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FRANK BLACK & THE CATHOLICS
 
Wieder alles von vorne?
Frank Black & The Catholics
Der Mann, der sich mir als "Charles" vorstellt, ist etwa zwei Köpfe kleiner als ich, höchstwahrscheinlich doppelt so schwer und gut 10 Jahre älter und ich frage mich, warum von uns beiden eigentlich er der Star ist... Nein, ganz im Ernst, Charles Thompson sieht nicht wie ein Mann aus, der die alternative Musik in den letzten 15 Jahren beeinflusst hat wie kaum ein anderer. Als Black Francis war er der Kopf der legendären Pixies und die treibende Kraft hinter Klassikern wie "Surfer Rosa" oder "Doolittle". Nachdem ihm Mitte der 90er ein kurzzeitiger Flirt mit einem Majorlabel fast das Genick gebrochen hätte, musste er lange suchen, um für seine berüchtigte "Lo-Fi" Platte überhaupt einen Deal zu bekommen. Inzwischen hat es sich für Black zu einer Art Glaubensbekenntnis entwickelt, alles live und mit nur zwei Spuren aufzunehmen und sich so bewusst von der digitalen 64-Spuren "geht's noch ein bisschen glatter"-Technik abzuwenden. Jetzt veröffentlicht er - erstmals auf dem kleinen, aber renommierten Cooking Vinyl Label - sein drittes Album mit seiner neuen Begleitkapelle The Catholics und fängt drei Jahre nach dem "geschäftlichen" Neustart nun auch musikalisch noch einmal von vorne an.
"Wenn du jung bist, willst du mit allen Traditionen und Konventionen brechen und denkst auch noch, das sei richtig so. Wahrscheinlich ist es das auch, aber mit zunehmendem Alter stellst du fest, dass dir womöglich gar nicht die Konventionen gegen den Strich gingen, sondern nur deren Auslegung durch andere", erklärt uns Black beim Gästeliste-Interview in Köln. "Du hasst Celine Dion, aber du magst Roy Orbison. Ich will sie zwar nicht in einen Topf werfen, aber letztendlich funktioniert ihre Musik doch nach ähnlichen, sehr starren Regeln, oder? Also habe ich für diese Platte gesagt: Warum sollen wir nicht ein bisschen mehr nach den Stones klingen, warum muss ich immer gegen alles sein?"

Und gerade die 70er-Inkarnation der Rolling Stones war ein hörbarer Einfluss auf "Dog In The Sand". Zusammen mit seiner langjährigen Band The Catholics, deren Mitglieder auch alle schon ein paar Runden um den Block gedreht haben, hat Black, der für sich nach dem Ende der Pixies in den 90ern einen sehr eigenen Sound kreiert zu haben schien, nach neuen Ausdrucksformen gesucht. "Die Instrumentierung ist auf diesem Album auch anders. Wir haben viel mehr mit Pedal Steel Guitar und solchen Dingen gearbeitet. Die Tatsache, dass Eric Feldman zur Band zurückgekehrt ist, hat auch einen großen Unterschied gemacht. Außerdem haben wir im Studio viele zusätzliche Musiker dabeigehabt, um den Sound auszufüllen. Wir wollten von dem 'live-to-2-track'-Credo nicht abweichen, also brauchten wir manchmal sieben Leute, um einen fetten Sound zu kreieren."

Frank Black & The Catholics
In gewisser Weise kann man festhalten, dass es vor allem aber auch die veränderten Hörgewohnheiten Blacks sind, die auf das neue Album abgefärbt haben. "Ich habe in den letzten zwei Jahren viel Musik von Doug Sahm gehört, oder von den Texas Tornadoes, und der TexMex-Sound beginnt langsam, meine eigenen Songs zu beeinflussen. Natürlich haben wir auch besonders viel Rolling Stones gehört. Auf der letzten Tour haben wir 'Exile On Main Street' jeden Morgen aufgelegt! Und jeden Nachmittag 'Blonde On Blonde' von Dylan. Für gewöhnlich sind wir nicht die Art von Band, die einzelne Platte wieder und immer wieder hört, aber manchmal ist es ganz hilfreich, sich in eine bestimmte Alben hineinzusteigern."

Es ist schon bemerkenswert, dass ausgerechnet eine lebende Legende wie Frank Black auf dreißig Jahre alten Platten nach Inspiration sucht und die offensichtlich auch noch findet. Ist es für ihn im Laufe der Jahre leichter oder schwerer geworden, neue Songs zu schreiben? "Ich denke, es ist ungefähr gleich geblieben. Und wenn ich das sage, meine ich, dass es manchmal passiert, dass ein Song einfach auftaucht und voilà, da ist er, aber manchmal spielst du mit einer Idee Jahre herum, bei Soundchecks, bei Aufnahmesessions. Ein Song schafft es nicht auf ein Album, auch nicht auf das nächste, und plötzlich funktioniert er dann doch. Auf der neuen Platten gibt es einige Beispiele dafür. Die Musik des ersten Songs, 'Blast Off', existiert schon seit Jahren, 'The Swimmer' ebenso. Und 'Dog In The Sand' stammt sogar noch aus Pixies-Zeiten. Inzwischen fällt es mir leichter, den Punkt zu erkennen, an dem ein Song fertig ist. Auf meinen früheren Platten gibt es eine Menge Songs, die ich jetzt nie und nimmer als ausgereift ansehen würde. Allerdings gab es damals auch einen großen Bedarf an Pixies-Platten. Wir konnten - anfangs zumindest - nichts falsch machen und alle fanden uns toll. Wir waren jung, und letztendlich erschien jede Idee, die mir in den Kopf kam, auf einer LP oder B-Seite."

Frank Black & The Catholics
Black hat einen nur teilweise gerechtfertigten Ruf als musikalischer Diktator. Kim Deal konnte bei den Pixies fast nie ihre Songs auf den Platten unterbringen und es kam zu internen Spannungen. Jetzt, wo Black klar der Chef im Ring seiner Band ist, hat er dieses Problem wohl nicht mehr? "Ich werde immer als Diktator hingestellt, aber das stimmt einfach nicht. Natürlich gebe ich die Richtung bei den Catholics vor, aber nicht mehr oder weniger als das jeder tut, der in einer Band die Songs schreibt und singt. Das heißt nicht, dass ich nie Songs der anderen Catholics aufnehmen würde. Allerdings würde es bei uns wohl auch nie passieren, dass jemand mit einem halbfertigen Stück zur Probe kommt und sagt: Ich hab nen Song, ich hab nen Song!"

Der Seitenhieb auf Kim Deal wird notiert und gleich nachgefragt, wie es denn bei den Catholics aussieht? "Dort ist es so, dass jeder seine eigenen Songs schreibt, sich aber nicht aufdrängt. Würde ich die Jungs nach Songs fragen, würden sie sagen: 'Ja, wir haben einige, und ein oder zwei davon würden vielleicht sogar zu dir passen.'" Bisher hatte Black aber keinerlei Probleme, seine Alben mit eigenen Songs zu füllen. "Immer, wenn ein Album ansteht, setze ich mich hin und sortiere die ganzen Ideen, die mir im Kopf herumschwirren. Dann verabschiede ich mich von meiner Frau, gehe in meinen Proberaum und rede mit fast niemandem mehr. Meine Frau ist das inzwischen gewöhnt. Wenn wir dann mal essen gehen, redet meistens nur sie, und irgendwann schaut sie mich dann an und sagt: Okay, ich geb's auf, ich sehe, in deinem Kopf spielst du gerade deine neuen Songs. Kein Problem, dann ignoriere ich dich genauso wie du mich", erklärt Black lachend seine Arbeitsweise. Wer Black selbst bei der Arbeit zuschauen will, wird im März dazu in Deutschland die Gelegenheit haben, dann wollen Frank Black & The Catholics endlich wieder die deutschen Bühnen rocken. Live und ohne Handbremse.

Weitere Infos:
www.levitated.net/fb
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Steve Gullick-
Frank Black & The Catholics
Aktueller Tonträger:
Dog In The Sand
(Cooking Vinyl/Indigo)
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