* Robyn Hitchcock "I Something You" (Single, K Records, 1995)
Der amerikanische Kultsänger könnte durchaus ein Ashtray-Boy-Vorbild sein, oder?
Carla & Randall: ???
GL.de: Ein Tipp - der Sänger spielte früher in einer bekannten New-Wave-Band, die sich kürzlich reformiert hat...
Carla: ...aber nicht The Clean, oder? Oh, Robyn Hitchcock!? Das ist jemand, den früher all meine Freunde unglaublich toll fanden, aber irgendwie ist er trotzdem an mir vorbeigegangen. Doch jedes Mal, wenn ich etwas von ihm höre, mag ich es, und frage mich dann, warum ich nicht mehr von ihm kenne!
* Neutral Milk Hotel "King Of Carrot Flowers" ("In An Aeroplane Over The Sea", Merge, 1998)
Handgemachter Homerecording-Sound aus Athens, Georgia. Puristisch, intensiv, gekonnt.
Carla: Das sind nicht Boyracer, das würden wir kennen, weil sie Freunde von uns sind, aber es hört sich nach einer Band an, in der auch Steward [von Boyracer] mitspielen könnte.
GL.de: Die Band stammt aus Athens, Georgia...
Randall: Elf Power vielleicht? Oder sonst jemand vom Elephant-6-Label?
GL.de: Bingo, es sind Neutral Milk Hotel, die auch zum Elephant-6-Kollektiv gehört haben.
Carla: Oh! Wir haben sogar eine Platte von denen zu Hause, wohl allerdings nicht diese!
GL.de: Haltet ihr das für eine clevere Idee, ein Kollektiv wie Elephant 6 zu gründen, das eine Handvoll von Bands zumindest für Außenstehende als eine Art Einheit präsentiert?
Carla: Das passiert, wenn du eine "Szene" hast. Vor allem, wenn sie klein und stark ist. Die Leute arbeiten einfach zusammen, und dadurch entsteht dieser gewisse Sound einer bestimmten Stadt. Ich komme ja ursprünglich aus Chicago, und als ich die Stadt verließ, waren gerade all die kleinen Indiebands von Majorlabels unter Vertrag genommen, einmal durch die Mühle gejagt und wieder auf die Straße gesetzt worden. In den letzten Jahren ist es jetzt eher so, dass alle wieder am gleichen Strang ziehen und jeder mit jedem zusammenarbeitet. Du sprichst mit 25 Leuten, und sie spielen in 45 verschiedenen Bands!
Randall: Je kleiner die Stadt ist, desto einfacher ist es, einen schnell identifizierbaren Sound auszumachen. Athens, Georgia oder Chapel Hill in North Carolina sind Beispiele dafür, oder auch Dunedin in Neuseeland!
Carla: Der Vorteil ist ja auch, dass der Support bei den Musikern viel größer ist. Du kannst immer eine andere Band anrufen, die mit dir zusammen auftritt, und du weißt, was du von ihnen zu erwarten hast, und du kannst dir sicher sein, dass sie aus den gleichen Beweggründen handeln wie du.
* Wilco "I'm Always In Love" ("Summerteeth", WEA, 1998)
Jeff Tweedys Band auf dem Weg von Alt.Country zum Pop - aufgenommen wurde die LP u.a. in Carlas alter Heimatstadt Chicago.
Carla & Randall: ???
GL.de: Wilco, aus dem Album "Summerteeth"!
Randall: Oh, ja! Sie haben diese Platte sogar mit David Trumfio, der ja früher Mitglied von Ashtray Boy war, gemacht!
Carla: Ja, der Song hat diesen Dave-Trumfio-Touch, das ist mir schon bei den ersten Takten aufgefallen! Das Stück hätten wir eigentlich erkennen müssen, denn Jeff Tweedy von Wilco ist mit einer Dame namens Sue verheiratet, die mit ihrer Partnerin Juliette einen der besten Clubs in Chicago, das Lounge Ax, gemanagt hat.
* The Kinks "This Time Tomorrow" ("Lola Vs. The Powerman", Pye, 1969)
Es scheppert und kracht, aber Ray Davies' Songs sind über jeden Zweifel erhaben.
Carla: Klingt ein bisschen nach Grateful Dead oder irgendetwas anderem aus den 70ern... oh, warte... The Kinks? Ich würde gerne Ray Davies' Autobiographie lesen, ich hab ihn im Radio darüber sprechen hören. Er hatte ein ziemlich interessantes Leben. Er hat mit 17 geheiratet, und als er ein Superstar wurde, hatte er schon Kinder. Sehr interessant!
GL.de: Was für die Kinks gilt, scheint auch für eure Sachen zu gelten - ihr benutzt relativ wenig Effekte und belasst es beim natürlichen Klang der Instrumente...
Randall: Effektgeräte gehen mir einfach auf die Nerven! Ich finde es allerdings interessant, wenn man die Effekte wie eigenständige Instrumente einsetzt und damit all diese nicht-musikalischen Sounds erzeugt.
Carla: Anfang der 90er war ich in einer Band, die in Chicago als Spacerock-Band bekannt wurde. Einer der Musiker sammelte all diese alten, analogen Synthesizer, und so kam ich dazu, einen Moog Synthesizer, ein Stylophon und vor allem ein Theremin zu spielen, und dazu habe ich viele Effekte benutzt. Damals habe ich das sehr genossen, aber als die Band im Streit auseinander ging, habe ich mich davon völlig abgewendet und habe jetzt viel mehr Spaß an puristischen Klängen. Heute mag ich es viel lieber, wenn jemand einfach sein Instrument spielt, ohne dabei einem bestimmten Sound nachzujagen.
* Sneeze "Doctor Of Love" ("I Lost The Spirit To Rock N Roll", Half A Cow / Fire Records, 2002)
Der obligatorische Australien-Song von den Lo-Fi-Königen des Half-A-Cow-Labels.
Randall: Ich kenne den Song, ich habe ihn in einer Fernsehshow gehört, aber ich habe im Abspann nicht genau hingeschaut, deshalb weiß ich nicht, wer es ist!
Carla: Das muss eine australische Band sein, denn wenn Australier versuchen, wie Amerikaner zu klingen, verfallen sie immer in diesen Südstaaten-Dialekt!
GL.de: Der Song ist von Sneeze, und es ist richtig, sie wollen diesen US-Soul-Touch haben.
Randall: Es ist schon so, dass viele australische Bands versuchen, amerikanisch zu klingen. Wenn ich mir heute zum Beispiel die Little River Band anhöre, fällt mir auf, dass sie total nach den Eagles klingt. Das war mir damals gar nicht so bewusst. Heute versuchen mehr Bands, ihre australische Identität zu bewahren, aber in den 70ern waren alle darauf aus, in Amerika groß rauszukommen. Bands wie Sodastream oder wir erreichen in Amerika gerade deshalb ein gewisses Maß an Popularität, WEIL wir sehr australisch klingen. Unser Schlagzeuger meint, es läge am Rhythmus, es gäbe einen Beat, der typisch australisch sei!