infos:
www.bluedonnablue.com
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snowstar.bandcamp.com/album/dark-roses-2
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Donna Blue
Aktueller Tonträger:
Dark Roses
(Snowstar)
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