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Interview-Archiv

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KRISTOFER ASTRÖM
 
Songs From The North Country
Kristofer Aström
Kristofer Aström war in Bonn. So weit, so gut, nur leider wartete nicht nur sein Konzertpublikum, sondern auch sein Interviewpartner von Gaesteliste.de im Zakk in Düsseldorf. Kristofer hatte nach einer durchzechten Nacht in Berlin am Abend zuvor ganz einfach den Absprung, sprich: den Umsteigebahnhof seines Zuges verpasst und war so unabsichtlich in der ehemaligen Bundeshauptstadt gelandet. Trotz des unfreiwilligen Sightseeingstrips und einer fiesen Erkältung kam Kristofer gut gelaunt, wenngleich viel zu spät in Düsseldorf an, machte in exakt dreieinhalb Minuten Soundcheck und suchte sich direkt im Anschluss mit dem Zakk-Biergarten ein äußerst schattiges Plätzchen für unser Gespräch aus. Auf die Frage, ob ihm das nicht vielleicht zu kalt sei, antwortete er gelassen: "Machst du Witze, ich komme aus dem nördlichen Teil von Schweden!" Wie konnten wir das vergessen!
Ganz sicher nicht vergessen haben wir dagegen, dass sich Kristofer mit seinem neuen Album "Leaving Songs" einmal mehr als Alleskönner präsentiert, der neben seinem Job als Stimme der grammyprämierten schwedischen Rocker von Fireside auch alleine als countryesker Singer/Songwriter eine ausgezeichnete Figur macht. Denn eigentlich ist diese Platte "nur" eine Sammlung von B-Seiten und Outtakes, doch mit seiner sympathischen Stimme, todtraurigen Texten und - beim vielleicht besten Song "How" - herzzerreißendem Mundharmonikaeinsatz sind die Songs allesamt mehr als nur gelungen. "Leaving Songs", teils solo eingespielt, teils mit Kristofers "Zweitband" Hidden Truck aufgenommen, pendelt gekonnt zwischen melancholischen, ruhigen Momenten ("What I Came Here For") und angenehm rauen Passagen ("Without Your Love") und zeigt so, dass Aström ein in jeder Hinsicht überdurchschnittlicher Songwriter ist. "Auf die Idee, solo zu spielen, kam ich auf Tour mit Fireside, denn mir hing es echt zum Hals raus, mit den Jungs unterwegs zu sein. Wir waren fünfmal in den USA auf Tour, und meistens kamen nur zwei Leute oder so. Also wollte ich mal etwas ganz anderes machen und setzte mich einfach zu Hause hin und schrieb ein paar Songs nur für mich. Aber als sich mir dann die Chance bot, ein Album aufzunehmen, habe ich das gemacht." Und dass das nicht klingen sollte wie eine verwässerte Version von Fireside, sondern ganz anders, versteht sich von selbst. "Es war von vorne herein klar, dass ich etwas alleine machen wollte und dass die Songs anders klingen sollten als bei Fireside, trotzdem war ich mir lange nicht sicher, wie sich die Stücke letztendlich anhören würden. Das entwickelte sich erst im Studio, als ich mit zwei Freunden das erste Album 'Go, Went, Gone' aufgenommen habe. Wir haben einfach alles Mögliche ausprobiert, und das Endergebnis war dann ziemlich gut!"

Dass die entspannten, zurückgenommenen Stücke auf seinen Soloplatten seinen Werken bei Fireside in nichts nachstehen, liegt vor allem daran, dass sie zwar anders, aber nicht gezwungen anders klingen. Er habe schon seit seiner Kindheit Platten gehört, die ähnlich geklungen hätten wie jetzt seine Solosachen, erklärte uns der sympathische Schwede und warf damit die Frage auf, warum er dann ausgerechnet seine eigene musikalische Karriere in einer lauten Rockband wie Fireside begonnen habe? "Damals hing ich einfach viel mit Leuten rum, die Punkrock und Hardcore gehört haben, und das hat bei mir auch den Wunsch ausgelöst, diese Art von Musik zu spielen, und das hat sich bis heute nicht geändert. Die Platte, die mich dazu inspirierte, selbst Musiker zu werden, war 'The Day The Country Died' von den Subhumans [auf Bluurg]. Ich freue mich auch wirklich auf die Veröffentlichung des neuen Fireside-Albums. Ich bin ein ziemlich ungeduldiger Typ, ich möchte ganz viele verschiedene Sachen machen, aber am liebsten alles gleichzeitig. Ich könnte mir auch vorstellen, ein Reggae-Album zu machen. Dazu gibt es derzeit allerdings keine konkreten Pläne, hahaha! Was ich veröffentlichen werde, ist ein Experimental-Album mit Sachen, die ich alleine zu Hause aufnehmen werde, mal sehen, wie sich das anhören wird."

Das nächste Fireside-Album liegt derweil produktionstechnisch in den letzten Zügen. Interessanterweise hat Kristofer zu der Platte lediglich die Texte, den Gesang und die Musik zu einem einzigen Stück beigesteuert. Wer allerdings vermutet, die Rückkehr zu Fireside bedeute Kristofer viel, weil er sich dort besser hinter einem Wall Of Sound verbergen kann, der irrt. "Wenn man geschickt ist, kann man sich hinter den ruhigeren Sounds genauso verstecken. Allerdings muss ich sagen, dass ich noch nie das Gefühl hatte, mich vor irgendwem verstecken zu müssen! Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass mir die Texte jetzt wichtiger sind. Sie waren mir immer schon sehr wichtig, bei Fireside sogar noch mehr als bei meinen Soloplatten. Das heißt allerdings nicht, dass ich viel Zeit auf meine Texte verwende. Sobald mir ein Text einfällt, schreibe ich ihn auf, und was auf dem Zettel steht, ist der fertige Text. Es ist eigentlich nie so, dass ich die Texte noch einmal ändere. Häufig entstehen sie eh erst fünf Minuten, bevor ich im Studio mit dem Singen dran bin."

"Leaving Songs" ist der beste Beweis für diese Arbeitsweise, denn auf diesem Album präsentiert sich Kristofer textlich und musikalisch so ungeschminkt wie nur irgend möglich. "Wie ich diese Songs aufgenommen habe – so ist es mir am liebsten! Die meisten Stücke entstanden live im Studio, einige auch daheim bei meinem Gitarristen mit einem Vier-Spur-Gerät. Ich bin wie schon gesagt ziemlich ungeduldig und habe einfach nicht die Geduld, ewig lange im Studio zu arbeiten. Ich möchte immer sofort fertig sein. Im Studio zu sein heißt für mich also nicht, großartig am Sound der Songs zu feilen, ich gehe lediglich ins Studio, um die Songs endlich auf Band zu haben. Deshalb ist mir zum Beispiel Equipment auch nicht so wichtig. Die Gitarre, die ich spiele, eine schwedische, ist von 1968, und ich mag ihren Klang wirklich, deshalb kaufe ich eigentlich immer Second-Hand-Kram. Das ist billiger, und die Gitarren klingen besser. Insofern spielt das Equipment schon eine Rolle, aber ich bin ganz sicher kein Sammler von alten Gitarren oder Verstärkern."

Kristofer Aström
Je mehr man Songs analysiert, desto größer ist allerdings auch die Chance, dem Geheimnis des "perfekten Popsongs" auf die Spur zu kommen. Deshalb wollten wir abschließend von Kristofer wissen, ob er denn für sich inzwischen ein Rezept entwickelt hat, nach dem alle seine Songs funktionieren? "Nein, ich glaube nicht, dass sich ein roter Faden durch meine Songs zieht. Allerdings basieren sie schon alle auf ähnlichen Dingen, und normalerweise gibt es in jedem Stück eine Stelle, bei der ich auf der Gitarre eine absteigende Melodie spiele. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, hahaha! Die Jungs in der Band ziehen mich deswegen schon auf. Wenn ich einen neuen Song vorstelle, fragen sie gleich: 'Und wann kommt die absteigende Melodie?'"
Weitere Infos:
www.kristoferastrom.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Kristofer Aström
Aktueller Tonträger:
Leaving Songs
(V2/Zomba)
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