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LUNASCAPE
 
Walking On The Moon
Lunascape
Stilvolle, selbst arrangierte Videos, geschmackvolle Bühnendekoration, effektvolle digitale Spielereien, eine DVD zur Debüt-CD, theatralische Bühnenpräsentation - man kann schon sagen, dass bei Lunascape aus Belgien das Auge mithört. Kyoko Baertsoen und Walter Hilhorst, das kreative Duo hinter dem Projekt, das - wie sich herausstellte - viel mehr als ein bloßer Hooverphonic-Ableger ist, sind da aber auch "vorbelastet". "Ja, wir haben beide beim Fernsehen in der Regie gearbeitet", erzählt Kyoko, "Walter macht das auch immer noch. Deswegen haben wir auch unsere Videos selbst drehen können. Die DVD [die neben vier Videoclips auch noch drei geschmackvoll inszenierte Live-Auftritte umfasst] war zunächst als 'Visitenkarte' gedacht. Aber dann hatten wir die Möglichkeit, sie mit den Live-Aufnahmen zu ergänzen und haben uns entschlossen, sie gleich mit zu veröffentlichen."
Die Videos zu dem hypermodernen Soundtrack, den Lunascape da im Grenzbereich zwischen Trip-Hop, Pop, und ein wenig Rock bestreichen, muten edel, teuer und ein wenig altmodisch an. Im Gegensatz zu den typischen, hektisch geschnittenen Adrenalin-Ergüssen, die üblicherweise auf Viva/MTV laufen, arbeiten Lunascape mit langen, durchkonzipierten Einstellungen und schönen Bildern UND erzählen gleichzeitig Geschichten - so wie in den Anfangszeiten des Video üblich. "Ja, das stimmt, wir möchten, dass unsere Videos ein wenig altmodisch wirken. Wir möchten auch, dass wir selbst dabei ein wenig - wie soll man sagen - altmodisch herüberkommen." Was gemeint ist, ist eine eher zeitlose Eleganz - mit einem Schuss Distanz - und eben höchst effektiv inszeniert. Kyoko hat auch gerade ihre erste Rolle als Schauspielerin in dem IMAX-Film "Haunted Castle" absolviert, zu dem natürlich Lunascape die Musik machten (wie auch zu diversen belgischen Fernsehprojekten). Überhaupt ist Kyoko's Weise, die Songs zu präsentieren, so eine Art Schauspielerei. Sicherlich hilfreich dabei ist ihre absolut treffsichere, glasklare Stimme. Kommt diese von klassischem Gesangsunterricht? "Nein", wehrt Kyoko ab, "ich habe eine klassische Flötistinnen-Ausbildung gemacht. Dabei habe ich gelernt, richtig zu atmen, was beim Singen fast das Wichtigste ist. Gesangsunterricht wollte ich indes nie nehmen, weil ich denke, dass ich dadurch zu sehr beeinflusst worden wäre." Woran hat sich Kyoko denn dann ausgerichtet? Denn wenn man genau hinhört, vermeint man, einen irischen Akzent herauszuhören, was bei einer belgischen Band ja eher ungewöhnlich scheint. "Es stimmt aber", gibt sie zu, "wir - also Walter und ich - haben akustisch angefangen. Damals habe ich mir überlegt, was ich tun könnte, um eine eigene Richtung zu finden. Ich habe lange Zeit in Irland gelebt. Da habe ich mich entschlossen, mich am irischen Gesang zu orientieren. Es gibt da eine ganz bestimmte Art zu singen. Das liegt daran, dass dort viel in der Kirche gesungen wird. Da hast du nicht so viele Instrumente und musst versuchen, dies durch den Gesang zu kompensieren. Es wird mir oft vorgeworfen, dass ich Dolores O'Riordan, Sinead O'Connor oder auch Björk imitiere - es stimmt aber nicht. Auch Bono singt z.B. so. Ich versuche, diesen Akzent nicht zu sehr zu betonen, es ist aber meine Art, zu singen." Immerhin schien Sinead O'Connor davon so angetan, dass sie den Lunascape-Track "Tears From The Moon" coverte. "Ja, und das ist jetzt eine Geschichte, die ich diesen Vorwürfen entgegensetzen kann", bestätigt Kyoko, "Sinead hat unsere Version gar nicht so sehr verändert - ich hatte mir zunächst vorgestellt, dass sie ganz etwas anderes daraus machen würde. Trotzdem ist das natürlich eine Ehre für mich."
Lunascape
Bleiben wir noch einen Moment beim Gesang: Es scheint da auch Texte ohne Inhalt zu geben? "Ja, das stimmt", bestätigt Kyoko, "wir haben da diese Methode entwickelt: Wenn wir Songs schreiben, beginnen die immer als einfache, akustische Stücke. Wir bauen darauf auf. Irgendwann kommt dann der Text dazu - zunächst als Pilot-Vocals, die ich einfach zu den Stücken singe. Diese Wort machen keinen Sinn - es geht zunächst darum, den Rhythmus zu finden. Es ist eine Art Scat-Technik. Walter, der alle Texte schreibt - wobei er übrigens einen großartigen Job macht, aus meiner Sichtweise, also für mich, zu schreiben - wollte dann auch für die betreffenden Stücke (z.B. "Yairo") Texte schreiben. Aber wir fanden dann, dass dadurch die ganze Emotion verloren ging. Als wir es bei den Scat-Vocal beliessen, funktionierte es auf einmal." Überhaupt enthalten die Texte von Lunascape keine besondere Botschaft. Es sind ambivalente Metaphern, die gewisse Gegensätze aufweisen (Himmel/Hölle, Dunkel/Hell etc.), vor allen Dingen gut klingen und zur Interpretation freigegeben sind. "Ja, das ist wichtig für uns, dass der Zuhörer sich selbst einbringen kann", bestätigt Kyoko, "das ist auch der Grund, warum z.B. das Video zu 'Dreamscenario' auf der CD nur aus Schattenbildern besteht." Immerhin haben Lunascape so zu einem perfekten visuellen Stil gefunden, der stellenweise mindestens so wichtig zu sein scheint, wie die Musik. (Lediglich beim Cover-Foto sind sie ein wenig über's Ziel hinausgeschossen. Face-To-Face wirkt Kyoko wesentlich sympathischer als die herb aufgedonnert Ikone auf dem Titelfoto.) Die Scheibe heißt "Reflecting Seyelence" - warum diese Schreibweise? "Das ist eine Wortspielerei", erläutert Kyoko, "bestehend aus 'silence' und 'eye lense'. Letzteres steht für unseren visuellen Anspruch und ersteres für das lange Schweigen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der CD." Wie ist das gemeint? "Nun, wie du vielleicht weißt, habe ich vor Lunascape bei Hooverphonic gesungen. Ich habe eine Tour mit ihnen gemacht. Aber ich mochte nicht, was da ablief. Ich sollte immer nur die vorgegebenen Stücke singen, wollte aber Eigenes machen. Deshalb bin ich bei Hooverphonic ausgestiegen und habe mit Walter Lunascape gegründet. Sony, die Plattenfirma, wollte dann aber die Scheibe nicht herausbringen [aus dem üblichen Grund, den Major-Companies dann anführen: Um dem eigenen erfolgreichen Act Hooverphonic keine Konkurrenz zu machen. Das Ziel ist es dann, die betreffende Veröffentlichung sogar zu verhindern. Auch, wenn - wie im Fall von Lunascape - bereits eine Menge Geld in die Produktion geflossen war. Das ist übrigens einer der Gründe, weswegen sich die Brache wundert, dass alles den Bach runterzugehen scheint.]. Wir haben dann sehr darum kämpfen müssen, die Master-Bänder von der Plattenfirma zurückzubekommen, und sind froh, die Scheibe jetzt auf B-Track veröffentlichen zu können. Alles in allem haben wir vier Jahre an der Scheibe gearbeitet. Wir haben bereits jetzt schon die nächste fertig." Und wie unterscheidet sich diese von der aktuellen CD? "Wir haben diese selbst produziert", erläutert Kyoko, "zum einen, weil wir kein Geld für eine teure Produktion hatten, und zum anderen, weil wir jetzt die Erfahrung hatten. Die Scheibe wird auch einfacher werden als 'Seyelence' - da hatten wir zuweilen bis zu 70 Spuren - das war zuviel." Was man dem Werk auch anhört. "Seyelence" ist eine hypermoderne, zeitgemäße, elegante (wenngleich auch ein wenig unterkühlte) Pop-Scheibe, die auf eine sehr subtile Weise wirkt - weil nicht mit dem Holzhammer, sondern eher mit Vielfalt und Vielschichtigkeit gearbeitet wird. Lunascape werden im Herbst in Deutschland touren.
Weitere Infos:
www.lunascape.net
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Annick Geenen-
Lunascape
Aktueller Tonträger:
Reflecting Seyelence
(B-Track/Supermusic/Connected)
jpc-Logo, hier bestellen

 
 

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