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MANDO DIAO
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We don't give a shit about Sweden!
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Aus Schweden stammen sie, in Amerika und Japan haben sie bereits gewaltig abgeräumt, und nun ist auch das europäische Festland dran. Mando Diao, das ist bester skandinavischer Garagenrock, der auf britisch inspirierten Mod-Pop trifft, was dem Quintett einen etwas weniger rauen Sound als etwa Soundtrack Of Our Lives, The Caesars oder The Hives verleiht, es aber deshalb auch mit (noch) mehr Pop-Appeal auszeichnet. Das Geheimnis des Erfolgs der Band, deren Erstling "Bring 'Em In" nun auch bei uns erscheint, sind ihre zwei Songwriter, die laut Cover für alle Songs gemeinsam verantwortlich zeichnen.
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"Einige Songs entstehen zusammen, aber weil wir alle unser eigenes Leben haben, schreiben wir meistens alleine", erzählt Sänger / Gitarrist Gustaf Norén bei unserem Gespräch. "Allerdings ist es nicht unbedingt so, dass jeweils derjenige den Song singt, der ihn auch geschrieben hat. Es gibt Stücke von mir, bei denen ich einfach nicht an die hohen Töne komme, und weil wir nicht mitten im Song den Sänger wechseln wollen, singt Björn dann die Nummer für mich." Ihr sagt, jeder Song eurer Platten muss das Potential besitzen, eine Singleauskopplung werden zu können - wie haltet ihr es da mit der Qualitätskontrolle? "Ich habe noch nie einen schlechten Song geschrieben", sagt Gustaf grinsend. "Ich würde gar nicht die Zeit verschwenden, mich hinzusetzen und ihn zu schreiben, wenn ich nicht sicher wäre, dass etwas Großartiges dabei herauskommt. Wir haben jetzt 50 neue Songs für unser nächstes Album geschrieben und unserem Label, dem Publisher und dem Management vorgespielt, und sie mögen einfach ALLE Songs. Niemand hat auch nur bei einem Song gemeint: 'Nee, das ist nix!' Man kann wohl sagen, wir haben einen Lauf! Vielleicht wird das nächste Album ja ein Doppelalbum oder ein Boxset, wenn die Plattenfirma uns lässt? Im Moment fällt es mir jedenfalls schwer, die Auswahl selbst auf 20 zu beschränken."
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Obwohl die Band in Gedanken also bereits schon beim zweiten Werk ist, heißt das nicht, dass sie es als Problem betrachtet, dass "Bring 'Em In" teilweise bereits vor drei Jahren aufgenommen wurde und zumindest in der skandinavischen Heimat der Band auch schon vor Jahresfrist erschien. "Diese Band ist unser Leben, das ist unsere eigene Musik. Wir sind nicht so verwöhnt, dass wir sagen würden: Es nervt uns, diese 'alten' Songs vor einem neuen Publikum zu spielen. Wir schreiben Songs, von denen wir hoffen, dass sie 100 Jahre überdauern, deshalb ist das für uns kein Problem. Unser Ziel ist es, Stücke zu schreiben, die wir so lange gerne spielen, wie wir im Geschäft sind. Natürlich gibt es Songs, die wir nicht mehr so gerne live spielen. Das sind interessanterweise genau die Songs, die den Kritikern am besten gefallen, 'Mr. Moon' zum Beispiel. Die Nummer ist für uns eher langweilig, weil wir live nichts damit machen können. Da gibt es Verse-Chorus-Verse und das Gitarrensolo, da bleibt nicht viel Raum. Aber das Publikum liebt den Song, also spielen wir ihn für die Zuschauer! Wir kriegen unsere 'kicks' also vom Publikum und nicht vom Stück selbst. Wir machen ja keinen Jazz, wir kriegen unsere 'kicks' vor allem durch die Reaktion der Zuschauer!"
Unterschiede bei der Reaktion des Publikums haben Mando Diao bei ihren Konzerten in aller Welt bisher nur selten feststellen können: "Die Reaktionen waren überall auf der Welt gleich - bis auf Schweden. Das ist zumindest meine Erfahrung. Alle anderen Länder scheinen mir mehr von Amerika beeinflusst zu sein als Schweden. Wir haben diese Nummer 'Paralysed', die überall als unser bester Song gepriesen wird. Egal ob in Holland, den Staaten oder Japan - alle waren verrückt danach. In Schweden kräht kein Hahn danach. Das liegt an der anderen Kultur hier. Es ist halt so, dass man international wirklich groß rauskommen kann, ohne dass es jemand in Schweden mitbekommt. Deshalb sagen wir: 'We don't give a shit about Sweden!' Wir kennen Schweden zur Genüge - seit unserer Geburt! Weil wir aber nie schwedische Musik, sondern immer englische oder amerikanische Sachen gehört haben und jetzt auch 'internationale' Musik schreiben und auf Englisch singen, interessiert uns Schweden nicht wirklich. Wir haben gerade einmal acht Millionen Einwohner oder so. Das sind weniger als zum Beispiel in der Tschechoslowakei!"
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Könner wie die Hellacopters und Kent nahmen Mando Diao bereits als Supportact mit auf Tournee, und noch im März gibt sich der Fünfer - präsentiert von Gaesteliste.de - auch auf deutschen Bühnen die Ehre. "Ich denke, wir werden in Deutschland ziemlich gut abschneiden", glaubt Gustaf. "Wir haben schon Reaktionen auf unsere Musik aus Deutschland bekommen, als unser Album noch nicht einmal in Schweden draußen war. Deshalb konzentrieren wir uns jetzt auch ziemlich darauf. Wenn du dir unsere Europa-Tournee anschaust: Wir spielen sechs Konzerte in Deutschland und zum Beispiel gerade mal eins in Italien und eins in Frankreich. Es ist also keine richtige Europa-Tournee, eher Deutschland plus Anhang!" Bei den Konzerten erwartet uns die geballte "Bring 'Em In"-Ladung, aber auch noch mehr. "Wenn wir auf der Bühne explodieren, ist alles möglich! Neben dem Album werden wir auch ein paar neue Songs ausprobieren, denn wir haben zu Hause keine Zeit zum Proben, also machen wir das auf Tour. Es werden aber nicht zu viele neue sein, vielleicht ein oder zwei. Es sollte eine gute Tour werden. Ich glaube nicht, dass wir jemals einen Zuschauer bei unseren Konzerten enttäuscht haben! Jeder wird zufrieden sein!", sagt Gustaf selbstsicher und schließt mit einem Anflug von Arroganz Coverversionen bei den Shows derzeit aus: "Wenn wir jemals einen Song finden, der besser ist als unsere eigenen, werden wir ihn spielen, aber das ist bisher noch nicht passiert!"
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Weitere Infos:
www.mando-diao.com
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Interview: -Simon Mahler-
Fotos: -Pressefreigaben-
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Aktueller Tonträger: Bring 'Em In
(Capitol/EMI)
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