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KINGS OF CONVENIENCE
 
Die Songwürfler
Kings Of Convenience
Als die Kings Of Convenience 2001 mit ihrer CD "Quiet Is The New Loud" aus dem Dunkel der norwegischen Nacht auftauchten und erstmals live in unseren Breiten auftraten, gab es ein seltsames Phänomen zu beobachten: Junge Leute - vor allen Dingen Mädels -, die andächtig und staunend vor einer ansonsten leeren Bühne standen, auf der sich nur zwei schmächtige Gestalten mit akustischen Gitarren befanden, die einfühlsame, von Harmoniegesängen getragene Lovesongs vortrugen. Und nein, es waren nicht Simon & Garfunkel, sondern die Kings Of Convenience.
"Na ja, ist das nicht toll?", fragt Erlend Oye - neben Eirik Glambeck Boe einer der Kings, "irgendwie wiederholt sich doch alles. Das ist doch überall so. Nimm z.B. The Darkness. Die machen auch nichts anderes als Retro-Musik. Die jungen Leute fahren aber drauf ab, weil sie so was vorher noch nie gehört haben. Ich finde das toll." Wir ja auch - und ein Vorwurf sollte es ja auch gar nicht sein. Immerhin haben die Kings ja durchaus auch ihren eigenen Stil. "Ich denke, wir sind ziemlich stolz darauf, dass wir einen Weg für uns gefunden haben", erläutert Erlend, was ihm besonders am Herzen liegt, "wir haben eine Pop-Scheibe mit zwei Sängern gemacht, die gleichberechtigt sind, ihre verschiedenen Dinge machen und dennoch harmonisieren. Das ist ziemlich einzigartig. Wir sind uns ähnlich, es gibt aber auch Unterschiede. Ich denke, je öfter du zuhörst, desto mehr Einzelheiten kannst du heraushören." Es dauerte jetzt ganze drei Jahre, bis das neue KOC-Album vorlag. Zwischenzeitlich veröffentlichte Erlend seine elektronische Songwriter-CD "Unrest" und außerdem eine DJ-Kicks-Kompilation, auf der er zudem noch als Sänger mitwirkte. Das lag daran, dass Erlends Partner, Eirik, dem Musikbusiness als solchem nicht viel abgewinnen kann. Erlend meint, dass Eiriks Prioritäten eher bei Luft und Liebe als bei der Musik lägen. (Das erklärt z.B. auch, dass Eiriks Freundin auch immer auf den konzeptionell sehr ausformulierten KOC-Covers zu sehen ist.) Letztlich bedeutet das aber doch, dass die Kings nur eine Art Projekt auf Abruf sind - je nachdem, wie Eirik sich fühlt, oder? "Ja", stimmt Erlend zu, "ich werde zwischendurch aber auf jeden Fall auch weitere andere Sachen machen." Wie funktionieren die Kings denn - wenn sie funktionieren? Hat Erlend dann das Sagen? "Nein", streitet er ab, "wir diskutieren alles. Es ist z.B. so, dass Eirik längst nicht alle Songs mag, die mir im Kopf herumschwirren. Wenn alle musikalischen Ideen durch die 'Blase' der Kings passieren müssen - wie wir das nennen -, dann kann das schon ein ganz schön frustrierender Prozess sein. Wir müssen immer Kompromisse finden. Der Prozess ist folgender: Wir stellen uns gegenseitig Ideen vor, die noch nicht sehr ausgearbeitet sind. Dann helfen wir uns gegenseitig, die Songs fertigzustellen. Manchmal entsteht ein Song auch direkt aus einer Jam-Session heraus. Es hängt immer davon ab, ob einer von uns etwas zu sagen hat. Wenn nicht, hört sich das eher an wie eine Gypsy Kings-Probe."
Nun gut, kommen wir mal zu der neuen Scheibe. Diese heißt "Riot On An Empty Street" - was eigentlich der Titel eines bislang unveröffentlichten Kings-Songs ist. "Das hängt damit zusammen, dass die anderen Titel, die wir geplant hatten, nicht möglich waren (darunter u.a. 'Dire Straits'). Es war einer der Titel, die uns im Kopf herumschwirrten, und es ist der, der übrig blieb. Es ist aber ein guter Titel, weil es auf dem Album ein paar Songs gibt, die beschreiben, was auch 'Riot' beschreibt. Es geht um eine Szene, die offensichtlich ruhig ist, in der aber eine Menge unter der Oberfläche brodelt. Es könnte eine ereignislose Nacht in Bergen sein, in der ich auf der Straße herumgehe und nachdenke. Das ist ähnlich wie in den Songs 'Know How' und 'Stay Out Of Trouble' auf der CD. Es geht nicht um einen Aufstand in dem Sinne, eher die Idee eines Aufstandes, eine Unruhe in deinem Inneren." Die Titel der Songs auf der neuen Scheibe sind insofern ein wenig irreführend, als das sie nicht das aussagen, was der Song besingt. In "Cayman Islands" geht es eben nicht um die Kaiman-Inseln und in "Homesick" nicht um Heimweh. "Nun, jeder möchte interessante Titel haben", räumt Erlend ein, "es soll aber nicht irreführend sein. Ich sehe das eher so, dass der Songtitel nicht genau das aussagen muss, was der Song aussagt, sondern diesen quasi ergänzen sollte. Es wäre ein wenig langweilig, wenn der Songtitel das paraphrasierte, was der Text aussagt. Der CD-Titel ist übrigens ein gutes Beispiel dafür: Er ergänzt den Inhalt der CD." War es eigentlich geplant, thematisch zusammenhängende Songs zu schreiben? "Nun, wir haben das nicht geplant, aber es passt zuweilen", erklärt Erlend, "es geht z.B. um Szenen in Bergen und den Träumen, die man dort haben kann und der Suche nach Möglichkeiten. Es ist auch so, dass wir die Stücke nicht alle neu geschrieben haben, sondern einige bereits fertig hatten." Die Songs auf der neuen Scheibe bieten mehr Überraschungen als noch jene auf dem Debüt. Unter anderem haben die Kings auf zwei Songs die kanadische Sängerin Leslie Feist als Duett-Partnerin eingeladen. "Ja, sie repräsentiert auf diesen beiden Songs das weibliche Element, was uns ja nicht möglich gewesen wäre", stimmt Erlend zu, "es ist auch so, dass ihr Beitrag so etwas ist, wie ein Solo mittels der Stimme. Sie hat ihre Textpassage selber geschrieben. Es hat nichts damit zu tun, was in dem Song ansonsten gesagt wird." Obwohl doch gerade Leslies Beitrag wie eine Antwort auf die Parts von Erlend und Eirik zu sein scheint? "Es ist vielleicht teilweise so", überlegt er, "aber für mich ist es wichtig, dass Texte durchgängig Sinn machen. In dem Fall war es mir aber wichtiger, welche emotionale Wirkung ihre Stimme hat. Z.B. in 'The Build Up' ist ihre Stimme weniger eine Antwort, als vielmehr eine Auflösung dessen, was vorher passiert. Wir hätten niemals in dieser Art singen können. Nun ja: Vielleicht werden wir live ja Vocoder verwenden, und so tun als haben wir es selber gesungen... har, har!"
Kings Of Convenience
Dass die Songs auch musikalisch vielseitiger sind - neben den akustischen Gitarren angereichert mit (selbstgespielten) Keyboards, Drums, Bässen, Trompete und Banjo - gehört dabei zur musikalischen Weiterentwicklung. Erlend beschreibt das so, dass man "das immer schon in sich getragen habe." - "Es ist aber wichtig, dass wir es immer auf die KOC-Art machen", erklärt er, "die Scheibe sollte so klingen, wie richtige Musiker sie einspielen und nicht etwa Computer. Die einzige Ausnahme sind ein paar Drumparts, die wir zwar selber gespielt, dann aber geloopt haben - was ich einerseits ein wenig bedaure, aber andererseits ist es schwierig, einen Drummer zu finden, der bereit ist, ins Studio zu kommen und für vier Minuten eine Bassdrum zu spielen." Wie entsteht denn eigentlich ein KOC-Song? Es scheint ja so zu sein, dass da intern viel diskutiert werden muss, bis die "Blase" die richtige Größe hat. "Bei mir ist das so", erläutert Erlend den Prozess, "es geht erst mal darum, mich nicht zu wiederholen. Ich habe z.B. drei Songs über Wochenend-Beziehungen geschrieben. Die klingen eigentlich ziemlich ähnlich, weil der erste bereits seine Funktion erfüllte. Also muss ich dieses Thema demnächst vermeiden. Ergo muss ich mir etwas neues suchen. Ich singe dann z.B. einfach so vor mich hin und schreibe mir dann auf, was mir gerade einfällt und versuche, dieses zu entziffern. Ich habe also z.B. einen Gedanken: Beispielweise sehe ich etwas, das mich an einen Elefanten erinnert. Elefanten, hm, Elefanten leben in Afrika. Afrika - Wasserloch. Was könnte an einem Wasserloch passieren? Hier nimmt dann die Phantasie ihren Lauf. Es ist ein wenig so, wie zu würfeln. Ich gehe dann mit dieser Idee zu Eirik und wir diskutieren das dann. Es kann sein, dass sich ein Song daraus entwickelt - oder aber er sagt mir, ich solle mir lieber mal eine Freundin suchen und ausspannen, wenn er so was hört." Wieso sind denn die Songs nach der ganzen Arbeit mit der KOC-Blase dann immer noch vergleichsweise simpel gehalten - insbesondere unter Berücksichtigung des Umstandes, dass Erlend ja lieber Komplexeres machen wollte, wie er uns bereits 2001 erzählte? "Das ist Eiriks Schuld", grinst Erlend, "er mag diese Story-orientierten Songs, die ich bevorzuge, nicht so sehr. Da müssen wir dann eben Kompromisse eingehen." Wollen wir mal schauen, wie lange das fragile Gebilde, das sich Kings Of Convenience nennt, auf diese - zugegeben interessante - Art noch weiter bestehen wird. Auf jeden Fall dürfen wir darauf zählen, dass zumindest Erlend Oye das Ganze als Berufung betrachtet. Er hat z.B. schon wieder Pläne für eine neue CD mit elektronischer Instrumentalmusik. Da kann ihm ja auch Eirik nicht reinreden.
Weitere Infos:
www.kingsofconvenience.com
www.kingsofconvenience.cjb.net
www.kingsofconvenience.de
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Kings Of Convenience
Aktueller Tonträger:
Riot On An Empty Street
(Source/Labels/EMI)
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