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BETTIE SERVEERT
 
Treevres Eitteb
Bettie Serveert
"Wir arbeiteten dieses Mal nach dem Prinzip des Krebsganges", meint Peter Visser, die eine Hälfte des kreativen Kerns von Bettie Serveert, "wir haben das Album quasi rückwärts aufgenommen. Begonnen haben wir mit den experimentellen Sounds und dann kamen die Vocals und die Drums zuletzt. Was eigentlich gar nicht geht - dafür musst Du praktisch wiedergeboren werden! Dann haben wir das Demo dem Typen gegeben, der das Artwork machen sollte und er meinte: 'Hm die Rückseite sieht aus wie die Vorderseite'. Dann haben wir gesagt: 'Okay, dann muss aber alles rückwärts gemacht werden'." Und Carol Van Dijk, Peters Partnerin in Crime, ergänzt: "Bedenke: In der Tradition von Bettie Serveert gab es keinen Plan, kein Ziel und kein Budget. Wir haben also einfach drauflos gearbeitet - sogar ohne die feste Absicht, gleich ein Album daraus zu machen."
Das verwirrt zunächst mal, denn ein Bettie-Serveert-Album ist - ungeachtet der Artwork- oder Aufnahmereihenfolge - zunächst mal ein Bettie-Serveert-Album. Und das heißt: Schlüssig. So auch "Log 22", das neue Werk, und das erste seit längerem, das auch offiziell wieder bei uns zu erhalten ist, nachdem der Vorgänger, "Private Suit" nur in Holland und den USA erschien. Es gibt also den gewohnt soliden Gitarren-Pop der Holländer, der indes auf jeder Scheibe mit Liebe variiert und ergänzt wird. "Das liegt am Bettieness-Faktor", erklärt Peter, "und das ist Carol's und mein persönlicher Geschmack." - "Was uns gefällt, das ist in Ordnung, und was nicht, das kommt nicht auf die Scheibe", fügt Carol hinzu, "ansonsten gibt es keine Regeln." Gilt das auch für die Reihenfolge der Songs? "Nein", meint Carol bestimmt, "das ist viel Arbeit. Die muss so sein, wie sie ist. Ich habe viele Versuche gemacht und das ist die einzige Reihenfolge die funktioniert. Jeder Song hat seine eigene Stimmung. Jeder Song beeinflußt den anderen. Sie sind alle miteinander verbunden. Wenn du nämlich eine falsche Reihenfolge hast, dann hörst du es auch." Carol und Peter scheinen momentan den Bus zu fahren: Sind Bettie Serveert nun nur noch ein Duo? "Nein, die Jungs sind schon noch in der Band, aber wir haben das Prozedere geändert. Wir waren mal eine Demokratie - aber das machte es schwer, vier Geschmäcker unter einen Hut zu bringen. Es hat uns gebremst", stellt Carol fest. "Es ist zwar schön, wenn du vier Leute in einem Raum hast - weil da viele musikalische Ideen zusammen kommen, ich habe aber entdeckt, dass ich es liebe, schnell zu arbeiten, und dieses Album ist das ´schnellste´, das wir bisher gemacht haben. Die anderen haben auch kein Problem damit, weil sie auch noch andere Projekte haben - und sie sind keine Songwriter." - "Ein weiterer Vorteil ist auch der, dass wir alles zu Hause bei mir im Wohnzimmer aufgenommen haben. Da konnten wir konzentriert am Stück arbeiten, ohne Zeitdruck und ohne auf die Kosten achten zu müssen. Im Studio muss ja immer alles gleich sitzen und schnell gehen - weil es so teuer ist. Wenn Du dann erst die Drums richtig aufnimmst, bleibt für den Rest, der eigentlich das Wichtigste ist, nachher keine Zeit mehr ..."

Das erklärt auch, warum das neue Album stilistisch und soundmäßig sehr unegal geraten ist - was aber seinen Charme hat. "Log ist hier als Logbuch zu verstehen", erklärt Carol die Philosophie des Werkes. "Ich habe immer diese Bücher, in denen ich alle möglichen Sachen reinpacke: Ideen für Songs, Setlists, Gästelisten, Fotos etc. '22' steht für meinen Geburtstag und ist eine Eselsbrücke für 2002, damit ich mich später daran erinnern kann, wann wir das Album aufgenommen haben. Das ist nämlich manchmal nicht ganz einfach. 'Log 22' ist also eine Art 'Scrap-Book', und so sehen wir auch das Album - und das Art-Work." In der Tat bietet die neue CD - die es auf der bandeigenen Website auch als Doppel-Vinyl zu erstehen gibt - praktisch für jeden etwas: Vom knackigen Zwei-Minuten-Rocksong über die neunminütige Jam-Session oder den verspielten Folk-Track bis zum freakigen Stop & Go Popsong. Jedenfalls erkennt man deutlich, dass es auch musikalisch keine Regeln gegeben hat. "Einige Sachen klingen z.B. wie Keyboards", erklärt Carol, "es sind jedoch verfremdete Gitarren. Wir haben einfach alle Möglichkeiten genutzt, die sich beim Heimrecording anbieten." - "Eine Stelle hörte sich an wie Muse", erinnert sich Peter, "und da haben wir uns gesagt: Dann machen wir's doch richtig bombastisch mit Strings und so ... du kannst heutzutage alles machen, was du willst. Das Einzige, was wir nicht machen würden, wäre etwas Langweiliges wie Saga oder Foreigner ..." Und dennoch hat man niemals den Eindruck, hier würde mit Effekten geaast. Wichtig scheinen zunächst immer noch die Songs zu sein, z.B. das simple, aber schöne "Captain Of Maybe". "Hm, seltsam", meint Peter dazu, "fast jeder erwähnt diesen Song." - "Dabei gibt's dazu gar nichts zu erzählen", erzählt Carol, "der Song schrieb sich praktisch von alleine. Da musste ich gar nichts dran tun. Das ist mir eigentlich auch am Liebsten. Denn diese Songs, die sich von selber schreiben, bestehen auch über die Zeit am besten. Zum Beispiel 'Brain Tag' vom ersten Album. Das habe ich in einer Stunde geschrieben, und wir spielen es immer noch gerne." Nun gut, es ist ja schön, wenn so etwas ab und an passiert - andererseits gibt es aber doch bestimmt auch Teile, an denen man herumfeilen muss. Worum geht es denn z.B. bei dem vielschichtigen Song "De Diva" - der gewiß NICHT in einer Stunde entstand? Carol schmunzelt. "Na diesen Spitznamen habe ich schon seit längerer Zeit", meint sie, schon ahnend, dass sie das nun auch erklären muss. "Es begann natürlich als Witz. Ich bin selbstreden keine Diva ..." - "Sie ist die Königin der Band", wirft Peter ein, "sie muss jeden Abend singen. Wenn ich z.B. krank bin, kann ich immer noch Gitarre spielen. Sie muss aber singen. Und deswegen muss sie viel schlafen - damit sie nicht krank wird." - "Es ist so, dass ich festgestellt habe, dass ich auf Tour nur dann jeden Abend singen kann, wenn ich vorher ausreichend geschlafen habe", erklärt Carol, "deswegen habe ich immer mein eigene Bank im Bus, wo ich auf Tour schlafen kann - mindestens acht Stunden lang." - "Was eigentlich auf Tour gar nicht geht", ergänzt Peter, "aber man muss das verstehen. Deswegen nennen wir sie Diva. Weil wir immer ganz still sein müssen."

Bettie Serveert
Auf eine Bettie-Tour müssen wir aber wohl - trotz neuer Scheibe - noch eine Weile warten. "Ja, wir gehen jetzt in den USA zunächst auf eine längere Tour", erklärt Peter. "Wir sind in den USA auf dem Parasol-Label und haben dort auch eine ziemlich solide Fanbasis", ergänzt Carol, "und wir touren regelmäßig dort. Wenn Du Dich also fragst, wo wir denn die ganze Zeit über gewesen sind: In den USA!" Was nicht heißen soll, dass sich Bettie Serveert verstecken - aber mit Chitlin Fooks hat Carol ja auch noch ein Side-Project am Start und auch Peter Visser ist musiktechnisch ein vielbeschäftigter Mann. Umso schöner, dass es eine Bettie-Scheibe - diese Bettie-Scheibe - wieder mal in unsere Breiten geschafft hat. Für alle Bettie-Fans ist diese CD jedenfalls eine sichere Bank, bietet aber auch Neulingen die Möglichkeit, eine der kreativsten und beständigsten Gitarren-Pop-Bands überhaupt zu entdecken.
Weitere Infos:
www.bettieserveert.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Bettie Serveert
Aktueller Tonträger:
Log 22
(Pias/Zomba)

 
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