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CATT
 
Die Sprache der Träume
CATT
Auch CATT hatte es geschafft, ihre Debüt-LP als Solo-Künstlerin genau in die ausbrechende Pandemie hineinzuterminieren - wie so manche ihrer Kolleg(inn)en auch. Zwar hatte sie die Promo-Aktivitäten zu dem Album "Why Why" noch rechtzeitig vor dem ersten Lockdown 2020 absolvieren können - dann jedoch wurde sie erst mal ausgebremst; und das, obwohl sie sich doch so viel vorgenommen hatte. Die nachfolgenden Jahre waren also für CATT dann nicht ganz einfach und brachte viele Veränderungen mit sich. Tatsächlich sagt sie selbst, dass die größte Herausforderung das nun vorliegende, zweite Album betreffend die gewesen sei, all diese Veränderungen durchleben und verarbeitet haben zu müssen. Und das dürfte wohl auch Grund dafür, dass sie sich mit diesem Album intensiv dem Thema "Change" widmet. Nachdem die zuvor als Session- und Live-Musikerin für Acts wie Judith Holofernes, Niels Frevert oder Kat Frankie tätige, klassisch ausgebildete Musikerin "Why Why" noch dezidiert als Solo-Album konzipiert hatte, entschloss sie sich, für ihr zweites Album nun wieder ihr Heil in der Kollaboration mit anderen Musikern zu suchen.
"Ich hatte mich 2021 zunächst mal in eine kleine Hütte außerhalb von Berlin in Potsdam zurückgezogen und erste Skizzen für neue Songs ausgearbeitet", erinnert sich CATT, "viele Songs waren also in einer ganz puren Form schon da - ich wusste aber ganz genau, dass ich diese dann zusammen mit meinem Gitarristen Felix Anton Remm ausarbeiten wollte, mit dem ich zuvor bei Live-Konzerten zusammen gespielt hatte. Ich wollte einfach ein Mal schauen, was dabei rauskommt, denn ich wollte nicht mehr ganz alleine in der ganzen Produktionsverantwortung sein. Ich wollte auch mal einfach nur spielen können und die Band dazu holen. Das ging über ein paar Monate in Berlin so. Ich habe letztes Jahr auch angefangen, Gitarre zu spielen und einige Songs darauf komponiert." Wenn man ein neues Instrument lernt, dann kommt man ja auch auf andere musikalische Ideen. War das auch mit der Grund für CATT, die Gitarre zu erlernen? "Ja, das ist ganz interessant", bestätigt sie, "denn wenn man auf einem neuen Instrument erst mal hilflos ist und sich ganz neu und naiv herantasten muss und natürlich auch limitiert ist, man auch viel unvoreingenommener an die Sache herangeht. Auf dem Klavier kann ich mich ja viel freier bewegen und ich fand es dann schön, auf der Gitarre wieder so ganz klein anfangen musste. Und ich finde auch, dass unterschiedliche Instrumente einen auch unterschiedliche Songs schreiben lässt. Die Anmutung einer Gitarre etwa und wie man diese spielt fühlt sich beim Singen unterschiedlich an."

Kommen wir aber mal zu den neuen Songs: Gab es denn in dem Resort in Potsdam wieder einen Baum? Wie wir ja wissen, lässt sich CATT gerne von der Natur um sie herum inspirieren und in dem Song "Spell Me Free" lässt CATT sich von einem Baum von einem Fluch befreien. "Es gab viele wunderbare Bäume dort", bestätigt CATT die Vermutung, "ich war umgeben von mehreren Seen, ich hatte eine kleine Holzhütte und den Baum von 'Spell Me Free' gab es wirklich." Es gibt aber wohl noch eine andere Inspirationsquelle für CATT - und das scheinen Träume zu sein, denn in gleich mehreren Songs tauchen Träume als Thema auf. Welche Rolle spielen diese für CATT? "Träume?", überlegt sie, "das ist eine schöne Frage. Denn es gibt ja zwei Arten von Träumen: Jene, die wir alle Nachts haben und dann vielleicht auch Träume von einer Vision oder einer Zukunft, die wir gestalten möchten. Das spielt da ganz doll rein, weil ich immer mehr Zugang zu meinen nächtlichen Träumen habe, die immer realer für mich wurden, weil ich generell auch viel reflektiere und mir meine eigene Psyche anschaue. Ich schreibe morgens auch immer als erstes in meinem Tagebuch. Wenn man das morgens als erstes macht - und nicht erst aufs Handy schaut oder sich anderweitig ablenken lässt -, dann erinnert man sich auch an seine Träume. Dementsprechend habe ich auch eine enge Verbindung zu meinen Träumen und ich sehe auch viel Reales nachts. Auch wenn es manchmal eine andere Sprache spricht, hat das für mich Realität. Und dann schaue ich mir das Leben von uns allen an und wohin wir wollen. Das ist ein Teil von mir, der manchmal die Leute nervt - weil ich immer gleich über das große Ganze sprechen will. Die Träume, wo wir hinwollen und welche Träume und Visionen wir für die Zukunft haben und welche Schritte wir unternehmen müssen, um dort hinzugelangen, interessieren mich aber schon sehr. Das ist ein großer Teil des Albums. Das ist es auch, was ich inspirieren möchte, dass jeder seinen kleinen 'Change' findet und sich auch traut in seinen 'Change' zu gehen. Der letzte Song auf dem Album - 'Slow Motion Harmony' - ist wie so ein Traum davon, dass irgendwann alles wieder in die Balance kommen wird und dass wir langsam mit kleinen Schritten in Richtung dieser Harmonie streben." Gibt es da auch ein Element der Utopie bzw. des Eskapismus? "Die nächtlichen Träume sind ja eher so Abenteuer-Spielplätze, auf denen man Sachen ausprobieren kann", definiert CATT, "das ist dann eher ein Experimentierraum oder ein Aufräumraum für die eigene Psyche. Und für die anderen Arten von Träumen, die wir für unsere Zukunft haben, ist es erst mal wichtig, dass es dabei um Idealvorstellungen geht. Wie man es dann auf die Erde bringt und wie man es umsetzt, ist dann noch mal eine andere Sache - aber meiner Meinung nach muss man hoch ansetzen um da etwas verankern zu können."

Wie schreibt CATT ihre Texte? "Was ich öfter mache, ist meine Gedanken festzuhalten"; führt sie aus, "wenn ich unterwegs bin, habe ich immer mein Notizbuch dabei oder füge etwas in meiner Handy-Notiz-App hinzu. Wenn ich dann mal zwei Wochen Zeit habe, um in die Musik einzutauchen, dann kann ich da auch wieder etwas rausholen. Aber meistens nehme ich eher das, was gerade präsent ist - und dann geht es auch richtig los. Das ist dann selten so, dass ich mich hinsetze und Texte schreiben - sondern dass diese wie die Musik teilweise unkontrolliert aus mir herausfließen. Teilweise korrigiere ich das dann nicht ein mal mehr, weil ich mir denke, dass das intuitiv genau richtig ist. Ich bin ja aber auch keine gelernte Literatin - das läuft alles sehr intuitiv bei mir ab." Sind denn nicht solche intuitiv entstehenden Texte so etwas ähnliches wie die Träume, die man Nachts hat? Denn hier wie da erschließen sich die möglichen Hintergründe und Motive ja erst im Nachhinein. "Das ist ein schöner Gedanke", meint CATT, "in unseren Träumen passiert ja auch viel in unserem Unterbewusstsein - und das können wir ja nicht kontrollieren. Das ist für mich wahrscheinlich ein ähnlicher Zugang. Wenn ich im richtigen Moment kreativ einfach loslassen kann, dann passiert ja genau das: Dass ich eine Geschichte erzähle, die ich nicht mehr kontrolliere. Deswegen würde ich das schon zustimmen, dass das alles sehr Traum-verwandt ist, nur dass hinter meinen Texten meist eine bestimmte Intention steckt, wie wir in unseren Träumen ja nicht haben."
CATT
Was hat es denn mit dem Song "Seven Wishes" auf sich? Um welche sieben Wünsche geht es CATT denn da? "Das weiß ich gar nicht", räumt sie offenherzig ein, "aber dieser Song ist für mich so eine Art Gebet für die Menschheit. Es ist zwar an eine bestimmte Person gerichtet, aber es fühlte sich für mich wie ein Wunsch - bzw. sieben Wünsche - für dich und uns alle an. Vielleicht ist das sogar mein Lieblingssong auf dem Album. Aber die sieben Wünsche sind einfach etwas, was einfach da war. Weißt du, was meinen Bandmitgliedern lustigerweise aufgefallen ist? Es gab schon mal sieben Wünsche in meinem Song 'Willow Tree' von 'Why Why'. Die sieben Wünsche haben sich jetzt offenbar noch mal ein eigenes Lied gesucht. Das fand ich schon lustig, denn das habe ich nicht mit Absicht gemacht." Das bedeutet dann wohl, dass CATT nur eine limitierte Kontrolle über ihre Kunst hat, oder? "Ja, komplett", räumt sie ein, "das ist aber auch gut so. Ich stelle mich ja gerne mit meinen eigenen Geschichten und meinen Instrumenten zur Verfügung. Sie schönsten Sachen passieren aber dann, wenn ich das los lassen kann - wenn die Musik oder die Kreativität oder der Song übernimmt. Der Song 'Change' ist ja eine Art Country-Pop-Song. Das wäre ja nichts, was ich mir bewusst ausgedacht hätte und was an 'Why Why' anschließt. Aber ich bin genau dem gefolgt, wo es lang wollte. Das war auch erst mal lustig - aber dann dachte ich mir: Das gehört jetzt so." Hängt das vielleicht auch damit zusammen, dass sich CATT dieses Mal ganz andere Sachen angehört hat, als sie ihre eigenen Songs schrieb? "Das könnte sein", überlegt sie, "man hat ja immer Phasen, in denen man dieses und jenes gut findet. Bei 'Why Why' war ich ja alleine - aber dann war ich ja auch mit meiner Band auf Tour und habe dann auch das gehört, was die gehört haben und habe mich dann von allem möglichen inspirieren lassen. 'Why Why' war dann wie eine Momentaufnahme aus dieser Zeit und 'Changes' spiegelt das wider, was mir dann gerade gefallen hatte." Und war das vielleicht klassische Pop-Musik? "Was verstehst du denn unter klassischer Pop-Musik?", fragt CATT zurück. Damit ist jene Art von Pop-Musik gemeint, die von professionellen Songwritern und Arrangeuren in den 70ern mit einer zeitlosen Attitüde geschrieben wurden - lange vor dem digitalen Zeitalter des Wegwerf-Pop also. "Interessant, dass du das so siehst und auf eine ältere Zeit beziehst", meint CATT, "denn ich habe mich bei manchen meiner neuen Songs gefragt: Huch - wo kommt das denn jetzt her. Ich habe das nämlich überhaupt nicht konzeptionell gedacht und mich auch gar nicht bewusst an bestimmten Sachen orientiert. Ich glaube, ich bin jetzt noch mehr als vorher auf der Erde gelandet, während ich bei 'Why Why' noch in den Wolken hing. Und deswegen singe ich jetzt aus einer menschlichen Perspektive und deswegen bin ich den Songs in ihrer Einfachheit und Klarheit gefolgt." Was war denn bei diesem Prozess die größte Herausforderung für die Songwriterin CATT? "Das war - ehrlich gesagt -, dass ich zuvor zunächst ein Mal diese ganzen Veränderungen, von denen ich auf 'Change' singe, durchleben musste, bevor ich mich überhaupt daran machen konnte, diese mit den neuen Songs zu verarbeiten."
Weitere Infos:
CATT-music.com
www.facebook.com/musicbyCATT
www.instagram.com/CATT
www.youtube.com/channel/UC3iuLXymBMubrsY0K-2gmQA
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Elena Breuer-
CATT
Aktueller Tonträger:
Change
(Listenrecords/Broken Silence)
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