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NIKITA LEV
 
Des Pudels Kern
Nikita Lev
Die New Yorker Songwriterin Nikita Lev steht zwar noch am Anfang ihrer Karriere als Musikerin, hat aber bereits einiges vorzuweisen. Nachdem sie ihre 2021er Debüt-LP gleich wieder eingestampft hatte, weil sie meinte, dass diese noch nicht gut genug sei, veröffentlichte sie im Februar des letzten Jahres ihren ersten offiziellen Song "Elegance" und in der Folge eine Reihe von Singles, von denen sich drei nun auch auf ihrer insgesamt sieben Songs umfassenden Debüt-EP "I Believed It At The Time" befinden. Dabei kann Nikita heute bereits auf einen Fundus von ca. 200 Songs zurückgreifen, denn sie gehört zu jener Spezies von SongwriterInnen, die kontinuierlich an ihrem Handwerk feilen und arbeitet ständig an neuem Material. Anders als viele ihrer Kolleginnen orientiert sie sich dabei nicht alleine an ihren Altersgenossinnen, sondern greift als Inspiration quasi auf die ganze Musikhistorie von den 70ern an zurück. Nikita sieht sich dabei zuerst als Songwriterin und erst in zweiter Linie als Musikerin. Um ihren Selbstfindungs-Songs - die bislang die Distanz zwischen Personen in Beziehungen zum Thema haben - musikalisch eine eigene Identität verleihen zu können, erlegt sie sich dabei stilistisch so gut wie keine Beschränkungen auf und lässt sich - in einem weitestgehend akustischen Setting zwischen Folk-, Chamber-, Kook- und Indie-Pop - von ihren Texten leiten, ohne sich dabei für ein einziges Genre zu entscheiden.
Wie ist Nikita Lev zur Musik gekommen? Gab es da einen Masterplan? "Ich wollte schon immer eine Karriere als Musikerin anstreben", berichtet Nikita, "ich wollte immer eine professionelle Songwriterin sein, auf der Bühne stehen und performen. Das war schon früh mein Ziel. Damals musst ich mir immer solche Sachen anhören wie: 'Oh ja - haha - die sagt, dass sie eine Musikerin werden will!' - so als hätte ich gesagt, dass ich eine Prinzessin sein wolle. Aber ich bin einfach immer drangeblieben. Es gab kein bestimmtes Ziel - wie zum Beispiel zehn Grammies gewinnen oder in allen großen Studios aufnehmen zu wollen. Sicher - das wäre ganz nett und würde Spaß machen - aber was ich wirklich anstrebe, ist wirklich gute Musik machen zu wollen, auf die ich stolz sein kann. Ich möchte, dass die Leute begreifen und verstehen können, was ich zu sagen habe und wir uns vielleicht sogar alle über diese Kunstform besser verstehen können." Was bedeutet Musik für Nikita Lev? "Oh, das ist eine gute Frage", meint sie, "ich muss aber darüber nachdenken, denn Musik bedeutet so viel für mich und ist andererseits so immateriell. Ich liebe es, dass Musik evokativ und clever sein kann. Ich liebe aber auch dumme Musik und mag sie sogar, wenn sie gar nichts aussagen möchte. Das ist des Pudels Kern - auch wenn es gar keine Texte gibt; und dabei bin ich ja total Text-orientiert. Aber Leute wie Brian Eno oder John Frusciante - dem ich neulich vorgestellt wurde - haben Tracks, die so bewegend sind und die ohne Worte so viel zu sagen haben. Das ist so inspirierend. Ich bin ja auch mit klassischer Musik aufgewachsen und war vor einiger Zeit in der Philharmonie. Die Bedeutung der Musik bemisst sich für mich danach, wie viel ich dadurch fühlen kann und inwieweit die Musik mich beeinflusst. Sie ist nicht gut, wenn sie mich nicht wenigstens ein bisschen berührt. Das ist für mich nämlich der Grund, warum ich Musik mache - weil ich andere Menschen berühren möchte."

Auf ihrem Instagram-Channel hat Nikita Coverversionen etwa von Elliott Smith, Nine Inch Nails und auch Joni Mitchell veröffentlicht, die sie auch zu ihren Inspirationsquellen zählt. Nun ist das ja so, dass - sobald eine Frau zur Gitarre greift - der Vergleich mit Joni Mitchell gemeinhin sowieso nicht weit weg ist. In Nikitas Fall ist das aber so, dass man ihre Begeisterung für ihre Idole dann auch spüren kann - ohne dass dabei der Eindruck entsteht, dass sie versucht, ihre Inspirationsquellen zu kopieren. "Richtig", pflichtet sie bei, "das liegt wohl daran, dass ich meine Songs hauptsächlich auf der Gitarre schreibe. Wenn ich meine Songs schreibe, beginne ich oft erst mal mit einem Gefühl oder einer Textzeile oder einem Gedicht, das ich irgendwann mal geschrieben habe." Heißt das, dass die Texte dann die treibende Kraft sind? "Auf jeden Fall", pflichtet Nikita bei, "ich habe dann für gewöhnlich erst mal eine Idee davon, was ich sagen möchte. Erst dann geht es an die musikalische Ausarbeitung. Manchmal finde ich ein Riff auf der Gitarre oder eine Akkordfolge auf dem Klavier. Es ist unterschiedlich, aber es muss ein intensives Gefühl im Raume stehen. Ich muss dann die Disziplin entwickeln, mich hinzusetzen um dieses Gefühl in einen Song umzuwandeln, der sich am Ende auch noch gut anhört. Manchmal schreibe ich auch mit anderen Leuten oder es passiert etwas im Studio. Über Genres denke ich dabei überhaupt nicht nach. Das Genre ist nicht die treibende Kraft meines Songwritings - auch wenn ich schon eine grobe Vorstellung davon habe, wie was klingen sollte. Die treibende Kraft sind meine Texte." Was ist denn für Nikita die effektivste Tugend als Songrwiterin? "Für mich ist es die Aufrichtigkeit", meint Nikita, "das kann aber manchmal ermüdend sein. Wenn man immer und immer wieder seine Seele offenlegt, dann fragt man sich schon irgendwann, wie das wohl weitergehen soll - denn es passiert ja andauernd. Wenn man sich hinsetzt, um einen Song zu schreiben, dann kann einen das emotional schon ganz schön auszehren. Ich würde also sagen, dass die Aufrichtigkeit zugleich ein Vorteil, wie auch manchmal ein Problem sein kann. Man muss dann irgendwo die Grenze ziehen. Manchmal muss man dann auch ganz einfache Songs schreiben - also die einfachste Art, etwas zu sagen wählen, anstatt alles einzubeziehen, was man gefühlt hat."
Was macht in der Summe denn einen guten Song aus? "Oh - es gibt viele Dinge, die einen Song gut ausmachen können", zählt Nikita auf, "wenn dich ein Song bewegt, dich etwas fühlen lässt, dich etwas entdecken lässt. Das gilt für die ganze Kunst. Kunst ist entweder gut, wenn du sie erkennst - oder aber wenn sie dir vollkommen fremd ist. Das gilt für alles: Ein Gemälde, ein Theaterstück, ein Buch. Interessant ist es also entweder, wenn du das, was da auf die Leinwand gebracht wurde, selbst ein Mal gefühlt oder erfahren hast und wiedererkennst - nur nie in diesem Kontext darüber nachgedacht hättest - oder aber wenn es etwas ist, was du nicht kennst, aber dich neugierig macht. Und bei der Musik kommt noch hinzu, wenn du dazu tanzen möchtest..." Tanzen ist ein gutes Stichwort: Auf Instagram hat Nikita mehrere Videos gepostet, in denen sie zu Musik in der Wohnung herumtanzt - nicht zu ihrer eigenen Musik, sondern zu Pop-Songs. "Ja, wenn ich mit meinen Freunden ausgehe, dann tanze ich auch gerne mal die Nacht durch", räumt Nikita ein, "Musik ist für mich so motivierend und enigmatisch, dass ich mich von ihr bewegen lasse. Ich lasse das einfach zu. Ich mag es, mich zu bewegen - das löst Spannungen im Kopf. Ich mag ja auch Pop-Musik. Ich bin davon auch schwer beeinflusst. Ich meine ja auch immer, dass ich selber Pop-Songs schreibe - denn diese haben ja auch Strophen und Refrains - auch wenn die manchmal etwas seltsam sind." Und worüber schreibt Nikita? "Grundsätzlich arbeite ich mich an meinen Gefühlen ab", erklärt Nikita, "es geht um Dinge, die ich anders nicht aussprechen könnte. Ich verarbeite so meine Gefühle. In einer Woche fühle ich mich so und so und schreibe dann ein paar Songs darüber - und in der nächsten Woche passiert etwas anderes. Das kann ganz schön desillusionierend sein." Wieso desillusionierend? Das ist doch ganz normal. "Nun, es gibt ein Zitat von Nora Ephron, nach dem ich lebe. Das heißt: 'Everything is copy' und bedeutet, dass man über alles, was einem widerfährt, auch schreiben kann. Für mich bedeutet das dann: Wenn man etwas fühlt, gehört es einem auch. Aber wenn ich heute etwas fühle, bedeutet das nicht, dass ich es morgen auch noch fühle. Ich hadere dann mit mir: Warum sollte ich das also auf einem Stück Papier unsterblich machen, wenn es doch morgen wieder ganz anders ist? Warum das Drama? Ich habe mir schon gedacht, dass ich das eigentlich gar nicht nötig habe - andererseits ist das meine Art, mich auszudrücken. Emotionen sind doch nichts anderes als Energie in Bewegung." Das hört sich an, als sei das alles irgendwie notwendig für Nikita Lev. "Oh ja", pflichtet sie bei, "Musik ist eine Notwendigkeit für mich. Bei wachsendem Druck ist es zwar definitiv schwierig, diese Motivation aufrecht zu erhalten und ständig schöpferisch tätig zu sein - aber es ist dennoch eine Notwendigkeit für mich, denn ich schreibe sowieso andauernd. Ich versuche auch dauernd besser zu werden. Das ist das Ding mit der Musik. Ich bin nicht zufrieden, wenn ich mich nicht ständig weiter entwickele. Es gibt ja auch so viele Möglichkeiten, mich zu verbessern. Ich kann neue Fähigkeiten erlernen, die dann beeinflussen, wie ich schreibe. Es gibt so viele Emotionen und Dinge, die ich vermitteln und aussagen möchte. Ich muss nur noch erlernen, nicht immer gleich alles mit einem Mal erfassen zu wollen - wie ich das eigentlich in meinem ganzen Leben handhabe - denn das ist bislang eine Schwäche von mir. Ich muss also lernen, zu destillieren und mich auf einzelne Aspekte zu konzentrieren."
Es scheint, dass Nikita Lev mit einer realistischen Einschätzung und einer klaren Vorstellung von dem, was sie erreichen kann und möchte an die Sache herangeht, anstatt sich in illusorischen Traumtänzereien zu ergehen oder die Abkürzung über den schnellen Erfolg mit Kompromissen zu suchen. Das ist dann keine schlechte Voraussetzung für eine solide, langfristig angelegte Karriere. Im Spätherbst wird sie auf ihrer ersten Europa-Tour auch auf unseren Bühnen gastieren.
Weitere Infos:
nikitalev.com
www.instagram.com/nikital3v
www.youtube.com/@nikital3v
music.apple.com/us/artist/nikita-lev/1567581908
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Marcus Maddox-
Nikita Lev
Aktueller Tonträger:
I Believed It At The Time
(Groover)
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