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Interview-Archiv

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ELLIOTT SMITH
 
Der Star, der keiner sein wollte
Elliott Smith
Während der ehemalige Chef von der Indierocker Heatmiser schon sein viertes Solo-Album, "XO", sein Debüt-Werk für Steven Spielbergs Majorcompany Dreamworks, fertig gestellt hat, wurde endlich auch in Europa ein Label für sein grandioses 1997er Album "Either/Or" gefunden. Kein Wunder, suchte doch Elliotts alter Freund Gus Van Sant einige Smith-Songs für den Soundtrack des Kultfilms "Good Will Hunting" aus, was dem schüchternen, aber äußerst sympathischen Songschmied aus dem nordwestlichsten Zipfel Amerikas nicht nur einen dicken Scheck, sondern als Nominierter auch einen Auftritt bei der diesjährigen Oscar-Verleihung einbrachte. Dort war der Star wider Willen zwar völlig fehl am Platze und fühlte sich auch sichtbar unwohl, aber immerhin konnte er so dem amerikanischen Publikum seine phantastischen Singer/Songwriter-Qualitäten beweisen.
Der zartbesaitete Amerikaner liegt stilistisch auf Linie eines Nick Drake oder Tim Buckley und damit voll im Trend. Mit einfachsten Mitteln - virtuosem Akustikgitarrenspiel und Stimme - schafft es Elliott, herzergreifende Geschichten zu erzählen, die trotz der spärlichen Instrumentierung ungewöhnlich warm und direkt klingen. Gaesteliste.de traf den Mann aus Portland, Oregon, vor seinem großartigen, erschöpfungsbedingt allerdings leider sehr kurzen ersten Auftritt in Deutschland im Kölner Tingel-Tangel. Die erste Frage, die sich stellt, ist: Wie will Elliott sein nahezu perfektes drittes Album toppen, ohne völlig den Kurs zu wechseln? "Mein Masterplan für die nächste Platte ging nur so weit, dass ich für Streicher schreiben wollte, aber es hat nicht so richtig geklappt. Deshalb sind sie nur für wenige Sekunden auf ein paar Songs zu hören. Ich habe zum ersten Mal in einem richtigen Studio aufgenommen, und dort gab es einfach mehr Instrumente, die ich verwenden konnte. Die neuen Songs haben zum Beispiel viel Klavier. Bisher konnte ich das nie machen, denn ich habe immer ganz alleine zu Hause aufgenommen", erklärt Elliott. Er geht also einen ähnlichen Weg wie Beck, dem der Sprung in die Charts ja auch mit schepperndem Homerecording geglückt ist. Und auch Elliott hat erstaunlich wenig mit der bekannten "Früher war alles besser"-Mentalität zu kämpfen.
Elliott Smith
Selbst die Macher des amerikanischen Collegeradios, die für sich beanspruchen dürfen, Elliott entdeckt zu haben, nehmen ihm den Schritt zur Industrie nicht übel. "Vor ein paar Jahren war die Indie/Major-Debatte ein großes Thema in den USA. Inzwischen gibt es dieses Dogma nicht mehr in dem Maße. Wahrscheinlich deshalb, weil es sehr viel ehrliche Musik gibt, bei der es keine Rolle mehr spielt, ob sie bei einer kleinen Firma oder bei einem großen Konzern erscheint." Da ist es auch kein Wunder, dass Smith trotz Medienrummel und bevorstehendem Major-Debüt keine besonderen Erwartungen für die Zukunft hegt, wie er uns abschließend gesteht: "Wenn ich nicht für den Rest meines Lebens als der 'Typ, der bei den Oscars aufgetreten ist', angesehen werde, wäre ich schon zufrieden."

Zum Schluss ließen wir mit Elliott noch einige wichtige Momente seiner bisherigen Karriere Revue passieren.

Was ging dir durch den Kopf, ...

...als dir das Winzlabel Cavity Search vor einigen Jahren anbot, neben deinen eher grungigen Bandaktivitäten mit Heatmiser deine Solo-Akustik-Stücke zu veröffentlichen?

Elliott: "Das Allererste war: Die lokale Presse wird mich in der Luft zerreißen, schließlich war dort damals alles Grunge! Irgendwie hatte ich wohl ein bisschen Angst!"

...als du deinen "schlimmen" Ohrwurm "Say Yes" geschrieben hast?

Elliott: "Ich dachte, es sei ein sehr normaler Song, und ich war mir nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht war. Ich hätte jedenfalls nie gedacht, dass daraus ein Hit werden könnte, ich merkte nur, dass es ein sehr simples Lied war. Ich war damals sehr niedergeschlagen, und trotzdem ist daraus eines meiner fröhlichsten Stücke geworden."

...als Gus dir erzählte, er würde dich gerne für den Soundtrack zu einem Hollywood-Film haben?

Elliott: "Zuerst habe ich gar nicht richtig zugehört. Ich dachte: 'Na und? Eben ein Song irgendwo im Hintergrund'. Gus hat mich dann eingeladen, mir eine Rohfassung von 'Good Will Hunting' anzuschauen, und er hatte sechs meiner Songs, immer an zentralen Stellen, eingebaut! Das war ziemlich aufregend."

...als Du den Film zum ersten Mal gesehen hast?

Elliott: "Ich hatte das Gefühl, als wären meine Songs speziell für den Film geschrieben worden, dabei waren sie ja zum Teil schon Jahre alt. Die Geschichte fesselte mich einfach. Der Film ist sehr sentimental, allerdings ohne die typischen Klischees, die sentimental zum Schimpfwort werden lassen."

Weitere Infos:
www.sweetadeline.net
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Elliott Smith
Aktueller Tonträger:
Either/Or
(Domino Records/Zomba)

 
 

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