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LAMBCHOP
 
Das Rätsel der Spinnweben
Lambchop
Wer nun denkt, die neue Lambchop-CD "Is A Woman" sei aus Kostengründen musikalisch zurückhaltender ausgefallen als etwa noch der opulente Vorgänger "Nixon", der irrt: "Die Produktion der neuen Scheibe war ganz schön teuer", meint Mastermind Kurt Wagner nämlich schmunzelnd, "Du kannst dir gar nicht vorstellen, welchen Aufwand es bedeutet, acht Leute klingen zu lassen wie drei." Und das ist genau das, was die neue Scheibe ausmacht. Anstelle der geschickt geschachtelten Streicher-Arrangements, deretwegen die eigenwillige Nashviller Combo berühmt und unter Country Puristen auch berüchtigt ist, gibt es auf "Is A Woman" vor allen Dingen viel Raum. "Du mußt die anderen fragen, wie das alles gemacht worden ist", winkt Kurt ab, "aber wir haben von Gitarreneffekten über Keyboards und Verzerrern alles mögliche eingesetzt." Die Songs klingen trotz allem ziemlich intim und leise und kommen vom Sound her - nicht zuletzt aufgrund des geschickt plazierten Pianos - eher einer Jazz-Combo näher, als dem bislang gewohnten souligen Orchester-Sound. (Das dürfte den Country Puristen den Rest geben.)
"Ich wollte einfach flexibler agieren können", erklärt Kurt das, "mit acht Leuten zu spielen ist zwar kreativ interessant, aber auch limitierend. Zum Beispiel beim Touren. Mit dem Material können wir bei Bedarf auch als Trio auf Tour gehen [wie auf der Showcase-Reise im Januar geschehen] oder aber beliebig viele Lambchop-Mitglieder kommen hinzu." Wobei sich die Songs dann gewiß doch stark verändern werden? "Das werden wir sehen", schränkt Kurt ein, "ein Song hat ein Eigenleben. Das einzige, worauf ich als Band-Leader bestehe ist, welcher Song wann gespielt wird - sowohl im Studio, wie auch Live - ansonsten aber bin ich allem offen gegenüber, vor allen Dingen musikalisch." Warum dieses Bestehen auf der Songauswahl? "Ein Song ist sehr persönlich", versucht Kurt zu erklären, "es kann mehr sein, als der bloße Song." Etwas, daß über einen hinauswächst? "Genau - und das möchte ich im Griff haben." Wesentlich konkreter wird Kurt bei der Analyse seines Werkes nicht. Zum Artwork zum Beispiel - die verzerrte Aufnahme eines Jungen, der Geige spielt (auf einer Scheibe, auf der dieses Instrument praktisch keine Rolle spielt), meint er nur: "Ich weiß nicht, ich denke es paßt ganz gut." Auf die Frage, worum es in dem Song "Is A Woman" - ein überraschender Reggae am Ende der Scheibe - gehe, und wer besagte Frau sei, sagt er: "Eine gute Frage, aber ich weiß nicht, ob ich sie beantworten kann. Ich möchte, daß das offen bleibt, daß sich jeder selbst ein Bild macht. Man tendiert ja dahin, alles erklärt zu bekommen und in festen Bahnen vorzufinden. Aber das möchte ich nicht unbedingt." Ist das jetzt Unwillen, oder eher ein philosophischer Ansatz - in dem Sinne, daß es gilt, alles zu hinterfragen? "Kann sein", läßt er offen, "was ich auf jeden Fall erreichen wollte, war, daß dich der Song mit einem Lächeln zurückläßt." Was er auch tut.
Lambchop
Ein anderes Stück beruht auf einem relativ neuen Zustand: Kurt hat seinen Job als Fliesenleger aufgegeben und widmet sich jetzt mit seiner ganzen Kraft der Musik. "Yep, ich bin jetzt auch irgendwie häuslicher geworden", gibt Kurt zu - und offenbart da ganz ähnliche Ambitionen, wie sein Freund, Kollege und Nachbar Josh Rouse, "der Unterschied ist jetzt lediglich der, daß ich jetzt nicht mehr bei meiner Arbeit über Themen und Inspirationen für meine Songs nachdenke, sondern bei der Hausarbeit oder in der Hängematte. Ich liebe jedenfalls das Songwriting und das Musizieren." Bei diesem Nachdenken im Garten kam ihm auch die Idee zu dem Stück "Cobweb Summer". "Ja, das ist eine Sache, die mir in den letzten Jahren aufgefallen ist", meint er hierzu, "zumindest in Nashville haben wir eine regelrechte Spinnweb-Plage im Sommer. Woher kommen diese Dinger? Wer macht die? Warum? Die sind faszinierend - sehr leicht, und doch stabil - du kannst sie nicht mal mit dem Schlauch wegsprühen. Das sind Fragen, die mich interessierten." Da kann man mal sehen, wie sehr das Umfeld den kreativen Prozeß beeinflussen kann! Eines zeigt sich auf jeden Fall: Lambchop haben sich - allen Widrigkeiten zum Trotz - als beständiges Vehikel für die musikalischen Ambitionen des Kurt Wagner etabliert und sind auch noch lange nicht am Ende der Entwicklung angelangt. "Wir versuchen, uns nicht durch budgetäre Einschränken zu lassen, sondern künstlerisch unseren Weg zu gehen", meint Kurt. Das bedeutet, daß Lambchop Mitte April natürlich auch wieder in voller Besetzung auf Tour gehen werden.
Weitere Infos:
www.lambchop.net
lambchop.info
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Lambchop
Aktueller Tonträger:
Is A Woman
(CitySlang/Virgin)

 
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