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INTERPOL
 
Licht aus, Spot an!
Interpol
Bei Interpol aus New York geht es natürlich nicht um kriminelle Energie, sondern eher um kriminell gute Musik. Paul Banks, Carlos D., Daniel Kessler und Sam Fogarino klingen zwar auf vertraute Art und Weise "alt" - man denkt an Joy Division, The Chameleons, The Smiths, frühe 80er Jahre -, aber bei jedem Durchlauf des Debüt-Albums "Turn On The Bright Light" entdeckt man wieder etwas Neues, was zuvor nicht dagewesen ist, sei es der eindringliche Gesang, die düstere Stimmung, oder einfach die sofortige Gefangennahme im Interpol-Universum. Dass hinter dem eher dunklen Image sehr entspannte Menschen mit einem guten Sinn für Humor stecken, konnte Gaesteliste.de beim Gespräch mit Paul Banks und Carlos D. an einem heißen Sommertag in Köln feststellen.
Wenn man als Band einige Jahre zusammen gespielt hat und nun die Gelegenheit bekommt, ein Debüt-Album aufzunehmen, ist es in der Regel so, dass sich das Album aus alten und neuen Songs zusammensetzt, und man kann oft deutlich erkennen, welcher Song zu welcher Phase gehört. Bei Interpol ist dies anders, denn obwohl das Verhältnis zwischen neuen und alten Songs gleichmäßig verteilt ist, hat man das Gefühl, dass alles in einer Phase entstanden ist. "Das ist genau das, was wir geplant hatten. Die richtig alten Songs waren zwar im Grunde fertig, aber mit den Jahren haben wir immer mal wieder etwas hier und da verändert oder hinzugefügt, so dass sie sich weiterentwickeln konnten", erklärt Carlos. Gerade wenn man das erste Album aufnimmt, will man natürlich von Anfang alles richtig machen, und das kann schonmal nach hinten losgehen. Wie zufrieden ist den Interpol mit dem Ergebnis? Paul: "Das kann ich jetzt so richtig gar nicht sagen, denn ich kann mir das Album immer noch nicht anhören, weil es noch zu frisch ist und die Aufnahmen noch nicht so lange her sind, denn es war schon eine richtig stressige Zeit. Wir haben bei jedem einzelnen Song sehr lange diskutiert, wie der Sound sein sollte, ob jetzt alles richtig klingt, ob die Version nun die endgültige ist, und der Weg bis zu diesem Punkt war jedesmal sehr, sehr schwierig." So weiß man wenigstens, was man beim nächsten Mal anders machen kann, um den Stress zu vermeiden. Carlos: "Wir werden beim nächsten Album garantiert wieder viel diskutieren" - Paul: "Nein, das glaube ich nicht!" - Carlos: "Doch, das werden wir." - Paul: "Ich weiß nicht..." Und schon haben sie wieder damit angefangen...doch Carlos hat noch ein besänftigendes Schlusswort zu diesem Thema: "Ich sehe das alles nicht so sehr als Diskussion, sondern eher so, dass man es einfach in ruhiger Weise zusammen durchziehen sollte. Manchmal ist das natürlich unmöglich, besonders wenn man an bestimmten Dingen hängt, die die Zustimmung der anderen nicht so sehr bekommt. Aber wir werden von Tag zu Tag besser darin, zu verstehen, was am besten für die Band ist, und nicht so sehr das durchsetzen zu wollen, was man persönlich lieber mag. Es ist oft hart, seine eigene Vorstellung davon, wie der Song klingen soll, abzuschalten und eher darauf zu zielen, wie der Song im Format der Band klingen soll. Es ist ein langer Weg, aber wir machen gute Fortschritte und wenn wir das zweite Album aufnehmen, wird uns diese Erfahrung auf jeden Fall schneller ans Ziel bringen."
"Turn On The Bright Lights" klingt nicht überproduziert, auf überflüssigen Schnickschnack wurde verzichtet, um auf diese Weise den Live-Sound der Band einzufangen. Erst kürzlich hat Interpol eine Radio-Session für "Morning Becomes Eclectic" auf KCRW eingespielt (kann man sich übrigens auf kcrw.com/music/ anhören), und die dort gespielten Versionen entsprachen weitesgehend denen der Platte. Carlos: "Oh, du hast das gehört? Wunderbar. Das war wirklich eine gute Session." Paul: "Ja, das war wirklich gut, obwohl wir nicht mal unseren Soundmenschen dabei hatten. Anfangs habe ich diese Radio-Aufnahmen gehasst, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt. Zum Live-Sound: Ja, das war genau das, was wir wollten. Ich mag es nicht, wenn ich zu einem Konzert gehe und merke, dass die Band ihre Songs nicht richtig live performen kann, und deswegen wollten wir unbedingt unseren Bühnen-Sound einfangen." Die Band hatte vor der eigentlichen KCRW-Session noch Zeit, um sich ein wenig einzuspielen, und bei diesen Jams seien laut Aussage von Carlos einige vielversprechende neue Song-Passagen entstanden. Durch die viele Spielpraxis verbessert sich natürlich die Technik und das Miteinander und deswegen entstehen die Interpol-Songs heutzutage eher durch das gemeinsame Spielen als durch das Hereinbringen von einzelnen, fertigen Teilen, wie es früher der Fall war. "Das schlägt sich auch etwas im Sound nieder. Die neuen Songs werden weniger aufwendig werden, sie werden kürzer sein, und da wir eine tolle Rhythmus-Sektion mit Carlos und Sam haben, werden wir viel mehr Wert auf Schlagzeug und Bass legen, es wird also alles ein bisschen rhythmischer." Die Songtexte von Interpol sind auf die Songs abgestimmt, sie sind nicht oberflächlich, sie passen sich an die allgemeine düstere Stimmung der Lieder an, handeln von Verlust, Verlangen und anderen bewegenden Momenten. Paul: "Auf die Songtexte lege ich sehr viel Wert, und deswegen brauche ich auch sehr viel Zeit dafür, sie stimmig zu schreiben. Es mag jetzt vielleicht überraschend klingen, aber ich ziehe meine größte Inspiration aus HipHop-Texten, allen voran die Anti-Pop Consortium. Ich bin zwar ein großer Songtexte-Mensch, ich verehre Bob Dylan und Neil Young, aber das hat keinen Einfluss auf die Texte, die ich für Interpol schreibe. Ich sehe übrigens die Texte von Anti-Pop Consortium auf dem gleichen intellektuellen Level wie Bob Dylan."
Interpol
Zum Gesamtbild von Interpol gehört natürlich auch ein entsprechendes Äußeres. Sie legen großen Wert auf Mitbestimmung beim Cover-Design, laufen stets durchgestylt herum, vornehmlich in schwarz, Krawatte (und Flachmann in der Brusttasche) ist fast schon Pflicht, haben großes Interesse am Video-Dreh, da sie selbst auch Film-Fanatiker sind. Da liegt doch bestimmt ein Interesse vor, mal einen kompletten Soundtrack zu produzieren, oder?!? Carlos: "Oh ja, das würden wir sofort liebend gerne machen. Besonders, wenn wir es so machen könnten, wie es Air bei 'The Virgin Suicides' oder Belle & Sebastian bei 'Storytelling' gemacht haben." Mit welchem Regisseur würde man denn gerne mal zusammen arbeiten? Carlos: "Oh, wir fangen damit besser nicht an, denn wir könnten tagelang Namen auflisten. Ein David-Lynch-Film, das wär's. Aber dafür müsste vorher Angelo Badalamenti sterben, und wenn das passiert, werde ich zu David sagen: 'Hey, man, dein Junge Angelo, der war richtig klasse. Er hat mich absolut inspiriert!' Mit Badalamenti zu arbeiten wäre das größte...Badalamenti! Ich will nicht mal darauf spekulieren, denn ich würde sofort eine Herz-Attacke bekommen! Achso, ich möchte natürlich klarstellen, dass ich ihm nicht den Tod wünsche, sondern dass er noch viele, viele Jahre leben möge!" Interpol kommt in der letzten Oktober-Woche auf Deutschland-Tour, und Carlos möchte abschließend noch bekannt machen: "Wir würden gerne noch loswerden, dass unser Keyboarder, der Key-Boy, in festen Händen ist. Er ist der einzige, der eine Freundin hat und trotzdem kriegt er bei den Shows immer alle Mädels ab. Ich versteh's einfach nicht..."
Weitere Infos:
www.interpolny.com
www.theinterpol.com
www.matadorrecords.com/interpol/
Interview: -David Bluhm & Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Interpol
Aktueller Tonträger:
Turn On The Bright Lights
(Labels/Virgin/EMI)
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