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RICH HOPKINS AND THE LUMINARIOS
 
Der leuchtende Pfad
Rich Hopkins And The Luminarios
Bislang konnte man sich auf den guten Rich Hopkins ja verlassen: Wie ein Uhrwerk haute der Mann aus Tucson, Arizona, bislang ca. jedes halbe Jahr eine neue Scheibe heraus und ging anschließend in irgendeiner Form auf Tour. Anfang diesen Jahres riss dann allerdings diese Phase ab. Eine für Mai angekündigte Tour mit den Sand Rubies wurde abgesagt und dann wurde es still um Rich, bis jetzt auf einmal die neue Luminarios-Scheibe erschien. Und wenn man sich hier die Liner Notes anschaut, dann stellt man schnell fest, dass Mike Davis, der langjährige Wegbegleiter und gute Freund von Rich nicht mehr dabei ist und auch Gitarrist / Bassist Ken Andre nicht bei allen Stücken mitspielt. Nur Drummer Ernie E. Mendoza war auch schon mal mit den Luminarios unterwegs. Was also ist seit Richs letzter Tour hierzulande denn wohl passiert?
"Lass uns mal mit Mike anfangen", beginnt Rich noch zögerlich mit der Erklärung, "Mike war ja sechs Jahre lang in der Band. Er hatte etwa gegen Ende der letzten Tour in Deutschland eine neue Freundin kennengelernt und noch einmal geheiratet. Mike hat wohl dachte wohl, er habe genug Zeit mit den Luminarios verbracht und wollte wohl eigene Projekte verfolgen. Das war's im Prinzip: 'See you later'." Nun, das hört sich aber so an, als seien die beiden im Zwist auseinandergegangen. "Nein, nicht wirklich", widerspricht Rich, "nun gut - lass es mich so sagen: Am Anfang - ja, da war ich angepisst. Mike und ich waren sehr gute Freunde und ich nahm es anfangs persönlich als er ging. Im letzten Jahr habe ich jedoch erkannt, dass dem nicht so war. Ich bin heute dankbar für die Zeit, die wir miteinander verbracht haben. Mir ist heute auch klar, was passiert ist. Mike hat mich immer unterstützt, während ich ihm vielleicht nicht genug Raum gelassen habe - zum Beispiel eigene Stücke zu schreiben. Das sind die Dinge, die eben passieren." Und was ist mit Ken? "Nun, das beständige am Leben ist ja die Veränderung", lacht Rich, "als wir von der letzten Tour zurück kamen, begann Ken mit seinem eigenen Projekt, nachdem seine andere Band, The Texicans, auseinanderbrach. Er zog nach El Paso und gründete dort eine neue Band. Das macht es natürlich schwierig für mich, in Tucson Shows zu organisieren. Das war frustrierend bis zu dem Punkt, wo ich ihn vor die Wahl stellte, entweder in den Luminarios oder seiner eigenen Band zu spielen und er entschied sich für letzteres. Am Ende stellte sich es als das Beste heraus. Das witzige ist, dass er jetzt geheiratet hat und auch nach Tucson ist, während seine Band immer noch in El Paso hockt. Und was Ernie betrifft: Dem bin ich immer noch sehr nahe und er spielt auf der Scheibe mit, aber inzwischen hat er sich auch entschieden, eine Auszeit zu nehmen und sich seinem Sohn zu widmen." Hm. Das hört sich an, als sei Rich jetzt alleine? Das ist ja grundsätzlich ein Problem mit Bands im "besten Mannesalter": Plötzlich heiraten einem die ganzen Musikanten weg. "Nun, ich habe natürlich eine neue Band zusammengestellt", verrät er dann, "ich habe mir nur bewusst gemacht, dass die Leute halt nun mal kommen und gehen. Damit muss ich offensichtlich leben. Ich habe z.B. einen tollen neuen Bassisten namens Greg Good. Den habe ich in der Suppenküche getroffen."
Nur um dem vorzubeugen: Nein, Rich lebt nicht auf der Straße und lebt von Almosen! Er hat sich nur entschlossen, ein Mal die Woche in der Casa Maria Soup Kitchen zu arbeiten, um den Obdach- und Arbeitslosen vor Ort direkt helfen zu können. (Wir erinnern uns: Rich hat eine lange Historie sozialen Engagements, die damit begann, dass er als Jugendlicher im Friedenskorps in Paraguay arbeitete und die Verbindungen zu diesem Land auch stets aufrecht erhalten hat.) "Greg ist ein Obdachloser, aber er ist ein toller Typ und ich bringe ihn mit nach Europa auf Tour. Der Drummer heißt Ken Howell und ich habe ihn eher zufällig getroffen. Da er Zeit hatte, ist er jetzt auch in der Band. Wir sind momentan ein Trio." Nun, das hört sich interessant an. Denn die neue Scheibe ist deutlich Song-orientierter als Richs eher rockige Sachen aus der Vergangenheit. "Du darfst mir schon glauben, dass wir live ganz gut jammen", schränkt Rich ein, "es ist für mich als Gitarist eine besondere Herausforderung. Ich denke aber, dass ich einen vierten Mann anstellen werde, um den Sound ein wenig auszufüllen. Was die neue Scheibe betrifft: Ja, da habe ich jede Menge Arbeit reingesteckt - besonders in den Gesang. Eine Scheibe zu machen und live zu spielen, sind für mich heutzutage zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Die Leute wissen ja mittlerweile, dass ich irgendwie ein Gitarrensolo spielen kann - und es sind ja noch welche auf der Scheibe. Aber einige der Songs auf der neuen Scheibe sind kein Rock'n'Roll." Wie war es denn, einen Song mit Steve Wynn aufzunehmen, bei dem dieser den Text geschrieben hat? Steve hat ja einen ganz anderen Ansatz beim Songwriting. "Das stimmt wohl", räumt Rich ein, "es war aber trotzdem klasse. Wir hatten immer mal wieder darüber gesprochen, etwas zu machen, und dieses Mal hat es denn auch endlich geklappt. Wir haben es so eingerichtet, dass ich die Musik einspielte, die Aufnahme dann Steve schickte und er die Vocals dazu sang. Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, wovon er in dem Stück 'Credits Roll' singt, aber er macht wohl irgendein bedeutungsvolles Statement über das Musik-Business. Auf jeden Fall klingt es cool - nicht so poppig, wie das, was er selber oft macht - fast wie Lou Reed. Lass mich noch sagen, dass ich sehr dankbar bin, einen Freund wie Steve zu haben - den ich ehrlich gesagt gar nicht so gut kenne. Aber er ist so nett und offen und arbeitet so hart an seiner Karriere - das muss man respektieren." Jedenfalls ist dieser Song eine gelungene Überraschung im Fundus der CD.
Rich Hopkins And The Luminarios
Genauso wie der Titeltrack. Diesen erklärt Rich ja in den Liner-Notes ausführlich: "Ka-Ju-Tah" ist ein Begriff, den er träumte, und der für ihn dann eine ganz bestimmte Bedeutung annahm. Was hat dies ausgelöst? "Da muss ich kurz ausholen", holt Rich kurz aus, "Du erwähntest ja Anfangs die ausgefallene Sand Rubies-Tour: Es geht im Prinzip darum, dass ich ein paar persönliche Probleme hier zu Hause mit meiner Frau hatte. Ich weiß nicht, ob ich das öffentlich diskutieren sollte, weil es ja so persönlich ist, aber vielleicht so viel: Ja, ich hatte vor, auf Tour zu gehen, gelangte dann aber zu der Einsicht, dass das nicht der beste Zeitpunkt gewesen wäre. Ich musste erst mal mein Leben wieder in den Griff bekommen. Ich musste mein Familienleben mit meiner Frau und meinem Kind retten. Ich habe ja durchaus die Freuden des Rock'n'Roll-Lebens ausgenutzt und dafür muss ich gerade stehen. Ich musste da eine Auszeit nehmen und meine Scheiße zusammenkratzen. Ich bin 45 Jahre alt und möchte nicht als Versager enden. Es tat mir leid für meine Fans und ich mag auch die Sand Rubies. Irgendwann werden wir auch wieder zusammenspielen. Aber die Sand Rubies sind eine Band der Vergangenheit. Ich musste also meine Priorität setzen. Und damit kommen wir zu dem Traum von 'Ka-Ju-Tah'. Ich fand am Ende heraus, dass - bevor es zu der oben beschrieben Situation kam - ich mich auf dem falschen Weg befand. Mir wurde klar, dass ich einige Dinge ziemlich falsch gemacht hatte und dass ich in einer Art Traumwelt gelebt hatte. Der Traum war eine Art Warnsignal, dass sich da etwas ändern müsste, denke ich. Ich habe zwei Jahre gebraucht, um es herauszufinden. Mir wurde klar, dass ich vorher nicht verantwortlich gehandelt habe. Ich wachte also auf und übernahm die Verantwortung. Das hat mir auf allen Ebenen geholfen. Ich bin nicht besonders religiös, aber da wurde mir klar, dass Gott auf irgendeine Art über uns wacht und ich eine zweite Chance bekommen habe. Ich betrachte mein Leben seither vollkommen anders. 'Ka-Ju-Tah' war für mich eine Art Reise, and deren Ende die Erkenntnis stand, dass das Wichtigste im Leben tatsächlich die Liebe ist. Dafür bin ich dankbar. Und Edgar [von Blue Rose] hat es ja zum Glück auch verstanden. Ich will nicht mein persönliches Leben irgendwie promoten, aber ich schäme mich dessen auch nicht." Wie es scheint, so hat Rich - nicht nur, aber auch - durch diese Scheibe bzw. sein "Ka-Ju-Tah" seinen Platz im Leben jetzt endlich gefunden. Jedenfalls stellt sich Rich Hopkins 2003 als geläuterter Mensch dar, der das Glück hat, durch seine Profession dieses auch nach außen darstellen zu können. Jedenfalls ist "Ka-Ju-Tah" in diesem Sinne mehr, als nur eine bloße neue Scheibe von Rich Hopkins.
Weitere Infos:
www.richhopkins.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Rich Hopkins And The Luminarios
Aktueller Tonträger:
Ka-Ju-Tah
(Blue Rose Records/In-Akustik)
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