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THE DELGADOS
 
All You Need Is Hate
The Delgados
"Hate" heißt das neue Album der Delgados aus Schottland. Wer sich nun einigermaßen im doch eher sanftmütigen Song-Universum der Band auskennt, der schüttelt verwundert den Kopf: Nein, wie ein "Hass"-Album wirkt das vierte Werk der sympathischen Band nun wirklich nicht. Jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Dann jedoch schleichen sich leichte Zweifel ein. Ein Song wie "All You Need Is Hate" - das perfekte Gegengift zu Lennon's Hymne an die Liebe setzt sich mittels unverfänglicher Piano-Akkorde und schmuseweicher Streicher zunächst ins Unterbewusstsein - bis Emma Pollock dann mit unschuldiger Stimme von den Tränen singt, die der Hass erzeugt, und bis sich dann unheildräuende Chöre und ein brachiales Orchester Bahn brechen, um den Hörer aufzurütteln. Was, zum Teufel, ist da los?
"Also zunächst mal musst du wissen, dass die Titel bei den Delgados immer das letzte sind, was wir machen", bemerkt Stuart Henderson, der neben dem Bass noch ungefähr 15 andere Instrumente spielt. Das erzählte uns Emma anlässlich des Vorgängers "The Great Eastern" (das ein großes Gebäude in Glasgow war) ebenfalls. "Aber bei dieser Scheibe waren wir uns sehr schnell einig, dass 'Hate' eigentlich der richtige Titel wäre - obwohl wir natürlich zig Vorschläge durchgegangen sind. Es ist zwar kein Konzept-Album, aber das Thema zieht sich durch das Album. Es geht dabei nicht nur um den Hass, den man anderen gegenüber empfindet, sondern alles möglich: Der Hass, den man auf sich selbst hat, auf den Job, auf das Leben an sich - alles mögliche." Aber so hasserfüllt sind die Texte doch gar nicht. Ganz im Gegenteil, andere Schlüsselworte, die immer wieder in den Texten auftauchen, sind "dream" und "life". "Das mag sein", gibt Stuart zu, "ich schreibe die Texte zwar nicht selbst, weiß aber doch ziemlich genau, dass Emma und Alun [Woodward] sehr viel über persönliche Erlebnisse schreiben - Emma aus der ersten, Alun aus der dritten Person. Und es gibt schon ziemlich düstere Songs. 'The Drowning Years" handelt von jemandem, der über Selbstmord nachdenkt, 'Childkillers' wird aus der Perspektive des Kindes erzählt. Darum geht es aber eigentlich gar nicht. Für mich ist dieses ein Album der Kontraste, ein Album der Kontras und der Zweiteilungen. Sowohl in der Musik, wie auch in den Texten und den inhaltlichen Gegensätzen." Was wohl erklärt, dass dieses Mal viel stärker mit Dynamik und Abwechslung (z.B. abwechselndem Gesang) gearbeitet wurde. "Ja, und auch ansonsten haben wir an nichts gespart", ergänzt Stuart, "der Vorgänger, 'The Great Eastern' war für uns eine gute Lehrstunde. Wir sind dieses Mal sehr viel selbstbewusster an die Sache herangegangen, haben sehr viel genauer gewusst, was wir wollten. Und so haben wir dann auch mit echten Chören gearbeitet." Und Streichern und Bläsern und Keyboards etc.
Eigentlich findet sich auf "Hate" alles, was gut und teuer klingt. Woher kam denn dieses Steigerungsbedürfnis? "Nun, wie gesagt, wir waren dieses Mal selbstbewusster", antwortet Stuart, "was mich angeht: Ich war während der Aufnahmen wie besessen von Hollywood Musicals - 'Wizard Of Oz', 'The Sound Of Music' oder Soundtracks wie der von 'Edward Scissorhands' - das sind alles wunderschöne, aber auch düstere, märchenhafte, unwirkliche Angelegenheiten. Das wollte ich z.B. mit dieser Scheibe erreichen." Was ja auch hervorragend gelungen ist. "Hate" ist das bislang elaborierteste und ausgefeilteste Album der Delgados. Wie will man das denn beim nächsten Album noch toppen? "Um ehrlich zu sein, denke ich, dass das nächste Album wieder simpler wird", gibt Stuart zu, "wir haben zwar noch nicht darüber gesprochen, aber es scheint mir die einzige Möglichkeit." Produziert und gemischt wurde das Album wieder von David Fridman. Doch man hört, es habe hier Schwierigkeiten gegeben. "Ja, wenn du ein Album wie dieses machst, ist es gut, wenn du jemanden von außerhalb mit einbeziehst, damit du die Perspektive nicht verlierst", erläutert Stuart, "wir lieben das, was David macht und wir vertrauen auch seiner künstlerischen Vision - deswegen wollten wir auch unbedingt ihn wieder haben. Es war nur dieses Mal so, dass David aufgrund eines Auftrages in Buffalo weilte, und aufgrund der Entfernung gab es dann Missverständnisse. Das waren zum einen solche Sachen, dass David an bestimmten Stellen Streicher herausnehmen wollte, die wir unbedingt drin haben wollten, andererseits aber auch ganz kleine Dinge. Als wir die fertigen Mixe hörten, waren wir uns jedenfalls einig, dass das nicht das war, was wir uns vorgestellt hatten. Emma und Alun sind dann noch mal zu David geflogen und haben die Sachen dann neu abgemischt." (Viele andere hätten daraufhin übrigens den Produzenten gewechselt - das nur mal am Rande). War es eigentlich schwierig, dieses kolossale Werk einzuspielen? Emma bestand ja weiland darauf, dass die Songs im Prinzip ganz einfach seien? "Da stimme ich zu", bestätigt Stuart, "mit dem Wissen, dass wir bei 'The Great Eastern' gewonnen hatten, konnten wir nun sehr kontrolliert an die Sache rangehen. Und wirklich: Unsere Songs an sich sind doch ganz simpel. Wenn sich das kompliziert anhört, ist es ja nicht unbedingt schlecht, es war aber wirklich nicht sehr schwer diese Sachen einzuspielen."
The Delgados
Eine Sache muss man noch ansprechen: Erstmalig erscheint die Scheibe nicht auf dem eigenen Chemikal Underground Label, sondern auf Mantra. "Wir haben uns diese Sache nicht leicht gemacht", erklärt Stuart diesen Umstand, "aber wie du weißt, geht es der ganzen Branche nicht besonders gut. Wir haben uns aber zwei Maximen gesetzt: Erstens sollen die Delgados sich als Band kontinuierlich weiterentwickeln und zweitens soll das Chemikal Underground Label auch weiterhin bestehen und florieren. Wenn du jetzt in Personalunion eine Scheibe als Band auf deinem eigenen Label herausbringst, dann stellen sich da gewisse Probleme beim Marketing, beim Vertreib, bei der Promotion etc. Wir sind halt nun mal nur vier Leute und haben nicht die Ressourcen anderer Labels. Wenn wir jetzt also nicht eines der beiden Projekte hinten anstellen wollten, war das die beste Lösung. Wie gesagt, wir haben das lange diskutiert, aber ich denke, wir sind bei Mantra gut aufgehoben und haben uns auch nicht ausverkauft." Wird es denn wieder eine Tour mit Streichern zu dieser Scheibe geben? "Absolut", stimmt Stuart zu, "es wären sicherlich alle Beteiligten bitterlich enttäuscht, wenn wir vier diese Songs jetzt ohne Streicher präsentierten. Nun gut: Wir werden wahrscheinlich den Chor nicht mitbringen..." Immerhin haben die Delgados ja auf ihrer letzten Tour eindrucksvoll bewiesen, wie gut man als Rockband mit Streichern klingen kann - auch in kleinen Clubs. "Ja, darauf legen wir viel Wert", beschreibt Stuart das, "angefangen hat das übrigens '95 oder '96. Da haben wir zusammen mit Mercury Rev gespielt. Ich habe mir deren Show dann angeschaut, und da drängten sich ungefähr 10 Leute auf der Bühne. Das war verdammt noch mal eines der lautesten Konzerte, die ich je gehört habe und ich war beeindruckt davon, wie gut das klang. Da habe ich mir gesagt: So was möchtest du auch mal machen. Und so sind wir dann dazu gekommen, mit den Streichern auch in kleineren Clubs aufzutreten. Ich meine: Da ist kaum Platz auf der Bühne, um dich umzudrehen - das macht es aber für alle Beteiligten - auch die Zuschauer um so spannender. Das werden wir auf jeden Fall auch weiter so machen."
Weitere Infos:
www.mantrarecordings.com/delgados/
www.chemikal.co.uk
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Delgados
Aktueller Tonträger:
Hate
(Mantra/Beggars Group/Connected)

 
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