GL: Ihr seid jetzt auf eurer Europatour bereits in England gewesen und seid nun in Schweden unterwegs. Wie waren denn bis jetzt die Reaktionen des Publikums? Gibt es Unterschiede zum australischen Publikum?
Mark: Nun ja, in London schien es so, als wären 80 Prozent des Publikums ohnehin Australier gewesen, aber immerhin haben sie sich gut benommen. Normalerweise unterhalten sich Australier bei Konzerten immer laut oder schreien rum. In Schweden ist mir aufgefallen, dass das Publikum unglaublich still und aufmerksam war. Australier hingegen krakeelen schon gerne herum oder schreien dreckige Bemerkungen Richtung Bühne. Wir mögen das eigentlich. Aber zurück zu Europa, wir sind bis jetzt sehr zufrieden, die Leute waren in England und Schweden sehr herzlich und es hat Spaß gemacht zu spielen.
GL: Eure letzte Platte "Naturaliste" ist in Deutschland lediglich als Import zu kriegen. Seht ihr das als Problem für eure Konzerte? Gibt es Pläne, endlich auch hierzulande mal eine Plattenfirma zu finden, die eure CDs in Deutschland auch ein wenig promotet?!?
Mark: Wir sind ja in Australien, aber auch in England, nur auf einem kleinen Label und da ist es natürlich nicht leicht, unsere Platten in jedem Land zugänglich zu machen. Aber gerade was Deutschland betrifft arbeiten wir dran und vielleicht klappt es ja. Wir hoffen ein wenig, dass uns einige Leute im Internet entdeckt haben und natürlich setzen wir auf Mund zu Mund-Propaganda. Hoffentlich kommen ein paar Leute zu unseren Gigs.
GL: Wie hat euch eigentlich euer letzter Deutschland-Aufenthalt gefallen, und was erwartet ihr diesmal?
Mark: Wir haben zweimal in Deutschland gespielt, beide Male in München. Das erste Mal waren wir der Support von Belle & Sebastian auf deren 98er-Tour im Club 2 und einmal haben wir dort allein gespielt, weil es uns da so gut gefallen hatte. Die Leute, die das organisiert hatten, waren sehr nett und haben es uns sehr angenehm gemacht. Die Leute schienen auch immer sehr glücklich zu sein, dass eine Band extra aus Australien kommt, um für sie zu spielen. Als wir 1999 in München gespielt haben, sind viele Leute ganz weit gefahren, um uns zu sehen. Wir haben uns verpflichtet gefühlt, auf alle Song-Wünsche einzugehen. Ich glaube, wir haben über zwei Stunden gespielt und erst aufgehört, als uns keine Songs mehr eingefallen sind. Diesmal spielen wir auch in anderen Städten, damit das nicht passiert!
GL: Erzähl uns mal etwas zur Geschichte der Band. Schließlich kennt man euch in Europa ja nicht so gut. Seit wann gibt es denn The Lucksmiths?
Mark: Wir kennen uns tatsächlich alle aus der Schule und haben dort schon Songs geschrieben. Marty hatte ganze Hefte voller Texte geschrieben, die ich großartig fand. Heute wäre er wohl gerührt, wenn er das hört, weil er denkt, seine ersten Songs wären Mist gewesen. Aber einige davon fand ich wirklich groß. Wir haben damals aber nicht nur Musik gemacht, sondern zusammen mit einigen anderen Freunden auch an Kurzfilmen und Theater-Produktionen gearbeitet. Zu Beginn stand also die Musik gar nicht so im Mittelpunkt, aber nach der Schule wurde es dann mit der Band richtig Ernst. Oh, das klingt so bedeutungsvoll! Letztlich ist alles mehr oder weniger ein Hobby für uns. Wir können Songs aufnehmen und dann um die Welt reisen. Ist doch großartig, oder?
GL: Was man besonders an den Lucksmiths mögen könnte, ist die Fähigkeit, Einflüsse aus den späten 80ern (angefangen bei C86-Bands wie den Brilliant Corners bis zu Billy Bragg oder den Housemartins) in einen "modernen" Sound zu übersetzen. Wo sehr ihr eure Vorbilder?
Mark: Stimmt! Als wir anfingen Musik zu machen, waren wirklich Billy Bragg oder die Housemartins sehr wichtig für uns. Dazu gehören allerdings auch noch die Kinks, die Rolling Stones und sogar die Violent Femmes. Es waren die Violent Femmes, die uns gezeigt haben, dass man mit einer Snare Drum und ein paar Gitarren tatsächlich eine tolle Band sein kann. Das war ohnehin praktisch, weil wir zu unseren ersten Auftritten mit dem Zug oder dem kleinen Honda meiner Mutter gefahren sind und man da nicht viel mitnehmen konnte. Neben diesen ersten Einflüssen hören wir natürlich auch unsere All-Time-Faves, angefangen bei Wedding Present, Jonathan Richman und natürlich die Smiths. Und eine ständige Inspirationsquelle sind die Bands, mit denen wir schon zusammen gespielt haben, wie z.B Airport Girl, The Aislers Set oder Pipas. Und natürlich unsere australischen Labelmates Anthony Atkinson und Sodastream.
GL: Was hört ihr denn im Moment so? Kennt ihr eigentlich deutsche Bands?