Faul erfolgreich
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15 Jahre gibt es The Mission inzwischen schon, der große kommerzielle Erfolg hat sich zwar immer noch nicht eingestellt, aber um großartige Musik zu machen, braucht man keine hohen Verkaufszahlen. Die neueste Veröffentlichung aus dem Hause Wayne Hussey & Co., "AurA", wird alle Mish-Fans freuen, denn hier präsentiert sich die Band von ihrer besten Seite: Es gibt die epischen Nummern, es gibt die Balladen, es gibt die Rock-Stücke und auch einen lupenreinen Pop-Song. Kurz: Es gibt The Mission. Gaesteliste.de traf Frontmann Wayne Hussey und die gut gelaunte Band während ihrer Support-Tour mit Him in Oberhausen.
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15 Jahre seid ihr nun inzwischen dabei - wie fühlt sich das nach all diesen Jahren an?
Wayne: Es ist großartig. Wenn uns damals, 1986, jemand erzählt hätte, daß wir heute in Oberhausen vor 'zig Tausend Leuten auftreten werden, hätten wir ihn natürlich für verrückt gehalten, aber man weiß ja nie, in welche Richtung das alles hier verläuft. Aber es fühlt sich sehr gut an.
Wie kam es denn eigentlich dazu, daß ihr mit Him auf Tour geht und wie kommt ihr bei den Leuten an?
Wayne: Tja, das Publikum ist natürlich schon eine Herausforderung, denn es sind fast nur Teenage-Mädchen dabei, die im Grunde nur Ville Valo sehen wollen, und wenn wir dann auf der Bühne stehen, starren sie gelangweilt Löcher in die Luft. Aber das ist okay, denn es sind auch einige unserer Fans dabei. Him haben uns gefragt, ob wir mit ihnen auf Tour gehen würden, und da wir letztes Jahr schon zusammen getourt und sehr gut miteinander ausgekommen sind, haben wir natürlich zugesagt. Ville wollte eigentlich auch auf einem Track unseres neuen Albums mitsingen, aber leider hat das alles zeitlich nicht geklappt.
Wie sind denn überhaupt die Aufnahmen zu "AurA" verlaufen?
Wayne: Es war ein hartes Stück Arbeit, aber es gab natürlich auch viele lustige Momente. Für mich persönlich ist es immer am schönsten, wenn man Musik macht und man bekommt eine Gänsehaut und es läuft Dir ein Schauer den Rücken runter - und dann denkt und hofft man, daß sich dieses Gefühl bei jemand anderen da draußen auch einstellt.
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Im Studio dabei war auch Dave Allen, bekannt durch seine Arbeit mit u.a. The Cure, Sisters Of Mercy, The Chameleons...
Wayne: Ja, Dave ist klasse. Craig [Adams; Bassist] und ich kannten ihn ja schon etwas länger und als wir so ungefähr zwei Wochen vor dem Mixing waren, dachten wir darüber nach, wen wir evtl. für diesen Job holen sollten, und Dave war da die erste Wahl. Es ist gut, wenn man an so einem Punkt jemanden von aussen dazu holt, denn wenn man eine Platte aufnimmt, kann man leicht den Überblick verlieren und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, und Dave kam rein, hörte sich alles an und gab dann seine Meinung ab.
Wie zufrieden ist man denn mit dem Ergebnis?
Wayne: Ich weiß nicht, ob ich jemals mit irgendetwas 100%ig zufrieden bin. Es gibt immer Fehler oder Stellen, an denen man denkt, daß man das auch besser hätte machen können, aber irgendwann muß man einfach loslassen. Man kann zwar an einem Track immer und immer wieder arbeiten, um ihn perfekt zu machen, aber auf diese Weise verliert man die Seele des Songs. Eine Platte hat gerade wegen der kleinen Fehler Charakter und Persönlichkeit. Ich selbst finde, daß "AurA" eine sehr gute Mission-Platte ist, es gibt keinen schwachen Track darauf - was ich von den anderen Alben nicht behaupten kann, denn es gab bisher immer ein paar Songs, die ich für eher schwach gehalten habe, aber diesmal stimmt einfach alles.
Es ist ja einige Zeit seit dem letzten Album vergangen - was ist denn eigentlich passiert?
Wayne: Nun, ich war eine zeitlang in Kalifornien, um dort Film-Musik zu schreiben, habe ein paar Remixe und Produktionen gemacht, und dann kam irgendwann der Punkt, an dem ich dachte: "Ich mache ja nur noch Musik für andere Leute!" Das fand ich dann nicht mehr so zufriedenstellend und wollte wieder etwas für mich machen. Dann rief Craig an und fragte, ob ich Lust hätte, wieder als The Mission eine Tour zu spielen, und ich sagte sofort zu. Wir hatten damals keine langfristigen Pläne, sondern wir wollten einfach die Tour spielen und sehen, wie wir miteinander zurecht kommen. Das klappte alles wunderbar, wir hatten viel Spaß und erkannten auch, daß wir recht gut sind, und dann kam eins zum anderen und schon nahmen wir eine neue Platte auf.
Auf "AurA" sind eigentlich alle typischen Merkmale von den diversen Mission-Scheiben enthalten - die epischen, eher düsteren Tracks aus der Anfangszeit, die Rocknummern, und auch mal ein Pop-Song wie "Happy"...
Wayne: Die Sache mit "Happy" war sehr seltsam. Ich hatte damals im Studio die Idee für den Gitarren-Part und meinte nur so zu den Jungs, daß wir das irgendwie schnell einspielen sollten, obwohl kein richtiger Song da war, aber es hatte viel Energie und es war locker und eine Menge Spaß. Als mich dann der Techniker fragte, wie das Stück denn hieße, meinte ich nur: "Hm, ich habe noch keinen Titel, aber es klingt sehr happy - dann laß uns das einfach 'Happy' nennen..." Und das blieb dann hängen. Wir haben das in einer halben Stunde aufgenommen, für den Text habe ich auch nur eine halbe Stunde gebraucht, und alleine dafür, daß es so schnell ging, mag ich diesen Song sehr - ursprünglich sollte er gar nicht auf dem Album erscheinen, weil er doch recht verschieden zum Rest der Songs ist, aber es paßte trotzdem.
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Das mit dem "mal eben" einen Songtext schreiben ist ja sonst nicht so üblich, oder?!?
Wayne: Das stimmt, denn ich brauche meistens relativ lange für die Texte - das kann damit zusammen hängen, daß ich ein fauler Sack bin... Klar halte ich Texte für wichtig, aber ich interessiere mich nicht so sehr für anderer Leute Texte. Ich höre mir natürlich auch andere Sachen an, aber da achte ich nicht so tiefgründig auf die Worte, sondern lieber darauf, wie alles zusammen klingt. Ich mag zum Beispiel das letzte Björk-Album sehr, und ich höre mir auch sehr gerne Frank Sinatra und viel klassische Musik an, und nicht so sehr Rock-Musik - was natürlich eher seltsam für eine Band wie The Mission ist. Mir fallen jetzt gar keine richtig guten Platten ein, die ich mir neulich gekauft habe - mir fallen aber einige schlechte Platten ein, die ich aber jetzt aus Gründen der Diskretion nicht nennen werde...vielleicht treffe ich die Leute ja dann mal irgendwann, und das würde dann nicht gut für mich ausgehen... Wenn ich selbst Texte schreibe, dann lege ich natürlich sehr viel Wert darauf, was ich da schreibe, aus dem einfachen Grund, weil ich diese Zeilen ja selbst singen muß, und da muß schon das Gefühl vorhanden sein, hinter den Worten stehen zu können.
Ein weiteres Markenzeichen ist Wayne's Gitarrenspiel, wofür ihm letztens von einem Musiker-Fachblatt die Auszeichnung "Bester Goth-Gitarrist" verliehen wurde...
Wayne: Ja, das hat mich ziemlich umgehauen! Ich gehe eigentlich davon aus, daß die meisten Leute mich eher für einen Sänger als für einen Gitarristen halten, und die meisten vergessen auch, daß ich ja eigentlich als Gitarrist angefangen habe. Der Mission-Sound klingt sehr nach der Art, wie ich Gitarre spiele - was ein sehr fauler Stil ist, denn ich mag es nicht, meine Finger so schnell zu bewegen... Aber ich denke, man kann heraushören, wenn ich Gitarre spiele, und es ist sehr hart für einen Gitarristen, so einen eigenen Stil zu haben. Bei Robert Smith von The Cure ist das genauso - man erkennt sofort, daß er die Gitarre spielt. Viele klingen einfach gleich - okay, man kann einem technisch versierten Gitarristen alles vorsetzen und er spielt das perfekt nach, aber er würde nicht wie er selbst klingen.
Robert Smith wurde übrigens zweiter Sieger. Wayne Hussey klingt immer noch wie Wayne Hussey, The Mission klingen 2001 besser denn je, sind live auf der Bühne eine Offenbarung und man kann ihnen nur weiterhin den Erfolg wünschen, der ihnen zusteht.
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Weitere Infos:
www.themissionuk.com
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Interview: -David Bluhm- Fotos: -Tibor Bozi / David Bluhm (live)-
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Aktueller Tonträger: AurA (Oblivion/SPV)
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