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Interview-Archiv

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JIM O'ROURKE
 
Die Bedeutung der Bedeutunglosigkeit
Jim O'Rourke
Jim O'Rourke ist ein Hansdampf in allen Gassen. Wenn er gerade mal nicht irgendwelchen Freunden beim Erstellen derer neuen Scheiben unter die Arme greift - aktuell bei Sonic Youth - so hat er auf jeden Fall mehr kreative Spielwiesen als mancher Bundesliga-Verein. Hier ein paar Projekte, an denen er gerade herumbastelt: Soeben fertiggestellt hat er Filmmusiken zu den neuen Filmen von Olivier Assayas ("mehr eine Soundcollage - es ist ein sehr kühler Film"), Allison Anders oder einem neuen Film mit Philip Seymour Hoffmann namens "Love Liza" ("das wird so eine Art Jack Nitzsche Film Noir-Geschichte). Dann tritt er gerne spontan irgendwo mit Gleichgesinnten (z.B. Thurston Moore und dem Saxophonisten Mats Gustafson) zum Improvisieren auf. Dann beteiligt sich an irgendwelchen Kollaborationen z.B. ein anstehendes Projekt mit Nobukaza Takemura. Oder aber er findet ab und an sogar Gelegenheit, eigene Scheiben einzuspielen. Das meint "richtige" Produktionen und nicht Abfallprodukte wie eine demnächst erscheinde Kompilation von Gitarren-Solo-Improvisationen. Nein, unter Langeweile leidet Jim O'Rourke wahrlich nicht. Hinzu kommt, daß der Mann zur Zeit wirklich im Streß steht, da sich sein Appartment gerade mal drei Blocks vom ehemaligen World Trade Center entfernt in New York befindet.
So richtig weiß Jim momentan auch nicht, woran er gerade ist. "Ich weiß nicht, momentan habe ich keinen Kommentar diesbezüglich auf Lager", meint er hierzu, "ich denke aber, daß ich mir mal eine Auszeit nehmen muß, um über alles Nachzudenken. Jetzt ist ja wohl eine gute, richtige Zeit dafür. Ich möchte mich auch kreativ ein bißchen zurücknehmen und die Sachen lockerer angehen." D.h.: Nachdem die Sonic Youth Scheibe fertig ist, und nachdem die Tour absolviert ist und nachdem ein paar kleinere Projekte fertig gestellt sind... "Ja, dazu mit meiner eigenen Scheibe zu touren, komme ich gar nicht. Das ist unmöglich." Obwohl sich "Insignificance" gar nicht so schlecht dafür geeignet hätte, denn sie ist einen Gutteil rockiger als z.B. der Vorgänger "Eureka". "Das liegt in der Natur der Sache", erläutert Jim das, "nach vielen vergeblichen Anläufen war mir irgendwann klar, daß der richtige Weg, dieses Album aufzunehmen wäre, einfach mit meiner Band ins Studio zu gehen, und die Sachen einzuspielen. Ach ja: Jeff Tweedy hat noch auf ein paar Stücken mitgemacht. (Wie könnte es anderes sein, steht demnächst auch ein O'Rourke / Tweedy Projekt an, Arbeitstitel "Nuts") Daraus ergibt sich auch der rockige Sound, denn selbst, wenn der Song auf einer akustischen Gitarre geschrieben wurde, ergibt sich beim Spielen eine ganz andere Energie." Die Scheibe hat einen ganz eigenartig trocken-spröden Klang. "Oh ja", stimmt Jim zu, "ich war noch nie ein Fan von Hall oder Effekten gewesen. Das sollte alles möglichst nah und direkt klingen. Die Schlagzeuge sind z.B. sehr leise gespielt, damit alles zusammenpaßte." Die Schlagzeuge? "Ja, ich wollte zwar nicht, daß es wie zwei Schlagzeuge klingt, aber ich wollte Sachen machen, die man mit einem Schlagzeug alleine nicht hinbekommt - deswegen zwei Drumsets."
Jim O'Rourke
Man muß ja immer im Hinterkopf behalten, daß Jim O'Rourke nicht ein gewöhnlicher Songwriter ist, sondern durch seine ganzen anderen Arbeiten - von der klassischen Komposition über die Improvisation bis hin zur Produktion - ja gewissermaßen vorbelastet ist. "Klar, irgendwie hat alles immer mit allem zu tun", gibt er zu, "es ging aber hier nicht darum, bestimmte Strukturen aufzubauen, sondern ich hatte lediglich mehr Texte - deswegen sind die Songs auch alle eher Songwriter-orientiert und auch so lang wie sie sind. Und ich habe mich mehr auf's Singen konzentriert." Trotzdem gibt es immer wieder seltsame Breaks in seinen Songs - z.B. tempomäßige, etwa, von der Lautstärke oder der Dynamik her. "Ja, wir hätten natürlich alle Stücke von vorne bis hinten in einem Stil durchknödeln können", überlegt er, "aber es ist so: Wenn Du etwas für eine längere Zeit machst - sagen wir mal eine Improviation - oder auch ein produziertes Stück - und dann einen Break bringst, und danach weitermachst, dann hörst Du das, was vorher passiert ist, mit ganz anderen Ohren. Und das ist mir wichtig." Gilt das auch für das letzte Stück, "Life Is Off", das sich nach einem eher konventionellen Aufbau langsam zu einer apokalyptischen Soundorgie aufbauscht? Man merkt das zunächst gar nicht, bis "...es zu spät ist? Ja genau. Das war auch die Absicht. Ich habe - soweit ich mich entsinne - einfach das Band mit den Drums verlangsamt, während die anderen normal weiterliefen, sodaß Du zwar irgendwie mitbekommst, daß alles auseinanderläuft, aber es nicht wie absichtlich klingt." Die CD heißt "Insignificance" und die ersten Worte sind: "Don't believe a word I say..." Ist das Zufall, oder ist die CD vielleicht doch bedeutungsvoll? "Nein, so ist das nicht gemeint", lacht Jim, "wenn Du Dir mal meine Texte anschaust - auch auf 'Eureka' - dann wirst Du feststellen, daß die Bedeutungslosigkeit ein Thema ist, das mir liegt. Im Prinzip handeln alle Songs auf der Scheibe davon. Das ist so eine Art Thema, das sich durch die ganze CD zieht." Dennoch ist das eine nette Wortspielerei, denn Jim O'Rourke's Output ist schon alleine aufgrund seiner Quantität alles andere als bedeutungslos. Schade nur, daß wir ihn - vorbehaltlich einer gegebenenfalls stattfindenden Sonic Youth-Tour - so schnell nicht live zu sehen bekommen werden.
Weitere Infos:
tisue.net/orourke
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Jim O'Rourke
Aktueller Tonträger:
Insignificance
(Domino Records/Zomba)
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