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LA LUZ
 
Die Schönheit der Chance
La Luz
Die lähmende Pandemie, die Herausforderung eines komplett neuen Band-Line-Ups und dann noch eine niederschmetternde Brustkrebsdiagnose: Das Leben hat Shana Cleveland in den vergangenen Jahren vor eine Menge Prüfungen gestellt, aber die Frontfrau von La Luz hat sich nicht unterkriegen lassen. Im Gegenteil: "News Of The Universe", das famose fünfte Album ihrer Band, ist das bislang ambitionierteste und klanglich weitreichendste Werk des kalifornischen Quartetts. Einst gestartet mit sanft psychedelisch umwehtem Surf-Rock, fängt Shana auf der neuen LP ihre gefühlsmäßige Achterbahnfahrt der letzten Jahre inhaltlich betont emotional und musikalisch freigeistiger als je zuvor ein und macht dabei auch aus ihrem Faible für die Post-"Revolver"-Ära der Beatles, den klassischen 60s-Girl-Group-Pop und die Mythen der Westcoast-Psych-Sounds keinen Hehl.
Die Schönheit der Chance: In gewisser Weise ist "News Of The Universe" Abschied und Neuanfang zugleich. Die LP markiert den Ausstieg von zwei langjährigen Mitstreiterinnen Shanas - Bassistin Lena Simon und Keyboarderin Alice Sandahl - und die Ankunft von Lee Johnson, die nun Bass spielt und Maryam Qudus (alias Spacemoth), die das neue Album produzierte und nun auch als Keyboarderin genauso zum Line-up gehört wie Drummerin Audrey Johnson, die bereits für das selbstbetitelte 2021er-Album von La Luz zur Band gestoßen war. Mit ihnen lässt Shana in diesen zwölf neuen Liedern die Dunkelheit der letzten Jahre hinter sich und macht den Weg frei für eine hell erstrahlende Zukunft, in der ihr der unumstößliche Glaube an die Kraft der Liebe und die befreiende Wirkung des Loslassens als emotionaler Kompass dienen. Im September werden La Luz zum ersten Mal seit sechs Jahren auch wieder live auf deutschen Bühnen zu sehen sein, zuvor allerding widmete sich Shana den Fragen von Gaesteliste.de.
GL.de: Shana, springen wir gleich mittenrein: Vor zwei Jahren wurdest du plötzlich mit deiner Krebsdiagnose konfrontiert. Wie hat dich diese Erfahrung verändert, sowohl als Mensch als auch als Künstlerin?

Shana: Ich glaube, ich bin jetzt einfach offener geworden. Ich glaube, ich war schon immer ein umgänglicher Mensch, aber umgänglich zu sein, bedeutet mir jetzt mehr als je zuvor. Ich versuche einfach, eine Verbindung zu den Menschen herzustellen, die sich empathisch anfühlt. Das Schreiben der Texte der neuen Platte bin ich mit der Idee angegangen, dass ich total verletzlich sein wollte und von einem Standpunkt aus schreiben wollte, der sich für mich und das, was ich durchgemacht habe, wirklich real anfühlte. Wenn ich mir die Songs jetzt anhöre, ist das für mich sehr emotional. In manchen Momenten muss ich einfach weinen. Gitarrensolos bringen mich zum Weinen! Ich glaube, das liegt daran, dass ich, als wir diese Musik aufgenommen haben, an einem Punkt war, an dem ich einfach alles rausgelassen habe und überhaupt nicht zurückhaltend war, und deshalb war das Ganze so eindringlich.

GL.de: Ein weiterer offensichtlicher Unterschied ist, dass du in den letzten drei Jahren ein komplett neues Line-up von La Luz um dich herum aufgebaut hast. Der Prozess war ja sicherlich ganz anders als zu Beginn eurer Karriere. Wie bist du vorgegangen?

Shana: Ich weiß, dass es einige Bands gibt, die so weit gekommen sind und einen anderen Ansatz verfolgen als ich, die sich sagen: Lasst uns echte Profis finden, die eine Tagesgage bekommen, und dann hat man am Ende eine tolle Band aus Studiomusikern. Aber je älter ich werde, desto mehr interessiere ich mich für die Persönlichkeiten der Leute und dafür, ob wir auf einer persönlichen Ebene miteinander auskommen. Wird es Spaß machen, mit ihnen einen Monat lang in einem Van herumzuhängen? Lee, die jetzt den Bass spielt, kenne ich schon seit rund zehn Jahren. Sie kommt aus der DIY-Musikwelt, und ich bin wirklich daran interessiert, mit Leuten aus dieser Welt zu spielen, weil sie sich mehr auf neue Erfahrungen freuen als Session-Leute. Maryam, die neue Keyboarderin, hat unsere Platte produziert, und als Alice nach den Aufnahmen aufhörte, war sie die erste Person, zu der ich ging, weil ich wusste, dass sie Synthesizer und Keyboards spielt, und ich dachte einfach, dass sie bestimmt gute Ideen hätte, wen ich ansprechen könnte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie sagen würde, dass sie es selbst machen will! Aber genau das hat sie getan, und ich war völlig begeistert. Das ist absolut perfekt, denn sie ist ja schon auf der Platte zu hören! Audrey, mit der ich jetzt schon ein paar Jahre zusammenspiele, ist eine fantastische Schlagzeugerin, aber was mir noch wichtiger ist: Sie ist ein wirklich großartiger Mensch.

GL.de: Betrachtest du diese neue Besetzung der Band als festes neues Line-up oder werden die Dinge in Zukunft fließender sein?

Shana: Ehrlich gesagt - ich weiß es nicht. In den letzten Jahren habe ich mich wirklich darauf konzentriert, Bindungen loszulassen, wo immer ich kann, und ich denke, das ist auch der Punkt, an dem ich mit der Band bin. Ich weiß nicht, wie lange diese Leute bleiben werden, und ich will nicht hart klingen, aber es ist mir ein Stück weit auch egal. Ich denke, wenn sie nicht mehr dabeisein wollen, ist es das Beste für die Band, wenn sie gehen. Es ist einfach so, dass die Leute, die dazu bestimmt sind, zur Gruppe zu stoßen, das auch tun. Ich habe großen Respekt vor Alice und Lena, dass sie die Band verlassen haben, denn ich weiß, dass das nach zehn Jahren eine schwere Entscheidung für sie war. So viel von ihrer persönlichen Identität steckt in dieser Band, deshalb denke ich, dass es für sie wahrscheinlich wie ein Sprung von einer Klippe war. Das war eine Entscheidung, die sie getroffen haben - zu gehen und ihren eigenen persönlichen kreativen Wünschen zu folgen.

GL.de: Lena hat ja kurz vor den Aufnahmen zu "News Of The Universe" ihren Ausstieg bekannt gegeben. Wie hat sich das auf die Atmosphäre im Studio ausgewirkt?

Shana: Es war ziemlich hart. Ich glaube nicht, dass sie vorhatte, uns zu verlassen, aber Alice hatte die Entscheidung getroffen, ein Studium zu beginnen, und so sagte sie uns, dass sie nicht in der Lage sein würde, auf Tour zu gehen. Ich glaube, Lena dachte, dass das bedeutete, dass die Band nicht auf Tour gehen würde und sie die Pause haben könnte, die sie gewünscht hatte, aber für mich war klar, dass jemand für Alice einspringt, weil ich die Band nicht aufhalten wollte. Dass es keine Pause gab, hat Lena in gewisser Weise zu ihrer Entscheidung gezwungen. Zu der Zeit hatten wir bereits die Aufnahmen für die neue LP geplant. Ich dachte zunächst, dass wir überlegen, wer sie ersetzen könnte und wir das Album dann mit denen aufnehmen, aber Lena wollte wirklich dabeisein - und Alice auch -, also dachte ich mir: Sie haben mir so viele der besten Jahre ihres Lebens geschenkt, also wollte ich ihnen diese Gelegenheit nicht nehmen. Ich bin auch wirklich froh, dass wir das so gemacht haben und dass wir dieses Album haben, auf das wir alle so stolz sind, weil es das letzte ist, was wir mit dieser langjährigen Crew von Leuten gemacht haben.

GL.de: Jetzt, wo das Line-up fließender zu sein scheint, kann man sich leicht einbilden, dass auch der Sound der Band mehr im Fluss ist. Würdest du dem zustimmen?

Shana: Ja, ich denke, dass es inzwischen schwer wäre, uns in eine Schublade zu stecken. Immer noch dasselbe zu machen wie vor zwölf Jahren - das könnte ich nicht. Das heißt nicht, dass ich die alten Songs nicht mehr mag. "Call Me In The Day" spielen wir immer noch bei jeder Show, aber wenn du ein kreatives Projekt hast, dann muss es wachsen und sich verändern.

GL.de: Im Presseinfo wird besonders erwähnt, dass dieses Album ausschließlich von Frauen aufgenommen wurde, einschließlich Maryam als Produzentin, nachdem ihr in der Vergangenheit mit Leuten wie Dan Auerbach oder Adrian Younge zusammengearbeitet habt. Wie hat das den Prozess verändert?

Shana: Es ist ein bisschen schwer zu beschreiben, aber wenn ich in eine Session gehe, habe ich immer das Gefühl, dass man etwas Zeit braucht, um sich anzupassen, und hoffentlich hat man am Ende der Session genau das Gefühl, das wir bislang immer erreicht haben: Es ist eine Zusammenarbeit, wir verstehen uns, wir machen etwas Großartiges - aber oft beginnt man die Session und fühlt sich, als würde man einen Eiertanz aufführen. Man will niemandem vor den Kopf stoßen. Der Beginn einer kreativen Zusammenarbeit ist immer ein bisschen beängstigend, weil ein Produzent eine Idee mitbringt, von der er begeistert ist, und wenn es etwas ist, das dich nicht interessiert, weißt du nie, wie er das auffassen wird und wer am Ende das letzte Wort hat. Manchmal sind die größeren Produzenten daran gewöhnt, das Sagen zu haben, ich allerdings bin sehr eigensinnig, und das kommt nicht immer gut an, auch nicht bei den meisten Produzenten, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Es gab immer Momente, in denen wir aneinandergeraten sind. Die Arbeit mit Maryam dagegen... Vielleicht lag es nicht allein daran, dass sie eine Frau war, aber es fühlte sich auf jeden Fall so an, als ob wir von einem Punkt aus starteten, an dem wir uns wohler fühlten und es uns leichter fiel, schnell in die Tiefe zu gehen, und gerade bei dieser Platte, die so persönlich ist, fühlte es sich sehr wichtig an, schon sehr früh im kreativen Prozess in dieses tiefe Verständnis einzutauchen.
GL.de: Lass uns einen kleinen Blick in die Zukunft werfen, da Gaesteliste.de eure anstehende Deutschlandtournee im September mit Konzerten in Köln, Hamburg, Berlin und Schorndorf präsentiert. Wie stellt ihr - gerade angesichts der neuen Mitstreiterinnen - ein Set zusammen?

Shana: Ich habe am Anfang alle gefragt, welche Songs sie von all unseren Platten spielen wollen, weil ich sicherstellen wollte, dass alle von den Liedern begeistert sind, die wir im Programm haben. Wenn sie Songs vorgeschlagen haben, die ich definitiv nicht spielen wollte, habe ich einfach mein Veto eingelegt, aber es ist eine wirklich gemeinschaftliche Setlist, weil ich wollte, dass alle begeistert sind, und ehrlich gesagt liebe ich immer noch alle unsere Songs. Es gibt ein paar, die ich nicht mehr spielen möchte, aber das ist nur eine kleine Handvoll!

GL.de: Was macht den größten Unterschied aus, wenn die neue Besetzung auf der Bühne steht?

Shana: Nun, wir haben nächste Woche unsere erste Show, und wir haben noch nie auf der Bühne zusammengespielt, was sich ziemlich verrückt anfühlt! Wir haben eine Menge geprobt, und wir werden bald herausfinden, wie es ist, zusammen zu spielen. Ich denke, es wird gut werden! Alle arbeiten wirklich hart und die Begeisterung ist groß!
Weitere Infos:
luzer.online
www.facebook.com/laluzband
instagram.com/laluzband
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Ginger Fierstein-
La Luz
Aktueller Tonträger:
News Of The Universe
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