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Interview-Archiv

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DIE GRÄTENKINDER
 
Jenseits von Harxbüttel
Die Grätenkinder
Manche Bands gefallen einem ja schon aufgrund des Namens. So auch die Grätenkinder, die nun ihr zweites Album herausbringen. Es nennt sich "Serviervorschlag" und erscheint auf dem renommierten Kölner Label Tumbleweed. Aufgenommen wurde das Ganze in den Berliner Radio Buellebrueck Studios unter der Regie von Tobias Siebert, wo auch schon Samba, Virginia Jetzt! oder Delbo zugange waren. Herausgekommen ist ein Album, das die Grätenkinder in die erste Liga des deutschsprachigen Indiepops katapultieren dürfte. Und weil wir endlich mal wissen wollten was Schnarrock ist, baten wir die Band zum Interview.
Was ist eigentlich "Schnarrrock"?

F.C.C.: Für's Herz bedeutet Schnarrrock: Das Glück hört nie auf. Für den Kopf bedeutet Schnarrrock: Der Kopf längst in der Dusche und der Arsch schon auf dem Klo. Für Musik bedeutet Schnarrrock: Eine Beleidigung für Rockprofis und auf der politischen Ebene ist Schnarrrock eine antifaschistische Aktion.

"Serviervorschlag" erscheint beim renommierten Kölner Label Tumbleweed. Wie kam der Kontakt zustande?

J.: Ich habe Michael von Tumbleweed über grafzahl kennengelernt. Wir waren einige Male in Köln unterwegs (er ist übrigens sehr trinkfest).
C.: Tumbleweed war von allen angefragten Labels das erste, das überhaupt von sich aus eine Reaktion gezeigt hat und ehrlich gesagt auch das einzige, das wirklich begeistert war von unserer Musik.

Auch aufgenommen wurde die Platte erstmals auswärts, nämlich in Tobias Sieberts (Delbo, Klez.e) Studio in Berlin-Pankow, wo auch schon Virginia Jetzt! und Samba aufgenommen hatten. Wie war die Zusammenarbeit? Wo liegen die Unterschiede zu Eurem alten "Homercording"? Wo sind die Unterschiede zwischen Berlin und Harxbüttel?

J.: Die Zusammenarbeit mit Tobi war großartig, ich will da wieder hin. Ich glaube Delbo ist die freundlichste Band der Welt.
H.: Tobi hat sein Studio halt wirklich als Beruf und hat auch schon viele Platten aufgenommen. Deshalb hat er wesentlich bessere Technik und weiß damit auch umzugehen. Das klingt schon besser, als mit 8-Spur im Übungsraum aufzunehmen, ohne Technik und Ahnung. Aber das Wichtigste ist: Tobi ist kein Mucker. Er guckt, wie wir spielen und akzepiert das. Er nörgelt nicht an unserer Technik herum oder so, sondern sieht die Lieder im Ganzen und versucht sie möglist gut aufzunehmen.
C.: Dazu kam noch Tobis beruhigende Art, auf uns einzuwirken, wenn wir uns nicht einig waren. Er war dann sowas wie der Schiedsrichter.
F.C.C.:Der Unterschied liegt ganz einfach darin, dass sich die neuen Aufnahmen leise jetzt genauso gut anhören, wie laut. Das war vorher nicht der Fall.
A.: Einige Lieder haben wir aber auch in Eigenregie aufgenommen. Da könnte man ja mal testen, ob man das raushören kann...

Einige eurer Stücke erinnern, besonders vom Gesang her, an grafzahl. Wo liegen eure musikalischen Wurzeln?

C.: Findest du? Ich finde gar nicht, dass das so ähnlich klingt. Aber ich habe grafzahl sehr gern und es kann natürlich gut sein, dass man das in einigen Texten wiederfindet. Beim Schreiben vom "Kein Would im If-Satz"-Text ging mir zum Beispiel die ganze Zeit die Zeile "kann nicht schlafen, bin schon wieder aufgewacht" von grafzahls "Honigbienenmann" im Kopf herum. Und deshalb reimen sich darauf jetzt zwei Zeilen bei "Kein Would im If-Satz", die auch vom nicht schlafen können handeln. Die Frage nach den musikalischen Wurzeln ist schwierig, weil wir alle sehr viel unterschiedliche Musik hören. Wir haben schon eine breite Schnittmenge irgendwo um Punk- und Indierock, aber das ist noch lange nicht alles.
A.: Meine musikalischen Wurzeln sind Rolf und seine Freunde...

Momentan wird wieder sehr kontrovers übers Deutsch singen diskutiert. Stand Englisch für euch jemals zur Debatte?

C.: Es ist keine bewusste Entscheidung, deutschsprachige Texte zu machen. Das kommt automatisch. Ich finde es merkwürdig, wenn jemand krampfhaft versucht, englisch zu singen, obwohl man genau merkt wie sehr holprig das klingt. Andererseits ist es meiner Meinung nach auch absoluter Quatsch, Deutsch-Quoten im Radio einzuführen oder so. Und wirklich bedenklich wird es, wenn Bands sich vor diesen "Deutschland ist wieder wer!"-Karren spannen oder spannen lassen. Da halten wir es lieber mit den Sternen und ihrem "Ich scheiß auf deutsche Texte", oder dem guten alten "Halt's Maul Deutschland!" der Kolossalen Jugend.
F.C.C.: Sprache ist ein Bestandteil der Identität und gerade deshalb darf man dieses Feld nicht denen überlassen, die es mit Sachen wie Deutschland, Nation, Patriotismus, Ehre und so weiter füllen.

Besonders fällt auf "Serviervorschlag" die verstärkte Nutzung von Keyboards in eurem Sound auf. Könnt ihr euch vorstellen in Zukunft noch mehr Richtung Elektronik zu gehen?

H.: Anne spielt schon seit der ersten Probe Orgel. Das ist also total oldschool. Es ist lustig, dass du das jetzt modern interpretierst, denn wir mussten uns auch schon mit Retro-Vorwürfen rumschlagen, weil wir eine alte Vox-Orgel und einen Lesley-Nachbau (beides Baujahr zwischen 1960-80) benutzen.
C: Und Anne weigert sich auch, modernere Keyboards zu benutzen.
H.: Höchstens Klavier oder Cembalo kämen noch in Frage...
A.: ...Melodica und Trautonium gingen auch noch... nee, ich würde auch gute neue Keyboards benutzen, aber für sowas geb ich doch kein Geld aus!
J.: Ohne Orgel wären die Grätenkinder nicht mehr die Grätenkinder. Proben ohne Anne ist wie paddeln ohne Wasser, oder Flori?
F.C.C.: (lacht) hehe.

Ist es zuviel interpretiert, wen man im Song "Winnipeg" eine Hommage an die Weakerthans sieht?

C.: Das ist genau richtig interpretiert. Die Platte "Left And Leaving" ist meiner Meinung nach das beste Album, das seit der Auflösung der Beatles überhaupt gemacht wurde. Ich bewundere John K. Samsons Texte. Und live sind die Weakerthans einfach unglaublich.
F.C.C.: Ich hab den Text nicht geschrieben, aber ich denk dabei eher an Propagandhi, die eine meiner Lieblingsplatten gemacht haben.
C.: Aus Winnipeg kommen eine ganze Menge gute Bands. Painted Thin oder Sixty Stories zum Beispiel auch.

Ihr habt die Songs der neue Platte nun bereits bei wenigen Live-Terminen vorgestellt. Wie war die Resonanz?

H: Bei wenigen? Manche der Lieder sind schon fast drei Jahre alt und seitdem auf fast allen Konzerten gespielt worden. Die Platte ist ein Überblick über das was sich seit der letzten CD angesammelt hat. Wir schreiben unsere Lieder ja nicht extra für ein Album, sondern immer so nebenbei. Und wenn eins fertig ist kommt es auch gleich ins Liveprogramm. Die Reaktionen reichen meist von euphorisch bis desinteressiert...
J.: Ich bin immer euphorisch.
(eingespielte Lacher vom Band)

Weitere Infos:
www.graetenkinder.de
Interview: -Carsten Wilhelm-
Foto: -Pressefreigabe-
Die Grätenkinder
Aktueller Tonträger:
Serviervorschlag
(Tumbleweed Records/Broken Silence)
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