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PENELOPE HOUSTON
 
Das blasse grüne Mädchen
Penelope Houston
Das könnte hierzulande für Penelope Houston so etwas werden wie ein "heißer Herbst". Mit ihrer letzten "richtigen" Scheibe, "Tongue", hatte sie ja vor allen Dingen alte Fans verprellt. Sogar ihr damaliger Partner in Crime, Chuck Prophet, äußerte sich alles andere als wohlwollend über Penelopes Versuch, das Segment des hippen Pop-Rock mitzubesetzen und der Tiefpunkt war dann sicherlich die Tour zur Scheibe mit Besucherzahlen, die jeder Beschreibung spotteten. Danach hielt es die Plattenfirma dann für notwendig, mit "18 Stories Down" nach "Cut You" den zweiten Semi-Best-Of-Sampler herauszubringen (obwohl Penelope darauf besteht, dass das schon ein Unterschied sei, da die Tracks für "Cut You" neu eingespielt wurden). Doch in diesem Jahr langte Penelope endlich wieder zu. Nicht nur, dass sie sich wieder mit ihrem alten Kumpel aus den Post-Avengers-Tagen, Pat Johnson, zusammen tat und mit "The Pale Green Girl" ihr seit langer Zeit bestes Album herausbrachte: Mit "The American In Me" gibt es nun tatsächlich auch eine offizielle Avengers-CD, (Amerikas erste richtige Punk Band brachte es im Zeitraum ihres Bestehens nämlich nur auf eine EP) und zuguterletzt legt sie mit "Snapshot" noch eine Ergänzung zu "Pale Green Girl" in Form einer 5-Track EP mit obskuren Cover-Versionen (Robbie Robertson, Colin Blunstone etc.) nach. Und: Jetzt kommt sie auch wieder auf Tour mit ihrer "bisher lautesten Band" (wie es auf der Website heißt), den Maydays - was im Prinzip Pat Johnson und seine Jungs sind.
"So laut sind die nun auch wieder nicht", erklärt Penelope abwehrend, "die Avengers waren lauter." Nun ja: Und die Band mit Chuck Prophet und Stephanie Finch war auch nicht gerade leise, das stimmt schon. Wir bitten Penelope, ein wenig erklärende Ordnung in den ganzen Overkill zu bringen (zusätzlich zu o.a. gibt es nämlich auch noch eine Art Avengers-Re-Union). "Also was passiert war, ist folgendes", erklärt Penelope, "'Tongue' war meine letzte Scheibe mit WEA. Ich habe danach für ungefähr ein Jahr einige Sachen für mich selber gemacht. Da hatte ich natürlich ein geringeres Budget als mit WEA. Ich habe dann die Sachen verschickt - wie man das so macht. Wie es der Teufel wollte, war WEA interessiert. Ich sagte 'super - bringt sie doch raus' - dann stellte sich indes heraus, dass sie eine Best-Of Scheibe mit ein paar neuen Stücken und - anders als bei 'Cut You', wo wir ältere Tracks neu eingespielt hatten - auch mit alten Stücken machen wollten. Nun ja, so ist das eben manchmal. Was jetzt die Avengers betrifft: Da gibt's die neue Scheibe - einige 'wiederentdeckte' Studio-Tracks und vor allen Dingen Live-Aufnahmen von '77 / '78. Wir sind jetzt auch wieder als Avengers aufgetreten. Es war aber keine wirkliche Re-Union, weil wir einen neuen Bassisten und Drummer haben - aber der Original Gitarrist, Greg Ingraham, ist dabei." Warum macht man denn so was? Das Thema galt doch als abgehakt. "Ach weißt du, der Anlass war die neue Avengers-Scheibe. Die Leute haben mich immer gefragt, ob wir nicht mal wieder auftreten wollten. Wir haben in San Diego und Los Angeles gespielt. Dann werden wir hier in San Francisco sowie in Seattle und Portland auftreten. Man hat uns schon gefragt, ob wir nicht nach Europa kommen sollen - aber das kann ich nicht garantieren." Das hört sich ja an, als sei da ein gewisser Bedarf? "Ja, und es zeigte sich, dass da auch eine ganze Menge junge Leute zu den Konzerten kamen, die Punk gerade für sich entdecken. Sie wollen wohl wissen, wie die klassischen Punk-Alben klangen." Wie fühlt man sich denn heutzutage in einer Band, die vor fast 30 Jahren aktiv war? "Es macht - offen gestanden - Spaß", gibt Penelope zu, "es ist ja auch so, dass die Texte ziemlich politisch waren. Und das sind ja heute wirklich geeignete Zeiten, sich politisch zu äußern. Es gibt ja so viel zu kommentieren. Da gibt es so viel, was Amerika tut, was nicht in Ordnung ist und viele Leute sind darüber auch aufgebracht. Nicht nur hier, sondern in der ganzen Welt. Es ist eine gute Zeit für Musiker. Die Texte sind jedenfalls leicht auf die heutige Zeit zu übertragen." Wie wird das denn allgemein aufgenommen? "Nun, da wir in der Bay-Area von San Francisco leben, ist es sowieso etwas anderes, denn das ist ja eine der liberaleren Gegenden in unserem Land. Ich würde sagen, dass die Öffentlichkeit durchaus mit meiner Position übereinstimmt. Was Musik im allgemeinen betrifft, so wäre es aber wahrscheinlich sehr, sehr schwierig, etwas mit einem politischen Inhalt im Radio unterzubringen. Weil das Radio monopolisiert ist - mal abgesehen vom College-Radio. Wir werden also keine politischen Songs in den Top Ten hören. Aber ich denke, dass Musiker auf allen Ebenen bereit sind, Stellung zu beziehen und sich zu äußern. Es geht z.B. ja auch darum, die Leute zum wählen zu bewegen..."
Kommen wir aber noch mal zur neuen Scheibe: Das Cover der aktuellen Scheibe zeigt die Musiker im Look eines 60er Jahre Plakates und das Ganze wird uns als Soundtrack zu einem Film verkauft. Nicht, dass es einen solchen tatsächlich gäbe, wie uns Penelope erläutert: "Nein, das ist ein imaginärer Film", lacht sie, "der Art Director, Patrick Roques, der auch mein Ehemann ist, hörte die Scheibe als Soundtrack - aber da gibt es keinen richtigen Film. Wir warten noch drauf, dass ein Film gemacht wird. Einer der Songs basiert allerdings auf einer Filmfigur - Joanne Woodward in dem Tenessee Williams Stück 'The Fugitive Kind' [mit Marlon Brando]. Sie ist das blasse grüne Mädchen." Es gibt auf der Scheibe eine Cover-Version - John Cales "Buffalo Ballet" - die auch schon auf "18 Stories Down" zu finden war. Was ist der Grund hierfür? "Es ist ein Song, den ich immer sehr mochte - das Feeling des Songs", erklärt Penelope, "es ist nämlich oft so, dass, wenn man Cover-Versionen ausprobiert, das überhaupt nicht funktioniert. Bei dem John Cale-Stück war das anders. Es gefiel mir, diesen Song zu singen. Das hatte übrigens nichts mit dem Text zu tun. Mich erinnerte der Refrain - 'sleeping in the midday sun' - zunächst an ein Wiegenlied. Das ist der Grund, warum es am Ende der Scheibe zu finden ist. Erst als ich mir dann den Text angeschaut habe, realisierte ich, dass es ein Song über die Zerstörung des amerikanischen Westens ist und die Zerstörung der Ressourcen ist. Das passte zu dem, was ich in der Vergangenheit gemacht habe: Milde Songs mit düsteren Texten zu schreiben. Der Piano Part bei dieser Version stammt übrigens von Pat Johnson." Mit Pat verbindet Penelope ja eine lange Geschichte, nicht? "Wir haben bereits auf 'Birdboys' [Penelopes erster Solo-Scheibe] begonnen zusammenzuarbeiten. Er ist dann weggezogen, aber zwischenzeitlich haben wir immer mal wieder zusammen gefunden - z.B. für 'Crazy Baby' [ein vergriffenes RTS-Mail-Order-Album]. Nach 'Cut You' habe ich dann wieder begonnen, mit ihm zusammen zu schreiben und es entstand 'Grand Prix', ein Song für 'Tongue'. Als wir diesen Song geschrieben hatten, wurde mir klar, dass ich meine Stilrichtung ein wenig ändern müsste. Pat und ich haben dann viel für 'Tongue' zusammen geschrieben. Danach sind wir zusammengeblieben. Wir haben eben auch eine Cover-EP namens 'Snap Shot' gemacht." Auf "Pale Green Girl" befindet sich auch noch das Stück "Hole", das Penelope mit Chuck Prophet geschrieben hat. "Das ist nach 'Tongue' entstanden", erinnert sich Penelope, "es gibt davon auch noch eine andere Version. Chuck hatte daraus diese seltsame Country-Version gemacht. Ich mag ja lieber die, die jetzt auf der Scheibe ist."
Wenn man sich die CD jetzt mal so anhört und das Artwork betrachtet, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dies Penelopes Hommage an die 60s ist, oder? "Es ist eher Pats Version von den 60s", meint sie, "es gibt definitiv einige Referenzen. Pat ist ein riesiger Musik-Sammler und Fan. Wir haben es auch absichtlich so angelegt. Das hat nämlich Spaß gemacht." Und was wollte Penelope selber mit dieser Scheibe erreichen? Was war der Master-Plan? "Ich arbeite nicht mit Master-Plänen", lacht Penelope, "ich bin eher jemand, der die einzelnen Songs betrachtet. Generell würde ich sagen, dass ich eine Möglichkeit suchte, die Inhalte der Texte auf eine möglichst direkte Art rüberzubringen. Die Songs, die düstere Texte hatten, sollten auch düster klingen. Da ich nicht mehr auf einem Major war, brauchte ich mir auch keine Gedanken um eine Single zu machen. Das wird dort nämlich immer verlangt. Es war also weniger ein Masterplan, sondern der Versuch, jeden Song in seinem eigenen Format umzusetzen." Dazu passt ja sicher auch, dass Penelopes Gesang immer sehr präsent, klar und ungekünstelt ist, nicht wahr? Sogar bei den Avengers (und das war eine Band, die in kleinen Punk-Schuppen oder als Support für die Sex Pistols spielte) konnte man die Texte stets gut verstehen. "Nun, ich schreibe ja die Texte fast alle selber, also möchte ich auch, dass sie verstanden werden. Ich mag es nicht, mir Musik anzuhören, wenn man die Texte nicht verstehen kann. Warum machen die so was? Dann könnte man ja auch bloß Noten singen. Texte sind immer wichtig. Ich will die Stories hören." Und was ist mit der Musik passiert? Die neue Scheibe klingt ja wieder mal total verschieden von dem, was wir zuletzt von Penelope zu hören bekamen. Was kommt denn als nächstes? "Nun, ich werde kein Heavy Metal machen", überlegt Penelope, "ich denke, wenn es gelänge, den Punk Rock Sound mit meinen akustischen Sachen zu kombinieren, das könnte meine nächste Scheibe sein. Es ist schwer zu sagen. Ich finde ja auch immer, dass meine Scheiben sehr unterschiedlich klingen. Wenn sie herauskommen, dann stelle ich aber doch immer wieder fest, dass der Rest der Welt sie anders hört. Wenn es einen Song mit einer Mandoline oder akustischen Gitarre gibt, dann bekommst du immer zu hören, das sei Folk-Rock. Es ist schon irgendwie lustig, dass ich immer verschiedene Sachen in meiner Musik höre und andere Leute nicht. Da bin ich ja schon mal froh, dass du auch Unterschiede hörst. Es ist vermutlich mein Gesang, der alle die verschiedenen Sachen zusammenhält." Was können wir denn auf der anstehenden Tour erwarten? Immerhin ist Pat Johnson ja z.B. auch ein Jazz Fan. "Nun, soweit wird es nicht kommen", meint Penelope, "es ist eine elektrische Band, es gibt keinen Keyboarder, sondern zwei Gitarristen - von denen einer eine semi-akustische Gitarre spielt. Pat spielt ab und an Mandoline und ich werde wieder Autoharp spielen. Die habe ich übrigens auf der neuen Scheibe als einziges auf 'Buffalo Ballet' gespielt - da war sie aber verzerrt, was ziemlich interessant klingt."
Weitere Infos:
www.penelope.net
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigabe-
Penelope Houston
Aktueller Tonträger:
The Pale Green Girl
(DBK Works/Edel Contraire)
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