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Virginia Jetzt!
"Wie lange sollen wir noch warten?", schallt es nun bereits seit geraumer Zeit durch Berlin-Friedrichshain. Dabei handelt es sich nicht um Münchner Sportfreunde im Exil, sondern um Anhänger von Virginia Jetzt!, die nach zwei schönen Tonträgern im EP-Format ("Pophymnen" und "Mein Sein") nun endlich ein richtiges Album von Nino, Thomas, Mathias und Angelo nach Hause tragen wollen. "Der einzige 'Druck', den wir spüren, ist, dass die Leute auf das Album warten, dass sie uns ständig danach fragen und wissen wollen, ob wir es nicht vielleicht noch dieses Jahr rausbringen können. Aber eigentlich ist das ja kein Druck, sondern eher ein Ansporn, die Platte endlich aufzunehmen", erzählten uns Virginia Jetzt! letzten Herbst. Nun sind sie endlich dabei, in Bingen, Neuss, Hannover und Berlin das lang erwartete Debüt aufzunehmen, und Gaesteliste.de wurde als allererster Outsider zum Probehören eingeladen!
Der erste Eindruck: Die vier haben zusammen mit ihrem Produzenten Jem ihre Sache ganz ausgezeichnet gemacht! Und das ist ja bekanntlich gerade beim ersten Album gar nicht so einfach. Wie viel alte Songs sollen auf die Platte? Soll man bereits veröffentlichte Songs komplett außen vor lassen oder vielleicht neu einspielen? Wie viel Geld und Zeit soll man investieren, auf die Gefahr hin, dabei genau das Element der Unberechenbarkeit einzubüßen, das nicht zuletzt bisher den Reiz der Band ausgemacht hat? "Zeit ist der einzige Luxus, den wir uns gegönnt haben", erzählt uns Sänger/Gitarrist Nino, als wir ihn und Bassmann Mathias im Studio besuchen. Trotzdem reden wir hier von "nur" rund drei Wochen Studiozeit und natürlich nicht von 18 Monaten wie beispielsweise beim letzten Tocotronic-Album. Und anders als eine Band wie Sportfreunde Stiller, die ihre Platten für gewöhnlich im sonnigen Spanien aufnehmen, haben Virginia Jetzt! den Großteil ihres ersten Albums diesen Winter im Blacksheep Studio eingespielt, einem wenig schmucken, aber dennoch gut ausgestatteten Studio in einem Industriegebiet in Neuss. 13 Stücke stehen für die Platte zur Auswahl, von denen wir vier bereits von früheren Veröffentlichungen kennen: "Mein Sein", "Draußen im Regen", "Fast wie Giganten" und der erste lokale Hit des Vierers, "Pophymnen". Letzteres hat zwar im Vergleich zur amüsanten, aber etwas schwachbrüstigen EP-Version einen qualitativen Quantensprung hinter sich, aber dennoch eher geringe Chancen, letztendlich auf dem Album zu landen. Und obwohl sich die Berliner über das genaue Tracklisting noch keine großen Gedanken gemacht haben - zumindest das erste und das letzte Stück des Albums stehen schon fest: Das erste hat derzeit lediglich einen Arbeitstitel, dürfte aber am Ende wohl "Sie verlassen sich auf uns" heißen und ist als Beginn der Platte sehr gut gewählt. Der Song gehört eher zu den poppigeren Momenten des Albums, aber auch wenn er vielleicht nicht unbedingt als eines der absoluten Highlights der Platte im Gedächtnis bleibt, deutet die Nummer doch musikalisch wie textlich sehr genau das an, was uns auf dem Rest der Platte noch erwartet. Das letzte Stück dagegen lässt uns etwas an der früheren Aussage der Band zweifeln, dass sie "November Rain" von Guns N Roses (siehe MP3 auf der VJ!-Homepage) nur mal so zum Spaß gecovert hätten. Denn die Schluss-Nummer ist eine wirklich ausgezeichnete Power-Ballade, die für VJ!-Verhältnisse ungewohnt üppig produziert ist, ohne dabei Gefahr zu laufen, ins ganz und gar Unytpische oder gar Kitschige abzudriften. Man hat die vier bei diesem Song schon förmlich in einer ausverkauften Arena vor Augen, in einem Meer aus Feuerzeugen und Wunderkerzen... Der Song wird wohl den etwas ungelenken Titel "Selbstbehauptungen und Grenzen" bekommen, besser bedient wäre er allerdings mit dem wirklich passenden Arbeitstitel "Endstück", denn der Song ist ohne jeden Zweifel eine klassische Schlussnummer, warum das nicht also auch im Titel zum Ausdruck bringen?
"Wir haben nicht den Anspruch, an das Liveding ranzukommen. Wir gehen an unsere Platten schon anders heran als an ein Konzert. Es ist nicht so, dass es an den Umständen scheitert. Wie es auf Platte klingt, so wollten wir es auch haben. Das Rock N Roll-Ding soll gar nicht mit auf die Platte." Das hatten Virginia Jetzt! noch im Herbst zu Protokoll gegeben, aber glücklicherweise gibt es - im Gegensatz zur "Mein Sein"-EP - doch eine ganze Reihe echter Rocksongs auf dem Album, die auch als solche produziert sind und gekonnt mit der bei den Konzerten so großartig funktionierenden Laut/Leise-Dynamik arbeiten. Die besten Beispiele dafür sind "Von guten Eltern" und "Angekommen". Letztere Nummer ist - soweit man das nach den Rohmixen abschätzen kann - das härteste Brett des Albums, bei dem Drummer Angelo endlich mal ähnlich gut wie bei den Konzerten in Szene gesetzt wird. Trotzdem ist das Stück bei der Band nicht unbedingt gut gelitten, vermutlich ganz einfach deshalb, weil es schon so alt ist. Mathias würde es sogar am liebsten gar nicht auf dem Album sehen, bzw. nur als Bonusstück der geplanten Vinyl-Veröffentlichung. Dass es die neben der obligatorischen CD geben soll, ist natürlich trotz der geringeren Gewinn-Spanne bei Vinyl äußerst erfreulich. Und dass es für VJ!-Vinyl einen Markt gibt, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass die limitierte "Pophymnen"-10" heute an einem guten Tag schon mal für 40 Euro (das sind immerhin 80 Deutschmark West!) den Besitzer wechselt. Was die Band natürlich zu Recht ein wenig stolz macht, auch wenn sie nichts mehr daran verdient. Das Stück, das sich neben dem erwähnten "Pophymnen" im Studio am meisten weiterentwickelt hat, ist "Weiterziehen", bei dem der rockige Refrain weiterhin an die Liveversion anknüpft, die Strophen allerdings wesentlich fetter klingen als bisher auf der Bühne. Die vielleicht schönste, auf jeden Fall aber untypischste Nummer des Albums ist jedoch "Halt die Zeit an". "Was für die Toten Hosen 'Zehn kleine Jägermeister' ist und für die Sportfreunde 'Komm schon', ist für uns dieser Song, das ist unsere Partynummer", hatte uns Mathias vorher todernst erzählt. Was natürlich schlichtweg gelogen war, denn der Song ist nach "Der erste warme Regen" die vielleicht bisher schönste VJ!-Ballade überhaupt! "Ein Song muss erst einmal live auf der Bühne funktionieren. Nicht, dass du eine Unmenge von Instrumenten aufnimmst und dann versuchst, das live umzusetzen", hatten uns die vier noch im September letzten Jahres erzählt. "Die zusätzlichen Sachen, die im Studio dazukommen, dürfen für die Liveumsetzung nicht zwingend nötig sein. Das kann sich in Zukunft sicher ändern, aber bisher war es so, dass die Stücke immer zuerst live präsentiert wurden." Womit bewiesen wäre, dass Virginia Jetzt! mit diesem Album in der Zukunft angekommen sind, denn das "Endstück" wird dieser Tage noch mit einem Streichquartett veredelt werden, das wir live höchstens als "Simulation" am Keyboard zu hören bekommen werden. Ein Streichquartett mit auf Tour zu nehmen kommt für die vier jedenfalls nicht nur aus Kostengründen nicht in Frage. Das überlassen sie lieber Sigur Ros. Aber wer weiß? Vielleicht stehen VJ! ja schon bald mit einem Orchester auf der MTV-Unplugged-Bühne und geben ihre Pophymnen in Moll mal ganz anders zum Besten? Das wäre sicherlich nicht nur für Thomas, den "musikalischen Direktor" der Band, eine interessante Aufgabe.
Fest steht jedenfalls, dass Virginia Jetzt! mit diesem Album alles richtig gemacht haben. Dass die Berliner das selbst ähnlich sehen, merkt man auch an ihrem selbstsicheren Auftreten. Anstatt sich den ganzen Tag lang um nichts anderes als die Perfektionierung einzelner Tonspuren zu kümmern, sind die vier bereits kräftig mit der Planung der Album-Release-Party und der kommenden Konzerte beschäftigt. Im Mai wird die Band nämlich auf einer kurzen Tour durch ausgewählte Lieblingsclubs ziehen. Neben den altbewährten Hits und Hymnen wollen uns VJ! dann auch mit einem Covermedley überraschen. Haben sie zumindest gesagt - ohne dabei eine Miene zu verziehen. Wir dürfen also gespannt sein! Und wenn alles funktioniert wie geplant, wird das Album am 02.06.03 in den Läden stehen. Der Titel des Werks steht zwar noch nicht genau fest, der derzeitige Arbeitstitel allerdings fasst Musik und Philosophie der Band auf ziemlich geniale Art und Weise zusammen. Wie er lautet? "Tschüss Hamburg"!

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Weitere Infos:
www.virginia-jetzt.de
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-
Virginia Jetzt!
Aktueller Tonträger:
Mein Sein EP
(Blickpunkt Pop/EFA)

 
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