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ONE BAR TOWN
 
Männermusik für Frauen
One Bar Town
One Bar Town sind wohl die einzige dänisch / deutsche Combo auf dieser unserer Erde. Dass sie zudem dann noch ausgerechnet amerikanisch gefärbten Gitarrenrock machen, ehrt sie zusätzlich. Es ist auch nachvollziehbar, denn in der Band "verstecken" sich z.B. Kent Nielsen - seines Zeichens der Herr über das rührige twah! Label, das sich ganz der traditionellen Musikverwertung verschrieben hat und auch Stefan Kletezka, den man z.B. noch als Kopf des ebenfalls Americana-verpflichteten Trios The Hitchin' Post kennt. Kent erzählt kurz mal die Geschichte von One Bar Town, deren zweites Album, "Say Me A Rosary", vor kurzem erschien, aus seiner Sicht.
"Also, nachdem die letzte Band, in der ich spielte [The Leroys] sich aufgelöst hatten, habe ich eine ca. 1,5 jährige Pause eingelegt. Ich wusste aber immer, dass ich irgendwann wieder anfangen würde. Als der Zeitpunkt gekommen war, und weil ich selber kein Instrument spiele [außer einem Waschbrett mit allerlei lustigen angeschraubten Percussion Instrumenten wie Rasseln, Klingeln oder Hupen] musste ich mich nach einem neuen Songwriting-Partner umsehen. Stefan und ich hatten uns immer gut verstanden und The Leroys und The Hitchin' Post habe ich immer als 'Bruder und Schwester' gesehen. Ich habe ihn also angerufen und da The Hitchin' Post zu dem Zeitpunkt gerade nicht viel machten, hat er zugesagt. Ich schickte ihm eine Handvoll Texte, er schrieb die Musik dazu und los gings. Jerk und Skinny [bass & drums] kamen aus dem alten Leroys Line Up und Andreas haben wir später angestellt, weil wir einen zweiten Gitarristen suchten, der auch Hamonie-Gesang machen konnte. Es stellte sich heraus, dass Andreas zwar überhaupt nicht singen konnte, aber sehr gute Songs schreibt - wodurch wir dann zwei Songwriter in der Band haben." Was One Bar Town nun am wesentlichsten auszeichnet ist, dass es prinzipiell eine reine Live-Kapelle ist. Die Jungs spielten nicht nur auf dem Orange Blossom Festival, sondern auch mit Acts wie Calexico, Neal Casal oder Todd Thibaud - und auch sonst überall und immer dort, wo es überhaupt nur möglich ist. Warum hat man dann eigentlich nicht gleich eine reine Live-Scheibe aufgenommen? "Also am Ende wurde 'Rosary' dann so etwas wie eine Repräsentierung dessen, was wir live tun", meint Kent, "aber das entwickelte sich erst so. Der ursprüngliche Plan war, dass ein Drittel der Songs akustisch sein sollte. Am Ende vermengte sich aber alles und es lag auch an Tue Madsen, dem Produzenten, der ein großes Talent dafür hat, einen sehr organischen und natürlichen Sound zu schaffen. Wir haben also wirklich nicht viel darüber nachgedacht und das sollte man meiner Meinung nach auch gar nicht. Nachdem ich das gesagt habe, wäre aber z.B. mein Plan, als nächstes tatsächlich ein Live Album zu machen, während Andreas und Stefan nach wie vor eine Akustik Scheibe planen. Wir sind uns da also noch nicht einig."
Was haben One Bar Town eigentlich getan, um im doch recht überschaubaren Genre Americana-Gitarrenrock eine eigene Identität zu bekommen / zu behalten? "Hm, ich würde sagen, wir versuchen einfach unser bestes zu geben", überlegt Kent, "und wir geben auch gar nicht vor, Americana zu machen. Es gibt in Deutschland ja nicht so viele Bands, die das machen, was wir tun, die ich dann auch mag. Reto Burrell ist ziemlich gut und hat eine eigene Identität - aber der ist ja aus der Schweiz. Unser Vorteil ist vielleicht der, dass, obwohl wir dann doch nicht mehr als 30 Shows im Jahr spielen, wir immer hier sind uns die Daten aussuchen können, die uns am effektivsten erscheinen. Wohingegen eine US-Band alles in zwei Wochen abwickeln muss, die auch nur zwei Wochenenden enthalten." Auf der neuen Scheibe gibt es ein paar Referenzen in Richtung Punk-Musik - was ja übrigens auch durchaus eine eigene Note ist (und so war die vorletzte Frage auch zu verstehen). Woher kommen die denn? "Aus unserer Vergangenheit. Skinny war einer der ersten Punks in Lübeck [der Heimatstadt von One Bar Town]. Jerk spielte für Chris Bailey [The Saints]. Ich bin und war zunächst und vor allem immer zuerst ein Punk-Rocker - und das kann ich auch nicht verleugnen. Punk ist die einflussreichste Sache, die mir je untergekommen ist. Stefan war auch in einer Menge Punk-angehauchter Bands und sogar Andreas, der im Prinzip ein alter Hippie ist, ist ein Hardcore-Clash-Fan durch und durch!"

In den Liner Notes der neuen Scheibe schreibt Kent, dass sich eine Art Thema durch alle Texte zieht, die er schreibt. Ist es nicht so, dass sich die Texte bei dieser Art von Musik eh oft ähneln - egal von wem sie kommen? "Nun, die schlechten Sachen hören sich sicherlich (oft) alle gleich an - die guten sicherlich nicht. Nimm z.B. die Texte von Rodney Crowells 'Houston Kid'oder Lonesome Bobs 'Things Change' Album, um einige neueren Sachen zu erwähnen. Für mich gibt's da immer ein ganzes Universum an Charakteren zu entdecken und ich kann mich darin verlieren, wie intensiv die Jungs ihre Songs darbieten. Es ist nun nicht meine Aufgabe zu entscheiden, ob ich gut bin, aber ich bin mein härtester Kritiker. Ich weiß genau, wenn mir etwas gelungen ist, oder wenn es noch Möglichkeiten zur Verbesserung gibt. Andere mögen das anders sehen und das okay für mich. Es ist heutzutage sogar - anders als früher - so, dass ich ständig die Texte verbessere - kleine Dinge verändere, die den Punkt, den ich machen will besser herüber bringen. Auch wenn ich der einzige bin, der das merkt." Wir sprachen mal mit Stefan über dieses Thema und er meinte, dass alles möglich sei, so lange alles von Herzen komme, - und überhaupt nachher sowieso keiner wissen könne, dass das z.B. über die Weser anstelle des Mississippi gesungen würde. Wie sieht Kent das Problem "Klischee" und "Sprache" bei den Texten? "Erst mal denke ich, dass es wichtig ist, dass du dann tatsächlich auch 'Weser' und nicht 'Fluss' oder gar 'Mississippi' sagst", relativiert Kent, "ich denke nämlich, du hilfts den Leuten auf diese Art einen Bezug zu dem Song herzustellen. Vielleicht wuchs ja jemand im Publikum an der Weser auf? So reagieren sie dann ganz anders auf den Song. Das mag weit hergeholt sein, aber das ist es, was ich glaube. Vielleicht unterscheiden sich Stefan und ich darin. Zweitens ist jeder Songwriter der Gefahr ausgesetzt, klischeehaft zu klingen. Ich hoffe, das ist bei mir nicht so. Ich habe z.B. eine lange Zeit nichts auf Dänisch geschrieben. Ich schreibe Kurzgeschichten in Deutsch - aber das ist ein ganz anderer Ansatz. Meine Muttersprache ist zwar nicht Englisch, aber ich kann mich (mittlerweile) darin genauso gut ausdrücken, wie in Deutsch oder Dänisch und wenn überhaupt, dann sehe ich das nicht als Nachteil, sondern als Herausforderung."

Die Musik von One Bar Town ist ja - wie alle Art dieser Musik - typische Männermusik. Ist das Teil des Konzeptes? "Ich denke, du liegst da vollkommen falsch. Warum sollte das typische Männermusik sein? Schreiben Mary Chapin Carpenter, The Meat Purveyors, Vicki Petersen oder Susan Cowsill typische 'Männer Musik'?" Das nicht. Aber sie schreiben von der Position einer Frau aus und sie suchen gewiss nicht das perfekte Rock-Riff - und genau das ist mit diesem Vorwurf gemeint. "Wenn wir mal bei dem Label 'Americana' bleiben, dann ist das, was wir machen, zwar laut und rauh und ja, wir mögen ein gewisses Macho Image darstellen. Aber das heißt nicht und soll nicht heißen, dass wir Frauen ausschließen wollen." Auch das ist nicht mit diesem Vorwurf gemeint. Ganz im Gegenteil: Viele der Acts dieses Genres hätten ja gerne mehr Frauen im Publikum. Es scheint bloß so zu sein, dass sich Frauen nicht für vier (oder fünf) Jungs mit Flanellhemden und Gitarren interessieren, die zu rock-orientierten Songs von ihren Männer-Abenteuern erzählen. "Wann immer es uns gelingt, die Leute zum Tanzen zu bewegen, dann ist es 50:50. Oft tanzen sogar mehr Frauen als Männer. Und das sieht dann auch noch besser aus, weil Frauen ja besser tanzen können als Männer. Also um es kurz zu machen: Männermusik zu machen ist gewiss nicht Teil des Konzeptes." Was ist für Kent das Wichtigste für beim Songwriting? "Das Wichtigste ist, dass das, was dich bewegt, dazu zu nutzen, einen Song darüber zu schreiben. Das Größte ist, wenn es dir gelingt, einen Charakter zu erschaffen und dann quasi dessen Leben in drei Versen, einem Mittelteil und einem Refrain zu erzählen. Wichtig ist, dass man dabei originelle und einzigartige Blickwinkel findet und alle 'lalalas und 'nananas' vermeidet."

Und was möchten One Bar Town mit ihrer Musik erreichen und was bedeutet sie? "Ich kann da nur für mich selbst sprechen, aber One Bar Town ist eine Band, von der ich mir vorstellen könnte, noch in 10 Jahren zu spielen. Ich denke, wir haben alle die Ambitionen über den Haufen geworfen, professionelle Musiker zu werden - wenn wir sie denn je hatten. Aber ich möchte uns weiter als Live-Act und beim Platten-Aufnehmen wachsen sehen. Wir müssen uns nichts beweisen und so lange es eine positive Entwicklung gibt - wie langsam sie auch vonstatten gehen mag - ist mir das recht. Kauft unsere Scheiben auf www.twah.com, sagt uns, was ihr davon haltet auf www.onebartown.de und vor allem: Kommt und seht uns live. Wenn wir einen guten Tag haben und wenn wir genug zu essen hatten, dann sind wir live eine ziemlich heiße Sache!"

Weitere Infos:
www.onebartown.de
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigaben-
One Bar Town
Aktueller Tonträger:
Say Me A Rosary
(Twah!/SMIS)
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