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GABRIEL GORDON
 
Zigeunerschnitzel
Gabriel Gordon
Gabriel Gordon hat einen unbestreitbaren Vorteil: Er sieht von vorneherein aus wie ein Rockstar. Nicht nur das: Er sieht aus wie ganz bestimmte Rockstars. Mit etwas Glück dürfte Gabriel schon alleine deshalb die eine oder andere Scheibe an Lenny Kravitz oder Ben Harper Fans absetzen können (was auch passte, da Gabriel wie diese keine stilistischen Hemmnisse kennt). Da aber nicht jeder seine Scheiben bloß nach einem oberflächlichen optischen Eindruck kauft, schadet es natürlich auch nichts, dass Gordon auf eine solide musikalische Historie zurückblicken kann. Gabriel kommt ursprünglich aus Santa Cruz in Kalifornien und zog mit 19 nach New York, wo er auch begann, Musik zu machen. Sein Vater, Blues Musiker Ashford Gordon, mit dem er zusammen auch die Scheibe "Planetary Man" aufnahm, war dabei einer seiner Lehrmeister. Daneben arbeitete Gabriel u.a. mit Natalie Merchant oder gründete mit Black Crowes Bassist Andy Hess das Rock-Projekt 12th Planet.
Auf seine musikalischen Vorlieben angesprochen nennt Gabriel "Gute Musik. Joni Mitchell, Jeff Buckley, Prince, Stevie Wonder, Johnny Guitar Watson, Miles Davis, Neil Young, Sly Stone, Frank Zappa, Funkadelic, The Beatles, Jimi Hendrix, Big Star...", schränkt dann aber ein: "Zu versuchen zu beschreiben, was du gerne hörst, ist irgendwie, wie dein Lieblingsessen zu nennen: Dir fällt nie alles ein und erklären kannst du es auch nicht. Manchmal kommt die Inspiration bloß von einem Musiker, der auf der Straße spielt. Es kann auch etwas sein, das man dir sagt und das sich in dir festsetzt und in dir wächst." Jetzt, so scheint es, hat Gabriel mit seiner ersten "echten" Solo-Scheibe "Gypsy Living" endlich seinen eigen Stil gefunden - der (wen wundert es) natürlich eigentlich aus vielen verschiedenen Stilen besteht. In Anbetracht dessen, dass Gabriel öfter auf Tour als unterwegs ist (momentan mit den Resentments, Solo und mit Cultured Pearls), ist die Frage, ob denn der Titel wohl autobiographisch zu sehen ist, oder eher rhetorisch gemeint. "Ja, ich reise schon eine ganze Menge herum", räumt Gabriel ein, "Ich betrachte mich als Zigeuner im Sinne von Jimi Hendrix' 'Stone Free': 'Every day of the week I'm in a different city.'" Was betrachtet denn jemand wie Gabriel als Zuhause? "Also ich habe genug Erfahrung angesammelt um zu wissen, dass es da ein gewisses Heimatgefühl gibt", erläutert Gabriel, "und zwar überall. Du kannst in deiner Geburtsstadt sein und dich entfremdeter fühlen als jeder andere dort. Du kannst andererseits auf der anderen Seite der Welt an einem seltsamen Ort sein und dich sehr intensiv zu Hause fühlen. Das habe ich schon erlebt - üblicherweise in Flugzeugen über ausgedehnten Landschaften, beim Reisen, in einer Bar, als ich zu einem Fremden sprach. Es ist irgendwie zu komplex, um es genau zu definieren." Sind Songs über das Reisen eigentlich eine typisch amerikanische Sache? "Nun, die USA sind ein großes Land und die meisten künstlerisch veranlagten Leute reisen herum, um sich das Land anzuschauen", stimmt Gabriel zu, "es geht darum, den 'Kontinent der amerikanischen Nacht zu trinken' wie Kerouac schreibt, den ich jetzt wieder lese, während ich unterwegs bin. Ich war auch ein großer Fan von Joni Mitchells 'Hejira', als mich ein Freund während einer entscheidenden Phase meines Lebens darauf aufmerksam machte. Nach Hause zu kommen ist natürlich auch irgendwie gut - aber manchmal muss man einfach weit weg gehen, um ein Gefühl für die Heimat zu bekommen. Das wird immer wieder passieren. Wie in einem Traum, den man immer wieder träumt. Ich sehe es so: Europa, Amerika, Afrika, Asien, Ozeanien, Antarktis, Weltall - wo immer Leute sind, werden sie zwei Dinge wollen: Ihre Umgebung erkunden und neue entdecken. Dort lassen sie sich dann nieder und beginnen wieder von Neuem. Das ist eher eine Spirale als ein Kreis..."
Welche Rolle spielt denn die Natur dabei? In Gabriels Songs wimmelt es geradezu von diesbezüglichen Referenzen. "Nun, wenn du ein neugieriges menschliches Wesen bist - mit einer gewissen Neugier wissen zu wollen, wie die Dinge waren, sind und sein werden, dann stößt du auf die Natur. Du verlierst dich darin, meine ich. Nicht dass ich ein Hippie bin (weil ich ja in Santa Cruz aufgewachsen bin), aber ich finde Trost darin. In der Natur." Einer seiner Songs heißt "Essence" - was ist denn für Gabriel die Essenz? Die Natur? "'Essenz' heißt für mich 'Bedeutung'", antwortet Gabriel mirakulös, "die Schlussfolgerung am Ende, die zu einem neuen Anfang führt. Das Gefühl dass du bekommst, wenn es dir gelingt, deine Gefühle ganz genau zu beschreiben." Was manchen ja nie gelingt. Ist aber ein gutes Stichwort: Gabriels Texte werden nämlich niemals so richtig konkret. Sie scheinen sogar ziemlich verschwommen zu sein. "Für mich sind sie nicht verschwommen", widerspricht Gabriel energisch, "Ich schreibe das, was mir von selbst einfällt. Es ist für mich ziemlich spezifisch. Aber es ist eine Frage der Interpretation. Jeder kann etwas anderes in den Song hineinlesen. Manchmal ist es gar so, dass meine eigenen Songs für mich selbst die Bedeutung ändern. Songtexte sind so etwas wie die Fortführung von Gefühlen. Und Gefühle lassen sich manchmal nicht so einfach definieren. Aber man muss ja auch nicht alles 'ausbuchstabieren'. Das Lesen zwischen den Zeilen ist manchmal informativer. Meine Texte haben jedenfalls nichts Zufälliges. Ich schreibe das, woran ich glaube."
Gabriel Gordon
Als wir Gabriel das erste Mal trafen (damals war das Album noch nicht fertig), erzählte er von den Schwierigkeiten, die er hatte, überhaupt ein Label zu finden. Unter anderem auch deswegen, weil seine Musik mit Elementen aus allen möglichen Stilen und Genres nicht so einfach in eine Schublade zu stecken ist. Stellt Gabriel überhaupt irgendwelche strategischen Überlegungen an, wenn er Songs schreibt? "Ich spiele Musik, ich lebe mein Leben", stellt er fest, "die Melodien, die ich schreibe sind keine ausgeklügelten Statements. Es ist das, was aus meiner Seele kommt und ich singe sie. Nichts anderes. Ich bin wie jeder andere auch und reagiere auf meine Erfahrungen in dieser Welt!" Ist Gabriel denn jetzt wenigstens am Ende seiner Suche angekommen? "Meine alten Scheiben reichen sehr weit in die Vergangenheit zurück", überlegt er, "'Gypsy Living' ist so vollständig, wie es nur geht. Es ist schon definitiv. Aber ich werde immer suchen - weil es für mich nichts anderes gibt. Es gibt kein Ziel - außer der Suche selber. Meine musikalische Vision entfaltet sich jeden einzelnen Tag - jedes Mal, wenn ich einen Song schreibe. Ich will einfach immer weiter machen und ich werde sehen, wo ich bin, wenn ich ankomme." Warum sollte man sich die Scheibe "Gypsy Living" Gabriels Meinung nach kaufen? "Diese Frage werde ich nicht beantworten, weil ich dabei nur verlieren kann." Gabriels Songs, wie die Scheibe entstand und viel Wissenswertes über die Musiker, die darauf mitwirken, beschreibt er anschaulich auf www.trocadero-records.com.
Weitere Infos:
www.gabrielgordon.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Achim Kröpsch-
Gabriel Gordon
Aktueller Tonträger:
Gypsy Living
(Trocadero/Indigo)

 
 

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