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FRANK BLACK & THE CATHOLICS
 
Amuse Yourself!
Frank Black & The Catholics
Wer nun glaubt, Frank Black sei etwa ein ganz ausgebuffter Musiktheoretiker und Visionär im Elfenbeinturm - nur weil er etwa der Gottvater der alternativen Musikszene ist - der sieht sich getäuscht. Ganz im Gegenteil: Der Mann ist von dermaßen heiterer Gelassenheit, dass er sich noch nicht mal das neue Bowie-Album angehört hat, auf dem sich eine Cover-Version des Pixies-Songs "Cactus" befindet (und Neil Youngs "I've Been Waiting For You", das sich mehr nach der Version der Pixies anhört, als nach Neil selbst - geschweige denn nach Bowie). Besonders aufschlussreich ist, was Frank Black zu diesem Thema zu sagen hat: "Ich habe ein Stück von der neuen Bowie-CD gehört – aber es war nicht 'Cactus'. Ich hatte vor, mir die Scheibe zu kaufen - aber du weißt ja: In Plattenläden wird man immer so schnell abgelenkt. Es kann ganz interessant sein, wenn jemand Deine Songs covert. So kommst du vielleicht dazu, diese nochmals neu zu beurteilen und vielleicht Seiten daran zu entdecken, die dir selbst nicht so bewusst waren."
Da merkt man schon: Wer Bowie "jemanden" nennt, der hat gewiss ein gefestigtes Selbstbewusstsein entwickelt! Daraus resultiert aber auch, dass sich Charles (Thompson, was sein richtiger Name ist) nicht besonders wichtig nimmt. Auf der neuen Scheibe von Bobby Bare Jr. ist ein Song, in dem es um die Malaise geht, dass man musikalisch nichts Neues mehr bringen könne, weil es ja bereits alles gegeben habe und Frank Black – damals noch Black Francis – die letzten guten Ideen für sich gepachtet habe: "Black Francis you were the last motherfucker out grabbing all the good stuff and leaving no doubt that if rock and roll dies it's not my fault" heißt es da. "Ach, weißt du", stöhnt Frank als er das hört, "für mich war damals schon die Musik gestorben. Und zwar in der Phase, als nach dem Punk diese ultraharten Hardcore-Sachen rauskamen. Und wenn ich mir heute zum Beispiel New Wave Sachen anhöre, dann ist das für mich auch schon wieder Pop - und nichts revolutionäres mehr. Weißt du: Journalisten und auch Musiker haben diese irreführende Theorie, die in der Musik-Geschichte verankert ist – mir aber nicht ganz durchdacht zu sein scheint, dass man nämlich als Musiker immer gleich auch ein Visionär sein muss und das es darum ginge, etwas ändern zu müssen. Das ist Quatsch. Worum es geht, ist den Fokus auf das 'Musikmachen' zu legen." So einfach ist das also. Vielleicht kann man das so sehen, wenn man selbst schon einiges bewegt hat. Es ist übrigens auch der Grund dafür, dass Blacks neue CDs "The Devil's Workshop" und "Black Letter Days" im Prinzip dort ansetzen, wo die letzte, "Dog In The Sand", aufhörte. Frank geht sogar so weit, zu behaupten, dass man gar nichts anders gemacht habe. "Wir haben natürlich neue Songs aufgenommen - ansonsten blieb aber alles beim gleichen Ansatz: Wir haben live direkt auf zwei Spuren aufgenommen. Es waren allerdings zwei Sessions mit z.T. unterschiedlichen Leuten - Rich Gilbert ist nur bei einer Scheibe dabei, und bei 'Black Letter Days' hatten wir einen Produzenten. Für mich sind das schon sehr unterschiedliche Sachen. Das ist auch der Grund, warum ich zwei einzelne anstatt einer Doppel-CD veröffentliche. Ansonsten blieb aber alles beim Alten." Das heißt also, dass Frank Black seine Nische nun gefunden hat und sich dort wohl fühlt? "Ja, da sind wir wieder bei dem Thema, alles neu machen zu müssen, nicht? Wie gesagt: Das ist nicht mein Ding. Die Pop Musik geht mir zu gerne mit der Mode ins Bett, um mich auf so etwas einzulassen." Worum geht es Frank Black denn heutzutage - ausser um den Spaß beim Musizieren, den man auch den neuen Scheiben wieder anhört. "Genau darum! Das erste, was ich mache, wenn ich an einem Song arbeite, ist zu versuchen, mich zu amüsieren. Im Endeffekt muss ich natürlich auch das Publikum bedenken, weil ich ja möchte, dass mir die Leute Geld geben und zu meinen Konzerten komme, das ist jedoch immer nur im Hintergrund gegenwärtig." Umschreiben wir das mal mit "Künstler als Dienstleister" - im positiven Dinge. Was natürlich schon bei "Dog In The Sand" auffiel - und sich auf den neuen Scheiben fortsetzt - ist, dass Frank mittlerweile zu einem wahrlich vielseitigen Songwriter geworden ist, dem es scheinbar keine Mühe bereitet, kistenweise "amüsante" Songs geradezu aus dem Ärmel zu schütteln. Auch das ist nach Franks Selbstverständnis keineswegs etwas Besonderes. "Wie meinst du das, wo ich meine Themen und Charaktere herbekomme?" fragt er etwas verdutzt auf die diesbezügliche Frage zurück, "daher, wo du sie auch herbekommst, wenn du Songs schreibst. Ich beobachte das Leben und ich kenne die Leute." Puah - wenn jeder der das Leben beobachtet und Leute kennt, so gute Songs wie Frank Black schreiben könnte, dann lebten wir aber wahrlich in einer besseren Welt. Vielleicht möchte Frank ja wenigstens etwas zu den Charakteren sagen, die auf seinen Scheiben auftauchen - und die meistens mit einem Namen daherkommen, was schon außergewöhnlich ist: Neben dem (zwar namenlosen, aber sehr konkreten) "Black Rider" von Tom Waits, von dem es gleich zwei Versionen auf "Devil's Workshop" gibt, laden Jane, Heloise, Velty oder Bartholomew dazu ein, mit ihnen gleich etwas konkretes zu assoziieren. "Namen sind für mich so etwas wie sehr kurze Gedichte", rückt Frank dann doch noch mit einem Rezept heraus, "früher hat man Namen ihrer Bedeutung wegen ausgesucht, heute tut man das zuweilen auch wegen ihres Klanges. Ich gebrauche beide Ansätze. Nimm z.B. mal 'Heloise'. Die Musik zu dem Stück hatte ich schon lange geschrieben, aber erst als ich nach etwas zum Singen suchte, tauchte plötzlich dieser Name 'Heloise' aus dem Nichts auf - und alles machte Sinn... Manchmal steckst du in einem Reimschema fest, und dann kann ein Name ein guter Ausweg sein."
Frank Black & The Catholics
Immerhin wird so deutlich, dass sich Frank Black durchaus auch dem kreativen Prozeß unterordnen kann (indem er sich nämlich durch die Umstände leiten lässt). Gilt das auch für die Musik? Zum Beispiel gibt es mehrere Stücke mit Blues-Anspielungen auf den Alben – was für Frank Black eher ungewöhnlich ist. "Das ist so, dass ich hin und wieder mal Stücke auf dem Piano schreibe. Nicht so oft, weil ich es nicht gut genug spiele -aber wenn ich es tue, dann setzen gewisse Akkorde gewisse Prozesse in Gang, die die Stimmung des Stücks diktieren. Das hat übrigens nichts mit meiner Stimmung zu tun. Bestimmte Akkorde lenken dich in eine bestimmte Richtung, das liegt in der Natur der Noten, des Tempos, der Musik." Und das wird nicht gesteuert? "Nein. Ich bin nicht jemand, der sich hinsetzt, und sagt: So, jetzt schreibe ich einen fröhlichen Country Song - oder eben einen Blues - ich lasse mich inspiriereren. Es geht darum, dich in einer bestimmten Art so lange auszudrücken, bis du dich amüsierst." Welchen Ratschlag hat er, als alter Hase denn für junge Musiker, die jetzt gerade anfangen und die - wie Bobby Bare Jr. - gewiss auch vor dem Problem stehen, dass alles schon dagewesen ist? "Das, was du unbedingt vermeiden musst, ist dich um die Mechanismen des Musikbusiness zu sorgen. Zu viele junge Bands denken zunächst an ihre mögliche Karriere und machen deswegen bereits Kompromisse bei ihrer Musik. Das ist falsch. Legt euer Hauptaugenmerk auf die Musik - und amüsiert euch!"
Weitere Infos:
www.cookingvinyl.com/fblack/index.html
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Frank Black & The Catholics
Aktueller Tonträger:
Black Letter Days / Devil's Workshop
(Cooking Vinyl/Indigo)

 
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