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DROPKICK MURPHYS
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Saufen mit Niveau
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Wenn man mal ehrlich ist, waren die bisherigen Platten der Dropkick Murphys nicht wirklich nötig. Da gab es ganz netten Folk-Punk mit Sauf-Attitüde und hohem Party-Faktor. Live-Musik eben. Nichts, was in die heimische Stereoanlage gehört. Mit ihrem jüngsten Werk "Blackout" verhält sich das etwas anders. Denn das ist das wohl spannendste, ausgereifteste und vor allem unprolligste Album, das die Dropkick Murphys bisher aufgenommen haben. "Es tut gut, das zu hören", freut sich Dropkick-Drummer Matt Kelly im Gespräch mit Gaesteliste.de, "Denn viele sagen, sie mögen die alten Platten lieber."
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Natürlich ist "Blackout" irgendwie immer noch Saufmusik. Aber diesmal eben mit ganz viel Niveau und einer Menge richtig schöner Songs. Und natürlich ist es auch immer noch Folk-Punk. Aber eben nicht ausschließlich. Da gibt es balladesken Akustik-Kram ("World Full Of Hate"), straighte Punkrocker ("Buried Alive"), Street-Sounds ("Walk Away", "Gonna Be A Blackout Tonight"), weibliche Gast-Vocals ("The Dirty Glass") und vieles mehr und wohl noch keine Dropkick-Platte konnte mit so viel Abwechslung glänzen. "Diesmal hat jeder in der Band beim Songwriting geholfen", erklärt Matt die Weiterentwicklung. "Die letzten drei Alben haben unser Sänger Al Barr, Sänger und Bassist Ken Casey und ich fast alleine geschrieben. Doch für 'Blackout' haben alle ihre Einflüsse und Ideen eingebracht. Darum haben wir diesmal auch viel mehr verschiedene Stile auf dem Album. Das letzte war doch sehr Irish-lastig, auf dem davor war sehr viel Hardcore. Und 'Blackout' ist unser Punkrock-Album mit einer riesigen Liste an Einflüssen. Von den Pogues über die Ramones, The Who bis zu AC/DC und den Rolling Stones." Auf ihrer Homepage gibt die Band als Ziel an, Musik machen zu wollen, die nach ihnen selbst klingt. Dieses Ziel scheinen sie jetzt endlich erreicht zu haben. "Ja, das ich denke auch. Natürlich erkennt man weiterhin, was wir gerne hören. Aber man kann auch schnell erkennen, dass es ein Dropkick Murphys-Song ist. Und das freut mich ungemein. Besonders wenn Fans zu uns kommen und uns das erzählen."
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Die Dropkick Murphys gründeten sich 1996 in Boston. "Wir haben und hatten schon immer eine große Musikszene in Boston", erzählt Matt. "Ende der 70er Jahre war Punk richtig groß. Anfang der 80er wuchs dann die Hardcore-Gemeinde. Leider hat das die Punks anscheinend etwas verschreckt und die Szene löste sich quasi auf. Aber seit Mitte der 90er sind auch die Punks wieder da. Ganz wichtig dafür war die Band Showcase Showdown, die den Streetpunk zurück nach Boston brachte und den Kids zeigte, dass es mehr als Metal und Hardcore gibt. Und auch The Unseen sorgten für frischen Wind und bald entstanden Bands wie The Ducky Boys, 30 Seconds Over Tokyo oder eben die Dropkick Murphys." Schnell wurde Rancid-Sänger Tim Armstrong auf die Band aufmerksam und signte sie für sein Hellcat-Label. Vom Debüt "Do Or Die" verkauften sich weltweit sehr beachtliche 150 000 Exemplare. Von den Nachfolgern "The Gang's All Here" und "Sing Loud, Sing Proud" sogar noch mehr. Inzwischen spielte die Band die Warped- und die Punk-O-Rama-Tour, trat bei US-Talker Conan O'Brien auf und war auch beim Jubilämuskonzert der Sex Pistols dabei. "Ich bin hoch zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben", freut sich Matt. "Zu unseren Shows kommen tausend Kids und in Boston werden wir sogar manchmal im Radio gespielt. Das ist doch super, wir haben unser Ziel erreicht. Wir müssen keine blöden Jobs machen, sondern leben von der Musik. Das ist doch der Traum von so vielen. Ich spiele in Bands, seit ich zwölf bin. Mit 22 kam ich dann zu den Dropkick Murphys. Es war also eine lange Zeit und eine Menge harter Arbeit."
Große Hilfe bekamen sie von Tim Armstrong. "Nicht nur, dass er uns signte. Er packte auch einen Song von uns auf den 'Give 'em The Boot'-Sampler, der weltweit veröffentlicht wird und uns sehr bekannt machte", ist Matt dem Rancid-Musiker dankbar. "Hellcat ist überhaupt eine coole Sache. Eigentlich ist es ja ein Teil von Epitaph, die den ganzen Vertrieb und solche Sache machen. Aber Tim nimmt eben Bands unter Vertrag, die er mag." Neben den Murphys sind das unter anderem die US Bombs, The Slackers, Nekromantix, Mouthwash, Tiger Army oder Roger Miret And The Disasters. "Niemand redet uns rein, wir können machen was wir wollen und wirklich alles ist gut."
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Nach der Platte steht das Touren auf dem Plan. Und Matt, der trotz eines mit oben hin mit Bier gefüllten Kühlschranks während des Interviews nur Cola trinkt, freut sich drauf: "Im Juni und August spielen wir die Warped-Tour in den Staaten. Dann kommen wir zurück nach Europa, um einige Festivals zu spielen. Dann wieder zurück in die Staaten, erneut Europa und dann Japan und Australien. Du siehst, für Ferien haben wir derzeit keine Zeit. Aber vor der Platte hatten wir ein Jahr Pause. Auch weil unser Basser Vater wurde. Wir alle wurden aber langsam ungeduldig und wollten unbedingt wieder in die Clubs und live spielen." Nach gemeinsamen Shows mit Shane McGowan von den Pogues (Matt: "Wir haben dreimal mit ihm gespielt. Er ist Gott!"), Cock Sparrer oder Joe Strummer And The Mescaleros würde man in der Zukunft sehr gern mal mit AC/DC oder Rose Tattoo auftreten. Dank der neuen Platte und mit der Hilfe von Armstrong dürfte das doch zu machen sein. Sollte es jedoch nicht klappen, kommen die Dropkick Murphys eben alleine. Und dann wird ordentlich gefeiert und gesoffen. Aber bitte mit Niveau!
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Weitere Infos:
www.dropkickmurphys.com
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Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Pressefreigabe / Mathias Frank-
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Aktueller Tonträger: Blackout
(Hellcat/Epitaph/SPV)
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