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BUSCH
 
Eigen auf eigene Art
Busch
Die Band hat es schon nicht leicht - sie bringt wundervoll-verzwickte P!O!P!-Arrangements hervor, serviert passend dazu kryptisch-melancholische Texte aus der Feder eines gewissen Herrn Kreuder. Eine Song-Perle jagt die nächste und nach kurzem Reinhören macht sich Ergriffenheit breit. Und trotzdem will alle Welt nur etwas von Vergleichen zu einer gewissen Band aus den 80ern wissen. Die Rede ist von der Band Busch, die Rede ist von deutschsprachiger Popmusik von einer kaum gekannten Intensität. Und ganz und gar unpeinlich. Authentisch sozusagen. Hier ist jemand, der an sein "Ding" glaubt und es konsequent durchzieht. Wovon man sich im Gaesteliste.de-Interview mit Mika Kreuder überzeugen kann.
GL: Eure Namensgebung verwirrt nicht wenige Menschen, zumal es zu den britischen Bush musikalisch wenig Nähe gibt Wie kam der Name zustande?

Kreuder: Busch ist das Ergebnis der Suche nach einem möglichst schlichten, unspektakulären Bandnamen. Den Ausschlag gab schließlich ein dicker [Wilhelm] Busch Band in meinen Bücherregal, soweit ich mich erinnern kann - kombiniert mit meiner Wertschätzung für Leben und Wirken eben dieses, völlig zu Unrecht nur für seine Max & Moritz-Strips bekannten Herrn. Aber vielleicht waren es auch nur unsere ehemaligen Nachbarn.

GL: Euer Debüt-Album "Entsetzlich" erschien 1996 und fand, zumindest in den entsprechenden Kreisen, sehr positive Resonanz. Auf den Nachfolger "Bossa Nova" mußte man ganze sechs Jahre warten. Was haben Busch in dieser Zeit gemacht?

Kreuder: Busch haben sich formiert und Stücke geschrieben für ein Album. Das war die Kurzform. Etwas ausführlicher: Ich bin zurück nach Bonn gezogen. Habe Mitmusiker gesucht und Mitmusiker gefunden. Unter anderem Sebastian, der nun mit die Stücke schreibt. Das als solches war schon ein Prozeß, der seine Zeit gebraucht hat. Dann haben wir die Stücke zum Album geschrieben und geprobt. Für die Aufnahmen als solches haben wir dann knapp zwei Jahre gebraucht. Ich könnte jetzt aufzählen, was alles schief gelaufen ist aber ich glaube, letztendlich sind wir eine Band, die einfach nicht in's Studio gehen kann. Es herrscht immer eine bestimmte Art Chaos, und das macht Aufnahmen in einem Studio sehr schwer, wenn nicht unbezahlbar. Die Abhängigkeit von schlechtgelauntem Studiopersonal, mit der Uhr im Nacken... schlechte Voraussetzungen dafür, daß es hinterher so klingt, wie es klingen soll. Zumal, wenn man mit "fertigen Stücken" und so genauen Vorstellungen in's Studio geht, wie wir. Also haben wir es letztendlich in Eigenregie aufgenommen. Equipment geliehen oder gekauft und die Aufnahmen in eigenen Räumlichkeiten gemacht. Kombiniert mit dem einen oder anderen privaten Detail und der sich zwischendurch stellenden Frage, ob es denn überhaupt noch jemanden interessieren wird, ergab es dann tatsächlich sechs Jahre.

GL: Wie schafft man es nach so einer Zeit, scheinbar bruchlos, genau da weiter zu machen, wo "Entsetzlich" aufhörte?

Kreuder: Indem man konsequent das macht, was man selbst für richtig hält und sich weitestgehend äußeren Einflüssen oder Vergleichsprozessen fernhält. Schön formuliert - gell? Oder so: Wir können nicht anders. Und wer weiß, ob wir wollten, wenn wir könnten? Immerhin ist man keine zwanzig mehr und vielleicht nicht mehr so suchend. Was nicht heißt, daß alle folgenden Alben genauso klingen müssen/werden.

GL: Was unterscheidet Busch 2002 von den Busch des Jahres 1996?

Kreuder: Um der nächsten Frage vorzugreifen: Busch 2002 sind eine Band, wogegen sie 1996 lediglich gern eine gewesen wären. Wir spielen mit Ingo & Sebastian nun schon seit mehr als fünf Jahren zusammen, wenn es auch eher fünf stille Jahre waren. Aber so hatten wir mehr als genügend Zeit, um uns als Band einzupendeln und jeder macht einen prima Job in seinem Metier, wie ich finde. Ansonsten unterscheiden sich Busch 1996 und Busch 2002 darin, daß man 1996 froh war, einen Platz in einer Schublade zugewiesen bekommen zu haben, womit wir heute sicher nicht mehr zufrieden sind. Wir sind älter geworden und damit vielleicht in einigen Dingen konsequenter. Die Jahreszahlen täuschen allerdings auch etwas. "Bossa Nova" ist ein Album, das wir mehrere Jahre vor uns her geschoben haben und ich weiß gar nicht, inwieweit es Busch 2002 repräsentiert.

GL: Gibt es inzwischen eine feste Bandstruktur, die auch in die Entstehung der Songs eingebunden ist oder bleiben Busch die "Begleitband" des Solisten Kreuder?

Kreuder: Solist war ich ja eigentlich nie. Um das zu vermeiden, hieß das Kind ja von Anfang an "Busch". Und heute ist es genau das, was es werden sollte: Eine Band aus vier kreativen Musikern, wo jeder für sich seinen Teil zum Gesamtkonzept beiträgt. Wir sind also, wie bereits angesprochen, ein eingespieltes Team mit Ingo am Baß, Thomas am Schlagzeug und Herrn Huthmacher an der Gitarre. Was darüber hinaus das Songwriting betrifft, so bin ich froh, mit Sebastian einen Gitarristen und Co-Songwriter gefunden zu haben, der ein mir sehr ähnliches "Talent" und Verständnis von Songwriting hat. Also mittlerweile durchaus eine feste Struktur, in der jeder seine festen Aufgaben hat.

GL: Was hat es mit dem Albumtitel "Bossa Nova" auf sich?

Kreuder: Es ist sicher kein Konzeptalbum und hat wenig mit dem gleichnamigen Musikstil zu tun. "Bossa Nova" ist wohl eher ein Spiel mit der ursprünglichen portugiesischen Bedeutung: "etwas neues". Es reflektiert ein wenig, wie ich Busch in der hiesigen Musiklandschaft sehe. Ich denke, wir sind auf unsere Art sehr eigen. Und ich sehe uns, was die Gewichtung von Text und Musik angeht, als auch, was das Sprachverständnis als solches betrifft - faktum als etwas Neues. Und - puha - ich weiß, daß ich eine andere Definition von Innovation habe als so manch Liebhaber New Yorker Subkultur.

GL: Viele Kritiken zu "Entsetzlich" hoben die Nähe zu den Smiths hervor oder bezeichneten euch gar als die deutschen Smiths. Auch "Bossa Nova" schlägt in die gleiche Kerbe. Das Songwriting oder bestimmte Details (Fade-Out-Effekte) erinnern auch hier durchaus wieder stark an die Band. Mögt ihr diesen Vergleich, arbeitet ihr gar darauf hin oder ergibt sich das quasi zwangsläufig, wenn man Smiths bzw. C86-sozialisiert ist?

Kreuder: Darauf hin arbeiten wir sicher nicht. Wir sind mit dieser Musik aufgewachsen und sie hat ihre Eindrücke hinterlassen. Wir bemühen uns weder, etwas zu reproduzieren noch, es zu vertuschen. Auf der einen Seite verstehe ich den Vergleich als ein riesen Kompliment, auf der anderen Seite verdient es wohl niemand, inklusive uns, mit ihnen verglichen zu werden. Noch nicht einmal, weil ich der Meinung wäre, daß wir es nicht wert seien. Vielmehr finde ich den Vergleich als solches unsinnig bis anmassend. Allein die Idee, man könnte so etwas kopieren ist Unsinn. Klar habe ich meine Lektion gelernt, aber nicht durch Auswendiglernen. Ich mag nicht die deutschen Smiths sein. Wenn der Vergleich bedeutet: "ähnlich intelligente, ästhetische Musik", oder, "daß Busch dir ähnlich viel bedeutet, wie besagte englische Band", dann ist es ok. Wenn er bedeutet: "ihr macht inhaltlich ähnliche Musik", dann muß ich sagen: "Schwachsinn - hör' besser noch mal hin". Kein Mensch der Welt macht Musik WIE die Smiths - außer eben diese Band selbst. Alles andere bewegt sich in der Grauzone zwischen Anmassung und Schwachsinn, und beides nehme ich ungern für mich in Anspruch.

GL: Welchen musikalischen Einfluß würdet ihr noch hervorheben?

Busch
Kreuder: Innerhalb der Band gibt es ein weites Spektrum an Einflüssen, wobei lediglich Sebastians und meine recht eng beieinander liegen, wie ich finde. Ich fürchte, selbst meine persönlichen Einflüsse sind ein zu weites Feld, als daß ich da irgendeinen roten Faden draus weben könnte. Musik, die mich beeinflußt hat, ist - abgesehen von den oft zitierten, die auch zutreffen - jedenfalls nicht auf ein bestimmtes Genre beschränkt. Vielmehr sind und waren es Bands / Musiker, die eine bestimmte Temperatur ausstrahlen und "Gitarrenpop" nimmt da einen sehr viel geringeren Stellenwert ein, als so mancher denken würde. Velvet Underground, Jesus Couldn't Drum, und Felt mögen für viele Leute so gar nichts gemeinsam haben - für mich schon.

GL: Auf "Entsetzlich" machte der Song "Helen weiss das auch" Lust, sich in den Park zu legen und etwas von Aitmatow zu lesen. Leider findet sich auf "Bossa Nova" kein Literaturtip. Was sollte man 2002 im Park lesen?

Kreuder: Ähnlich wie in der Musik bin ich auch literarisch mittlerweile nur noch wenig experimentierfreudig. Aber ich habe kürzlich "Herr Lehmann" von Sven Regener gelesen, ein durchaus nettes Buch. Ist wahrscheinlich auch so eine altersbedingte Senilität, aber wüßte ich, ich müßte mich für eine bestimmte Zeit in einen Park legen, ging der Griff wahrscheinlich tatsächlich zu einem Wilde/Puschkin/Busch Klassiker.

GL: Ihr habt "Bossa Nova" bislang nur recht exklusiv bei einem Auftritt in Berlin vorgestellt. Wird es noch eine längere Tour geben?

Kreuder: Ja, neben Berlin waren wir bereits in der einen oder anderen Stadt im Osten dieser Republik. Darüber hinaus ist geplant, zum Herbst eine weitere Tour gen Norden zu bestreiten. Im Gespräch sind Hannover, Kassel und wahrscheinlich Hamburg. Da wir aber momentan ohne Booking-Agentur dastehen, sind wir für jede Anfrage offen, die uns lästige Telefonate erspart!

Weitere Infos:
www.buschhq.de
Interview: -Carsten Wilhelm-
Fotos: -Pressefreigaben-
Busch
Aktueller Tonträger:
Bossa Nova
(Apricot Records/EFA)
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