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THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY
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Die Vision ist die Band
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Alles neu bei T(I)NC: Die schwedischen Polit-Rocker veröffentlichen ihr Album "Armed Love" auf American Recordings, produziert hat Regler-Legende Rick Rubin und Angst vor Pop haben sie auch keine mehr. Gaesteliste.de traf Gitarrist und Bandgründer Lars Strömberg.
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"Bisher war ich kein großer Fan der Band, aber seit 'Armed Love' hat sich meine Meinung geändert", schwärmt sogar GL-Kollege Wohlfeld und wen man auch fragt, ein jeder scheint die Platte zu mögen. Natürlich ist sie unverkennbar T(I)NC, aber man spürt eine Weiterentwicklung, die Musiker scheinen merklich gereift. "Wir haben ja eine lange Pause gemacht, sind zuletzt 2002 getourt. Aber nach drei Jahren on the road brauchten wir eine Pause, mussten einfach mal abschalten", erzählt Strömberg. "Wir haben Urlaub gemacht, haben zu Hause rumgehangen. Und jetzt hatten wir das Gefühl, wieder was machen zu müssen. Wir hatten so viele Ideen, der Drang war wieder da. Und als wir uns dann trafen, war sofort wieder diese Intensität da, alles lief in einem Guss." Und dann trat auch noch Rick Rubin auf den Plan, ein Produzent, den man als Kult bezeichnen muss. Schließlich arbeitete er schon mit Johnny Cash, Slipknot, den Red Hot Chili Peppers, Slayer und Run DMC zusammen. "Wir kannten uns schon, da er schon ein paar Mal bei unseren Shows gewesen ist, aber wir haben nie daran gedacht, mit ihm zu arbeiten. Eines Tages fragte er uns, was wir denn so in der Zukunft vorhaben würden und er gerne mit uns arbeiten möchte. Wir fanden das klasse und so kam es zu der Zusammenarbeit." Die beschränkt sich nicht nur auf den Produzenten-Job, Mister Rubin ist auch der neue Plattenboss der Band. "In Europa sind wir auf Burning Heart, in Amerika auf American Recordings." Der Epitaph-Deal ist damit zum Teil Geschichte, da Epitaph ja immer noch die Hälfte von Burning Heart gehört. Und deren Chef, Brett Gurewitz, war von der Idee mehr als angetan. "Er hat uns gesagt, er fände es toll, wenn wir mit Rubin arbeiten würden. Brett ist ein toller Typ und will nur das Beste für die Bands. Ich habe ihn gerade getroffen und das Album vorgespielt und er fand es klasse. Es gab also überhaupt keinen Streit mit ihm, er unterstützt uns total. Und wer weiß, vielleicht machen wir eine Vinyl-Version auf Epitaph." Die Arbeit mit Rick Rubin war laut Lars "unglaublich! Er ist schon anders. Andere Produzenten wollen ihre Visionen einbringen, die Band nach ihren Vorstellungen formen. Rick ist das genaue Gegenteil. Seine Vision ist die Band! Er möchte das, was wir am besten können und das ist cool. Er hat uns nie gesagt, was mir machen sollen, sondern wollte uns nur zum Besten anstacheln."
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Nicht nur der Produzent ist neu, auch das Outfit hat sich geändert. Die Musiker tragen jetzt schwarze und rote Streifen. "Wir mögen die Idee, dass es mehr als um die Musik geht, auch die Optik ist wichtig. Und die gleiche Kleidung symbolisiert, dass wir eine Band sind!" Nicht neu ist die politische Einstellung. Kommunismus heißt das Zauberwort, "Communist Moon" nur ein Song der Platte. Doch während Anti-Flag zum Beispiel sehr viel großen Wert auf die Texte und laut eigener Aussage weniger auf die Musik legen, sieht das The (International) Noise Conspiracy nicht ganz so eng. "Nein, die Musik ist genau so wichtig, die Kombination muss eben stimmen, es ist eine Art Konzept. Und wenn jemand der eine Teil mehr als der andere gefällt, ist das zwar schade, aber kein Drama. Natürlich finden wir es toll, wenn sich die Fans mit den Lyrics auseinander setzen, aber wenn sie nur die Musik mögen und bei den Shows einfach tanzen möchten, ist das auch cool", gibt sich Lars entspannt. "Schließlich möchten wir eine bessere Welt. Und die können wir niemals bekommen, wenn wir sie nicht aus- und vorleben. In dieser besseren Welt wollen wir Spaß. Also sollen die Leute wenigstens schon jetzt auf unseren Konzerten ihren Spaß haben. Und wenn der aus Tanzen besteht, ist das doch schon mal ein Anfang. Genauso cool ist es, wenn sie sich mit den Lyrics beschäftigen. Es ist uns lieber, wenn die Leute zu uns kommen und sagen, dass sie uns hassen, als wenn sie gar nichts sagen. Wir wollen Reaktionen provozieren, wir wollen, dass die Leute nachdenken." Nun kommen auf T(I)NC-Konzerte sicher meistens Leute, die die Band und auch die Texte kennen. Die wissen, worum es geht und sich bereits ihre Gedanken gemacht haben. Daher sind Plattitüden und große Reden nicht das Ding der Schweden. "Ich liebe es, vor Leuten zu spielen, die uns noch nie gehört haben", sieht Lars es ähnlich. "Aber ich spiele vor jedem. Wir wollen in keine Szene oder uns in einen Rahmen stecken lassen. Eine unserer ersten Touren war zum Beispiel in China und da kannte uns niemand! Aber wir suchten die Herausforderung, wir wollten wissen, was passiert."
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Kommunismus und Kapitalismus - das ist auf den ersten Blick ja doch ein kleiner Gegensatz. Doch auch Kommunisten müssen essen und ihre Miete bezahlen. Denn die von Lars gewünschte "bessere Welt" ist noch keine Realität. "Es ist natürlich wichtig, genug Platten zu verkaufen. Dafür gehen wir einen Kompromiss ein. Wir sind auf einem Major Label, denn American Recordings ist ein Teil eines Majors, wir arbeiten mit einer Booking-Agentur und wir drehen Videos. Das passt auf den ersten Blick nicht mit unserer Aussage und unserer Einstellung zusammen. Aber durch genau diese Dinge erreichen wir viel mehr Leute, können unseren Kampf auf einer höheren Ebene bestreiten. Früher, als es sich noch in der Underground-Szene abspielte, veröffentlichten wir ein paar 7-Inches, heute kann man auf der ganzen Welt unsere CDs kaufen. Wir nutzen also den Kapitalismus, um ihn zu bekämpfen. Wir wissen nicht, was in der Zukunft passiert und ob wir mit unserer Art auf die Fresse fallen, aber wir versuchen es, wir geben unser bestes und denken, wir machen es richtig."
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Weitere Infos:
alt.digitalfarmers.com/tinc/
www.americanrecordings.com/tinc/
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Interview: -Mathias Frank-
Fotos: -Glen Friedman / Mathias Frank-
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Aktueller Tonträger: Armed Love
(Burning Heart/SPV)
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